• Andacht & Adrenalin

    September 19 in France ⋅ ☀️ 32 °C

    Nach einer ausgiebigen Dusche (endlich wieder richtig sauber – nicht nur so halbherzig zwischen Tür und Angel) und der nötigen Körperpflege gönne ich mir einen feinen Kaffee. Rolf nippt zufrieden an seiner Ovi, wie immer mit der Gelassenheit eines Mannes, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Die Sonne lacht, das Wasser glitzert – ein Morgen wie aus dem Bilderbuch.

    Doch unsere Fahrt führt uns an einen Ort, der gar nicht so leicht verdaulich ist: Omaha Beach. Schon der Name macht still. Heute hört man Möwen kreischen, Kinder buddeln im Sand, Wellen rollen seelenruhig an Land. Doch am 6. Juni 1944 war hier alles anders: D-Day. Chaos, Mut, Tod. Wenn man da steht, auf die Dünen schaut und das Meer so friedlich daliegt, wirkt es fast unwirklich. Das Meer ist andächtig, als hätte es den Lärm und die Schreie verschluckt und nur die Erinnerung zurückgelassen.

    Und doch frage ich mich: Haben wir Menschen wirklich aus den Fehlern gelernt? Oder drehen wir bloss wieder neue Runden in denselben alten Mustern? Ich bin froh, in der Schweiz geboren zu sein. Aber stolz? Das fällt mir schwer. Wir sagen immer, wir seien neutral. Aber neutral bedeutet oft einfach, dass wir für nichts so richtig einstehen. Helfen vor Ort? Schwierig. Ausländer hier? «Lieber nicht.» Waffen liefern? «Wir sind ja neutral.» Und das Geld? «Das muss i de Schwiiz blibe.» Manchmal frage ich mich, ob wir uns da nicht einfach elegant aus der Verantwortung stehlen.

    So fahren wir schweigsam weiter, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Ein Stellplatz zum Wasser auffüllen, ein kurzer Halt, und dann rollen wir bei bestem Wetter bis nach Le Mans.

    Und da – zack! – kippt die Stimmung. Dieses Wochenende: LKW-Rennen auf der legendären Rennstrecke! 🚛💨 Was für ein Spektakel! 🤩🤣🤪
    Laute Musik aus dem Camper nebenan, der andere fuchtelt mit einem Kompressor für sein Zelt, und das Ganze bei 32 Grad im Schatten. Richtiges Rennfeeling – einfach in Camper-Version. 🥳😎

    Von andächtiger Stille am Omaha Beach zu dröhnenden Motoren und Partylaune in Le Mans – unsere Reise zeigt uns wieder einmal, wie nah Nachdenklichkeit und Lebensfreude beieinanderliegen. Und Knutschi? Der steht mittendrin, froh, dass er nicht selbst an die Startlinie muss… sonst wär er wohl schon nach der ersten Kurve ausser Atem. 🤭🚐💨
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