• Ebbe, Flut & ein Stein voller Geschichte

    September 22 in France ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute war wieder einer von diesen Tagen, an denen Knutschi zuerst mit Nahrung und Saft versorgt werden wollte. Ohne das geht ja bekanntlich gar nichts, weder für uns, noch fürs Wohnmobil.

    Nach der Pflicht kam die Kür: wir tuckerten nach Lessunus, einem kleinen Stellplatz direkt am Strand. Perfekt, um die Füsse in den Sand zu stecken und die Gedanken einfach treiben zu lassen.

    Und was für ein Schauspiel die Gezeiten hier bieten! Zuerst konnten wir noch weit, weit über den Sand spazieren, fast wie auf einer endlosen Bühne. Und ein paar Stunden später – zack – alles weg. Kein Sand mehr, nur noch Wasser bis zum Horizont. Echt eindrücklich, wie das Meer hier sein eigenes Drehbuch schreibt.

    Die Sonne und die Wolken spielten dazu ihr ewiges „Jetzt bin ich da – jetzt bin ich weg“-Spiel. Mal warm, mal kühl, aber insgesamt einfach gemütlich.

    Und dann, mitten in dieser Idylle, stolpern wir über einen riesigen Stein. Also nicht einfach ein Brocken, den die Flut hierhergespült hat, sondern ein alter Menhir mit einer ziemlich dramatischen Geschichte. Darauf eingemeisselt: 1797 strandete hier das französische Kriegsschiff Les Droits de l’Homme – im Sturm zerschellt, rund 600 Seeleute fanden den Tod. Nur wenige überlebten, einer davon kam über 40 Jahre später zurück und liess diesen Stein mit einer Inschrift versehen. „A Deo vita, spes in Deo“, steht da: „Das Leben kommt von Gott, die Hoffnung auch.“

    Da steht man also am Strand, zwischen Ebbe und Flut, schaut auf diesen Stein und denkt: ja, wir haben’s gut mit Knutschi. Unser grösstes Risiko ist höchstens, dass wir im Sturm ein bisschen schaukeln, aber nicht gleich mit dem ganzen Leben zahlen müssen.

    Jetzt, um 18 Uhr, ist das Wasser am höchsten Punkt angekommen. Ich geh dann mal rein (nein, nicht baden, in die Küche 😉) und zaubere uns was Feines zum Znacht.

    So klingt unser Nachmittag am Meer langsam aus, ganz entspannt, mit dem Rhythmus der Gezeiten im Takt.
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