• Kitschig schöner Tag am Ende der Welt

    September 23 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Heute Morgen war schon alles so perfekt, dass man es fast nicht aushalten konnte: Sonne, blauer Himmel, Meer vor der Nase und dazu unser Morgenkafi. Ehrlich, schöner wird’s nümme...

    Wir packen zusammen und fahren los. Unterwegs noch schnell entsorgen (ja, auch das gehört halt zur Romantik des Camperlebens). In Poulgoazec gefällt es uns so gut, dass wir Knutschi kurzerhand auf dem Stellplatz parkieren und zu Fuss ins Städtchen schlendern. Und dort staune ich nicht schlecht: das Meer zieht sich zurück, Ebbe kommt. Und plötzlich beginnt das Spektakel: die Fische schwimmen schwarmweise mit dem ablaufenden Wasser hinaus. Man sieht richtig, wie sie vom Grund aufsteigen, kurz an die Oberfläche schiessen und dann einfach oben weiterschwimmen, als wären sie zu spät zur Klassenfahrt und müssten rennen. Ich habe sowas noch nie gesehen – gratis Naturkino, erste Reihe!

    Dann geht’s weiter, und unser eigentliches Ziel heisst heute Point du Raz. Dieser felsige Zipfel wird auch „Penn ar Bed“ genannt – das Ende der Welt. Andere sagen, er sei die Antwort der Bretagne aufs Nordkap. Klingt schon mal gross, oder?

    Die Zufahrt mit Knutschi war dann eher nicht so gross. Die Schranke rechts? Eng. Die Schranke links? Noch enger. Resultat: ein paar neue Kampfspuren am Spiegel und am GFK. Knutschi nimmt’s gelassen – wir auch. Gehört wohl einfach zu seiner Abenteuer-Biografie.

    Wir schnappen Turnschuhe und Sonnenbrille und marschieren los. 15 Minuten später merken wir, dass der angepeilte Leuchtturm gar keiner ist – sondern eine Radaranlage vom Militär. Tja, Romantik muss man sich hier draussen auf den Klippen selber basteln. Und das tun wir! Wir klettern über schmale Trampelpfade, immer weiter hinaus, bis wir auf einem Aussichtspunkt landen, der uns fast den Atem raubt: tobende Strömungen, zwei Leuchttürme draussen im Meer, Farben wie auf einer Postkarte. So kitschig schön, dass man meint, jemand hätte die Landschaft gemalt.

    Natürlich knipsen wir wie wild Fotos und sitzen dann einfach da und staunen. Neben uns nur ein einheimischer Fotograf, und ein Franzose, der verzweifelt den Weg sucht. Rolf erklärt ihm, wie man da hinkommt und schwupps, sind wir die offiziellen Guides am „Ende der Welt“.

    Zurück bei Knutschi haben wir uns ein Essen verdient: Fish ’n’ Chips und Muscheln, draussen in der Sonne. Sehr fein! Danach noch ein Stück weiterfahren, bis wir an einem Stellplatz mit Dünenstrand landen. Klar, dass wir da nochmals runter müssen – über die Sanddünen auf einen riesigen, flachen Strand. Wow. Einfach wow.

    Und als wäre der Tag nicht schon kitschig genug, gehen wir am Abend noch in eine kleine Kapelle gleich unterhalb von Knutschi. Drinnen probt gerade ein Chor, wir setzen uns hin und hören zu. So schön, so unerwartet, so berührend.

    Zurück bei Knutschi sind wir voll mit Eindrücken, leicht müde, aber vor allem glücklich. Manchmal ist das Leben unterwegs einfach – kitschig schön.
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