• Regentag in Toul in Frankreich

    2 de março de 2020, França ⋅ 🌧 6 °C

    Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischend, Wind fordert heraus, Schnee macht fröhlich; im Grunde gibt es kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter.

    Es ist 9.15 Uhr als wir den Platz in Mendig verlassen. Die Sonne zeigt sich als zaghafter gelber Streifen am Horizont, die aber gegen die fast geschlossene Wolkendecke keine Chance hat. Wir haben sehr gut geschlafen, und es war ausgesprochen ruhig. Am Abend waren es fünf Mobile, die hier genächtigt haben.
    Über die Landstraße geht es zur A48. Dabei können wir rechts und links noch einen Blick auf die Steinbrüche werfen, in denen der Lavabasalt abgebaut wird . Es ist eine ganz schön bergige Gegend. Wir sind halt in der Vulkaneifel, einem Landstrich, dem wir bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben.
    Als heutiges Etappenziel ist Toul in Frankreich geplant . Dafür sind wieder gut 300 km zurückzulegen und wir hoffen gegen Mittag anzukommen, um noch ein wenig die Gegend erkunden zu können.
    Aber zunächst geht es wie auf einer Achterbahn durch die Eifel. Bis auf 590m hoch. Beim Blick auf den Bordcomputer halte ich kurz die Luft an, denn wir verbrauchen gerade knapp 30 l auf 100 km. Beim Runterfahren in die nächste Senke kann ich wieder ausatmen, der Verbrauch ist auf 2 l gefallen. Ein winziger Vorgeschmack auf die spanische Bergwelt. Aber hoffentlich liegen dort keine Schneereste mehr, wie hier in der Eifel. Weiter geht es auf der A1 Richtung Trier und Luxembourg. Und es wird heller. Die Sonne scheint, und mein Michael meint, da wo die Sonne scheint, müsste doch schon Spanien sein. Der Scherzkeks!
    Wir überqueren die Mosel bei Trier. Meine Güte, hat die zugelegt und sich nach beiden Seiten ausgedehnt! Ohne Rücksicht auf Bäume, Wiesen und Felder.
    Weiter geht es auf der A64 und auf der A31
    Kurz vor der französischen Grenze fahren wir an eine Tankstelle, um den Dieseltank wieder zu füllen. 1,08 Euro für den Liter Diesel ist doch ein überzeugendes Argument. Wir freuen uns über eine leere Zapfsäule. Erst als wir davor stehen, bemerken wir, warum dort niemand tankt. Kartenzahlung! Na, das ist doch nicht unsere erste französisch sprechende Tanksäule, der wir Diesel abgeluchst haben. Klappt auch alles prima.....nur den Wechsel des Zapfhahns mag die Säule nicht. Michael hat versehentlich zum Premium-Diesel gegriffen . Also alles wieder von vorn, Karte einstecken.....usw.
    Aber es übt ungemein ;-).
    Ab Metz hat sich der Himmel wieder zugezogen und verbreitet Tristesse, an der auch die blühenden Narzissen und die schönen alten Gebäude nichts zu verändern mögen. La Mossella, die häufig auftaucht, hat einiges unter Wasser gesetzt. Kurz vor Pont- a- Mousson setzt Regen ein und hängt sich wie eine Klette an uns. Es regnet in Strömen, als wir die Autobahn verlassen und in das 5 km entfernte Toul fahren.
    Toul  ist eine französische Stadt mit knapp 16000 Einwohnern im Departement Meurthe et Moselle. Von weitem können wir schon den Festungswall von Vauban und die Kathedrale Saint-Étienne sehen. Wenig später führt eine Sackgasse von der Durchgangsstraße zu einem kleinem Park am Rand des Festungsgrabens. Direkt am Park mit Blick auf die Festung befindet sich der asphaltierte Stellplatz mit Strom und V+E. Sieben Euro kostet hier die Nacht, und man ist mit wenigen Schritten über einen Fußweg in der historischen Altstadt und in der Festung. Wir entscheiden uns für den Eckplatz, koppeln schnell den Hänger ab und schieben ihn in die Parzelle, das Wohnmobil rückwärts davor, ankoppeln und schon stehen wir wieder reisefertig. Das Ganze hat keine 5 Minuten gedauert , aber es hat gereicht, um ziemlich nass zu werden. Es zeigt sich wenig später, dass der schöne Eckplatz einen entscheidenden Nachteil hat: die Platane neben uns verhindert die freie Sicht zum Satelliten. Aber wer braucht denn Fernsehen, wenn man dem kontinuierlich fallenden Regen zu schauen kann? Kurz überlegen wir weiterzufahren, aber die Regenfront reicht bis ans Mittelmeer. Da ist ein Städtchen wie hier nicht die schlechteste Wahl.
    Es regnet weiter ununterbrochen. Am Nachmittag lasse ich Regen-Regen sein, verpacke ich mich wasserfest und gehe auf Entdeckungstour. Mit wenigen Schritten bin ich an einem kleinen Hafen. Im Wasser liegen die Schiffe noch im Winterschlaf und träumen vom Frühling. Ein Fußweg führt zur Zitadelle. Das Wasser steht hoch auf dem Weg und in kürzester Zeit habe ich nasse Füße und Schlamm verschmierte Schuhe. Durch einen Tunnel gelange ich in die Altstadt. Schmale, enge Straßen und alte Häuser trotzen dem Regen. Aus defekten Regenrinnen fällt das Wasser auf die Straße und trifft vorbei eilende Passanten mit einem Schwall. Ich gelange ins Zentrum . Viele kleine Läden, Bars und Cafe laden mich ins Trockene ein. Aber ich laufe zur Mosel. Eine Doppel-Schleuse ist in Betrieb. Schöne Spazier- und Radwege führen entlang der Mosel. Heute liegen sie verwaist im Regen.
    Das Wasser steht sogar auf der Fahrbahn, und die Autos spritzen bis auf den Bürgersteig. Langsam bin ich nicht nur nass, sondern auch kalt. Ich laufe zurück ins Zentrum und kehre auf einen Kaffee ein. In der kleinen Bar ist nicht viel los. Ein paar Männer sitzen vor ihrem Bier. Neuankömmlinge werden mit Küsschen begrüßt. Der Virus scheint hier noch nicht für Aufregung zu sorgen. Aufmerksam verfolge ich die Gespräche zwischen der Wirtin und ihren Gästen und freue mich tierisch, dass ich doch noch so viel verstehen kann mit meinem Schulfranzösisch. Nachdem ich mich etwas aufgewärmt habe, geht es zurück zum Wohnmobil, aber nicht ohne vorher noch ein französisches Baquette mitgenommen zu haben. Darauf freuen wir ins immer, wenn wir in Frankreich sind. In meiner Abwesenheit hat Michael das Wohmobil umgefahren. Es gab noch zwei Plätze für große Mobile, die wir beim Kommen nicht gesehen haben. Jetzt gibt es auch Fernsehen. Mit uns nächtigen noch zwei Mobile auf diesem Platz. Der wirklich schön ist.....wenn der Regen nicht wäre.
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