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  • Day 2

    Jachthafen Beerta

    March 22, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 7 °C

    Wir sind mal wieder die Letzten, die am Morgen den wirklich schönen Platz in Erica verlassen. Unsere drei niederländischen Nachbar-Wohnmobile, die sich doch noch im Laufe des Nachmittags eingefunden haben, sind schon "On the Road again". Aber wir haben keine Eile. Wir wollen nicht weit und das Wetter muss auch noch in die "Puschen" kommen. So haben wir nicht nur ausgeschlafen, sondern auch ganz in Ruhe gefrühstückt, so nach dem Motto:" Falls das Leben eine Reise ist, machen wir sie erster Klasse". Gestern Abend habe ich meinen Mann noch in höchste Aufregung versetzt, weil ich bei dem Versuch mit einer Grillzange, die in den Heizungsschacht gefallenen Salzstangen herauszufischen, solchen Lärm gemacht habe, dass ich ihn aufgeweckt habe. Aber auch er konnte die abtrünnigen Stangen nicht wieder herausholen. Das müssen wir heute mal in Ruhe über die Aussenklappen versuchen. Jetzt aber erst einmal losfahren.
    Gegen 10. 30 Uhr sind wir dann unterwegs.
    Unser Ziel für heute ist der Jachthafen in Beerta, ungefähr 90 km entfernt. Beerta liegt 5 km hinter Winschoten, etwa auf der Höhe des deutschen Weener, nicht weit von der deutsch- niederländischen Grenze. Den Stellplatz im Hafen von Winschoten haben wir vor einigen Jahren schon getestet und für gut befunden, deshalb wird dieses Mal Beerta ausprobiert. Obwohl wir bereits wissen, dass die zierliche Holzbrücke auch Womos über 3,5 t erträgt, ist es schon ein wenig Nervenkitzel darüber zu fahren, um auf den Stellplatz zu kommen. Und wer sagt, dass man dann einfach rechts abbiegen kann? Viel zu eng. Also einmal über den angrenzenden, leeren Parkplatz fahren und dann geradeaus in den Hafen einfahren. Zwei Mobile stehen bereits dort. Wenn man das Gras unter dem einen Womo betrachtet, steht das dort schon länger. Wir fahren auf einen der Logenplätze in der ersten Reihe mit Blick auf die dort dümpelnden Boote. Im Sommer sicher ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Räder stehen kaum, da kommt er mit einer Schubkarre um die Ecke, um uns zu begrüßen: der Hafenmeister Jürgen. Er notiert unser Nummernschild und gibt uns unzählige Tipps sowie Rad- und Speisekarten der Umgebung. Ein wirklich freundlicher Empfang. Ich glaube, der Jürgen hat sich gefreut, dass mal wieder jemand vorbei gekommen ist.
    Wenig später stelle ich mir meine Walkingrunde anhand der Fahrradknotenpunkte zusammen . Und schon geht es los. Zunächst inspiziere ich den Kleintierzoo im angegliederten Speeltuin (Spielgarten) gegenüber. Das Hängebauchschwein kommt ganz interessiert aus seinem Modder (das ist übrigens das niederländischen Wort für Schmutz, Dreck), aber als es merkt, dass ich nicht zu fressen bin, zieht es enttäuscht wieder ab. Die Alpaka klimpern mit ihren großen Augen und kommen aufgeregt näher, und der Pfau schlägt doch glatt ein Rad für mich, mangels anderer Zuschauer. Der angrenzende Abenteuerspielplatz ist etwas verwaist. Aber das Ganze ist schon einen Oma -Opa- Enkelkind-Tripp mit dem Womo wert.
    Ich laufe entlang des Kanals und dann weiter Richtung Finsterwolde und Blauwestad. Dabei komme ich an der Kirche von Beerta vorbei und staune. Hier hat der Architekt den Kirchturm von der Kirche getrennt und separat gebaut. Die Frage nach dem "Wieso" beschäftigt mich noch eine ganze Weile, bis die kleinen Häuser des Veenweij meine ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken. In dieser Siedlung sind die Fenster einfach nur die Hingucker schlechthin. Von Kitsch bis Klassisch ist jedes Fenster anders dekoriert. Auffällig ist der Trend zum Bänkchen mit Fell im Fenster, mit Holzpferden oder Blumentopf gekrönt. Ein kleines weißes Schaf in einem anderen Fenster, das ich mir näher betrachten will, stellt sich als der silberne Lockenkopf einer älteren Dame heraus, die mir freundlich durch das Fenster zu winkt. Auf alle Fälle, wer bisher noch nicht dem Dekowahn verfallen ist, der ist am Ende dieser Straße infiziert.
    Das Ortsschild von Finsterwolde taucht auf. Wollte ich da eigentlich hin? Egal, der Weg ist das Ziel, und so komme ich nach Blauwestadt und damit endlich wieder ans Wasser. An der Wasserkante laufe ich in Richtung des nächsten Knotenpunktes und bemerke, dass es doch ein Unterschied ist, ob man zu Fuß oder mit dem Rad 3 oder 4 km von Punkt zu Punkt zurück legen muss. Letztendlich entschließe ich mich dazu, den Weg wieder zurück zu laufen. Denn der Rundweg, den ich mir vorgenommen habe, würde sonst zu einer Tageswanderung mutieren. Mit mehr als 10 km auf dem Tacho bin ich pünktlich zur Kaffeezeit zurück. Und der kleine Hunger, der mir unterwegs ein wenig Gesellschaft geleistet hat, ist zu einem großen Hunger ausgewachsen.
    Gegen Abend bummeln wir noch einmal gemeinsam durch den Hafen und zum nahegelegenen Coop. Käse und Vla im Einkaufsbeutel geht es zurück. Inzwischen sind die Logenplätze alle besetzt und in der zweiten Reihe wird geparkt. Sechs Womos stehen am Abend im Hafen. Im Sommer sind es laut Jürgen bis zu 60. Dafür sind allerdings die 2 x 2 Duschen undToiletten der blitzsauberen Sanitäreinrichtung nicht ausgelegt, vor allem nicht, wenn auch noch die Bootsleute dazukommen.
    Aber etwas anderes erfahre ich vom zweiten Hafenmeister, der ab Mittag seinen Dienst angetreten hat: Hier im Hafen kann man ab Ende April Motorboote in verschiedenen Größen ausleihen und durch die Kanäle ins Oldambtmeer schippern. Eine tolle Sache.
    Der Abend kehrt im Hafen ein. Zeit es sich gemütlich zu machen. Morgen bleiben wir noch in Beerta, dann sollen die Temperaturen zweistellig und damit Fahrrad tauglich werden.
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