Niederlande II

March - April 2021
A 12-day adventure by Womofriends-on-tour & Michael Read more
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  • Day 1

    Erica

    March 21, 2021 in the Netherlands ⋅ ☁️ 7 °C

    Unser Ziel sind erneut die Niederlande. Bereits bei unserer Tour im Februar haben wir beschlossen, dass wir die nächste Periode mit einiger Maßen schönem Wetter für einen weiteren Tripp zu unseren westlichen Nachbarn nutzen wollen. Inzwischen ist für die Einreise nicht einmal mehr ein negativer Corona Test erforderlich. Dafür sind, im Gegensatz zu Deutschland, alle Stell-und Campingplätze geöffnet. Für die Wiedereinreise nach Deutschland ist ein Stopp im Schnelltest Zentrum einzuplanen, dass sich, nicht weit von uns, auf dem Mehrzweckplatz befindet.
    Die drei Wochen Zuhause haben wir gut genutzt. Alle Bäume und Sträucher sind geschnitten und die entstandenen Berge von Zweigen bereits abgefahren. Das Laub ist aus den ersten Beeten entfernt und die Terrasse "Osterfertig" bepflanzt und aufgeräumt. So können wir uns eine kleine Auszeit bis Ostern durchaus gönnen. Ostern wollen wir wieder Zuhause sein, denn dann will Clara im Garten Eier suchen.
    So starten wir um kurz nach 10 Uhr. Das Wetter sieht nicht unbedingt vielversprechend aus. Dass die Sonne sich heute noch rar machen würde, damit haben wir gerechnet, aber dass sie dafür den Regen schickt, ist gegen die Vereinbarung mit "Wetter online". Fünf Grad und Nieselregen! Eigentlich mehr was fürs Sofa und für den Kaminofen.
    Was nicht ist, kann ja noch werden. Zumindest eine Walkingtour oder ein Spaziergang am ersten Übernachtungsort sollte drin sein. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Michael hat für heute den Stellplatz in Erica direkt hinter der Grenze in der Provinz Drenthe herausgesucht. Erica liegt in der Nähe von Emmen. Da wollte er bei der letzten Fahrt schon unbedingt hin. Erica sagt mir so gar nichts. Lassen wir uns überraschen. Ich möchte so gern ans Meer. Kibbelinge essen, und dann bei einem ausgedehnten Spaziergang den Wind in den Haaren und das Salz auf den Lippen spüren. Aber das Meer, ist ja auch noch geplant.
    Die Fahrt über die A30 verläuft geruhsam. Wenig Verkehr an diesem Sonntagmorgen. Die LKWS fehlen. Die stehen auf den Rastplätzen. Vom Frühling, der eigentlich gestern schon begonnen haben soll, ist ausser ein paar Weidenkätzchen nicht viel zu sehen. Der verweilt lieber noch etwas länger im Süden.
    Auch auf der A31 setzt sich die Fahrt gemächlich fort. Vereinzelt begegnen uns Wohnmobile Richtung Ruhrgebiet, die ihr Wochenende wohl beenden. Aber was ist das? Gelbe Flecken am Straßenrand? Blühende Narzissen bringen Farbe ins Einheitsgrau.
    In Meppen verlassen wir die A31 und fahren auf der 482 /A37 über die Grenze in die Niederlande. Auf der A37 ist noch weniger Verkehr. Wir erreichen Nieuw Amsterdam und fahren an einem Kanal entlang, auf dem die kleinen Boote im steifen Westwind schaukeln. Bis Erica sind es jetzt nur noch 3 km. An der kleinen Zufahrt zum Stellplatz wären wir beinahe vorbei gefahren und sind auch kurze Zeit etwas verunsichert, ob wir richtig sind. Ein großes Schild mit der Aufschrift "Camper" beseitigt unsere Zweifel. Dann stehen wir auf dem, bis auf ein Wohnmobil, fast leeren Stellplatz und können uns nicht entscheiden. Welcher Platz ist Wind geschützt, mit Sonne, in der Nähe des Stromkasten und hat bei den vielen alten Bäumen auch noch Satelitenempfang? Ein neu ankommendes Wohnmobil vertreibt uns letztendlich aus unserer Warteposition in der Zufahrt und auf einen Stellplatz, den wir mangels Satelitenempfang aber sofort wieder verlassen. Endlich stehen wir. Direkt neben dem einzigen Wohnmobil auf dem Platz.;-) Mein Gott ist das schwer auf einem leeren Stellplatz etwas Richtiges zu finden.
    Wenig später erkunden wir den wirklich sehr schönen Platz, der mit 17 Euro nicht gerade der günstigste ist, aber dafür ist alles enthalten, Strom, Sanitär und Wifi und alles sehr liebevoll angelegt und gepflegt Ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer, der gerade auftaucht. Wir können die Übernachtungsgebühren in einen Briefumschlag legen und in den Briefkasten werfen. Gegen 13.30 Uhr kommt ganz zaghaft die Sonne hervor. Na, geht doch. Aber leider nicht für lange. Aber nach dem Kaffee trinken um 15.00 Uhr ist das Wetter erkundungstauglich. Dick eingemummelt trotzen wir dem scharfen Nordwest-Wind und laufen in das ca. 2km entfernte Erica. Erica ist ein Dorf in der Gemeinde Emmen in der Provinz Drenthe in den Niederlanden. Es liegt etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum Emmen entfernt. Auch in den Niederlanden herrscht ein Lockdown und so hat die Gastronomie auf "Take away " umgeschaltet. Die Geschäfte sind bis auf den Supermarkt geschlossen. Wir schauen uns die Windmühle" De Heidebloem" aus dem Jahr 1867 an, allerdings nur von außen. Ein bißchen "Holland" zum Einstimmen. Dann überqueren wir den Kanal auf einer Zugbrücke. Der Kanal heißt "Verlengende Hoofeveensche Vaart". Am Ende der Brücke stehen zwei Metallfiguren, die an die Kanalgräber aus dem 18.Jahrhundert erinnern sollen. Erica liegt in einer ehemaligen Sumpflandschaft, die, genau wie die Veenlandschaft auf der deutschen Seite um Papenburg herum, durch Kanäle trocken gelegt und in der Torf in Torfkolonien gestochen wurde.
    Uns interessieren allerdings im Moment mehr die Felder, auf denen in unendlichen, schnurgeraden Reihen irgendwelche abgeschnitten Pflanzen oder Gehölze wachsen. Was ist das? Da müssen wir wohl mal Google fragen.
    Wir folgen der Havenstraat durch den Ort, der in sonntäglicher Lockdown Ruhe vor sich hinschlummert. Einzig der Supermarkt hat geöffnet. Der kalte Wind treibt nicht nur uns wieder ins Warme. Und so sind nicht einmal , die sonst in den Niederlanden allgegenwärtigen Fietse draußen zu sehen. Wir ziehen uns ins Wohnmobil zurück. Michael macht seinen "Kamin" an, und mit dem heimeligen Knacken des Holzes und Flackern des Feuers wird es richtig gemütlich in unserem fahrbaren Heim. Morgen fahren wir weiter in Richtung Sonne.
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  • Day 2

    Jachthafen Beerta

    March 22, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 7 °C

    Wir sind mal wieder die Letzten, die am Morgen den wirklich schönen Platz in Erica verlassen. Unsere drei niederländischen Nachbar-Wohnmobile, die sich doch noch im Laufe des Nachmittags eingefunden haben, sind schon "On the Road again". Aber wir haben keine Eile. Wir wollen nicht weit und das Wetter muss auch noch in die "Puschen" kommen. So haben wir nicht nur ausgeschlafen, sondern auch ganz in Ruhe gefrühstückt, so nach dem Motto:" Falls das Leben eine Reise ist, machen wir sie erster Klasse". Gestern Abend habe ich meinen Mann noch in höchste Aufregung versetzt, weil ich bei dem Versuch mit einer Grillzange, die in den Heizungsschacht gefallenen Salzstangen herauszufischen, solchen Lärm gemacht habe, dass ich ihn aufgeweckt habe. Aber auch er konnte die abtrünnigen Stangen nicht wieder herausholen. Das müssen wir heute mal in Ruhe über die Aussenklappen versuchen. Jetzt aber erst einmal losfahren.
    Gegen 10. 30 Uhr sind wir dann unterwegs.
    Unser Ziel für heute ist der Jachthafen in Beerta, ungefähr 90 km entfernt. Beerta liegt 5 km hinter Winschoten, etwa auf der Höhe des deutschen Weener, nicht weit von der deutsch- niederländischen Grenze. Den Stellplatz im Hafen von Winschoten haben wir vor einigen Jahren schon getestet und für gut befunden, deshalb wird dieses Mal Beerta ausprobiert. Obwohl wir bereits wissen, dass die zierliche Holzbrücke auch Womos über 3,5 t erträgt, ist es schon ein wenig Nervenkitzel darüber zu fahren, um auf den Stellplatz zu kommen. Und wer sagt, dass man dann einfach rechts abbiegen kann? Viel zu eng. Also einmal über den angrenzenden, leeren Parkplatz fahren und dann geradeaus in den Hafen einfahren. Zwei Mobile stehen bereits dort. Wenn man das Gras unter dem einen Womo betrachtet, steht das dort schon länger. Wir fahren auf einen der Logenplätze in der ersten Reihe mit Blick auf die dort dümpelnden Boote. Im Sommer sicher ein hoffnungsloses Unterfangen. Die Räder stehen kaum, da kommt er mit einer Schubkarre um die Ecke, um uns zu begrüßen: der Hafenmeister Jürgen. Er notiert unser Nummernschild und gibt uns unzählige Tipps sowie Rad- und Speisekarten der Umgebung. Ein wirklich freundlicher Empfang. Ich glaube, der Jürgen hat sich gefreut, dass mal wieder jemand vorbei gekommen ist.
    Wenig später stelle ich mir meine Walkingrunde anhand der Fahrradknotenpunkte zusammen . Und schon geht es los. Zunächst inspiziere ich den Kleintierzoo im angegliederten Speeltuin (Spielgarten) gegenüber. Das Hängebauchschwein kommt ganz interessiert aus seinem Modder (das ist übrigens das niederländischen Wort für Schmutz, Dreck), aber als es merkt, dass ich nicht zu fressen bin, zieht es enttäuscht wieder ab. Die Alpaka klimpern mit ihren großen Augen und kommen aufgeregt näher, und der Pfau schlägt doch glatt ein Rad für mich, mangels anderer Zuschauer. Der angrenzende Abenteuerspielplatz ist etwas verwaist. Aber das Ganze ist schon einen Oma -Opa- Enkelkind-Tripp mit dem Womo wert.
    Ich laufe entlang des Kanals und dann weiter Richtung Finsterwolde und Blauwestad. Dabei komme ich an der Kirche von Beerta vorbei und staune. Hier hat der Architekt den Kirchturm von der Kirche getrennt und separat gebaut. Die Frage nach dem "Wieso" beschäftigt mich noch eine ganze Weile, bis die kleinen Häuser des Veenweij meine ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken. In dieser Siedlung sind die Fenster einfach nur die Hingucker schlechthin. Von Kitsch bis Klassisch ist jedes Fenster anders dekoriert. Auffällig ist der Trend zum Bänkchen mit Fell im Fenster, mit Holzpferden oder Blumentopf gekrönt. Ein kleines weißes Schaf in einem anderen Fenster, das ich mir näher betrachten will, stellt sich als der silberne Lockenkopf einer älteren Dame heraus, die mir freundlich durch das Fenster zu winkt. Auf alle Fälle, wer bisher noch nicht dem Dekowahn verfallen ist, der ist am Ende dieser Straße infiziert.
    Das Ortsschild von Finsterwolde taucht auf. Wollte ich da eigentlich hin? Egal, der Weg ist das Ziel, und so komme ich nach Blauwestadt und damit endlich wieder ans Wasser. An der Wasserkante laufe ich in Richtung des nächsten Knotenpunktes und bemerke, dass es doch ein Unterschied ist, ob man zu Fuß oder mit dem Rad 3 oder 4 km von Punkt zu Punkt zurück legen muss. Letztendlich entschließe ich mich dazu, den Weg wieder zurück zu laufen. Denn der Rundweg, den ich mir vorgenommen habe, würde sonst zu einer Tageswanderung mutieren. Mit mehr als 10 km auf dem Tacho bin ich pünktlich zur Kaffeezeit zurück. Und der kleine Hunger, der mir unterwegs ein wenig Gesellschaft geleistet hat, ist zu einem großen Hunger ausgewachsen.
    Gegen Abend bummeln wir noch einmal gemeinsam durch den Hafen und zum nahegelegenen Coop. Käse und Vla im Einkaufsbeutel geht es zurück. Inzwischen sind die Logenplätze alle besetzt und in der zweiten Reihe wird geparkt. Sechs Womos stehen am Abend im Hafen. Im Sommer sind es laut Jürgen bis zu 60. Dafür sind allerdings die 2 x 2 Duschen undToiletten der blitzsauberen Sanitäreinrichtung nicht ausgelegt, vor allem nicht, wenn auch noch die Bootsleute dazukommen.
    Aber etwas anderes erfahre ich vom zweiten Hafenmeister, der ab Mittag seinen Dienst angetreten hat: Hier im Hafen kann man ab Ende April Motorboote in verschiedenen Größen ausleihen und durch die Kanäle ins Oldambtmeer schippern. Eine tolle Sache.
    Der Abend kehrt im Hafen ein. Zeit es sich gemütlich zu machen. Morgen bleiben wir noch in Beerta, dann sollen die Temperaturen zweistellig und damit Fahrrad tauglich werden.
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  • Day 3

    Jachthafen Beerta II

    March 23, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 8 °C

    Wir sind heute noch in Beerta geblieben. Der Platz ist für 12.50€ tutti completti super gut. Der Strom ist inklusive. Das WLAN in Ordnung. Der Blick auf den Hafen super, für das Laufen oder Radfahren findet sich ein großes Betätigungsfeld, nur das Wetter schwächelt immer noch etwas. Aber es schwächelt hier im Norden unisono.
    Aber Hauptsache es ist trocken. Und siehe da, gegen Mittag kommt dann doch die Sonne. Eine Aufforderung sich die Walkingstöcke zu nehmen und auf Entdeckungstour zu gehen. Dieses Mal in die andere Richtung und aus der gestrigen Tour gelernt, nicht mit dem Anspruch einer Rundtour. Es geht also aus dem Hafen hinaus und entlang des Kanals. Gerade als sich mir die Frage stellt, ob ich jetzt im weiteren Verlauf den Gehweg an der Straße nehmen soll, biegt eine Hundebesitzerin mit ihrem Mops vor mir ab ins Feld. Hundebesitzer haben eigentlich immer gute Wegstecken, denke ich mir und folge der Frau unauffällig und komme so wieder an den Kanal. Als ich wenig später unschlüssig vor einem Wegweiser stehe, spricht mich besagte Dame an, ob sie mir helfen kann. Als ich ihr sage, dass ich gern eine Rundtour mit dem Ziel des Hafens machen möchte, gibt sie mir eine tolle Wegbeschreibung durch das Naturschutzgebiet und nicht nur das...ich kriege noch eine Menge Infos zu lohnenden Zielen in der näheren und weiteren Umgebung dazu. Im Naturschutzgebiet grasst eine Herde Schafe und sorgt für Frühlingsstimmung. Von weitem sehe ich den Turm im Naturfriedhof Reiderwolde, von dem man einen schönen Blick über die Landschaft hat. Reiderwolde ist der einzige Naturfriedhof in den nördlichen Niederlanden.
    Naturbestattung in der Natur, unter einem Baum, auf einer Lichtung oder in der Nähe von Wasser. Dies ist im neuen Naturschutzgebiet Reiderwolde, dem grünen Herzen von Blauwestad, möglich. Der Bereich ist frei zugänglich. Es gibt ein umfangreiches Wanderwegsystem und ein Freilufttheater.
    Auf dem Weg durch das Naturschutzgebiet treffe ich auf ein älteres,Ehepaar mit Walkingstöcken, die mich ansprechen und sich als unsere niederländischen Wohnmobilnachbarn rechter Hand vorstellen. Das sind die, die schon länger da stehen, wie das Gras ums Mobil zeigt. Auch sie haben noch einige Ausflugs- und Wandertipps für mich. Ich genieße auf meinem Weg zurück zum Mobil die Stille in der Natur, die nur von Vogelgezwitscher unterbrochen wird. Die Sonne ist zwischenzeitlich auch mit dabei und ihre Anwesenheit lässt alles gleich leuchten und farbig strahlen. Nach einer weiteren halben Stunde erreiche ich wieder den Ort und besorge noch ein wenig Kuchen für den Nachmittag. Die Sonne bleibt uns auch weiterhin treu und so ist ein Mittagsschläfchen draußen vor dem Mobil in der Sonne heute möglich. Allerdings nur gut verpackt. Ein kleiner Hase besucht mich an meinem Liegestuhl. Ob der sich vertan hat? Ostern ist doch erst in einer Woche.
    Am Nachmittag kann ich Michael auch für einen Spaziergang durch das Naturschutzgebiet animieren und ihm im Anschluss die dekorierten Fenster im Veenweg zeigen. Als wir zurück zum Wohnmobil kommen, geht die Sonne gerade unter und taucht alles in warmes Licht, auch wenn die Luft noch ziemlich frisch ist.
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  • Day 4

    Delfzjil

    March 24, 2021 in the Netherlands ⋅ ☀️ 9 °C

    Heute Morgen lacht uns die Sonne durch die geöffneten Rollos entgegen und taucht den kleinen Hafen in goldenes Licht. Eine tolle Kulisse beim Frühstück im Wohnmobil. So lieben wir es. Auch draußen ist ein Temperaturanstieg festzustellen. Leider noch nicht genug, um draußen zu frühstücken. Aber wir haben ja auch erst März. Heute werkeln beide Hafenmeister draußen herum. Sie fahren mit dem Hafen eigenen Lieferwagen Runden auf der benachbarten Wiese. Als ich den Jürgen frage, ob sein Kollege für ein Querfeldein-Rennen trainiert, erzählt er uns, dass sie die Festigkeit des Untergrundes testen. Für Ostern haben sich so viel Wohnmobile angemeldet, dass die Wiese mit benutzt werden soll. Die meisten der Wohnmobile, die reserviert haben, kämen aus Deutschland. "Was dem einen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall", fällt mir der alte plattdeutsche Spruch ein. Wenn im Deutschland die Plätze gesperrt sind, machen die Niederländer das Geschäft.
    Wir haben für heute den Stellplatz hinter dem Emsdeich in Delfzijl herausgesucht. Das ist mit 39 km nicht unbedingt weit. Während ich beim Hafenmeister unsere Übernachtungen bezahle, ist Michael bereits auf den benachbarten Parkpatz gefahren, denn da befindet sich ein Gulli zum Ablassen von Grauwasser. Als ich bezahlt habe und zurück zu unserem Platz gehe, bin ich etwas irritiert: da steht ein fremdes Womo. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Michael schon zum Abwässern gefahren ist. Die Schnelligkeit des anderen Wohnmobils, den Platz zu besetzen ist echt faszinierend. Was wäre, wenn wir nur zum Entsorgen gefahren wären? Also in solchem Fall immer etwas zurücklassen, sonst ist der Platz weg. Halb elf ist es, als wir noch mal freundlich winkend Beerta verlassen und durch eine sonnige Frühlingslandschaft rollen.
    In Delfzjil fahren wir durch den Hafen zum dortigen Stellplatz, der neben dem Seeaquarium und dem Heimatmuseum liegt. Ein riesiger, neu angelegter Platz hinter dem Emsdeich wartet auf uns, auf dem nur zwei Mobile stehen. Wieder überfordert uns die große Auswahl. Wir steigen aus und prüfen, die Windrichtung, damit wir uns später auch windgeschützt vor das Mobil setzen können, denn der Wind ist kalt und heftig .
    Der Stellplatz ist gut durchdacht und die Parzellen sind groß und mit einer kleinen Terrasse für das Womo ausgestattet. Strom gibt es aus dem Münzautomaten, Ver- und Entsorge sind im Preis von 12,50 € Platzgebühren enthalten. Es gibt Duschen und Toiletten, die aber Corona bedingt geschlossen sind.
    Meine erste Tat ist eine Deich- Besteigung, nur so einfach komme ich da nicht hoch, sondern ich muss bis zum nächsten Aufgang laufen. Oben angekommen bläst mir der Wind bald die Haare vom Kopf. Endlich am Meer, nur das Meer glänzt gerade durch Abwesenheit. Es ist Ebbe. Aber eigentlich ist das ja noch nicht wirklich das Meer sondern die Bucht von Watum und das Emsdelta.
    Wenig später unternehmen wir einen Spaziergang in die fast gegenüber dem Stellplatz liegende Stadt. Heute ist Wochenmarkt. Schnell der Griff zur Maske. Das scheint aber in den Niederlanden kein "Muss" zu sein. Uns aber gibt sie etwas Sicherheit, auch wenn der Betrieb auf dem Wochenmarkt nicht sehr groß ist. Und da ist auch ein Fischhändler. Die Kibbelinge rücken in greifbare Nähe. Zunächst allerdings ist erst noch etwas Sightseeing angesagt. Die Windmühle mitten in der Stadt haben wir schon bei der Ankunft gesehen. Die "Mühle Adam", die eine Galerie beherbergt, liegt mitten im Zentrum auf dem Mühlenberg und ist eine von vielen Mühlen im Emsdelta. Wir bummeln durch die kleinen Straßen, in denen wenig los. Auf dem Rückweg geht dann kein Weg an den Kibbelingen vorbei, die wir uns in der Sonne auf einer Bank schmecken lassen. Im ganzen Hafengebiet, in dem sich auch der Strand befindet, wird in großem Ausmaß gebaut. Über eine Fußgängerbrücke gelangen wir wieder an den Deich und damit zum Wohnmobil. Auch heute kann ich gut verpackt vor dem Mobil in der Sonne ein Schläfchen machen.
    Am Nachmittag geht es mit dem Walkingstöcken auf dem Deich entlang Richtung Eemshaven. Von Eemshaven aus fahren die Fähren zur vorgelagerten Insel Borkum. Die Fahrzeit vom Eemshaven nach Borkum beträgt mit der Fähre ca. 50 Minuten, mit dem Katamaran schafft man es ca. 25 Minuten. Gegen Abend bin ich zurück. Dann ist es Zeit fürs warme Wohnmobil und für die restlichen Kibbelinge.
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  • Day 5

    Lauwersoog

    March 25, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 9 °C

    Das Wetter ist prima, volle Sonne schon beim Aufstehen. Das schöne Wetter sollten wir ausnutzen und nicht so lange mit dem Womo fahren. Der Stellplatz im Jachthafen von Termunterzjil ist nur 12 km entfernt und hat uns schon vor Delfzjil interessiert. Also nichts wie hin. Es ist kurz vor 11.00 Uhr, als wir in die kleine Straße zum Hafen einbiegen, die uns eher wie ein Radweg vorkommt. Der dazugehörige kleine Ort, wirkt menschenleer und auch der Hafen ist wie ausgestorben. Und wo bitte sollen hier Stellplätze sein? Ah…ein Hinweisschild! Wir müssen noch durch ein Tor fahren und da sind sie, 5 lange Parkbuchten für Wohnmobile. Drei davon sind allerdings belegt ….von 2 Lieferwagen, diversen Werkzeugen, unter anderem einem Kompressor und einer Kreissäge sowie 3 Arbeiter, die diese Sachen benutzen werden. Ansonsten ist nicht viel los. Wir parken, steigen aus und nehmen das Gelände in Augenschein. Da ist der Deich, das geschlossene Hafencafe, das Hafenbecken mit einem Schiff und natürlich die Arbeiter. Am Himmel lacht die Sonne vom blauen Himmel und nötigt uns eigentlich zum Bleiben. Die Vorstellung allerdings den Tag auf dem Stellplatz mit Kompressor und Kreissäge zu verbringen, lässt uns schnell nach einer Alternative suchen. Und die heißt Nordpolderzjil und ist gut 40 km entfernt. Leider haben die vielen kleinen Minicamps in der Region noch geschlossen, so dass nur die Stellplätze in Frage kommen. Eine halbe Stunde später canceln wir auch dieses Ziel, weil uns die Navis über einen unbefestigten Feldweg schicken wollen und weil wir festgestellt haben, dass wir zum Bezahlen bzw. zum Öffnen des Stellplatzes die "An-Aus- App" brauchen. Auch Entsorgen könnten wir dort nicht. Ich mache den Vorschlag auf den Stellplatz nach Lauwersoog zu fahren. Ist zwar etwas weiter, wie eigentlich geplant, aber die Sonne hat sich sowieso schon hinter dicken Wolken verkrümelt. Lauwersoog ist ein Dorf in der Gemeinde Het Hogeland in der niederländischen Provinz Groningen. Es ist nach der Eindeichung der Lauwerszee 1969 entstanden. einer weiteren halben Stunde fahren wir in die Einfahrt des Camperplaats Lauwersmeer Plezier. Kein Womo da. Wir suchen uns einen der Premiumplätze direkt am Wasser aus. Nur drin wäre näher dran. Wie herrlich ist dieser Platz denn. Während wir auf Entdeckungsreise gehen und feststellen, dass es Duschen, Toiletten und WLAN gibt, kommt auch ganz neugierig die Sonne wieder hervor. Überall gibt es Sitzgelegenheiten und Feuerkörbe am Wasser und für kühle Tage ein toll dekorierten Aufenthaltsraum. Dem Kompressor in Termunterzjil sei Dank, dass wir hier gelandet sind. Ok, der Preis ist mit 19,50 € recht ansehnlich, aber er ist es alle Mal wert.
    Nachdem wir genug gestaunt, uns gefreut und die Aussicht genossen haben, mache ich mich, von einigen Regentropfen begleitet, auf einen Hafenspaziergang. Im letzten Jahr haben wir eine Rollertour von unserem Stellplatz in Dewesteren nach Lauwersoog in den Hafen gemacht, um Kibbelinge zu essen. Den Teil des Hafens, den ich damals gesehen hatte, fand ich nicht sehr spektakulär. Umso mehr bin ich überrascht, als ich im Hafen weiter laufe. Lauwersoog ist ein bedeutender Hafen (Vissershaven), und für einen Teil der Fischereiflotte von Urk ist es der Heimathafen. Auch viele dänische Fischer legen regelmäßig im Hafen von Lauwersoog an. Durch eine Schleuse (Robbengatsluis) in Lauwersoog gelangt man vom Lauwersmeer in das Wattenmeer, so erklärt mir es später Google. Eine solche Armada an Fischerbooten habe ich selten gesehen. Und so viele Hallen, in denen der Fisch verarbeitet wird. Und natürlich etliche Fischimbisse und Restaurants. Auf der anderen Seite des Hafenbecken fahren Autos und dort sehe ich auch Gastronomie. Ich überlege einmal um den recht großen Hafen herumzulaufen und dabei auch den gegenüberliegenden Hafen-Stellplatz zu begutachten. Spätestens als ich an der Hafenzufahrt stehe, die mir das letzte Stück meines Rundweges versperrt, bemerke ich, dass meine Überlegungen wohl einen Denkfehler enthalten haben. Ich muss den ganzen Weg wieder zurücklaufen. Was soll es. Bewegung an der frischen Luft ist gesund, der Regen hat aufgehört und die Sonne scheint. Was will ich mehr. Zurück beim Wohnmobil mache ich mich mit Heißhunger über den Rest vom Kuchen des Vortags her. So Kohlenhydrat gedopt, bin ich wieder fit "for walkiing". Gemeinsam gehen wir anschließend wieder in den Hafen. Hab' ich doch gewusst, dass Mann sich für die vielen verschiedenen Fischerboote und die rostigen Schiffsmotoren und diverse andere ausrangierte maritime Technik interessiert. Dieses Mal nehmen wir leckeren Bratfisch fürs Abendessen mit. Wenn wir schon mal am Meer sind …..Wir sind die einzigen Kunden in dem großen Restaurant. Dafür aber fünf mal Personal. Wir ….Maske auf, danach schön die Hände desinfizieren, Bestellung abgeben und bezahlen, in die Warteecke gehen und anschließend Bestellung abholend. Mit diesen riesigen Portionen, die man uns eingepackt hat, werden wir locker zwei Tage satt. Auf dem Stellplatz hat sich was getan. Insgesamt stehen am Abend vier Mobile im Schein der untergehenden Sonne, die einen fulminanten Abgang macht.
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  • Day 6

    Lauwersoog..... Radtour gegen den Wind

    March 26, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 12 °C

    Sonne und Sonne und Meer, auch wenn es nur das Lauwersmeer ist. Diese Kulisse zum Frühstück, ist ganz nach unserem Geschmack. Dabei fällt mir ein, dass die Niederländer ja in manchen Sachen etwas besonders sind. So heißt ein See auf niederländisch "Meer" und das große Meer, nun, das ist dann halt die "Zee". Alles klar?
    Die Sonne lockt uns dann auch heraus, aber der Wind........Gut verpackt radele ich später zum Supermarkt. Na, ja ......! Aber Brötchen, Apfeltaschen und Milch habe ich letztendlich bekommen. Bei den Spirituosen hätte ich etwas mehr Auswahl gehabt. Es ist halt der Supermarkt des Campingplatzes, da stehen Grillkohle, Luftmatratzen, Taucherbrille, Bier und Wein mehr im Fokus. Man könnte aber auch sagen, dass ich vielleicht das Falsche auf dem Einkaufszettel stehen habe. Spaß beiseite. Ich finde, dass das Wetter trotz des starken, kalten Windes Fahrrad tauglich ist und überrede Michael kurze Zeit später zu einer Radtour. Die geforderten 20 km ließen sich allerdings bei der Planung in meiner Fahrrad-App bei der Rundtour um und ins Naturgebiet Lauwersmeer nicht unbedingt einhalten. Egal wie ich es gedreht habe, es kamen immer 27 km heraus. Dass der Wind auf der ersten Hälfte der Tour dann auch noch von vorne kam, dafür konnte ich wirklich nichts. Bei einer Rundtour hat man immer auf einem Stück Gegenwind. Und der ist am Anfang besser als am Ende. Dieses Argument hilft allerdings nicht die Laune meines Mitradlers zu heben. Wir machen daher eine kurze Pause am Dark Sky Turm, einem Holzturm, auf dessen Spitze herunterklappbare Bänke zum nächtlichen Beobachten des Sternenhimmels einladen. Weit weg von künstlichen Lichtquellen ist es hier nachts so dunkel, dass man wirklich alles sieht am Himmel. Weiter geht es mit Gegenwind durch die Wasserlandschaft. Der Frühling ist hier noch nicht angekommen. Im Jachthafen von Hunzegat in Zoutkamp machen wir erneut Pause und suchen nach den Stellplätzen für Wohnmobile, die es hier geben soll. Wir haben Vorsaison und so sind die Plätze für Wohnmobile noch von den Booten besetzt, die darauf warten, zu Wasser gelassen zu werden. Alles hier ist noch in Arbeit und sieht wenig einladend aus. Es geht weiter Richtung Panser, vorbei am Freizeitzentrum Roberdum. Jetzt haben wir sehr zur Freude meines Mannes Wind von hinten und Sonne von oben. Auch im Camping Lauwerzee in Vierhuizen, an dem wir vorbei radeln, ist man am Renovieren und dabei, die Saison vorzubereiten. Die Windmühle in Verhuizen lädt zu einer Pause ein. Wir trinken heißen Tee auf einer Bank und wärmen uns auf. Dann geht es weiter durch die Polderlandschaft. Plötzlich taucht eine Treppe auf. Wie gut, dass unsere Räder eine Schiebehilfe haben, sonst hätte die Rundtour ein jähes Ende gefunden So schaffen wir es die E-Bikes die steile Treppe hinauf zu bekommen.
    Der Weg führt entlang eines militärischen Übungsgeländes und mitten durch eine tolle Wald- und Seenlandschaft zurück nach Lauwersoog. Das war doch eine schöne und abwechslungsreiche, wenn auch zu Beginn eine etwas anstrengende Tour. Letztendlich haben wir dann 30 km auf dem Tacho. Kaffee und Apfeltaschen warten im Wohnmobil als Belohnung. Am Spätnachmittag nehme ich meine Walking-Stöcke und laufe noch einmal in den Hafen. Dieses Mal zur anderen Seite, Richtung Fähre. Ich entdecke die Wohmobilstellplätze, die am Rand des Hafenbecken ausgewiesen sind und die einen tollen Blick auf die Schiffe bieten. Weiter geht es zum Fähranleger. Hier legen die Fähren zur Insel Schiermonnikoog ab. Vom Deich hinter dem Anleger habe ich einen super Blick auf die drei Inseln Schiermonnikoog, Ameland und Terschelling und auf das Meer. Die versprochenen Seehunde, die man von hier aus sehen soll, haben sich leider nicht gezeigt. Vielleicht war es ihnen zu windig. Noch ein kleiner Schwenk zum Damm und zu den Schleusen und dann geht es zurück zum Wohnmobil und zum gemütlichen Teil des Tages.
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  • Day 7

    Dokkum

    March 27, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 7 °C

    In den Morgenstunden werden wir von einem heftigen Wind geweckt. Das Wohnmobil schwankt hin und her und die Wellen, die keine 4 m vor dem Mobil anlanden, hören sich an, als kämen sie gleich zur Tür herein. Ein Blick durchs Fenster beruhigt mich. Die Wellen sind noch da, wo sie hingehören, im Lauwersmeer.
    Wir haben heute sowieso vor, weiter zu fahren und der Sturm unterstreicht unser Vorhaben noch, den tollen Platz aufzugeben und uns etwas Wind geschützteres im Inland zu suchen. Beim Frühstück schlage ich Dokkum vor. Ich habe letztes Jahr von unserem niederländischen Nachbarn in Dewesteren diesen Tipp bekommen. Aber er meinte, es wäre schwierig. Es gäbe nur 5 Plätze und die wären meist besetzt.
    Probieren wir doch mal unser Glück in der Vorsaison.
    Keine halbe Stunde später erreichen wir Dokkum. Bei der Fahrt über den Damm, der das Lauwersmeer von der Nordsee trennt, können wir jede Menge Surfer im Wasser sehen, die die "Steife Brise" nutzen. Brrrr.....Trotz Neopren ....mir wäre es viel zu kalt. Die Anfahrt zum Stellplatz in Dokkum ist ein wenig twicky. Ohne die Hinweisschilder wären wir wahrscheinlich nicht in den schmalen Weg eingebogen. Später sehen wir, dass der Platz nur für Womos bis acht Meter ausgelegt ist. Aber es passt dann noch alles. Nur...... wenn alle Plätze besetzt sind, hat man mit einem größeren Mobil kaum die Möglichkeit zu drehen, dann muss man wohl ein Stück rückwärts fahren.
    Wenig später stehen wir auf dem leeren Stellplatz an der Gracht gegenüber der Mühle. Die Sonne scheint, der Wind hat sich scheinbar gelegt, und der Himmel sieht viel versprechend blau aus. Herz was willst du mehr. Mein Mann will mehr. Er will Satellitenempfang, und den hat er bedingt durch die Bäume nicht. So überlegt er auf einen der anderen, freien Stellplätze zu fahren. Was eine ordentliche Rangiererei bedeuten würde, denn es steht dafür nicht viel Platz zur Verführung. Dann will er doch tatsächlich das Mobil drehen, so dass wir statt wunderschönen Mühlen- und Grachtenblick in das Gebüsch hinter uns schauen würden. Geht's noch? "Fahr doch einfach mal ein oder zwei Meter vor," ist mein Vorschlag zu dem Problem, denn manchmal sind es nur Zentimeter, die vom Fernsehvergnügen trennen. Gesagt, getan! Und siehe da, die Schüssel rastet ein. Männer lenken, Frauen denken......
    Kaum, dass wir stehen, zieht es mich schon auf Entdeckungstour. Aber nach fünf Minuten hat irgendwer die Sonne versteckt und dafür die Dusche aufgedreht. Es schüttet wie aus Eimern. Zu blöd, dass die meisten der alten Häuser hier keinen Dachüberstand haben. Aber während ich mich noch nach einem Dach über dem Kopf umsehe, dreht irgendwer die Dusche wieder ab und ich kann weitgehend trocken durch die kleinen Straßen der Altstadt stromern. Aber das Vergnügen, die schönen alten Häuser mit ihren Treppengiebeln zu besichtigen, währt nicht lange. Dieses Mal habe ich Glück und kann mich unter die Markise eines Ladens retten. Und dieses Mal ist es kein Regen, der vom Himmel fällt, sondern dicke Hagelkörner, die innerhalb kürzester Zeit der Altstadt ein winterlich weißes Flair geben. Jetzt muss ich doch wirklich beim Laufen aufpassen, dass ich nicht ausrutsche.
    Das Zentrum der Festungsstadt Dokkum mit den Treppengiebeln, Grachten und Bollwerken strahlt eine historische Atmosphäre aus. Normalerweise, wenn nicht gerade Lockdown herrscht, laden in der Stadt gesellige Cafés, Restaurants und Geschäfte in den alten Gebäuden zum Verweilen ein, die umgeben sind von einer zauberhafter Natur. Heute ist trotz Wochenende nicht viel Betrieb in der Altstadt. Die Gastronomie hat geschlossen oder versucht mit "take away" oder "Togo" Angeboten etwas Umsatz zu machen. Die Läden haben zu unterschiedlichsten Bedingungen geöffnet. Meist sind es "click and meet " Auflagen. Aber wenn ein Laden leer ist, kann man auch spontan mit Maske einkaufen.
    Nach fast 2 Stunden Altstadtbesichtigung bin ich total durchgefroren, habe noch keinen Kuchen fürs nachmittägliche Kaffee trinken, dafür aber schon ein paar Ostergeschenke und verschiebe die restliche Stadtbesichtigung auf später, um mich erst einmal im Wohnmobil aufzuwärmen, das wirklich nur ein paar Schritte von der Altstadt entfernt wartet. Eine kurze Pause und ein heißer Tee genügen, um mich wieder Outdoor fähig zu machen. Dieses Mal begleitet mich Michael zum Lidl, den wir bei der Anfahrt ein Stück die Straße hinunter gesehen haben. Hier muss jeder von uns einen Einkaufswagen nehmen. Wir besorgen schnell Brot und Backwaren, und dann nichts wie raus. Zu viele Menschen
    Bei meiner mittäglichen Stadtbesichtigung habe ich schon den Wall bemerkt, der die Altstadt umschließt. Ich liebe alte Städte, wie z.B. Franeker, Hattem, Gorinchem, usw. die einen Wall haben, auf dem man laufen kann. Was liegt also näher, als nach dem Kaffee trinken die Stadt einmal zu umrunden, statt sie zu durchqueren. Es ist wirklich ein schöner Weg, der an den beiden Windmühlen entlangführt. Von oben hat man einen tollen Blick in die Fenster der alten Häuser. Hier oben pfeift aber auch der Wind eiskalt, den man zwischen den Häusern in der Stadt nicht so bemerkt. Dokkum steht ganz im Zeichen des heiligen Bonifatius, der hier ermordet worden sein soll. Daher hat sich Dokkum zu einem Wallfahrtsort für die Katholiken entwickelt. Durch Dokkum führt die Strecke der Elfstedentocht, des berühmten Eisschnelllauf-Marathonrennens entlang der elf friesischen Städte. Ich bin zwar auf keinem Eis- Marathon unterwegs, aber kalt ist es mir allerdings trotzdem irgendwann, trotz Mütze und Handschuhen. Also zurück in die Wärme des Wohnmobils.
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  • Day 8

    Regentag in Dokkum

    March 28, 2021 in the Netherlands ⋅ 🌧 9 °C

    Heute Morgen werden wir recht unsanft aus dem Schlaf geweckt. Es klopft ziemlich laut an der Wohnmobiltür, und das um kurz vor acht Uhr. Etwas verschlafen gehe ich an dieTür, um zu schauen, wer uns am Sonntagmorgen zu nachtschlafener Zeit aus dem Schlaf schreckt. Es ist der Hafenmeister, der die Übernachtungsgebühr kassieren möchte. Er entschuldigt sich für die frühe Zeit, aber es wäre ja jetzt Sommerzeit und damit bereits 9.00 Uhr morgens. Er bekommt seine 12 Euro plus 2 Euro für den Dauerstrom und ich wenig später meinen Kaffee.
    Das Wetter ist für heute nicht besonders gut angesagt. Der Wind wütet schon seit gestern. Ein Glück, dass wir zwischen den Bäumen und Hecken etwas windgeschützt stehen, aber das Rauschen und Heulen und zwischenzeitlich mal am Wohnmobil rütteln, bekommen wir auch mit. Schon beim Frühstück zieht eine Regenwand über uns hinweg. Bis zum späten Nachmittag soll es regnen. Wir machen es uns gemütlich. Ich sortiere Fotos, schneide Videos, stelle meine Reiseberichte online und schon haben wir Nachmittag. Nach dem Kaffee trinken schaffen wir einen Spaziergang auf dem Wall und durch die Stadt, dann beginnt es wieder zu regnen. Aber wir haben so etwas wie einen Logenplatz und können die Spaziergänger, die hier an der Gracht vorbei kommen, beobachten. Es sind meist Hundebesitzer, die müssen bei jedem Wetter hinaus. Wir überlegen, wohin es morgen gehen soll, denn für morgen ist wieder Sonne angesagt. Unsere Wahl fällt auf den Stellplatz im Hafen von Warkum am Ijsselmeer. Neuer Tag, neuer Ort, neue Erlebnisse.
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  • Day 9

    Molkwerum am Ijsselmeer

    March 29, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Tag fängt eigentlich viel versprechend an. Blauer Himmel, kaum noch Wind, Bilderbuchwetter. Nach "eigentlich" folgt meist jedoch ein "aber"! Aber dazu später.
    Pünktlich um 9.00 Uhr kommt der Hafenmeister zum Kassieren. Im Gegensatz zu gestern, sind wir sogar wach. Gestern haben wir vergebens einen Mülleimer gesucht und keinen gefunden, aber wenn ich das Hinweisschild am Stellplatz richtig übersetzt habe, dann nimmt der Hafenmeister den Müll mit. Vorsorglich habe ich den Müllbeutel schon mal vor das Wohnmobil gelegt. Und wirklich, die Müllabfuhr funktioniert. Über Nacht haben wir hier ganz allein gestanden. Ein wirklich schöner Platz.
    Heute wollen wir gut 70 km weiter südwestlich fahren, ans Ijsselmeer. Das war meine Wunsch. Meist ist die Gegend um das Ijsselmeer ja überlaufen. Nun haben wir die Chance, es mal ganz entspannt zu entdecken. Wir haben uns gestern 2-3 Plätze herausgesucht und uns für den Platz im Hafen von Warkum entschieden. Und nun folgt das "aber". Die Fahrt ist alles andere als schön. Es ist so windig, dass Michael irgendwann nur noch von dem Seiten- bzw.Gegenwind genervt ist. In Warkum werden wir über kleine Straßen durch den Ort und zum Jachthafen Bouwsma geführt. Dort steht bereits ein Wohnmobil in der Einfahrt und ist am Rangieren. "Weiß der nicht, wo er hin soll?", fragt sich Michael. Endlich fährt er, aber nicht auf einen der 5 Plätze, denn die sind, wie wir jetzt auch sehen, durch Poller gesperrt. Das Womo manövriert sich aus dem engen Hafengelände heraus und an uns vorbei. Und nun stehen wir da und wissen nicht, wo wir hin sollen. Denn der Stellplatz, der eigentlich das ganze Jahr geöffnet haben soll, ist geschlossen. Was nun? Eine der herausgesuchten Alternativen liegt 15 km entfernt. Aber es gibt doch noch einen zweiten Stellplatz in Warkum. Auch in einem Hafen. Sollten wir uns den nicht wenigstens erst einmal ansehen, bevor wir gleich losfahren? Michael ist sichtlich genervt: vom Wind, vom Wetter, denn die Sonne ist ausgerechnet nur in dieser Gegend einer geschlossenen Wolkendecke gewichen, und vom geschlossenen Stellplatz. Nur widerwillig ist er bereit, sich den zweiten Platz anzusehen. Und dann führt uns das Navi auch noch an eine Brücke, die nur Fahrzeuge bis 2,2 t benutzen dürfen. Das bedeutet Drehen auf engstem Raum. Die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Dann fahren wir eben nach Molkwerdum auf den Stellplatz. Kurz vor Molkwerdum weist uns das Navi wieder auf eine Straßenbeschränkung hin. Dieses Mal ist es eine Reglementierung in der Breite. Wir müssen in eine schmale Straße einbiegen. Die folgende Brücke ist für Fahrzeuge über 2, 10 m Breite verboten. Aber.....Campingfahrzeuge ausgenommen. Dann erreichen wir den Stellplatz, der ganz idyllisch hinter dem Deich des Ijsselmeeres an einem Kanal liegt und zu einem Campingplatz gehört. Zwei deutsche Mobile stehen bereits da. Die Plätze sind recht kurz, aber mit etwas Geschick auf die Keile gefahren, passen wir gerade so drauf. Gegenüber auf dem Deich blöken die Schafe. Wie romantisch..... und ganz schön laut.
    Nach dem Anmelden in der Rezeption des Campingplatzes, der Platz kostet 15 Euro mit Strom, VE und WLAN, Duschen 50 Cent, gehe ich erst einmal eine Runde Walken: Stressabbau und Ortserkundung mit Brot und Kuchenbeschaffung", lautet mein selbst verordneter Auftrag. Das Örtchen Molkwersum ist wirklich winzig, mit großer Kirche, aber ohne Bäcker. Also laufe ich Richtung Koudum. Das ist 4 bis 5 km entfernt. Da sollte wohl ein Bäcker zu finden sein. Aber als ich so entlang der Landstraße auf dem Radweg laufe, denke ich, dass ich mit dem Rad vielleicht besser bedient wäre. Immerhin muss ich die ganze Strecke ja auch wieder zurücklaufen. Ich kehre um. Nach einem Kaffee im Wohnmobil tausche ich die Stöcke gegen das Rad. Inzwischen ist das Frühlingswetter auch hier angekommen und die schlechte Laune meines Reisegefährten hat sich gelegt. Nur der Wind ist immer noch ziemlich heftig. Aber der schiebt mich dann geradezu vorwärts, als ich mit dem Rad hinter dem Deich nach Hindeloopen radele. Schon von weitem sehe ich.... weiß. Ein riesiger Campingplatz voller Wohnwagen und Mobilheime. Aber nicht genutzt. Es ist ganz wenig los in diesem beliebten Ferienort. Fast wie ausgestorben. Liegt es an Corona oder ist es die Vorsaison oder ist es beides? Mir soll es recht sein, und so schiebe ich ganz entspannt mein Rad durch den Hafen und die leeren Gassen. Dann geht es weiter durch die Felder nach Koudum. Beim Supermarkt dort halte ich, um die benötigten Lebensmittel zu besorgen. Maske auf, Brille auf, Rad abschließen, Schlüssel einstecken, Display und Handy vom Rad nehmen. Habe ich mein Geld? Irgendwie schon wuschig. Mit beschlagener Brille kaufe ich ein. Am Rad alles wieder retoure. Nur zu dumm, ich habe mehr gekauft als in einer Tasche Platz findet. Kleines Tetrisspiel. Alles verpackt, mein kleiner Rucksack kommt auf den Rücken. Jetzt kann es losgehen. Warum geht das nicht? Ach. ..mein Rad ist ja noch abgeschlossen! Wo hatte ich gleich den Schlüssel hin getan? In meine Jackentasche? Da ist nichts. Auch beim zweiten Mal.....ist nichts zu finden. Radtasche wieder auskippen .....nichts. Rucksack auskippen.....da endlich blinkt etwas zwischen Taschentüchern, Ersatzmaske und Handschuhen. Gott sei Dank....nicht verloren. Alles wieder einräumen, dann kann ich endlich losfahren. Um ein Schlüsselerlebnis reicher, genieße ich die Fahrt durch die frühlingshafte Landschaft, denn der Wind hat sich endlich verpustet. So können wir später bis zum Dunkel werden, draußen sitzen und den Schäfchen zu sehen, von denen noch eine neue Ladung an den Deich gebracht worden ist. Ist das ein Geblöke. Die aufgeregten Lämmer rufen ihre Mütter und die Mütter antworten. Mit einem tollen Sonnenuntergang macht der Tag dann doch noch einen recht entspannten Abgang.
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  • Day 10

    Stavoren per Rad

    March 30, 2021 in the Netherlands ⋅ ☁️ 10 °C

    Irgendwie kommen wir mit der Zeitumstellung noch nicht klar. Als wir wach werden, strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, unser Nachbar rechts ist schon weitergezogen, unser Nachbar links hält seine Angel ins Wasser und ist bereits beim Bier, während wir noch Kaffee kochen müssen. 9.30 Uhr jetzt wird es aber Zeit......Zeit für was? Na, ja, das tolle Wetter draußen ausnutzen. Das machen wir erst einmal mit einfach in der Sonne sitzen, Zeitung lesen, Schafe beobachten, aber zählen sollten wir sie nicht unbedingt. Schäfchen zählen ist was zum Einschlafen. Eine Stunde später hat Michael die Räder vorgefahren. Es geht am Deich entlang Richtung Stavoren. Wir fahren mitten durch die Schafherde und die vielen kleinen Lämmer kommen neugierig näher. Klar, dass ich die Süßen erst einmal fotografieren muss, während Michael etwas von "Lammbraten" und "mitnehmen" murmelt. Ich glaube, das haben sie gehört, den flux sind sie weg. Auf dem Deich und hinter dem Deich des Ijsselmeeres fahrend, gelangen wir in den alten Stadthafen von Stavoren. Ein herrliches Bild, blau oben, blau unten und dazwischen die weißen Schiffe. Es sind kaum Menschen im Hafen. Vereinzelt machen Schiffsbesitzer ihre Schiffe Saison klar. Ein Paar sitzt bei einem "Kaffee zu go" auf einer Bank in der Sonne. Wir fahren durch den Hafen bis zur Hafeneinfahrt und dann durch die kleinen Straßen des Ortes. Die alte Hansestadt Stavoren ist die älteste Stadt in Friesland. Eine Stadt mit einer reichen und faszinierenden Geschichte. Sie gehört zu den Elfsteden von Friesland und liegt an dem Punkt, der das IJsselmeer mit den Friesischen Seen verbindet. Heute ist der sonst so beliebte Urlaubsort ziemlich leer. Wir radeln weiter zur Johan-Friso- Schleuse. Die Schleuse verbindet den Prinses- Margriet-Kanal
    und den Johan- Friso-Kanal mit dem Ijsselmeer. Wir müssen warten, bis ein Segelschiff geschleust worden ist, erst dann geht die Brücke für uns herunter. Nicht weit von der Schleuse liegt die Marina Stavoren. Hier soll es auch einen Stellplatz geben. Wir finden einen großen Parkplatz mit Stromsäulen, der zz. aber geschlossen ist. Weiter geht die Fahrt am Deich entlang. Nach einiger Zeit ist es Michael zu langweilig, nur mit Deichblick zu radeln, und so kürzen wir die Tour etwas ab und fahren nicht bis Laaksum, sondern durch die kleinen Orte Skarl, Warns und Het Noard, die auch Wohnmobilstellplätze haben, zurück zum Wohnmobil. Inzwischen ist der Nachmittag schon weit fortgeschritten, aber wir können noch bis zum Abend vorm Mobil in der Sonne sitzen. Gegen Abend unternehme ich eine Walkingtour, allerdings ist die ausgewählte Strecke hinter dem Deich Richtung Hindeloopen nicht wirklich geeignet, da ständig Autos auf der schmalen Straße an mir vorbei fahren. Heute Abend können wir sogar einmal grillen. Nur zum Essen ist es dann draußen bereits zu kalt.
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