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  • Day 7

    Dokkum

    March 27, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 7 °C

    In den Morgenstunden werden wir von einem heftigen Wind geweckt. Das Wohnmobil schwankt hin und her und die Wellen, die keine 4 m vor dem Mobil anlanden, hören sich an, als kämen sie gleich zur Tür herein. Ein Blick durchs Fenster beruhigt mich. Die Wellen sind noch da, wo sie hingehören, im Lauwersmeer.
    Wir haben heute sowieso vor, weiter zu fahren und der Sturm unterstreicht unser Vorhaben noch, den tollen Platz aufzugeben und uns etwas Wind geschützteres im Inland zu suchen. Beim Frühstück schlage ich Dokkum vor. Ich habe letztes Jahr von unserem niederländischen Nachbarn in Dewesteren diesen Tipp bekommen. Aber er meinte, es wäre schwierig. Es gäbe nur 5 Plätze und die wären meist besetzt.
    Probieren wir doch mal unser Glück in der Vorsaison.
    Keine halbe Stunde später erreichen wir Dokkum. Bei der Fahrt über den Damm, der das Lauwersmeer von der Nordsee trennt, können wir jede Menge Surfer im Wasser sehen, die die "Steife Brise" nutzen. Brrrr.....Trotz Neopren ....mir wäre es viel zu kalt. Die Anfahrt zum Stellplatz in Dokkum ist ein wenig twicky. Ohne die Hinweisschilder wären wir wahrscheinlich nicht in den schmalen Weg eingebogen. Später sehen wir, dass der Platz nur für Womos bis acht Meter ausgelegt ist. Aber es passt dann noch alles. Nur...... wenn alle Plätze besetzt sind, hat man mit einem größeren Mobil kaum die Möglichkeit zu drehen, dann muss man wohl ein Stück rückwärts fahren.
    Wenig später stehen wir auf dem leeren Stellplatz an der Gracht gegenüber der Mühle. Die Sonne scheint, der Wind hat sich scheinbar gelegt, und der Himmel sieht viel versprechend blau aus. Herz was willst du mehr. Mein Mann will mehr. Er will Satellitenempfang, und den hat er bedingt durch die Bäume nicht. So überlegt er auf einen der anderen, freien Stellplätze zu fahren. Was eine ordentliche Rangiererei bedeuten würde, denn es steht dafür nicht viel Platz zur Verführung. Dann will er doch tatsächlich das Mobil drehen, so dass wir statt wunderschönen Mühlen- und Grachtenblick in das Gebüsch hinter uns schauen würden. Geht's noch? "Fahr doch einfach mal ein oder zwei Meter vor," ist mein Vorschlag zu dem Problem, denn manchmal sind es nur Zentimeter, die vom Fernsehvergnügen trennen. Gesagt, getan! Und siehe da, die Schüssel rastet ein. Männer lenken, Frauen denken......
    Kaum, dass wir stehen, zieht es mich schon auf Entdeckungstour. Aber nach fünf Minuten hat irgendwer die Sonne versteckt und dafür die Dusche aufgedreht. Es schüttet wie aus Eimern. Zu blöd, dass die meisten der alten Häuser hier keinen Dachüberstand haben. Aber während ich mich noch nach einem Dach über dem Kopf umsehe, dreht irgendwer die Dusche wieder ab und ich kann weitgehend trocken durch die kleinen Straßen der Altstadt stromern. Aber das Vergnügen, die schönen alten Häuser mit ihren Treppengiebeln zu besichtigen, währt nicht lange. Dieses Mal habe ich Glück und kann mich unter die Markise eines Ladens retten. Und dieses Mal ist es kein Regen, der vom Himmel fällt, sondern dicke Hagelkörner, die innerhalb kürzester Zeit der Altstadt ein winterlich weißes Flair geben. Jetzt muss ich doch wirklich beim Laufen aufpassen, dass ich nicht ausrutsche.
    Das Zentrum der Festungsstadt Dokkum mit den Treppengiebeln, Grachten und Bollwerken strahlt eine historische Atmosphäre aus. Normalerweise, wenn nicht gerade Lockdown herrscht, laden in der Stadt gesellige Cafés, Restaurants und Geschäfte in den alten Gebäuden zum Verweilen ein, die umgeben sind von einer zauberhafter Natur. Heute ist trotz Wochenende nicht viel Betrieb in der Altstadt. Die Gastronomie hat geschlossen oder versucht mit "take away" oder "Togo" Angeboten etwas Umsatz zu machen. Die Läden haben zu unterschiedlichsten Bedingungen geöffnet. Meist sind es "click and meet " Auflagen. Aber wenn ein Laden leer ist, kann man auch spontan mit Maske einkaufen.
    Nach fast 2 Stunden Altstadtbesichtigung bin ich total durchgefroren, habe noch keinen Kuchen fürs nachmittägliche Kaffee trinken, dafür aber schon ein paar Ostergeschenke und verschiebe die restliche Stadtbesichtigung auf später, um mich erst einmal im Wohnmobil aufzuwärmen, das wirklich nur ein paar Schritte von der Altstadt entfernt wartet. Eine kurze Pause und ein heißer Tee genügen, um mich wieder Outdoor fähig zu machen. Dieses Mal begleitet mich Michael zum Lidl, den wir bei der Anfahrt ein Stück die Straße hinunter gesehen haben. Hier muss jeder von uns einen Einkaufswagen nehmen. Wir besorgen schnell Brot und Backwaren, und dann nichts wie raus. Zu viele Menschen
    Bei meiner mittäglichen Stadtbesichtigung habe ich schon den Wall bemerkt, der die Altstadt umschließt. Ich liebe alte Städte, wie z.B. Franeker, Hattem, Gorinchem, usw. die einen Wall haben, auf dem man laufen kann. Was liegt also näher, als nach dem Kaffee trinken die Stadt einmal zu umrunden, statt sie zu durchqueren. Es ist wirklich ein schöner Weg, der an den beiden Windmühlen entlangführt. Von oben hat man einen tollen Blick in die Fenster der alten Häuser. Hier oben pfeift aber auch der Wind eiskalt, den man zwischen den Häusern in der Stadt nicht so bemerkt. Dokkum steht ganz im Zeichen des heiligen Bonifatius, der hier ermordet worden sein soll. Daher hat sich Dokkum zu einem Wallfahrtsort für die Katholiken entwickelt. Durch Dokkum führt die Strecke der Elfstedentocht, des berühmten Eisschnelllauf-Marathonrennens entlang der elf friesischen Städte. Ich bin zwar auf keinem Eis- Marathon unterwegs, aber kalt ist es mir allerdings trotzdem irgendwann, trotz Mütze und Handschuhen. Also zurück in die Wärme des Wohnmobils.
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