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  • Day 9

    Molkwerum am Ijsselmeer

    March 29, 2021 in the Netherlands ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Tag fängt eigentlich viel versprechend an. Blauer Himmel, kaum noch Wind, Bilderbuchwetter. Nach "eigentlich" folgt meist jedoch ein "aber"! Aber dazu später.
    Pünktlich um 9.00 Uhr kommt der Hafenmeister zum Kassieren. Im Gegensatz zu gestern, sind wir sogar wach. Gestern haben wir vergebens einen Mülleimer gesucht und keinen gefunden, aber wenn ich das Hinweisschild am Stellplatz richtig übersetzt habe, dann nimmt der Hafenmeister den Müll mit. Vorsorglich habe ich den Müllbeutel schon mal vor das Wohnmobil gelegt. Und wirklich, die Müllabfuhr funktioniert. Über Nacht haben wir hier ganz allein gestanden. Ein wirklich schöner Platz.
    Heute wollen wir gut 70 km weiter südwestlich fahren, ans Ijsselmeer. Das war meine Wunsch. Meist ist die Gegend um das Ijsselmeer ja überlaufen. Nun haben wir die Chance, es mal ganz entspannt zu entdecken. Wir haben uns gestern 2-3 Plätze herausgesucht und uns für den Platz im Hafen von Warkum entschieden. Und nun folgt das "aber". Die Fahrt ist alles andere als schön. Es ist so windig, dass Michael irgendwann nur noch von dem Seiten- bzw.Gegenwind genervt ist. In Warkum werden wir über kleine Straßen durch den Ort und zum Jachthafen Bouwsma geführt. Dort steht bereits ein Wohnmobil in der Einfahrt und ist am Rangieren. "Weiß der nicht, wo er hin soll?", fragt sich Michael. Endlich fährt er, aber nicht auf einen der 5 Plätze, denn die sind, wie wir jetzt auch sehen, durch Poller gesperrt. Das Womo manövriert sich aus dem engen Hafengelände heraus und an uns vorbei. Und nun stehen wir da und wissen nicht, wo wir hin sollen. Denn der Stellplatz, der eigentlich das ganze Jahr geöffnet haben soll, ist geschlossen. Was nun? Eine der herausgesuchten Alternativen liegt 15 km entfernt. Aber es gibt doch noch einen zweiten Stellplatz in Warkum. Auch in einem Hafen. Sollten wir uns den nicht wenigstens erst einmal ansehen, bevor wir gleich losfahren? Michael ist sichtlich genervt: vom Wind, vom Wetter, denn die Sonne ist ausgerechnet nur in dieser Gegend einer geschlossenen Wolkendecke gewichen, und vom geschlossenen Stellplatz. Nur widerwillig ist er bereit, sich den zweiten Platz anzusehen. Und dann führt uns das Navi auch noch an eine Brücke, die nur Fahrzeuge bis 2,2 t benutzen dürfen. Das bedeutet Drehen auf engstem Raum. Die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt. Dann fahren wir eben nach Molkwerdum auf den Stellplatz. Kurz vor Molkwerdum weist uns das Navi wieder auf eine Straßenbeschränkung hin. Dieses Mal ist es eine Reglementierung in der Breite. Wir müssen in eine schmale Straße einbiegen. Die folgende Brücke ist für Fahrzeuge über 2, 10 m Breite verboten. Aber.....Campingfahrzeuge ausgenommen. Dann erreichen wir den Stellplatz, der ganz idyllisch hinter dem Deich des Ijsselmeeres an einem Kanal liegt und zu einem Campingplatz gehört. Zwei deutsche Mobile stehen bereits da. Die Plätze sind recht kurz, aber mit etwas Geschick auf die Keile gefahren, passen wir gerade so drauf. Gegenüber auf dem Deich blöken die Schafe. Wie romantisch..... und ganz schön laut.
    Nach dem Anmelden in der Rezeption des Campingplatzes, der Platz kostet 15 Euro mit Strom, VE und WLAN, Duschen 50 Cent, gehe ich erst einmal eine Runde Walken: Stressabbau und Ortserkundung mit Brot und Kuchenbeschaffung", lautet mein selbst verordneter Auftrag. Das Örtchen Molkwersum ist wirklich winzig, mit großer Kirche, aber ohne Bäcker. Also laufe ich Richtung Koudum. Das ist 4 bis 5 km entfernt. Da sollte wohl ein Bäcker zu finden sein. Aber als ich so entlang der Landstraße auf dem Radweg laufe, denke ich, dass ich mit dem Rad vielleicht besser bedient wäre. Immerhin muss ich die ganze Strecke ja auch wieder zurücklaufen. Ich kehre um. Nach einem Kaffee im Wohnmobil tausche ich die Stöcke gegen das Rad. Inzwischen ist das Frühlingswetter auch hier angekommen und die schlechte Laune meines Reisegefährten hat sich gelegt. Nur der Wind ist immer noch ziemlich heftig. Aber der schiebt mich dann geradezu vorwärts, als ich mit dem Rad hinter dem Deich nach Hindeloopen radele. Schon von weitem sehe ich.... weiß. Ein riesiger Campingplatz voller Wohnwagen und Mobilheime. Aber nicht genutzt. Es ist ganz wenig los in diesem beliebten Ferienort. Fast wie ausgestorben. Liegt es an Corona oder ist es die Vorsaison oder ist es beides? Mir soll es recht sein, und so schiebe ich ganz entspannt mein Rad durch den Hafen und die leeren Gassen. Dann geht es weiter durch die Felder nach Koudum. Beim Supermarkt dort halte ich, um die benötigten Lebensmittel zu besorgen. Maske auf, Brille auf, Rad abschließen, Schlüssel einstecken, Display und Handy vom Rad nehmen. Habe ich mein Geld? Irgendwie schon wuschig. Mit beschlagener Brille kaufe ich ein. Am Rad alles wieder retoure. Nur zu dumm, ich habe mehr gekauft als in einer Tasche Platz findet. Kleines Tetrisspiel. Alles verpackt, mein kleiner Rucksack kommt auf den Rücken. Jetzt kann es losgehen. Warum geht das nicht? Ach. ..mein Rad ist ja noch abgeschlossen! Wo hatte ich gleich den Schlüssel hin getan? In meine Jackentasche? Da ist nichts. Auch beim zweiten Mal.....ist nichts zu finden. Radtasche wieder auskippen .....nichts. Rucksack auskippen.....da endlich blinkt etwas zwischen Taschentüchern, Ersatzmaske und Handschuhen. Gott sei Dank....nicht verloren. Alles wieder einräumen, dann kann ich endlich losfahren. Um ein Schlüsselerlebnis reicher, genieße ich die Fahrt durch die frühlingshafte Landschaft, denn der Wind hat sich endlich verpustet. So können wir später bis zum Dunkel werden, draußen sitzen und den Schäfchen zu sehen, von denen noch eine neue Ladung an den Deich gebracht worden ist. Ist das ein Geblöke. Die aufgeregten Lämmer rufen ihre Mütter und die Mütter antworten. Mit einem tollen Sonnenuntergang macht der Tag dann doch noch einen recht entspannten Abgang.
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