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  • Day 3

    Ponys, Ponys und ein Drahtesel

    July 21, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute Morgen ist das Aufstehen nicht so chaotisch. Wir haben einen Plan. Und so macht es auch nichts, dass wir eigentlich verschlafen haben. Die Reitaktivitäten beginnen um 9.30 Uhr, das bedeutet spätestens um 9.00 Uhr fertig mit dem Frühstück zu sein. Wir werden um 8.30 Uhr wach. Aber wie gesagt, wir haben einen Plan, und während ich Brötchen besorge, Clara sich anzieht, deckt Michael schon mal draußen den Tisch. Beim Ponyreiten muss nicht zwingend jemand dabei sein und so können wir, als Clara geht, noch in Ruhe zu Ende frühstücken. Opa Michael geht danach in die Reithalle, um großelterliche Präsenz zu zeigen, während ich für die anfallende Hausarbeit zurück bleibe. Für heute stehen noch Voltigieren und Bogenschießen auf Claras Plan. Ich dagegen muss nach 2 Tagen "Lagerleben" einfach mal raus. Überall Kinder und Ponys. Mit dem Rad will ich nach Liebenau. Eigentlich nicht weit, aber an der Landstraße dorthin gibt es keinen Radweg. Ich möchte herausfinden, ob es noch einen anderen Weg gibt, um evtl. einmal mit Clara zusammen dorthin zu fahren. Im Garten eines Hauses am Ortsausgang arbeitet eine ältere Frau, die ich darauf anspreche. Sie weist auf einem Weg, der oberhalb der Landstraße über den Berg führt. Aber für Kinder wäre der nichts, sagt sie. Viel zu steil. Sie selbst fährt immer Landstraße. Das ist zwar weiter, aber angenehmer. Dann erzählt sie mir noch von ihren Kindern und Enkelkindern und ich habe Mühe dem Redefluss zu entgehen, um meinen Weg fortzusetzen. Es geht zunächst steil berghoch bis in eine Siedlung, und dann führt ein asphaltierten Weg über den Berg. Die Frau hat Recht, die zweite Steigung ist so steil, dass selbst mein Ebike es nicht schafft. Ich habe meine liebe Mühe, das Rad zu halten und nicht mit ihm umzukippen. Hinter mir höre ich zwei Radwanderer schnaufen. Sie hängen viel weiter unter mir fest und kommen keinen Meter mehr weiter. Es hilft nichts, ich muss den restlichen Weg hinauf schieben. Da ist die Schiebehilfe am Rad eine wirkliche Unterstützung. Dann geht es nur noch steil bergab, dass die Bremse ordentlich gefordert wird, bis mitten in den Ort Liebenau hinein. Nein, das ist wahrlich kein Radweg für Kinder. Viel zu gefährlich! Auch ich werde auf dem Rückweg lieber die Landstraße nehmen. Aber zunächst will ich mir Liebenau anschauen. Das ist schnell gemacht. Eine Kirche, eine Handvoll Fachwerkhäuser und ein Tante Emma Laden. Hier bekomme ich Kuchen für den Nachmittag. Einladend sieht der Biergarten an dem kleinen Fluß Warme am Ortseingang aus. Leider ist er verwaist. Niemand ist dort anzutreffen. Ich fahre auf der Landstraße, die im übrigen auch ihre Steigungen hat, zurück und schaue mir noch das beheizte Freibad an, das ganz idyllisch gegenüber des Ponyhofes am Berg liegt. Das Freibad hat erst morgen wieder geöffnet. Als ich zurück am Wohnmobil bin, ist das morgendliche Ponypogramm bereits beendet. Clara ist mit Freundinnen auf dem Platz unterwegs und bis zum Nachmittagsprogramm so beschäftigt, dass sie kaum Zeit für einen Mittagsimbiss hat.
    Am Nachmittag fahre ich mit dem Rad über den Berg nach Hofgeismar. Ein schöner, wenn auch wieder sehr steiler Weg bergauf und später bergab. Die hübsche Fachwerkstatt wirkt am frühen Nachmittag wie ausgestorben. Vom Rathausturm begrüßt mich ein Glockenspiel mit der Melodie: " Üb' immer Treu- und Redlichkeit....."Aber niemand ist da, den es ermahnen könnte. Ich bewundere noch ein wenig die alten Fachwerkhäuser. Das wohl älteste Fachwerkhaus der Stadt ist aus dem Jahr 1528. Heute ist darin das Café Hoffmann. Aber auch das Rathaus, das Ende der 1720-er Jahre auf dem hohen Kellergewölbe des ursprünglichen Rathauses aus dem 14. Jahrhundert errichtet wurde und sich renoviert mit Treppengiebel, Glockenspiel und doppelarmiger Freitreppe zum Markt hin präsentiert, ist echt sehenswert. Es gibt einige nette Läden. Besonders schön ist ein Blumenladen dekoriert und hält Tüten voller (Blumen)Glück bereit. Bei meinem Spaziergang entdecke ich das Apothekenmuseum. Schon der angeschlossene Apothekergarten ist einen Besuch wert. Bei einem Rundgang stelle ich überrascht fest, wieviel der angeblichen Unkräuter, die ich aus meinem Garten herausgezupft habe, heilende Wirkung haben. Auch das Museum selbst, das im „Steinernen Haus“, dem ältesten Gebäude der Stadt Hofgeismar, über drei Stockwerke von der Hexenküche bis zur modernen Offizin die Geschichte der Apotheken zeigt, ist interessant und sehenswert.
    Nach dieser kleinen Auszeit geht es mit dem Rad zurück auf den Ponyhof. Clara fange ich erst zum Abendessen wieder ein, so sehr ist sie mit den Kindern auf dem Spielplatz beschäftigt. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass dieses Mal auch der Bach mit ins Spiel einbezogen wurde. Im Gegensatz zu den anderen Kindern hat Clara aber vergessen, sich einen Badeanzug anzuziehen. Kann schon mal passieren im Eifer des Gefechtes. So muss sie sich einmal komplett umziehen, bevor es nach dem Abendessen mit dem Pferdchenspielen weitergehen kann. Um 22. 00 Uhr ist dann aber wirklich duschen angesagt. Es ist bereits dunkel, als wir vom Waschhaus zurückkommen. Um 22.30 Uhr liegen wir alle in den Womobetten. Morgen ist wieder Ponywanderung und da müssen wir pünktlich aufstehen.
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