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  • Day 4

    Mit dem Rad entlang von Rhein und Waal

    July 28, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute Morgen noch vor dem Frühstück gilt es einem Geburtstagskind zu gratulieren. Bernd wird 66 Jahre und will diesen Ehrentag heute ganz entspannt hier am Willisee begehen. Im Tagesverlauf erinnern wir uns an den Stress der Geburtstage in jüngeren Jahren, bei denen es Gäste und Familie zu bewirten galt und deren Vor - und Nachbereitungszeit sich manchmal über mehrere Tage erstreckten. Davon haben wir schon seit vielen Jahren Abstand genommen. Irgendwann habe ich mich gefragt, ob das denn alles so richtig ist, wenn ich selbst am eigenen Geburtstag treppauf und treppab laufend für das Wohl anderer sorgen muss. So fingen wir an, einfach mit dem Wohnmobil wegzufahren. Wenn wir jetzt an Geburtstagen nicht unterwegs sind, dann gehen wir im kleinen Familienrahmen zusammen Essen. Runde Geburtstage haben wir bisher zusammen gelegt und im etwas größeren Rahmen gefeiert. Aber auch da überdenken wir gerade Alternativen.
    Wie dem auch sei, heute wird Bernds Geburtstag mit einer Fahrradtour begangen. Am Nachmittag soll es ins Café im Gärtenchen zum Geburtstagskaffee trinken gehen.
    Michael klingt sich bei der Radtour aus. Die gestrige Tour hat ihn trotz E-Bike doch sehr angestrengt. Er ist nach der Lungenembolie noch lange nicht wieder auf seinem alten Level.
    Wir anderen fahren auf dem Rheindeich in Richtung Millingen, das schon auf niederländischer Seite liegt. Auf dem Rhein können wir Schiffe beobachten. Bei Millingen teilt sich der Fluß in die Waal und den Niederrhein. Ich durchforste meine Geografie Kenntnisse nach der Mündung des Rheins. Werde aber nur bei " in die Nordsee" fündig. So frage ich später bei Google genauer nach,. Google erklärt, dass das Rheinwasser an 3 Stellen in die Nordsee mündet: in der Haringvliet, über den Nieuwe Waterweg und durch das Ijsselmeer. Bereits zwei Kilometer nach der Grenze hinter Millingen entsteht das Rhein-Maas-Delta aus den Mündungs - Flüssen Waal und Lek. Letzterer heißt zunächst noch Niederrhein.
    In Milligen an der Fähre herrscht ordentlich Betrieb. Das Café ist gut besucht und die Fähre, die hier über dem Rhein verkehrt, spuckt mit jeder Überfahrt neue Radwanderer aus. Für einen Kaffee in dem einladend aussehenden Café ist es uns noch zu früh. Den, so hoffen wir, später in einem der kleinen Orte auf unserer Strecke auch noch zu bekommen. Wir verlassen den Radweg auf dem Deich und fahren in den Ort Millingen. Millingen ist der einzige Ort in den Niederlanden, wo sich der aus Deutschland kommende Rhein noch nicht aufgeteilt hat und weiterhin den Namen Rijn trägt. Es ist Markttag. Im Schutz der imposanten Antoniuskirche haben ein paar Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut. Aber nichts von dem Angebot kann bei uns großes Interesse wecken. Wir umradeln einmal großräumig die Kirche, bevor es wieder zurück auf den Fahrradweg auf dem Deich geht. Dieser führt im weiteren Verlauf an der Waal entlang und in das Naturentwicklungsgebiet "De Gelderse Poort" , ein Feuchtgebiet, in dem auch Flussdünen und ein Auwald entstehen sollen.
    Wie in den vergangenen Tagen ist es auch heute sehr windig und den Wind spürt man auf dem Deich noch viel mehr, vor allem, weil er uns entgegen weht. Ohne das E-Bike hätten wir ganz schön zu kämpfen. Der Wind scheint hier häufiger zu Gast zu sein, wie man unschwer aus der Neigung der Bäume erkennen kann. Unser Weg führt weiter an der Waal und der umgebenden Wasserlandschaft vorbei, die den Flüssen Gelegenheit geben, sich bei Hochwasser auszubreiten. Hinter Ooij endet der Deich und wir fahren auf der Landstraße Richtung Zyfflich weiter. Dort wollen wir einkehren. Zyfflich empfängt uns mit der Stille eines ausgestorben Ortes. Die einzige Gaststätte ist geschlossen. Darum entschließen wir uns, auf geraden Weg zurück zum Stellplatz zu fahren. Als wir ankommen, stehen 30 Kilometer auf demTacho. Inzwischen ist es fast 14.00 Uhr. Ein wenig ausruhen vorm Wohnmobil, dann geht es mit dem Rad ins 3 km entfernte Café im Gärtchen, direkt unterhalb des Rheindeiches. Dieses Mal ist Michael auch dabei. Das Café hat ein wunderschönes Ambiente und viele schöne Plätze in einem verwunschenen Garten. Der Vorteil, mitten in der Woche einkehren zu können, liegt auf der Hand. Viele leere Plätze, die uns zur Auswahl stehen, kein Anstehen bei der Wahl des Kuchens und eine friedlich entspannte Stimmung, die wir mit einer Handvoll anderen Gästen teilen. An sommerlichen Tagen am Wochenende wird es hier im Café direkt am Rheinradweg sicher anders zugehen, und die romantischen Sitzgelegenheiten, die überall im Garten verteilt sind, sind nicht von ungefähr so zahlreich. Wir finden einen schönen Platz im Innenhof und können kurz darauf den leckeren, selbstgebackenen Kuchen genießen. Bevor wir später zum Wohnmobil zurückfahren, durchstreifen wir den Garten noch ein wenig und finden viele liebenswerte Details.
    Später auf dem Stellplatz bereiten wir gemeinsam ein Abendessen vor aus dem Dingen, die der Kühlschrank noch so hergibt. Dabei erschrecke ich mich ziemlich, als beim Rösten von Brot auf dem Herd plötzlich der Feueralarm losgeht. Aber es zeigt, dass die Dinger funktionieren. Was mal wieder nicht funktioniert ist ein regenfreies Abendessen. Wir sind noch nicht ganz fertig mit dem Essen, prasselt der Regen herab und wir haben Mühe alles, Stühle, Polster, Geschirr, einiger Maßen trocken ins Wohnmobil zu bekommen. Und so findet der Tag und das Geburtstagsessen ein ziemlich abruptes Ende im Wohnmobil.

    Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und verspricht einen schönen Tag. Für uns heißt es allerdings heute die Zelte hier abzubrechen und nach Hause zu fahren. So verabschieden wir uns wieder mal für ein Jahr. Termin und Ort für das nächste Treffen haben wir schon festgemacht und dazwischen hören wir ja immer von einander und berichten von unseren Reisen.
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