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  • Day 16

    Ab ans Meer/ Talmont -les- Hilaire

    September 12, 2021 in France ⋅ ⛅ 20 °C

    Wie kann ein Tag, der so bescheiden und voller Sorge beginnt, am Abend so schön enden?

    Seit gestern Abend haben wir ein Problem. Der Kühlschrank geht ständig aus. Egal, welche Energiequelle zugeschaltet wird. Nach wenigen Minuten schaltet er sich ab. Da wir noch ziemlich am Anfang der Reise sind, ist das Gefrierfach gut gefüllt, und es wäre schade, wenn wir alles wegwerfen müssten. Michael meint, es könnte an der automatischen Steuerung ( AES) liegen. Jetzt müssen wir, d. h. muss Michael sehen, ob und wie er das Problem in den Griff bekommt.
    Die Stimmung ist daher heute Morgen nicht so super, wie sonst, wenn wir weiterfahren.

    Wir wollen gern an den Atlantik und in der Nähe des Meeres stehen. Nach zwei Wochen Kultur, Schlösser, Höhlen und alten Städten ist der Wunsch nach der frischen Atlantikluft und nach Wellen, Sand und Meeresrauschen jetzt groß.
    In Anbetracht unserer misslichen Lage, entscheiden wir uns für einen größeren Campingplatz, um evtl. einen Kühlschrank bzw.ein Gefrierfach mieten zu können, bzw. eine Postadresse zu haben, falls wir Ersatzteile benötigen. Heute, am Sonntag, können wir nämlich erst einmal gar nichts ausrichten.
    Wir starten kurz nach 10.00 Uhr und fahren auf der D 960 in Richtung Cholet. Die D 960 ist gut ausgebaut und lässt sich prima fahren. Noch eine kurze Zeit begleiten Weinfelder unseren Weg, bis wir Cholet erreichen. Cholet ist neben Angers und Saumur die dritte große Stadt im Anjou. Wir umfahren Cholet weiträumig auf der D753. Auch hier ist die Straße super. Viele, vor allem französische Wohnmobile, sind bei dem sommerlich schönen Wetter unterwegs.

    Auf den Picknickplätzen in "Tiffauges" an der "Vende" ist richtiger Betrieb. Und auch die Parkplätze am "Chateau de Tiffauges" sind gut besucht.
    Während Michael Mathildes ( so heißt unser Womo- Navi und es ist die einzige Frau, von der er Befehle entgegen nimmt ;-) Anweisungen lauscht, versuche ich mit Hilfe von Google mehr über unser Problem zu erfahren. Ach je, damit scheinen wir wohl nicht die Ersten zu sein.
    Im Kopf gehe ich schon mal sämtliche Optionen durch, die in Frage kommen, von denen ein Reiseabruch aber an allerletzten Stelle liegt. Morgen werden wir Dometic anrufen und mal hören, was die sagen.
    Inzwischen sind wir schon bei "Les Herbiers" und umfahren kurze Zeit später "La -Roche- sur- Yon". Ich halte schon mal Ausschau nach einem großen und vor allem heute geöffneten Supermarkt oder Baumarkt, um evtl. eine elektrische Kühlbox kaufen zu können.
    Jedoch alle Supermärkte haben geschlossen.
    Wir erreichen Les Sables d' Onne und können den ersten Blick auf den Atlantik werfen.
    Ein kleines Stückchen weiter liegt Talmont -les- Hilaire, unser heutiges Ziel. Ach wie schön! Super Rad- und Wanderwege führen oben um die Steilküste herum.

    Dann sind wir am Camping Littoral Sayara angekommen.
    "Oh, bitte nicht," denke ich, als wir vor die Rezeption fahren und das Gewusel auf Hüpfburg und Spielplätzen sehen. Das ist eigentlich genau die Art von Camping, um die wir gern einen großen Bogen machen. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, das es Sonntagmittag ist und am Abend viele Wochenendler, wieder abgereist sind. Ist ja an der deutschen Nord- und Ostseeküste nicht anders.

    Der Tag scheint sich zu einem Sch....Tag zu entwickeln. "Immer positiv denken und in allem etwas Gutes sehen," bete ich mir mein Mantra für solche Tage vor.

    An der Rezeption ist man sehr nett, aber wir bekommen, wahrscheinlich wegen der ACSI Karte und dem damit verbundenen niedrigen Tarif einen Platz zu gewiesen, können ihn nicht aussuchen und müssen auch gleich angeben wie lange wir bleiben wollen. Alles Dinge, die wir so nicht gern haben bzw nicht sofort entscheiden mögen.

    Wir bekommen reichlich Infomaterial, ein Bändchen ( Himmel, das hat mir heute grad noch gefehlt) und den Platz 84 zugewiesen. Als ich unser Problem mir dem defekten Kühlschrank schildere und frage, ob wir ein Gefrierfach mieten können, bekomme ich die Zusicherung, dass man sich darum kümmern wird.
    Es wird gleich abkassiert und dann können wir auf den Platz fahren.
    Ich glaube, wir haben die aller schlechteste Parzelle des ganzen Platzes zugeteilt bekommen. Da passt das Wohnmobil höchstens in Einzelteile demontiert drauf, denn eine riesige Picknickkombination blockiert die Hälfte des Platzes. Also nichts wie zurück zur Rezeption und den Platz getauscht. Das ist auch ohne Probleme möglich. Später bemerken wir, dass es zwei Kategorien Stellplätze gibt.
    Nachdem wir uns eingerichtet haben, soo schlecht ist das alles gar nicht, auf alle Fälle mehr Platz, als auf den Stellplätzen, die wir bisher gesehen haben.
    Und dann passiert etwas, das uns bei allem Verdruß doch noch zum Lachen bringt: Ein Angestellter des Campingplatzes fährt mit seinem Ekektrocar vor und.......lädt einen Kühlschrank für uns ab. Wir sind im ersten Moment sprachlos, doch dann fangen wir an zu lachen. Nun haben wir einen Kühlschrank mit Gefrierfach in der "Garage" des Wohnmobils stehen und können entspannt auf Fehlersuche gehen.
    Dann wollen wir auch endlich mal das Meer sehen, das soll laut Information keine 100 m vom Campingplatz entfernt sein. Als wir am Tor sind, bemerken wir, dass wir nur mit einem Zugangscode hinein oder heraus kommen. Also geht es wieder zurück zum Wohnmobil, um in dem ganzen Informationsgedöns den Code zu suchen. Michael hat schon keine Lust mehr und sagt, ich solle ihm das Meer fotografieren und zuschicken. Manche Tage haben es wirklich drauf, sich unbeliebt zu machen.
    Als ich endlich am Meer bin, ist das Meer weg. Es hat einen wahren Steinbruch hinterlassen, während es ganz von fern im Sonnenlicht blitzt und funkelt. Ich klettere ein wenig in den Felsen herum und beobachte eine Familie, die sich im Schatten der Felsen zu einem Picknick eingefunden hat.
    Sonst ist hier niemand zu sehen. Es riecht nachTang, denn davon hat das Meer auch reichlich übrig gelassen. Ich lasse die Kletterei lieber sein. Man sollte solchen Tagen nicht die Gelegenheiten geben, sich noch unbeliebter zu machen. Dafür unternehme ich einen schönen Spaziergang im Schatten von Pinien und auf dem Küstenweg, der mich wieder versöhnlich stimmt. Die Luft, die frisch und kühl über die Haut streicht, dazu die warme Sonne und der Blick auf das Meer entschädigen etwas.
    Als ich zurück komme, ist später Nachmittag, und es ist wesentlich ruhiger geworden, so wie wir es voraus gesehen haben. Es ist zwar kein Vergleich mit unserer idyllischen Alleinlage im Tal der Weinberge, aber doch ruhig und akzeptabel und die Probleme sind für heute erst einmal gelöst. Unser Wohnmobilkühlschrank hat sich überlegt, doch lieber wieder zu funktionieren, als er Konkurrenz bekommen hat. Mal sehen, ob er dabei bleibt.
    Wir bekommen noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geboten, später beim gemeinsamen Spaziergang am Meer. Auf dem Platz ist es ruhig, der Kühlschrank funktioniert scheinbar wieder, und so endet der Tag doch noch ganz entspannt.
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