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  • Day 3

    Marina di Pisa

    June 29, 2015 in Italy ⋅ 28 °C

    Von vergessenen Schlüsseln, italienischen Autobahnen und einer heißen Stadtbesichtigung

    Montag 29.6. 2015
    Strecke: Milano/Zibido – Genua-Pisa
    Fahrtkosten: Autobahngebühr 7,60€
    Stellplatz: Marina di Pisa Koordinaten 43°40’45” 10°16’44”
    Stellplatzpreis: 10 € / Strom 500 Watt/2 Ampere 2€
    4 Duschen kalt gratis/ warm 1 €
    Abfahrt: 9.00 Uhr
    Ankunft: 13.00 Uhr
    Wetter: 34°

    Tipp: Stellplatz möglichst weit hinten suchen- da dort weniger Lärm von der Straße zu hören ist und die Kaltwasserduschen zum Erfrischen in der Nähe sind. Der weiße Lieferwagen, der einmal am Tag hupend über den Platz fährt, ist der Bäcker.

    Tagebuch:
    Hatte ich in der Nacht doch richtig gehört, als ich in unmittelbarer Nähe unseres Wohnmobil ein Auto gehört habe. Heute Morgen stellen wir fest, dass wir nicht mehr allein auf dem Platz sind. Ein deutscher PKW hat uns gegenüber geparkt und aus dem neben ihm aufgeschlagenen Zelt krabbeln zwei junge Männer. Grußlos bauen sie ihr Zelt ab und fahren davon. Nicht gerade eine nette Art von Kommunikation.
    Der gestrige Abend vor dem Wohnmobil ist nicht ohne Folgen geblieben. Etliche Moskitos haben ein Festmahl an mir gehabt und scheinbar total ausgehungert, Michael auch nicht verschmäht, den sie gewöhnlich nicht so mögen. Einer dieser Blutsauger hat sich als Schönheitsdoktor versucht und seinen Stich mitten in die tiefe Falte auf meiner Stirn gesetzt. Die Falte ist verschwunden und stattdessen spannt sich dort eine leichte Erhebung, die ein Stirnrunzeln unmöglich macht. So muss man sich nach einer Botox- Behandlung fühlen, nur das Botox wahrscheinlich nicht so stark juckt.
    Nach einem kargen Reisefrühstück, wer hat schon bei morgendlichen 27° Hunger, starten wir die 3. Etappe unserer Tour, deren Verlauf ich im Chaos des gestrigen Tages gegen alle Empfehlungen mit Genua vorgegeben habe. Heute sind wieder LKWs unterwegs, was das Fahren mitunter anstrengender gestaltet. Aber zunächst sind wir froh, nicht in die Gegenrichtung fahren zu müssen. Das TaTüTata, das wir beim Frühstück von der nahegelegenen Autobahn gehört haben, hat wohl seinen Grund gehabt. Kilometer lang staut sich der Verkehr. Wir indessen fahren, davon nicht betroffen, fröhlich Genua entgegen. Die Fröhlichkeit bekommt einen kleinen Dämpfer, als wir an die Tankstelle fahren, um unseren Dieseltank vollzumachen. Die Dieselpreise entsprechen unseren Preisen für Superbenzin. Oh la la. Während wir diese Tatsache verdauen, nervt uns eine eindringliche und sich stets wiederholende Lautsprecherdurchsage. Wer kann dieses italienische Gebrabbel schon verstehen? Wir jedenfalls nicht. Und so setzen wir davon unbeirrt unsere Reise fort. Das heißt, wollen wir unsere Reise fortsetzen, wenn unser Womo ohne Zündschlüssel starten würde. Erst da begreifen wir, wem dieser Aufruf gilt. Da müssen die italienischen Dieselpreise meinen Mann wohl ganz schön durcheinander gebracht haben. Oder war es vielleicht die feurige italienische Kassiererin?
    Mit den Worten: “Jetzt freust du dich aber, dass mir auch mal so etwas passiert ist,” startet er den Wagen und fährt los. Womit er nicht ganz Unrecht hat, denn meistens bin ich diejenige, die was verlegt, vergisst oder verliert.
    Die nächsten 200 km bringen wir ohne besondere Vorkommnisse hinter uns. Dann plötzlich ändert sich der Straßenverlauf der Autobahn. Die Fahrbahn wird schmaler. In engen Kurven, die eher an eine Landstraße erinnern, windet sie sich hoch ins Gebirge. Es geht durch Tunnel und über Viadukte. Teilweise schwebt die Autobahn zwischen zwei Berge. Während wir tief unten die Bergdörfer sehen können, fährt der Gegenverkehr auf einer zweiten Trasse über unseren Köpfen hinweg. Beeindruckend. Jedenfalls für den Beifahrer. Aber auch für den Fahrer wird es nicht langweilig. Die Italiener sind wirklich schmerzfrei, denke ich, während unser Wohnmobil in Höhe der Kirchturmspitze, vorbei an geöffneten Balkontüren, mitten durch eine kleine Bergstadt fährt. Auf der Autobahn wohlgemerkt.
    Alles was am Vortag schief gelaufen ist, klappt heute wunderbar. Auch die Fahrt durch die Seealpen ist einmalig. Von Genua bis Pisa haben wir das Gefühl durch einen einzigen, riesigen Tunnel zu fahren. So jedenfalls kommen uns die gefühlten 100 Tunnel vor, durch die wir fahren müssen. Nach jedem Tunnel erwartet uns ein neuer, beeindruckender Ausblick auf das tief unter uns liegende Meer und die Küstenorte. Ich zücke jedes Mal voller Begeisterung den Fotoapparat, obwohl ich weiß, dass ich die meisten Bilder davon später löschen werde.
    Unsere Befürchtung auf dem Stellplatz in Marina di Pisa keinen Platz zu bekommen, zerstreut sich bei der Ankunft. Viele freie Boxen warten auf uns. Bereits um 13.00 Uhr sind wir auf Relaxen eingerichtet. Es fehlt uns nur noch der Kuchen zum Kaffee. Ich überlege nicht lange und verbinde Walking, Einkauf und Ortserkundung gleichzeitig. Marina di Pisa hat einen, in den letzten Jahren neu angelegten Jachthafen, der der touristische Mittelpunkt des Ortes ist. Ich gehe entlang einer kleinen Einkaufsstraße und komme zu einem Strand aus weißem Marmorkieseln. In Marina di Pisa mündet der Arno in das Mittelmeer. Fischer haben große Senknetze direkt im Arno und auch in der Mündung des Flußes im Meer aufgestellt. Im Hafen dümpeln große Luxusjachten und warten genau wie die Bars und Restaurants auf die Saison. Gut für uns, dass die Vacanzas erst in 3-4 Wochen beginnen.
    In der Mittagshitze und ohne Kopfbedeckung zu walken, ist nicht so das Wahre. Durstig und schweißnass, aber mit Brötchen und Kuchen im Gepäck, mache ich mich auf den Rückweg und überlege dabei ernsthaft, mir die Gießkanne mit kaltem Wasser zu füllen und sie mir dann über den Kopf zu gießen. Das ist aber doch nicht nötig, denn Michael hat in meiner Abwesenheit herausgefunden, dass es Kaltwasserduschen auf dem Platz gibt. Und ich habe auf meiner Tour eine Eisdiele entdeckt, in der wir bei Sonnenuntergang unser erstes italienisches Eis essen.
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