Sardinien 2015

June - July 2015
Mit dem Wohnmobil nach Sardinien. Erfahrungen, die wir gemacht haben, Eindrücken, die wir mitgenommen haben und Erlebnissen, die wir unterwegs hatten.
Viel Spaß beim Lesen.
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  • Prolog

    June 26, 2015 in Germany ⋅ 🌧 17 °C

    Sardinien als Einsteiger oder wenn Einer eine Reise plant….

    Seit 1 Stunde sind wir nun unterwegs. Und dieses Mal geht es nach Süden. Wir sind unseren eigenen Prinzipien untreu geworden, die da heißen: nie im Juli und August in den Süden fahren, weil es dort viel zu heiß, viel zu voll und viel zu teuer ist. Daher waren wir in den letzten 10 Jahren eher in Schweden, Dänemark, Polen oder Tschechien zu finden
    Was nun ganz genau der Auslöser für unseren Gesinnungswandel und den damit verbundenem Richtungswechsel für die Sommerferien war, lässt sich im Nachherein nicht mehr so ganz genau ausmachen. Waren es die Eindrücke, die das verlängerte Familienwochenende auf Mallorca im Februar hinterlassen haben, mit sonnigen Frühlingstagen unter Palmen und Apfelsinenbäumen bei milden 20° -22 °, und einer lebendig pulsierenden, aber nicht von Touristen überschwemmten Stadt Palma? Oder waren es eher die auf einem Kalender abgebildeten Traumstrände im Büro einer Kollegin, die auf Michaels Nachfrage von den karibischen Stränden Sardiniens schwärmte? Oder waren es meine, eigentlich für die Zeit des Pensionärlebens zurück gestellten Sehnsüchte nach dem Dolce Vita an den Traumstränden Sardiniens, denen der Mythos voraus eilt, dass an ihnen noch der Traum vom Freistehen an menschenleeren Stränden möglich sei?
    Vielleicht waren aber auch alle genannten Gründe ausschlaggebend, als wir an einem kalten Februarabend das Angebot zur Überfahrt mit der Fahre von Livorno nach Golfo Aranci im Internet sahen und fasziniert zu schlugen. Nach der sofortigen Recherche über das Fährunternehmen, die nicht besorgniserregend ausfiel, schließlich will man ja wissen, wem man sein Wohnmobil und nicht zu vergessen, das Leben der Besatzung anvertraut, buchten wir spontan eine Jockerfähre, die uns wirklich preisgünstig erschien. Dieses Mal war sogar der Luxus einer Kabine inbegriffen. Und dann war da noch die Fahrt in den Süden. Wir wollten uns etwas Zeit nehmen für Italien und….ja und da wurden schon weitere Entscheidungen von uns gefordert. Fahren wir durch Österreich oder durch die Schweiz nach Italien?
    Wir entschieden uns gegen die Gobox, die für Österreich erforderlich ist und für die Schwerlastabgabe, die wir in der Schweiz zu tätigen haben. Die italienischen Autobahngebühren sind auf alle Fälle bei beiden Varianten zu zahlen. Nach dem wir dann die Buchungsbestätigung in Händen hielten, bzw sie sich auf dem Monitor des PC in voller Bildschirmbreite und ohne die Möglichkeit einer Abänderung jedweder Art darstellte, wurde uns unser Handeln erst im vollen Umfang bewusst. Es begann die Suche nach aktuellen Informationen. Und die waren nicht dazu angetan unsere inzwischen aufgetauchten Zweifel und Befürchtungen zu zerstreuen.
    Hatten wir uns inzwischen unsicher gefragt, ob es uns Nordlichtern nicht im Juli auf Sardinien viel zu heiß sein würde, bekamen wir postwendend die Information, bloß nicht in den Süden der Insel zu fahren, weil diese Seite Afrika zugekehrt sei. Also lenkten wir unser Augenmerk auf den Norden Sardiniens und bekamen aus einschlägigen Foren den Rat, den Norden im Juli und August zu meiden, da er überlaufen von italienischen Wohnmobilfahrern sei. Und wenn nicht die riesigen Wagenburgen den Weg zum Strand versperren würden, dann auf alle Fälle die überall angebrachten Wohnmobil-Verbotsschilder. Und Freistehen dürfe man überhaupt nicht. So langsam begann eine Reisetraum-Seifenblase nach der nächsten zu platzen. Das hat man davon, auch im fortgeschrittenen Lebensalter einmal spontan und impulsiv zu sein.
    Nach etlichen nicht mit unseren Vorstellungen konform gehenden Informationen aus dem Internet über Sardinien und das Reisen mit dem Wohnmobil auf Sardinien im Speziellen, kauften wir uns eine Karte und einen Reiseführer und beschlossen unsere Erfahrungen selber zu machen.
    Und nun rollen wir unentwegt Richtung Süden und freuen uns, auf die vor uns liegende freie Zeit, auf Sonne und Wärme, denn damit sind wir in den letzten Wochen nicht gerade verwöhnt worden. Auf die sardische Lebensart, auf Strand und Meer und noch mehr, wenn gleich wir immer noch ein kleines bisschen Skepsis im Reisegepäck haben, die wir hoffentlich unterwegs verlieren werden.
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  • Day 1

    Sasbachwalden

    June 27, 2015 in Germany ⋅ 21 °C

    Vom Wiehengebirge in den Schwarzwald

    Strecke: Löhne-Sasbachwalden
    Stellplatz: Wohnmobilplatz Sasbachwalden, Talstraße 2 77887
    SasbachwaldenTel. ++49 7841 1035
    Koordinaten 48°37’10” 8°07’17”
    Stellplatzpreis : 7€ inclusive Konuscard /Strom 2 €
    Ankunft 15.00 Uhr
    Wetter: Sonnig 30 °


    Tipp: Stellplatzquittung gegen Konuscard eintauschen
    Stellplatzquittung beim Touristburo gegen Konuskarte eintauschen und dadurch u.A. kostenlosen Eintritt ins Freibad und kostenlose Nutzung des gesamten Nahverkehrs zwischen Freiburg und Basel zu erhalten.

    Tagebuch:

    Ein Wolken verhangener Himmel begleitet uns auf der ersten Etappe unsere Reise, die uns von Löhne in die Nähe von Freiburg führen soll. Dort haben wir unsere erste Übernachtung geplant.
    Die Fahrt über dir Autobahn verlauft wider Erwarten stau- und problemlos und so erreichen wir gegen 15.00 Uhr bereits Achern im Schwarzwald. Hier in der Kreisstadt ist am Samstagnachmittag reges Treiben und dementsprechender Verkehr. Eine günstig gelegene Tankstelle fordert uns geradezu auf, unser Treibstoffvorräte wieder aufzufüllen. Der Stellplatz in Achten, der an diesem frühen Nachmittag schon gut gefüllt ist, sagt uns weniger zu und so fahren wir 6 km weiter ins idyllische gelegene Sasbachwalden
    Der Stellplatz hinter der Winzer Genossenschaft ist ruhig und zweckmäßig ausgestattet, allerdings- sind alle Boxen belegt, wird es relativ eng. Auch dieser Stellplatz ist gut besucht, aber nicht voll, so dass wir einen schönen Platz finden. Es ist warm und schwül. Wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Wochen erwarten wird. Unter der Markise, geschützt vor der Sonne, regenerieren wir uns von der Fahrt. Bei einem Erkundungsgang durch den Ort mit seinen liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern und blühenden Gärten begeistert mich die Schönheit dieser Landschaft.
    Auch wenn die dicken grauen Wolken am Himmel das Landschaftsbild etwas eintrüben, so nehmen sie ihm nichts von seiner Ausstrahlung. Mir scheint alles ist viel üppiger, das Gras grüner, die Häuser blankgeputzter als zu Hause. Die Menschen mit ihrem badischen Dialekt, mit denen ich ins Gespräch komme, vermittelnd Ruhe und Gelassenheit. Mein Weg führt mich entlang des rauschenden Wildbaches, der von oben kommend mitten durch den Ort führt und auch hinter unserem Wohnmobil ständig rauschend und plätschernd seinen Weg fortsetzt, Durch einen kleinen Park gelange ich zum Freibad, genauer zum Erlebnisbad des Ortes. Neugierig durch den Eingang schauend, werde ich vom Bademeister eingeladen, das Bad anzuschauen. “Komme se nua rei. Gucke koscht nix,” meint er freundlich. Beim Betrachten des Bades, das wunderschön über mehrere Ebenen angelegt ist, bedauere ich keinen Badeanzug mitgenommen zu haben. Wegen der dunklen Wolken ist das Bad trotz der Hitze kaum besucht. Eines der 3 Becken wäre meins gewesen. Beim Verlassen des Bades komme ich mit dem Bademeister ins Gespräch und erfahre, dass der Eintritt ins Bad kostenlos ist, wenn man die Konus Karte hat. Die wiederum bekommt man gegen Vorlage der Stellplatzquittung beim Touristbüro gleich neben an. Und nicht nur der Freibadbesuch ist mit dem Entrichten der Stellplatzgebühr von 7 Euro gratis, auch alle Busse und Bahnen im Großraum Schwarzwald quasi von Freiburg bis Basel. Wenn das kein Grund für den Stellplatz in Sasbachwalden ist, dann vielleicht die vielen schönen Wanderwege.
    Auf einen dieser Wege begeben ich mich jetzt mit meinen Walkingstöcken, um zu den Gaishöllen-Wasserfallen zu kommen. Die Straße führt steil aus dem Ort hinaus, vorbei an einem Biergarten für durstige Wanderer und einem gemütlich ausschauendem Restaurant mit Terrasse, auf denen die ersten Gäste bereits zu Abend essen. Von hier oben hat man einen schönen Blick weit in die Ebene. Die Wasserfälle sind eher kleine Rinnsale, die über Felsen springend sich zu dem Bach vereinen, der hier oben genauso laut plätschert wie im Dorf, durch das er im Weiteren fließt.
    Auf dem Rückweg ins Dorf sehe ich, wie sich der Koch eines der Gasthäuser am Rande des Baches über einen steinernen Karsten im Fluss beugt. Mit dem Kescher holt er nach mehreren Versuchen 2 dicke Fische heraus, die wild zappeln im Netz. Aber das nutzt ihnen nicht viel, denn der Gast im Restaurant wartet schon auf seine fangfrische Forelle aus dem Wildbach.
    Forelle gibt es bei uns wenig später dann nicht, als ich mich mit Michael auf den Weg mache zu dem kleinen Restaurant mit der großen Terrasse in der Nähe des Freibades, dass ich mir während des Walkens ausgeguckt habe. Aber um in der Abendsonne zu sitzen und die in goldenes Licht getauchte Landschaft zu bewundern, dafür reicht auch ein Salat und ein Schnitzel, das sicherlich nicht vom frisch gefangenen Schwein ist, aber sich auch nicht als panierter Karton herausstellt.
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  • Day 2

    Cascina Pioltino, Zibido San Giacomo

    June 28, 2015 in Italy ⋅ 26 °C

    Von Schweizer Zöllnern und italienischen Festen

    Strecke : Sasbachwalden -Milano/Zibido
    Fahrtkosten: Schwerlastagabe Schweiz 32,50€, Autobahngebühr 7,60€
    Stellplatz Azienda Agricola Cascina Pioltino –Adresse: Cascina Pioltino, Zibido San Giacomo MI, Italien Koordinaten 45°20’56” 9°06’35”
    Stellplatzpreis : 10 € komplett
    Ankunft 16.00 Uhr
    Wetter: sonnig 30 °

    Tipp: Formular für Schwerlastabgabe bereits zu Hause downloaden und ausfüllen

    Tagebuch:
    Wir sind früh erwacht und beschränken uns auf ein Reisefrühstück, das da heißt: einen Kaffee vor demMobil. Die Fahrt bis Basel ist relativ unspektakulär. Es herrscht wenig Verkehr am Sonntagmorgen und wir erreichen schnell die Schweizer Grenze. Beim Zoll muss die Schwerlastabgabe für Wohnmobile über 3,5 t gemacht werden. Michael hat bereits zu Hause das betreffende Formular ausgedruckt und ausgefüllt und schickt natürlich mich damit ins Zollgebäude. Hatte er nicht vorher etwas von unfreundlichen, Schweizer Zöllnern erzählt? Der Zöllner nimmt das bereits ausgefüllte Formular wohlwollend zur Kenntnis und macht mich sogar darauf aufmerksam, dass, wenn ich die fälligen 32,50€ mit dem 100€ Schein bezahle, den ich gezückt in der Hand halte, ich Schweizer Franken als Wechselgeld zurück bekommen würde, was sicherlich nicht in meinem Interesse sei. Da stimme ich dem guten Mann voll und ganz zu.
    Ich hatte für einen Moment ganz vergessen, dass die Schweiz weder in der Eurozone ist, noch das Schengener Abkommen unterzeichnet hat. Ja, die Schweizer. Die kochen gern ihr eigenes Süppchen, ganz nach der Devise: “Viele Köche verderben den Brei.”
    Aber zurück zum Zoll. Der Zöllner und ich einigen uns auf Kartenzahlung per Kreditkarte. Ich warne ihn schon mal vor, dass ich dabei nur mit meiner Unterschrift dienen kann, da ich zu Nummern eine etwas gestörte Beziehung habe. Die wollen so ganz und gar nicht in meinem Kopf bleiben. Täusche ich mich oder ist bei meiner Bemerkung eine ganz leichte Aufwärtsbewegung des Mundes zu erkennen, als der Zöllner mir einen Beleg zur Unterschrift vorlegt?
    Die erste Hürde des Tages ist somit geschafft. Stolz präsentierten wir beim Passieren der Grenze der dortigen Zollbeamtin unser Formular und können nun gefahrenlos unsere Fahrt durch die Schweiz beginnen.
    Die Fahrt durch die Schweiz ist abwechslungsreich und bietet dem Betrachter, (in diesem Fall ausschließlich mir) viele Eindrücke wie z.B. den Vierwaldstättersee, um den sich die Autobahn in einer großen Schleife herumwindet.
    Leider verhindern Sichtschutzzäune die schönsten Blicke nach unten. Wahrscheinlich, damit die Fahrer nicht (hin)abgelenkt werden. Und was ist mit den Beifahrern? An die denkt wohl keiner?
    Viele kleine und mittlere Tunnel vermitteln schon einmal einen Vorgeschmack auf den langen Gotthard Tunnel, in den wir wenig später ohne Stau und lange Wartezeiten einfahren können. 15 Kilometer können unendlich lang sein, wenn man sie durch einen Tunnel fährt. Irgendwann bemerken wir die Kilometerangaben an der Tunnelwand und eröffnen den “Tunnel Countdown”, bis wir endlich wieder das Tageslicht erblicken. Obwohl wir uns noch in der Schweiz befinden, ist die Landschaft hinter dem Tunnel mehr italienischer Natur und die Autobahnführung beginnt interessant, abenteuerlich, auf alle Fälle aber abwechslungsreicher zu werden.
    Irgendwann sind wir dann wirklich in Italien und steuern auf einen Stellplatz hinter Como zu, den sich Michael ausgeguckt hat. Ich finde, dass, wenn wir schon einmal hier in der Gegend sind, wir eigentlich auch rechts abbiegen und unser Stellplatzglück am Lago Maggiore versuchen könnten. Diese Äußerung irritiert meinen fahrenden Mann und seine Planung doch sehr. Seine Frage, ob wir den jetzt an den Lago Maggiore fahren sollten, verneine ich lieber schnell. Ich sehe uns schon 50-70 km vom Kurs abgekommen, auf der engen Landstraße mit den noch engeren Tunneln, um den See fahren und verzweifelt nach einen Platz für die Nacht suchen. Nein, diese Verantwortung kann und will ich lieber nicht übernehmen, sonst hängt der Wohnmobilfrieden schon gleich am zweiten Tag schief.
    Hängt er aber dann wenig später doch, denn den von Michael ausgesuchten Platz in Sennaro gibt es in dieser Form nicht mehr. Der Ersatzplatz gleicht einer Müllhalde vor einer Industrieruine. Hier wollen wir beide nicht übernachten. Aber es soll ja noch einen zweiten Platz in der Stadt geben. Auf der Suche nach ihm verheddern wir uns im Einbahnstraßennetz, dessen letzter Ausweg die grünen Autobahnschilder in Richtung Milano sind. Nur haben wir inzwischen und vor lauter Stellplatzsuche weder die kleine, noch die große Else
    ( Eingeweihte wissen, es handelt sich dabei nicht um Michaels Ersatzfrauen, sondern um unsere Navis) wieder auf korrekten Kurs gebracht. So dass wir Navilos nach kurzer Zeit in einem Kreuz vor eine alles entscheidende Richtungsfrage gestellt werden. Ich habe nicht einmal 60 Sekunden Zeit, wie jeder Kandidat sie in einer Quizsendung zum Überlegen hat, um Antwort zu geben, sondern die ist sofort fällig. Weiß ich wohin die Navis mit uns fahren wollen? Ich weiß nur, dass wir ans Meer wollen und das Genua genau dort liegt. Gesagt! Gefahren. Leider falsch. Diese Strecke sollten wir laut einschlägigen Informationen möglichst umgehen. Nun ist es zu spät und wir haben noch immer keinen Platz für die Nacht. Stellplätze sind zwischen Como und Milano eher weniger zu finden. Und wir im Speziellen wissen spontan auch keinen. Also ist der nächste Rastplatz, der unsere. Unsere diversen Informationsquellen werden etwas angenervt nach einem Übernachtungsplatz durchforstet. Die Wahl fällt auf eine Hazienda Agrotouristico, also auf einen Bauernhof in St. Giacomo bei Milano. Der kleine Ort, den wir wenig später durchfahren wirkt nett und aufgeräumt, im Gegensatz zu der 3-4 km außerhalb des Ortes liegenden Hazienda, die auf den ersten Eindruck etwas verwahrlost wirkt.
    Als wir auf den voller PKWs stehenden Parkplatz des Guts fahren, wirken wir mit unserem Wohnmobil, wie gestrandete Außerirdische. In der Gaststätte der Hazienda, zu der auch der Parkplatz gehört, findet eine größere Familienfeier statt und man gibt sich an diesem heißen Tag ausgesprochen elegant. Die Männer, in ihren schwarzen Hosen und langärmeligen weißen Hemden wirken, trotz der Tagestemperatur von über 30 Grad, wie frisch geduscht. Im Gegensatz zu uns, die diese dringend nötig hätten. Wir stehen etwas ratlos inmitten der kreuz und quer parkenden PKWs und werden von den Feiernden auf der Terrasse eingehend begutachtet. Michael überlegt schon, wie, um alles in der Welt, er in diesem Gewühl von Autos denn bitte wenden soll, als ein kleiner dicker, verschwitzter Italiener winkend angelaufen kommt. Mit einem Schwall für uns unverständlicher Worte, aber umso aufschlussreicheren Gesten teilt er uns mit, dass der Stellplatz, den wir suchen ca 20 m weiter rechts hinter dem nächsten Gebäude zu finden ist.
    Wir können es kaum glauben, aber da ist wirklich ein Stellplatz. Sogar ein Wohnmobil steht darauf, wenn auch unbewohnt, wie wir später feststellen. Es gibt Wasser, Strom und sogar einen Entsorgungsschacht. Das Unkraut, das dort aus dem Gitter heraus wächst, sagt uns, dass dieser Platz schon etwas länger nicht benutzt wurde.
    Der im Gebüsch verborgene Wasserschlauch sorgt spontan für eine Ganzkörpererfrischung. Und wir stehen, das ist das wichtigste und wenig später sitzen wir sogar, nämlich auf unseren Gartenstühlen vor dem Wohnmobil in der Sonne.
    Während wir so auf unseren Liegestühlen relaxen, kommt kurze Zeit später das Familien-Empfangskomitee, bestehend aus dem Chef, jenem kleinen schwitzenden Italiener, seiner Frau, der Tochter und dem Englisch sprechenden Schwiegersohn, der alles dolmetschen muss. Sie hätten gern für alles 10 Euro, die wir Ihnen gleich aushändigen. „Ob wir duschen möchten oder Strom benötigen?“ „Danke der Nachfrage“, geben wir zu verstehen, denn wir haben uns schon bedient. „Ob wir denn am Abend zum Essen kommen möchten?“
    Dieses Angebot nehmen wir dankend an, denn keiner von uns hat große Lust mehr zu kochen, dafür haben wir aber umso mehr Hunger.

    Und so finden wir uns zwei Stunden später inmitten der Gesellschaft wieder, die uns feiernder Weise bereits begutachtet hat, an einem für uns separat eingedeckten Tisch und bekommen zu essen, was alle bekommen: Melone mit verschiedenen Wurst und Schinkensorten, Käse aus der Region, Hackbällchen in würziger Tomatensoße, Risotto und Pasta. Ein Gericht nach dem nächsten wird uns von dem bereits erwähnten Schwiegersohn aufgetragen, der nicht nur stolz auf die Vielfalt der Speisen ist, die er uns anbieten kann, sondern auch darauf, seine Englischkenntnisse einmal anwenden zu können. Irgendwann sind wir satt. Nichts geht mehr. Basta- Finito! Für alles, inklusive des wirklichen leckeren Weins und der übrigen Getränke bezahlen wir später als wir gehen 27 Euro.
    Ein Erlebnis, unerwarteter Art, das wir vor dem Womo noch ausklingen lassen, nicht wissend, dass wir nun unsererseits ein Festmahl für die ortsansässigen, hungrigen Moskitos darstellen.
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  • Day 3

    Marina di Pisa

    June 29, 2015 in Italy ⋅ 28 °C

    Von vergessenen Schlüsseln, italienischen Autobahnen und einer heißen Stadtbesichtigung

    Montag 29.6. 2015
    Strecke: Milano/Zibido – Genua-Pisa
    Fahrtkosten: Autobahngebühr 7,60€
    Stellplatz: Marina di Pisa Koordinaten 43°40’45” 10°16’44”
    Stellplatzpreis: 10 € / Strom 500 Watt/2 Ampere 2€
    4 Duschen kalt gratis/ warm 1 €
    Abfahrt: 9.00 Uhr
    Ankunft: 13.00 Uhr
    Wetter: 34°

    Tipp: Stellplatz möglichst weit hinten suchen- da dort weniger Lärm von der Straße zu hören ist und die Kaltwasserduschen zum Erfrischen in der Nähe sind. Der weiße Lieferwagen, der einmal am Tag hupend über den Platz fährt, ist der Bäcker.

    Tagebuch:
    Hatte ich in der Nacht doch richtig gehört, als ich in unmittelbarer Nähe unseres Wohnmobil ein Auto gehört habe. Heute Morgen stellen wir fest, dass wir nicht mehr allein auf dem Platz sind. Ein deutscher PKW hat uns gegenüber geparkt und aus dem neben ihm aufgeschlagenen Zelt krabbeln zwei junge Männer. Grußlos bauen sie ihr Zelt ab und fahren davon. Nicht gerade eine nette Art von Kommunikation.
    Der gestrige Abend vor dem Wohnmobil ist nicht ohne Folgen geblieben. Etliche Moskitos haben ein Festmahl an mir gehabt und scheinbar total ausgehungert, Michael auch nicht verschmäht, den sie gewöhnlich nicht so mögen. Einer dieser Blutsauger hat sich als Schönheitsdoktor versucht und seinen Stich mitten in die tiefe Falte auf meiner Stirn gesetzt. Die Falte ist verschwunden und stattdessen spannt sich dort eine leichte Erhebung, die ein Stirnrunzeln unmöglich macht. So muss man sich nach einer Botox- Behandlung fühlen, nur das Botox wahrscheinlich nicht so stark juckt.
    Nach einem kargen Reisefrühstück, wer hat schon bei morgendlichen 27° Hunger, starten wir die 3. Etappe unserer Tour, deren Verlauf ich im Chaos des gestrigen Tages gegen alle Empfehlungen mit Genua vorgegeben habe. Heute sind wieder LKWs unterwegs, was das Fahren mitunter anstrengender gestaltet. Aber zunächst sind wir froh, nicht in die Gegenrichtung fahren zu müssen. Das TaTüTata, das wir beim Frühstück von der nahegelegenen Autobahn gehört haben, hat wohl seinen Grund gehabt. Kilometer lang staut sich der Verkehr. Wir indessen fahren, davon nicht betroffen, fröhlich Genua entgegen. Die Fröhlichkeit bekommt einen kleinen Dämpfer, als wir an die Tankstelle fahren, um unseren Dieseltank vollzumachen. Die Dieselpreise entsprechen unseren Preisen für Superbenzin. Oh la la. Während wir diese Tatsache verdauen, nervt uns eine eindringliche und sich stets wiederholende Lautsprecherdurchsage. Wer kann dieses italienische Gebrabbel schon verstehen? Wir jedenfalls nicht. Und so setzen wir davon unbeirrt unsere Reise fort. Das heißt, wollen wir unsere Reise fortsetzen, wenn unser Womo ohne Zündschlüssel starten würde. Erst da begreifen wir, wem dieser Aufruf gilt. Da müssen die italienischen Dieselpreise meinen Mann wohl ganz schön durcheinander gebracht haben. Oder war es vielleicht die feurige italienische Kassiererin?
    Mit den Worten: “Jetzt freust du dich aber, dass mir auch mal so etwas passiert ist,” startet er den Wagen und fährt los. Womit er nicht ganz Unrecht hat, denn meistens bin ich diejenige, die was verlegt, vergisst oder verliert.
    Die nächsten 200 km bringen wir ohne besondere Vorkommnisse hinter uns. Dann plötzlich ändert sich der Straßenverlauf der Autobahn. Die Fahrbahn wird schmaler. In engen Kurven, die eher an eine Landstraße erinnern, windet sie sich hoch ins Gebirge. Es geht durch Tunnel und über Viadukte. Teilweise schwebt die Autobahn zwischen zwei Berge. Während wir tief unten die Bergdörfer sehen können, fährt der Gegenverkehr auf einer zweiten Trasse über unseren Köpfen hinweg. Beeindruckend. Jedenfalls für den Beifahrer. Aber auch für den Fahrer wird es nicht langweilig. Die Italiener sind wirklich schmerzfrei, denke ich, während unser Wohnmobil in Höhe der Kirchturmspitze, vorbei an geöffneten Balkontüren, mitten durch eine kleine Bergstadt fährt. Auf der Autobahn wohlgemerkt.
    Alles was am Vortag schief gelaufen ist, klappt heute wunderbar. Auch die Fahrt durch die Seealpen ist einmalig. Von Genua bis Pisa haben wir das Gefühl durch einen einzigen, riesigen Tunnel zu fahren. So jedenfalls kommen uns die gefühlten 100 Tunnel vor, durch die wir fahren müssen. Nach jedem Tunnel erwartet uns ein neuer, beeindruckender Ausblick auf das tief unter uns liegende Meer und die Küstenorte. Ich zücke jedes Mal voller Begeisterung den Fotoapparat, obwohl ich weiß, dass ich die meisten Bilder davon später löschen werde.
    Unsere Befürchtung auf dem Stellplatz in Marina di Pisa keinen Platz zu bekommen, zerstreut sich bei der Ankunft. Viele freie Boxen warten auf uns. Bereits um 13.00 Uhr sind wir auf Relaxen eingerichtet. Es fehlt uns nur noch der Kuchen zum Kaffee. Ich überlege nicht lange und verbinde Walking, Einkauf und Ortserkundung gleichzeitig. Marina di Pisa hat einen, in den letzten Jahren neu angelegten Jachthafen, der der touristische Mittelpunkt des Ortes ist. Ich gehe entlang einer kleinen Einkaufsstraße und komme zu einem Strand aus weißem Marmorkieseln. In Marina di Pisa mündet der Arno in das Mittelmeer. Fischer haben große Senknetze direkt im Arno und auch in der Mündung des Flußes im Meer aufgestellt. Im Hafen dümpeln große Luxusjachten und warten genau wie die Bars und Restaurants auf die Saison. Gut für uns, dass die Vacanzas erst in 3-4 Wochen beginnen.
    In der Mittagshitze und ohne Kopfbedeckung zu walken, ist nicht so das Wahre. Durstig und schweißnass, aber mit Brötchen und Kuchen im Gepäck, mache ich mich auf den Rückweg und überlege dabei ernsthaft, mir die Gießkanne mit kaltem Wasser zu füllen und sie mir dann über den Kopf zu gießen. Das ist aber doch nicht nötig, denn Michael hat in meiner Abwesenheit herausgefunden, dass es Kaltwasserduschen auf dem Platz gibt. Und ich habe auf meiner Tour eine Eisdiele entdeckt, in der wir bei Sonnenuntergang unser erstes italienisches Eis essen.
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  • Day 4

    Livorno Fähre

    June 30, 2015 in Italy ⋅ ☀️ 25 °C

    Dienstag 30.6. 2015
    Strecke: Marina di Pisa-Livorno Fährhafen – Porto Arancin
    Ingesamt 1050 km
    Fahrtkosten: Fahrpassage Sardinia Ferries Jokerpreis mit Kabine 400€
    Fährhafen Livorno 43°33’23” 10°18’16”
    Stellplatz Porto Aranci Parkplatz : 40°59’54” 9°37’26”
    Preis: 0 € komplett
    Abfahrt 15.30 Uhr -Ankunft 22.00 Uhr
    Wetter: Sonnig um 33 °

    Tip: Günstige Fährpreise bei Frühbuchung

    Den Morgen und den Vormittag haben wir sehr gut mit Nichtstun herumbekommen. Um 13.00 Uhr brechen wir auf zum Fährhafen. Es geht über Land. In Livorno fahren wir zunächst Richtung Porto. Schon bald tauchen die ersten braunen Schilder mit dem Logo der Fährgesellschaft und der Aufschrift: “Imbarco Passegeri” auf. Sehr zum Missfallen unserer Navis orientieren wir uns danach und erreichen problemlos den Anleger. Dort reihen wir uns als letztes Fahrzeug in die erste Campingspur ein. Es ist 14.00 Uhr. Und dann heißt es warten, denn die Fähre ist noch nicht einmal in Sichtweite. Neben uns liegt die “Aida Blu”, deren Internet wir zum Zeitvertreib nutzen. Es kommen noch 3 weitere Mobile. Ausnahmslos Italiener. Insgesamt sind es zum Schluss 17 Wohnmobile, die auf die Fähre wollen. Da hatten wir aber mit weitaus mehr gerechnet. Endlich gegen 15.15 Uhr legt die Fähre an und spuckt zunächst Unmengen an PKWs aus. Danach kommen eine Handvoll Mobile und ein Wohnwagen -Gespann, das zur Unterhaltung aller Wartenden rückwärts die Rampe herunterfahren muss. Am Schluss folgen die Lastwagen. Kaum ist das letzte Fahrzeug von Fähre herunter gefahen, fahren, wie auf Kommando, die PKWs auf allen Spuren gleichzeitig los. Nicht so, wie wir es von der Schwedenfähre kennen, gesittet Spur für Spur. Nach diesem kleinen Machtkampf der PKWs, sind die LKWs an der Reihe. Aber was macht denn da der Erste? Will der nicht mehr mit oder warum dreht der? Alle Lastwagen müssen rückwärts die Rampe hoch. Ob das wohl auch für die noch wartenden Wohnmobile zutrifft? Wir sind froh, nicht als erstes Mobil aufs Schiff zu müssen. Aber alle Aufregung war umsonst. Die Mobile dürfen vorwärts auffahren. Unser Womo ist das allerletzte Fahrzeugt. Mein Befürchtung angesichts der vielen PKWs keinen Platz mehr auf der Fahre zu bekommen, trifft nicht zu. Es bleibt sogar noch etwas Platz. Wofür der gedacht ist, merken wir, als wir aussteigen wollen, um endlich an Deck gehen zu können. Wir werden wieder zurückgerufen. Dann muss unser Wohnmobil, wie noch ein paar der Anderen, auf dem verbliebenden Platz gedreht werden. Die Alternative wäre, bei der Ankunft rückwärts von der Fahre zu fahren. Ich glaube, da ist Drehen auf beengtem Raum das kleinere Übel. Wenig später freuen wir uns darüber, eine Tageskabine genommen zu haben, die uns der Steward beflissen aufschließt.
    Das kleine Bullauge ist leider blind und lässt das Meer dahinter nur ahnen. Aber alles ist sauber, ordentlich und frisch bezogen. Im Mini-Bad hängen blendend weiße Handtücher und die Klimaanlage tut ihr Übriges, um den Frischeeffekt zu verstärken. Wir verstauen unsere Rucksäcke und es geht schnell aufs Sonnendeck, um das Ende des Auslaufens mitzuerleben.
    Dann wird die Fähre erkundet. Auf den beiden Sonnendecks sind alle Plätze belegt. Kinder planschen im Pool. Menschen liegen in Liegestühlen. Ein schwimmendes Freibad. Ganz anders geht es im Salon zu. In klimatisierter Atmosphäre erfüllen livrierte Kellner den Gästen in nobler Freizeitkleidung ihre Wünsche. Diejenigen, die einen Pullmansitz geordert haben, sind gerade dabei, die verschiedenen Ruhefunktionen der Sessel auszuprobieren. Mit Ruhe wird das aber eher schwierig werden, denke ich beim Anblick des angrenzenden Familienraums, wo die Kinder, die gerade nicht im Pool sind, dabei sind Rutsche, Bällchenbecken und Klettergerüst lautstark zu erobern.
    Die Bars sind geöffnet, aber die Restaurants auf der Fähre haben noch geschlossen. Wir schauen schon mal, wo es was zu essen gibt. Inzwischen habe ich auch zwei freie Stühle auf dem oberen Sonnendecken für uns organisiert und wir lassen uns einige Zeit von der Sonne bescheinen und vom Seewind zerzausen, bevor wir uns in die Kabine zurückziehen, um den Komfort der Dusche zu nutzen und ein wenig zu schlafen. Frisch und ausgeruht, aber mit einem Bärenhunger geht es in die Pizzeria der Fähre. Später schauen wir noch dem Untergang der Sonne über dem Meer zu.
    Zwischendurch rätseln wir, an welcher Insel wir gerade vorbei fahren. Eine Stunde vor dem Einlaufen der Fähre müssen wir die Kabine räumen. Der Steward steht schon mit Putz-und Wäschewagen in Wartestellung. In gut einer Stunde wollen die nächsten Passagiere wieder eine frische und saubere Kabine beziehen. Und dann kommt auch schon Sardinien in Sicht, das sich als dunkler Berg aus dem schwarzen Wasser des Meeres erhebt. Der Hafen von Golfo Aranci leuchtet uns in der Dunkelheit entgegen und wir schauen noch ein wenig beim Einlaufen zu, um uns dann, gerade noch rechtzeitig, zum Wohnmobil zu begeben. Zum Glück müssen wir nicht, wie befürchtet, als erstes Fahrzeug von der Fähre fahren, denn es haben 3 Mobile nicht gedreht. Auf dem engen Raum schon eine Herausforderung . Interessanter Weise werden diese Mobile alle von Frauen gefahren, die, das muss auch mein Mann anerkennender Weise feststellen, ihre Sache perfekt machen.
    Nun fahren auch wir von Bord und zunächst erst einmal hinter den anderen her. Endlich übernimmt das Navi die Führung und bringt uns zu dem Parkplatz in der Nähe der Fähre, den wir uns ausgesucht haben. Oh je! Es ist Volksfest. Der Parkplatz ist voller PKWs. Auch einige Wohnmobile, die auf die nächste Fähre warten, stehen bereits hier und die, die uns folgen, möchten ebenfalls hier Unterschlupf finden. Wir zwängen uns in eine Lücke zwischen einem Lieferwagen und einem PKW und sind froh erst einmal zu stehen. Als dann später einige PKWs fortfahren, können wir eine bessere Stellmöglichkeit finden, bei der sich auch die Tür wieder öffnen lässt. Dann sitzen wir noch zusammen, lassen das Erlebte Revue passieren und beratschlagen das Ziel des nächsten Tages, bevor wir uns weit nach Mitternacht schlafen legen.
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  • Day 5

    Vignola Mare

    July 1, 2015 in Italy ⋅ ☀️ 29 °C

    Vom Osten in den Westen, Ameisenalarm und das erste Badevergnügen

    Mittwoch, 1.07. 2015
    Strecke: Golfi Aranci-Vignola Mare
    Stellplatz: Wohnmobilplatz Oasi Gallura , N41,12571 E 9,06539
    Stellplatzpreis: 22€ komplett minus ADAC-Rabatt 1,90 € pro Tag
    Ankunft. 10.00 Uhr, ,
    Wetter: Sonnig 34 °

    Tipp: Ameisenpulver und Spray entweder mitnehmen oder sofort kaufen und die Reifen rundherum bestreuen. Die kleinen Krabbler finden sonst über die Reifen den Weg ins Mobil.
    Tagebuch:
    Wider Erwarten ist die Nacht auf dem Parkplatz in der Nähe des Fährhafens ruhiger verlaufen, als wir angenommen haben. Gestern Abend nach der Überfahrt haben wir noch eine Weile im Wohnmobil gesessen und den heutigen Tag geplant. Gegen Mitternacht hat auch das Geplärre des Karussells aufgehört, das schräg gegenüber aufgebaut ist. Dass wir gestern Nacht direkt vor einer Bahnlinie geparkt haben, bemerke ich erst gegen 6 Uhr morgens, als der erste Zug donnernd vorbei braust und ich das Geräusch nicht gleich zuordnen kann. Der in der Nacht übervolle Parkplatz hat sich total geleert und es stehen nur noch die 3 Wohnmobile hier, die mit uns von der Fähre gefahren sind. Wir halten uns nicht lange mit frühstücken auf, sondern fahren gleich los. Es geht in die Berge. Wir haben uns einen Stellplatz auf der Westseite der Insel ausgesucht. Das bedeutet, einmal quer durch das Gebirge zu fahren. Die gut ausgebaute Landstraße P16, die sich durch die Galluralandschaft mit ihren massigen Felsen schlängelt, scheint leergefegt. Erst im weiteren Verlauf in Richtung Arzachena auf der S 125 wird der Verkehr mehr. Der Begriff Ampelmännchen nimmt wenig später auf dieser Straße regelecht Gestalt an. Bauarbeiter regeln den einspurigen Verkehr in einer Baustelle mittels roter und grüner Schilder.
    Hinter Arzachena verlassen wir die S125, um auf einer kleineren Straße nach Luogosanto zu fahren, das uns mit einem Meer vielfarbig blühender Oleander begrüßt. Michael wird das erste Mal gefordert, da die Straße durch den Ort doch recht eng ist, vor allem, wenn noch parkende Fahrzeuge an Rand stehen und Gegenverkehr sich einstellt. Aber nach fast 8000km, die wir mit unserem ”Neuen” bereits seit November zurückgelegt haben, hat er sein Fahrzeug fest im Griff. Nach Luogosanto geht es in vielen Kurven bergab. Zwischen Eukalyphtusbäumen und Oliven taucht weit unter uns unvermittelt das blaue Band des Meeres auf. Ein fantastischer Anblick, der unbedingt einen Stopp erfordert. Kaum in Vignola Mare angekommen, ein winziger Ort bestehend aus ein paar Häusern, 2 Campingplätzen und Gastronomie, sehen wir schon das Hinweisschild zum Stellplatz Oasi Gallura und den dazugehörigen Stellplatz. Nur das Erreichen des Platzes stellt wegen Straßenarbeiten zunächst ein kleines Problem dar. Der Stellplatz wirkt auf den ersten Blick gut besucht, auf den zweiten stellen wir viele leere Boxen fest und wir haben die Qual der Wahl. Nach zweimaligem Umfahren stehen wir endlich und haben sogar etwas Schatten. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke ein nicht zu verachtendes Kriterium. Nun endlich können wir auch frühstücken. Noch während des Frühstücks fährt ein süddeutsches Mobil auf Kuschelkurs direkt neben uns, obwohl jede Menge freier Boxen um uns herum zu finden sind. Aber es muss direkt die Box neben uns sein. Aber dadurch haben wir nun auch einen Schattenspender für die Nachmittagssonne. Michael beginnt noch vor dem Frühstück einen Krieg mit einem Heer riesiger Ameisen. Dank des vorwarnenden Tipps meiner Kollegin verfügt er über chemische Waffen, die er nun zum Einsatz bringt und der Ameisenkrieg ist fürs erste gewonnen.
    Als wir wenig später an den Strand gehen, dazu müssen wir nur den Stellplatz verlassen und eine kleine Stichstraße überqueren, kaum 50m, sind wir total begeistert. Dieses Wasser von einem blau, wie man es selten sieht, glasklar wie ein Pool und mit weißem Sandstrand, einfach traumhaft. Wir stützen uns, nach einem kurzen Erkundungsgang, sofort ins Wasser, das mit Wellen und Brandung und Temperaturen um die 24 Grad ein wirklich tolles Badevergnügen bietet.
    Der Stellplatz hat außer Warm-und Kaltwasserduschen, auch Strandduschen. Sehr angenehm, wenn man nach dem Baden das Salz kurz abspülen kann, ohne den eigenen Wasservorrat nehmen zu müssen. Die Anlage ist sehr gepflegt und es gibt ein super Internet. Am Strand herrscht schon reger Betrieb. Überall stecken Sonnenschirme, die das Terrain auch verteidigen, wenn die Sonnenanbeter “Siesta” machen. Bei einem späteren Strandbesuch habe ich im Wasser eine Begegnung der unangenehmen Art. Irgendetwas, was ich trotz des klaren Wasser nicht sehen kann, berührt mich schmerzhaft am Bein. Es brennt, als hätte mich eine Biene gestochen. Von Wasserbienen habe ich allerdings noch nie etwas gehört. Michael glaubt mir erst, als ich ihm die roten Quaddeln am Bein zeige. Sein Kommentar ist wenig tröstlich. “Hunderte von Menschen, zig Billionen Liter Wasser und du triffst auf die einzige Feuerqualle!” Schade, schade. Ab jetzt gehe ich nicht mehr so unbesorgt ins Wasser.
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  • Day 6

    Viniola Mare, Tag 2

    July 2, 2015 in Germany ⋅ 30 °C

    Donnerstag, 02.07.2015

    Das Tolle am Urlaub im Süden ist, dass man kaum Kleidung braucht. Die ist eher hinderlich bei Temperaturen, die morgens schon die 30° Marke erreichen. Fraglos ist da die Badehose bzw der Bikini das Kleidungsstück der 1. Wahl. Wenn man dann gleich nach dem Wachwerden nur nach diesem Kleidungsstück greifen braucht, um sich Minuten später vom Meer richtig wecken zu lassen, dann ist das Urlaub pur. Und eben diese Annehmlichkeit genieße ich heute schon vor dem Frühstück. Das Frühstück ist bei der Hitze ziemlich geschrumpft, um nicht zu sagen, Kaffee reicht. Mittags steht der Sinn eher nach etwas Frischem, sprich Obst. Erst gegen Abend erwachen die Magennerven und fordern etwas Handfestes. Eigentlich müsste so ein Urlaub im Süden die ideale Diät sein. Oder? Mal sehen, was die Waage am Ende des Urlaubs zu melden hat. Dagegen hingegen spricht allerdings die untätige Zeit auf der Liege oder am Strand, wo man eher die Haut als Kalorien verbrennt, außer vielleicht beim Hüpfen in den Wellen. Nachdenklich geworden über diese Berechnung und natürlich auch, weil ich etwas von der Gegend sehen möchte, schwinge ich mich gegen Mittag aufs Fahrrad. Natürlich ist das wieder nicht die Zeit, die die Einheimischen zur körperlichen Ertüchtigung wählen würden, aber was soll’s. Es gibt keine Radwege, doch auf den Landstraßen herrscht ausgesprochen wenig Verkehr, so dass es sich gut fahren lässt. Beim Ortsschild Vignola Bahia biege ich ab und fahre bergauf durch eine Ansammlung äußerst gepflegter Villen. Kein Mensch ist zu sehen. Die machen wohl alle Siesta. Von hier oben habe ich einen einmaligen Blick auf die Bucht. Ich fahre noch ein paar Kilometer in die entgegengesetzte Richtung und komme in den kleinen Ort Mierce. Auch hier finde ich viele gepflegte Häuser mit Terrassen, an denen blühender Oleander oder Bourganvillien Schatten spendend emporranken. In einer Seitenstraße steht ein Rettungswagen. Die Besatzung sitzt im Schatten auf der Terrasse, spielt Karten und wartet auf ihren Einsatz.
    Beruhigend zu wissen, dass Hilfe im Ernstfall so nah ist. Eine kleine Stichstraße führt zum Camping Sarragossa. Die Unmengen leerer Parkplätze lässt ahnen, was im August zur Vacanza, den Ferien der Italiener, hier für ein Trubel herrschen muss. Am Ende der Straße finde ich eine wunderschöne Badebucht inmitten roter Felsen. Nur wenige Badegäste sind da. Ach ja, die Siesta. Zwischen den Felsen am Strand sitzt ein Mann und schuppt seine gefangenen Fische. Als ich neugierig zuschaue, präsentiert er mir seinen größten Fang voller Stolz. Hier geht eine luftig kühle Brise und es ist sehr angenehm am Strand zu sitzen. Doch dann lockt mich der heimische Strand und ich fahre zurück. Auf dem Parkplatz am Eingang des Baia Blu La Tortuga Campings haben einheimische Händler Stände aufgebaut und verkaufen Lebensmittel aus der Region. Wenig später fahre ich mit Brot, Obst und Olivenöl in der Radtasche zum Wohnmobil. Das heißt würde ich gern fahren. Aber mein Hinterrad ist von einer Sekunde auf die Andere platt. Aber so was von platt. Der Rest ist dann schieben ….bei 35 ° ein E-Bike. …und ein nicht gerade begeisterter Mann, der feststellen muss, dass er keinen Ersatzschlauch dabei hat. Den werden wir wohl unterwegs irgendwie kaufen müssen und bis dahin hat sich das mit dem Radfahren erledigt. Da hilft nur noch ein Sprung ins erfrischende Meer. Irgendwie, denke ich, bin ich in diesem Urlaub der Pechvogel. Zuerst vernaschen mich die Moskitos. Kaum haben sich diese nachhaltig juckenden Zeichen von Beule auf Pickel verkleinert, treffe ich auf die wohl einzige Feuerqualle im Meer und mein Bein juckt und brennt und ist voller Quadeln und dann platzt mir auch noch der Reifen. Wie gut, dass ich Urlaub haben, da kann mir nichts so schnell die Laune verderben. Und außerdem: wenn alle guten Dinge drei sind, dann vielleicht auch alle schlechten. Basta. Tutti completti.
    Das freie Internet auf dem Platz macht es möglich mit aller Welt in Kontakt zu bleiben. Und so stelle ich fest, dass ein Wohnmobil mit Besatzung einer Facebook Wohnmobilgruppe auch auf unserem Platz ist. Und dann ertappe ich mich doch wirklich dabei, dass ich via Internet mit der Kommunikation beginne, anstatt aufzustehen, 20 Meter weiterzugehen und meine Fragen persönlich zu stellen. Das Internet treibt doch interessante zwischenmenschliche Beziehungsblüten. Ich gehe dann aber doch vorbei und sage persönlich “Hallo”. Und so sitzen wir bereits am Abend zusammen, lassen uns von Moskitos stechen und wir erfahren als Sardinien-Neulinge von Verena und ihrem Mann eine Menge über Stellplätze und über Sardinien …..und alles ohne Internet. Unsere anregende Unterhaltung findet allerdings nicht überall Wohlwollen. Plötzlich geht bei einem Wohnmobil schräg gegenüber das Alkovenfenster auf und eine Frau schimpft ungehalten auf italienisch. Wahrscheinlich bedeuten ihre Worte, dass sie nicht schlafen kann. Wir sehen uns erstaunt an, werden noch leiser und gehen wenig später auch schlafen.
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  • Day 7

    Pinto Maragnani/Valledoria

    July 3, 2015 in Italy

    Strecke: Oasi Gallura- Pinto Maragnani/Valledoria
    Stellplatz:Area Camper Rimessaggi Punto Maragnani
    Provinzstraße 8
    Location La Ciaccia
    07039 Valledoria (SS)
    Tel. +39 079.5849030 / +39 349.6124675
    GPS: 40°55’13.06″N – 8°47’32.46″E
    Stellplatzpreis : komplett 17 Euro
    Abfahrt: 9.30Uhr -Ankunft: 12.00 Uhr
    Wetter: Sonnig um 35°
    Tipp: Radtour nach Valledoria und dort im Supermarkt einkaufen.

    Tagebuch:
    Bei der Hitze sollte man körperliche Arbeiten möglichst früh morgen oder spät abends machen. So sind wir hier bereits am frühen Morgen auf den Beinen, um unser Wohnmobil wieder Reise fertig zu machen. Es hat sich um uns herum gut gefüllt. Zeit weiter zu fahren. Gegen 9.30 Uhr sind wir startklar und schweißgebadet. Darum verabschieden wir uns von diesem wirklich gepflegten Platz mit einem Hüpfer unter die Kaltwasserduschen. Wir fahren weiter südlich in Richtung Castelsardo. Michael hat dort in der Nahe den Stellplatz ”Area Camper Punto Maragnani ” herausgesucht, der im Internet einen ganz guten Eindruck gemacht hat. Wir fahren auf der gut ausgebauten, wenig frequentierten, aber kurvenreichen S 90 durch die Berge. Die Cala Seranic und die Costa Paradiso lassen wir rechts liegen und biegen kurz vor Valledoria auf eine kleinere Straße. In Valledoria blüht überall und in allen Farben der Oleander am Straßenrand, wachsen Kakteen mannshoch neben Palmen und Bourgenvillien, eine Vegetation, die man sonst nur aus dem Botanischen Garten kennt.
    Wir durchquerten das quirlige Valledoria und erreichen nach etwa 3 km die Einfahrt zum Stellplatz. Wir können unser Glück nicht fassen, gleich 3 Platze mit Meerblick stehen zur Auswahl. Es ist wenig Betrieb und wir können vielleicht 10 Fahrzeuge auf dem großen Platz zählen. Mit Anmeldeformalitäten hält man sich hier nicht großartig auf: einfach einen Platz suchen und bei der Abfahrt pro Tag für alles 17€ bezahlen. Nach dem wir den 2. Platz ausprobiert haben, stehen wir perfekt und genießen den wunderbaren Blick bei einem Mittagsimbiss. Jetzt kommen der unterwegs erstandene Peccorino, die Tomaten und das Brot zum Einsatz. Einfach göttlich.
    Wenig später geht es an den Strand, der keine 20 Meter entfernt ist. Allerdings nach unten. Hinunter kein Problem, aber zurück eine schweißtreibende Angelegenheit, die alle Abkühlung im Meer wieder hinfällig macht. Gut, dass es oben auf dem Platz Kaltwasserduschen gibt, die sind zwar primitiv, sorgen aber für die benötigte Erfrischung.
    Am Abend leihe ich mir Michaels Rad, um eine kleine Radtour zu machen. Dabei entdecke ich weitere Strände, die alle über kleine, asphaltierte Stichstraßen zu erreichen sind und an deren Ende sich jeweils ein Parkplatz für die Fahrzeuge der Badegäste befindet. Ein Abstecher zum “Camping International”, auf dem nur wenige Campinggäste auszumachen sind, zeigt mir, dass die Hauptsaison noch nicht begonnen hat.
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  • Day 8

    Pinto Maragnani/Valledoria,Tag 2

    July 4, 2015 in Italy

    Krieg der Ameisen 1,
    ein neuer Schlauch und ein unverhofftes Wiedersehen

    Am nächsten Tag einem Samstag, ändert sich die Situationn auf dem Stellplatz in kürzester Zeit. Ein Wohnmobil nach dem nächsten rauscht heran. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich der ruhige Stellplatz in ein quirliges Camp, in dem sich italienische Familien in Wohnmobilburgen zusammen finden, der Grill schon in der Gluthitze der Mittagszeit angeworfen wird, um Oma, Opa, Kinder, Freunde und wer noch so im Wohnmobil Platz gefunden hat, lautstark mit Nahrung zu versorgen, begleitet vom eindringlichen Gebell der mitgeführten Hunde, die ihr Territorium verteidigen oder ihren Anteil vom Grill fordern. Das sind keinen Festland-Italiener, wie wir anfangs dachten und uns gewundert haben, sondern das sind Sarden, die Wochenende haben und ihrerseits mit dem Wohnmobil unterwegs sind.
    Wir haben allerdings an diesem Morgen noch ein ganz anderes Problem. Schon gleich nach dem Aufwachen stelle ich an der Innentür Ameisen fest. Bei genauerem Hinsehen, entdecke ich eine regelrechte Ameisenstraße, die sich über die gespannte Wäscheleine, zu den Markisenstangen und von dort aus in das Innere unseres Wohnmobils zieht. Einen Grund, Michael aus dem Tiefschlaf zu holen. Mit chemischem Kampfwaffen und der Entfernung des Verbindungsweges zum Wohnmobil wird die erste Ameisenschlacht geschlagen. Zwei erneute Enterversuche einiger versprengter Ameisentruppen können erfolgreich niedergeschlagen und zwei Schränke von versteckten Angreifern gesäubert werden. Gegen Mittag sind wir dann wieder Ameisenfrei
    Das Radfahren am gestrigen Abend hat mir so gut gefallen, dass ich mit Michaels Rad nach Valledoria fahre, um einen neuen Schlauch für mein defektes Hinterrad zu besorgen. Den italienischen Begriff dafür, Tubo flessibile per le biciclette, samt aller wichtigen Angaben, habe ich auf einem Zettel geschrieben bei mir, damit ich ihn nicht vergesse. In Valledoria herrscht lebhafter Verkehr und ich muss aufpassen, dass ich von den Autofahrern nicht geflissentlich übersehen werde. Sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt, stelle ich deshalb das Rad ab und frage den nächst besten Passanten, der mir über den Weg läuft, nach einem Geschäft für Fahrradschläuche. Der verweist mich auf einen in der Nähe stehenden Rollstuhlfahrer, der angeblich mehr Ahnung davon haben soll. Dieser wiederrum schickt mich zurück zum Supermarkt am Ortseingang, an dem ich gerade vorbei geradelt bin. Im Supermarkt wenig später finde ich nicht nur den Fahrradschlauch sondern auch noch Freizeit-Shorts für meinen Mann, der mangels derer, einfach bisher mit seinen Boxershorts herumgelaufen ist, mit der Meinung, dass da doch kein Unterschied zu sehen sei. Am Eingang des Supermarktes entdecke ich auch das bekannte Wohnmobil aus Unna und im Supermarkt kurz darauf Verena, die mir erzählt, dass sie auch unterwegs zum Stellplatz Punto Maragnani sind. Leider haben sie später keinen VIP Platz mehr bekommen. Michael hat bereits das Hinterrad ausgebaut und wartet auf den Schlauch. Kurze Zeit später ist mein Rad wieder funktionsfähig. Abends fahren wir zusammen mit dem Rad nach Chiccara, dem Nachbarort. Dort, in einer schönen Bar am Strand, erleben wir einen romantischen Sonnenuntergang.
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  • Day 9

    Pinto Maragnani/Valledoria/Tag 3

    July 5, 2015 in Italy

    Von weiteren Ameisenanschlägen, einer geplatzten Radtour , einer vergessenen Melone und einer wundersamen Erscheinung auf dem Meer.

    Heute Morgen ist es Michael, der den Ameisenalarm auslöst. Ein neuer Trupp dieser äußerst widerstandsfähigen Krabbler hat einen Weg in unser Schlafzimmer gefunden und marschiert in Straßenformation hintereinander her über unser Bett. Der Kampf kann nicht gleich beginnen, da unbeteiligte Zivilisten, sprich ich, schlafender Weise das Schlachtfeld blockieren. Aber sobald ich wach bin, geht es los. Jede Ecke wird eingesprüht. Die Ameisen verziehen sich in den Untergrund. Das war hoffentlich das letzte Mal, denke ich, als ich mir endlich meinen Morgenkaffee machen kann. Beim Betten machen finde ich doch tatsächlich noch zwei der Krabbler in meinem Bett. “Ob die darin wohl gemeinsam mit mir genächtigt haben, überlege ich kurz und plötzlich fängt es überall an zu jucken.
    Die Radtour gestern Abend hat Spaß gemacht. Ein wenig Bewegung nach dem anstrengenden Faulenzen tut richtig gut. Der Fahrtwind sorgt für ein wenig Abkühlung bei den trotz fortgeschrittener Tageszeit noch 29 Grad, zumindest solange man auf dem Rad sitzt und tritt. Wir wollen an diesem Abend gemeinsam nach Valledoria radeln- das haben wir auf alle Fälle so geplant, aber es hat nicht sollen sein. Als wir losfahren wollen, ist meinem Fahrradreifen wieder einmal die Luft ausgegangen und er zeigt sich mit totalem Plattfuß. Michael ist sauer, denn es gibt schönere Beschäftigungen bei der Hitze, als das Ausbauen eines Hinterrades mit Motor. Michael will nicht allein fahren. Also, wenn er nicht fahren will, ich will schon.
    Darum leihe ich mir sein Rad und fahre nach San Pietro a Mare. Dort fließt in einem großen Delta der Coghinas ins Meer. Die asphaltierte Straße endet auch am Meer und zwar auf einem großen Parkplatz, der an diesem Sonntagabend voller PKWs steht. Im Schatten der Pineta herrscht Hochbetrieb. Menschen umringen die verschiedenen Bars und Imbissstände während die Kinder auf den Spielplatz toben
    Hier unter den Bäume ist der größte Teil der PKW-Insassen zu finden, der Rest liegt unter bunten Sonnenschirmen am Strand. Vom Parkplatz aus habe ich einen tollen Blick auf das Flussdelta. Hier soll es doch auch eine kleine Kirche geben? Vor lauter Autos fällt sie mir zunächst gar nicht auf. Kurz einen Blick in das Innere riskiert und dann geht es wieder zurück. Unterwegs halte ich an einem Gemüsestand und kaufe Tomaten, Melone, Pfirsiche und Wein, der mir in einer 1 1/2 l Sprudelflasche verkauft wird. Wein, aus eigener Herstellung. Hoffentlich macht der mich nicht blind, denke ich beim Einpacken und betrachte nachdenklich die empfohlene Flasche. Später halte ich noch beim Supermarkt für Brot und Yougurt. Hier finde ich auch ein paar Badeschlappen für Michael, dessen eingepackte Schlappen sich so gut versteckt haben, dass sie bislang noch nicht gesichtet wurden. Stolz päsentiere ich später meine Einkäufe. Aber wo ist die Melone? Es war doch eine besondere Sorte und eine Empfehlung des Gemüseverkäufers. So sehr ich auch die Tasche durchsuche, die Melone ist nicht da. Ich habe sie wohl liegen lassen. Also wieder rauf auf das Fahrrad und 4 km zurückgefahren. Ich bin noch nicht ganz vom Rad gestiegen, da kommt mir der Gemüsehändler schon lachend entgegen. “Ciao Signora. Si lascia il melone!” In den Händen hält er meine Melone.
    Nach dem Abendessen sitzen wir vor unserem Mobil, warten auf die Dämmerung und schauen aufs Meer. Links ist Castelsardo zu sehen, beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum am heiligen Abend. Am Strand verlassen langsam auch die letzten Badegäste ihren Platz und auf dem Meer… ich traue meinen Augen nicht…. Auf dem Meer geht ein kleines Grüppchen Menschen spazieren. Von Jesus hat man ja gehört, dass er übers Wasser laufen kann, aber gleich mindestens zehn Leute, die das auch können sollen? Erst beim genauen Hinsehen, entdecke ich die Bretter unter ihren Füßen und das Paddel in der Hand. Und ich dachte schon, ich hätte eine Erscheinung der wundersamen Art.
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