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  • Day 6

    Viniola Mare, Tag 2

    July 2, 2015 in Germany ⋅ 30 °C

    Donnerstag, 02.07.2015

    Das Tolle am Urlaub im Süden ist, dass man kaum Kleidung braucht. Die ist eher hinderlich bei Temperaturen, die morgens schon die 30° Marke erreichen. Fraglos ist da die Badehose bzw der Bikini das Kleidungsstück der 1. Wahl. Wenn man dann gleich nach dem Wachwerden nur nach diesem Kleidungsstück greifen braucht, um sich Minuten später vom Meer richtig wecken zu lassen, dann ist das Urlaub pur. Und eben diese Annehmlichkeit genieße ich heute schon vor dem Frühstück. Das Frühstück ist bei der Hitze ziemlich geschrumpft, um nicht zu sagen, Kaffee reicht. Mittags steht der Sinn eher nach etwas Frischem, sprich Obst. Erst gegen Abend erwachen die Magennerven und fordern etwas Handfestes. Eigentlich müsste so ein Urlaub im Süden die ideale Diät sein. Oder? Mal sehen, was die Waage am Ende des Urlaubs zu melden hat. Dagegen hingegen spricht allerdings die untätige Zeit auf der Liege oder am Strand, wo man eher die Haut als Kalorien verbrennt, außer vielleicht beim Hüpfen in den Wellen. Nachdenklich geworden über diese Berechnung und natürlich auch, weil ich etwas von der Gegend sehen möchte, schwinge ich mich gegen Mittag aufs Fahrrad. Natürlich ist das wieder nicht die Zeit, die die Einheimischen zur körperlichen Ertüchtigung wählen würden, aber was soll’s. Es gibt keine Radwege, doch auf den Landstraßen herrscht ausgesprochen wenig Verkehr, so dass es sich gut fahren lässt. Beim Ortsschild Vignola Bahia biege ich ab und fahre bergauf durch eine Ansammlung äußerst gepflegter Villen. Kein Mensch ist zu sehen. Die machen wohl alle Siesta. Von hier oben habe ich einen einmaligen Blick auf die Bucht. Ich fahre noch ein paar Kilometer in die entgegengesetzte Richtung und komme in den kleinen Ort Mierce. Auch hier finde ich viele gepflegte Häuser mit Terrassen, an denen blühender Oleander oder Bourganvillien Schatten spendend emporranken. In einer Seitenstraße steht ein Rettungswagen. Die Besatzung sitzt im Schatten auf der Terrasse, spielt Karten und wartet auf ihren Einsatz.
    Beruhigend zu wissen, dass Hilfe im Ernstfall so nah ist. Eine kleine Stichstraße führt zum Camping Sarragossa. Die Unmengen leerer Parkplätze lässt ahnen, was im August zur Vacanza, den Ferien der Italiener, hier für ein Trubel herrschen muss. Am Ende der Straße finde ich eine wunderschöne Badebucht inmitten roter Felsen. Nur wenige Badegäste sind da. Ach ja, die Siesta. Zwischen den Felsen am Strand sitzt ein Mann und schuppt seine gefangenen Fische. Als ich neugierig zuschaue, präsentiert er mir seinen größten Fang voller Stolz. Hier geht eine luftig kühle Brise und es ist sehr angenehm am Strand zu sitzen. Doch dann lockt mich der heimische Strand und ich fahre zurück. Auf dem Parkplatz am Eingang des Baia Blu La Tortuga Campings haben einheimische Händler Stände aufgebaut und verkaufen Lebensmittel aus der Region. Wenig später fahre ich mit Brot, Obst und Olivenöl in der Radtasche zum Wohnmobil. Das heißt würde ich gern fahren. Aber mein Hinterrad ist von einer Sekunde auf die Andere platt. Aber so was von platt. Der Rest ist dann schieben ….bei 35 ° ein E-Bike. …und ein nicht gerade begeisterter Mann, der feststellen muss, dass er keinen Ersatzschlauch dabei hat. Den werden wir wohl unterwegs irgendwie kaufen müssen und bis dahin hat sich das mit dem Radfahren erledigt. Da hilft nur noch ein Sprung ins erfrischende Meer. Irgendwie, denke ich, bin ich in diesem Urlaub der Pechvogel. Zuerst vernaschen mich die Moskitos. Kaum haben sich diese nachhaltig juckenden Zeichen von Beule auf Pickel verkleinert, treffe ich auf die wohl einzige Feuerqualle im Meer und mein Bein juckt und brennt und ist voller Quadeln und dann platzt mir auch noch der Reifen. Wie gut, dass ich Urlaub haben, da kann mir nichts so schnell die Laune verderben. Und außerdem: wenn alle guten Dinge drei sind, dann vielleicht auch alle schlechten. Basta. Tutti completti.
    Das freie Internet auf dem Platz macht es möglich mit aller Welt in Kontakt zu bleiben. Und so stelle ich fest, dass ein Wohnmobil mit Besatzung einer Facebook Wohnmobilgruppe auch auf unserem Platz ist. Und dann ertappe ich mich doch wirklich dabei, dass ich via Internet mit der Kommunikation beginne, anstatt aufzustehen, 20 Meter weiterzugehen und meine Fragen persönlich zu stellen. Das Internet treibt doch interessante zwischenmenschliche Beziehungsblüten. Ich gehe dann aber doch vorbei und sage persönlich “Hallo”. Und so sitzen wir bereits am Abend zusammen, lassen uns von Moskitos stechen und wir erfahren als Sardinien-Neulinge von Verena und ihrem Mann eine Menge über Stellplätze und über Sardinien …..und alles ohne Internet. Unsere anregende Unterhaltung findet allerdings nicht überall Wohlwollen. Plötzlich geht bei einem Wohnmobil schräg gegenüber das Alkovenfenster auf und eine Frau schimpft ungehalten auf italienisch. Wahrscheinlich bedeuten ihre Worte, dass sie nicht schlafen kann. Wir sehen uns erstaunt an, werden noch leiser und gehen wenig später auch schlafen.
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