• "Meerzeit statt Alltag"

    7 September 2024, Jerman ⋅ ☀️ 27 °C

    Vor ein paar Tagen saßen wir abends auf der Terrasse und genossen die inzwischen angenehme Wärme und den friedlichen Blick in unseren Garten. Während wir uns unterhielten, kam das Gespräch auf Reisen – und wie sehr wir die letzte Tour genossen hatten. Nach Michaels Erkrankung hat uns diese Reise wieder gezeigt, wie frei und ungebunden man mit dem Wohnmobil unterwegs sein kann. Wie gut es tut, den Alltag hinter sich zu lassen und jeden Tag wie ein Überraschungsei zu genießen. 🥚🎉

    „Das Wohnmobil steht reisefertig vor der Tür, dir geht es im Moment gut, das Wetter passt – warum fahren wir dann nicht?“ fragte ich. „Weil die Woche wieder voller Termine ist,“ entgegnete Michael. „Termine kann man absagen. Komm, lass uns das Wohnmobil packen und morgen losfahren,“ schlug ich vor.

    Doch ganz so spontan ging es dann doch nicht. Ein wichtiger Arztbesuch stand noch an, ich hatte einen bereits zweimal verschobenen Termin beim Osteopathen, und eine Einladung bei Freunden, die wir schon länger aufgeschoben hatten, wollten wir nicht absagen. 🚗 🌅

    Als ich an diesem Abend umschaute, dachte ich: Eigentlich ist es auch zu Hause schön. Was zieht uns immer wieder in die Ferne?
    Zuhause bedeutet Alltag, und Alltag ist mit Pflichten, Aufgaben und Arbeit verbunden. Dass es hier schön ist, passiert ja nicht von allein – wir machen es schön, und das ist Arbeit. Gerade im vergangenen Halbjahr, als Michael ganz ausfiel, habe ich das noch deutlicher gemerkt.
    Wir haben zwar jetzt mehr Zeit, weil wir nicht mehr im Berufsleben stehen, aber nicht mehr die Kraft von vor 20 oder 30 Jahren. Alles dauert länger, und man braucht mehr Erholungspausen.

    Ich erinnerte mich an eines unserer ersten Wohnmobil-Wochenenden. Es war ein sonniger Frühlingstag, und wir standen an der Jaderennbahn in Hooksiel. Ich holte die Stühle aus dem Wohnmobil, legte die Füße hoch und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen, während ich die Situation genoss. Zuhause, dachte ich, hätte ich erst die Gartenmöbel aus dem Schuppen holen, sie schrubben und die Terrasse sauber machen müssen. Wenn ich dann fertig gewesen wäre, wäre die Sonne wahrscheinlich schon weg gewesen. Das beschreibt ungefähr den Unterschied zwischen Zuhause und unterwegs.

    Trotzdem möchten wir nicht immer nur unterwegs sein. Nach Hause zurückzukehren ist wie das Einlaufen in einen vertrauten Hafen. Hier haben wir Kinder, Enkel, Freunde, Bekannte – unser soziales Umfeld. Wie wichtig das ist, haben wir während Corona und auch jetzt bei Michaels Krankheit wieder gesehen. Es ist und war immer Hilfe, Trost, Unterstützung und Zuwendung da. 😊❤️

    Eine Mischung aus beidem, die Welt zu entdecken 🌍 und sei es auch nur 30 km weiter, und Zuhause zu genießen 🏡, ist für uns daher die erstrebenswerte Lebensweise. Dass wir bestimmte Länder und Kontinente nicht mehr sehen und erleben werden, ist aufgrund des kürzer werdenden Maßbandes eher wahrscheinlich. Aber das ist dann so, wir können uns auch über die Entdeckung einfacher Ziele in der näheren Umgebung freuen. 🌍✈️ Und darum geht es doch letztendlich. Nicht um das höher, weiter, schneller
    Letztendlich einigten wir uns schließlich auf den Sonntag – also auf morgen. Unser Ziel: die polnische Ostsee. Das Wetter war eigentlich super angesagt ☀️, und wir recherchierten bereits nach Stellplätzen und Mautgebühren.

    Eigentlich!! Leider sieht die Wettervorhersage inzwischen nicht mehr ganz so vielversprechend aus 🌧️, aber wir fahren erst einmal Richtung Osten und schauen von Tag zu Tag. Viel Zeit haben wir sowieso nicht, denn ab dem 16. muss ich vor unserer großen Fahrt in die Toskana Ende September noch einiges regeln – mit den Autoren, der Lesung im November und so weiter. Aber ein paar Tage „Meerzeit“ genehmigen wir uns jetzt einfach mal. 🏖️
    Baca lagi