• Ausflug in die Glashütte Gernheim

    28 mei, Duitsland ⋅ 🌧 17 °C

    Was tun, wenn Regen, Sturm und kaputte Bandscheiben eine Fahrradtour vereiteln? Richtig: Plan B muss her. Und der führt uns an diesem Mittwoch mit dem Auto zur Glashütte Gernheim – einer kleinen Zeitreise in die faszinierende Welt des Glases. Mit uns unterwegs: zwei lädierte Rücken, ein widerspenstiges Knie und eine gehörige Portion Neugier.

    Die ehemalige Glashütte in Gernheim, heute ein Museumsteil des LWL-Industriemuseums, liegt keine 30 Kilometer von uns entfernt, idyllisch am Weserufer. Schon kurz nach der Ankunft macht der Regen seinem Ruf als treuer Begleiter alle Ehre – zum Glück nur ein paar Tropfen zwischen Parkplatz und Kasse. Der Eintritt kostet sechs Euro, dafür gibt es eine freundliche Begrüßung, eine Übersichtskarte – und das gute Gefühl, genau zur richtigen Zeit gekommen zu sein.

    Denn wir sind allein – zumindest vorerst. Im Glasturm, dem Herzstück des Geländes, erleben wir eine echte Schauproduktion. Zwei Glasmacher arbeiten gemeinsam mit einer Kunststudentin an filigranen Formen aus glühender Glasmasse. Ein faszinierendes Schauspiel aus Hitze, Handwerk und hoher Kunst. Dabei erfahren wir: Glasmacher und Glasbläser sind nicht etwa zwei Namen für denselben Beruf, sondern zwei unterschiedliche Handwerke. Wieder was gelernt!

    Nach und nach füllt sich die Halle – eine Fahrradgruppe, noch tropfend von der Strecke, gesellt sich zu uns. Gut, dass wir den trockenen Weg gewählt haben. Im angrenzenden Gemengeschuppen werfen wir einen Blick auf die „Zutatenliste“ des Glases: Quarzsand, Soda, Kalk und viel Handarbeit. Auch die hölzernen Formen für die Glasobjekte werden hier gezeigt – teilweise noch rußgeschwärzt vom letzten Einsatz.

    Es bleibt trocken, als wir durch den gepflegten Garten ins Herrenhaus schlendern – einst Wohnsitz der Fabrikantenfamilie, heute Ausstellungsort für zeitgenössische Glaskunst. Der Kontrast zum Leben der Arbeiter, das wir wenige Schritte weiter in den kleinen Häusern entdecken, könnte kaum größer sein. Enge Räume, einfachstes Mobiliar – und doch spürt man, dass auch hier das Glas allgegenwärtig war.

    Fast hätten wir die Zeit vergessen, doch dann meldet sich ein anderes Bedürfnis: Kaffeedurst! Ein kurzer Abstecher ins nahegelegene Bad Hopfenberg (der Name allein ist einen Besuch wert) rundet unseren Tag ab – mit heißem Kaffee und frischem Kuchen. Eine perfekte Belohnung für einen nassen, aber rundum gelungenen Ausflug.

    Fazit: Auch wenn der Himmel grau war – Gernheim hat geglänzt. Ein lohnenswerter Abstecher für alle, die sich für Handwerk, Geschichte und Glas begeistern können. Und für alle, denen das Wetter mal wieder einen Strich durch die Fahrradtour gemacht hat.
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