Auszeit in den Niederlanden

February - March 2022
"Spontan geplant. Die Reiseroute gibt Wetteronline vor". Read more
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  • Day 1

    Bloß mal raus....in die Sonne

    February 25, 2022 in Germany ⋅ 🌧 2 °C

    Leben ist das, was passiert, während Du dabei bist, andere Pläne zu machen.  Dieser Satz von John Lennon drückt unsere ganze momentane Situation aus. Eigentlich wollten wir schon seit 10 Tagen in Richtung Spanien unterwegs sein, aber ein Trauerfall in der Familie- unsere liebe Großtante Herta ist vor ein paar Tagen im Alter von fast 95 Jahren friedlich eingeschlafen- erfordert zurzeit noch unsere Anwesenheit, um den ganzen Nachlass zu regeln. So wird es wohl auch in den nächsten 3 bis 4 Wochen nichts damit, das scheußliche, nasskalte und graue Wetter in Deutschland mit der spanischen Sonne zu tauschen. Anfang der Woche haben wir uns dann entschlossen, unsere Spanienpläne für dieses Jahr ganz zu känzeln. Alle bereits gemachten Reservierungen wurden storniert (wir wollten uns Mitte März mit Jan-Michel, unserem Sohn, in Malaga treffen und dort ein paar gemeinsame Familientage verbringen), und gerade sind wir unterwegs genau in die andere Richtung, immer der Nase nach, an die holländische Nordsee. Dort soll das Wetter in den nächsten Tagen zumindest sonnig sein, wenn auch die Temperaturen nicht unbedingt mit dem Süden konkurrieren können.

    Doch der Traum vom Frühling im Süden ist noch nicht ganz ausgeträumt.
    Da in ein paar Wochen in Italien auch ganz akzeptable Temperaturen vorherrschen werden, tauschen wir Spanien gegen Italien (diese Tour war eigentlich für das Frühjahr 2023 geplant) und werden, sobald es möglich ist, den Stiefel von Bella Italia ansteuern und uns in Apulien und Kalabrien näher umsehen.

    Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich auch in den letzten Wochen ein wenig Bauchschmerzen, wenn ich an unsere Spanienfahrt gedacht habe. Viele Berichte, Videos usw. zeigten übervolle Stellplätze, vor denen Wohnmobile darauf warteten, dass jemand weiterfährt und seinem Platz verlässt. Der Boom auf das Reisen mit dem Wohnmobil wurde durch Corona noch einmal richtig angefeuert, die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und wollen sich den Traum von Freiheit und Überwintern im Süden verwirklichen, viele junge Menschen praktizieren "Life Balance" und sind auf das Leben und Arbeiten im Van gekommen. Marokko steht in diesem Jahr wegen Corona den Überwinterern nicht zur Verfügung. Da ballt sich alles in Südspanien, das wegen seiner geografischen Lage den gesamten Winter und im Frühjahr angenehme Temperaturen verspricht. Ein Magnet für alle, die Wärme und Sonne suchen. Doch überfüllte Plätze, das ist nicht unbedingt das, was wir uns vom Frühling in Spanien erhofft und vorgestellt haben. Wenn alles nach Spanien fährt, das sind allein aus unserem Bekanntenkreis einige, dann fahren wir eben nach Italien.
    Aber soweit sind wir noch nicht. Jetzt geht es erstmal Richtung Norden.
    Es regnet, wie soll es auch anders sein, als wir kurz nach 10.00 Uhr den Hof verlassen.
    Michael hat als ersten Stepp Bad Bentheim geroutet. Doch während eines ordentlichen Schauers auf der A30 kann ich mit dem Argument bei ihm landen: "Was sollen wir den heutigen Tag mit Regen und Wolken in Deutschland verbringen, wenn gut 250 km weiter in Holland die Sonne scheint?" Also halten wir hinter Osnabrück und routen um auf Harlingen. Die A30 ist ziemlich voll, und da fällt uns ein, dass ja heute Freitag ist und das Wochenende beginnt. So etwas vergisst man als nicht mehr im Beruf stehender Mensch schon mal. Auf der A31 zeigt sich bereits ein wenig blauer Himmel und es dauert nicht lange, da ist auch die Sonne mit von der Partie. Auch wenn die Wolken sich noch nicht ganz vertreiben lassen, sieht alles gleich viel freundlicher und schöner aus. Doch kaum sind wir über die niederländische Grenze gefahren, kommt heftiger Wind auf, der das Womo rüttelt und in seinem Gefolge eine schwarze Regenwand hat, die alles verdunkelt, als wolle es Nacht werden. Während wir auf der N381 Richtungen Groningen fahren, tobt sich ein richtiges Unwetter mit starkem Windböen über uns aus. Als es sich ausgetobt hat, ist die Welt wieder in Ordnung und blauer Himmel geleitet uns bis auf in den Fischereihafen von Harlingen. Michael hat Bedenken, weil es nur 12 Plätze gibt, weil dazu noch Freitag ist und in den Niederlanden Frühlingsferien sind , aber der Stellplatz ist fast leer. Nur zwei Mobile stehen auf dem Platz an der Fahrrinne. Wir reihen uns ein und sind total begeistert von dem Stellplatz mit Blick aufs Wasser. Dazu blauer Himmel und Sonnenschein.....Herz was willst du mehr.
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  • Day 1

    Harlingen

    February 25, 2022 in the Netherlands ⋅ ☀️ 6 °C

    Nun sind wir statt in Bad Bentheim in Harlingen gelandet, und selbst mein Mann muss eingestehen, dass das eine gute Idee war, denn besser geht es im Moment wirklich nicht. Ich besorge ein Parkticket für 24 Stunden am Automaten. Das geht super mit der EC Karte. Der Stromautomat ist noch gut gefüttert vomVorgänger.
    Und dann hält mich nichts mehr im Wohnmobil. Es gilt Hafen und Stadt zu erkunden. Michael , der immer etwas länger braucht, um anzukommen, will sich inzwischen ausruhen. Er will sich später alles ansehen. Mein erster Gang führt in den Fischereihafen. Der liegt quasi gegenüber. Welch ein herrliches Bild. Die bunten Fischkutter unter dem blauem Himmel im blauen Wasser. Lustig flattern die Fahnen an den Schiffsmasten und unterstreichen das Heulen des Windes mit ihrem Geklapper. Der Wind zerzaust mir das Haar und weht es mir ins Gesicht. Die Luft schmeckt nach Salz und Tang und über allem liegt das heisere Gekrächze der Möwen. Wie gut das tut nach all den grauen und nassen Tagen im Januar und Februar. Und als hätte das Universum meine Sehnsucht nach Farbe und Sonne vernommen, schickt es mir als Sahnehäubchen noch einen Regenbogen, der sich weit über den Hafen spannt und in einer Wolke verschwindet.

    Im Fischerei-Hafen, einer von sechs Häfen in Harlingen, liegen große Schiffe, die ihren Fang wohl bereits an die umgebenden Fischhallen abgeben haben. Den freitäglichen großen Fischmarkt in Harlingen haben wir knapp verpasst.
    Nach dem Fischereihafen geht es über die Klappbrücke, die wir toll aus dem Womofenster beobachten können, in die Altstadt. Dafür ist nur ein kurzes Stück zu gehen. Harlingen gehört auch mit zu den 11 berühmten friesischen Städten, von denen man sagt, dass sie kleiner als manche Dörfer sind und ihren Titel nicht wegen ihrer Größe, sondern wegen ihrer historischen Bedeutung tragen. Es gibt eine Wohnmobiltour, die alle elf friesischen Städte verbindet:
    https://camperelfstedentocht.nl/de/
    In keiner anderen Stadt gibt es, auf die Fläche berechnet, mehr historische Bauten, als in Harlingen. Über 500 sollen es sein. Kurze Zeit später bin ich mittendrin in Harlingen und kann mich nicht sattsehen an den kleinen Häusern, den Grachten, den Kanälen und Häfen. Über die Rathausbrücke komme ich zum Rathaus mit der vergoldeten Inschrift. Historische Schiffe liegen gegenüber in der Gracht. Von weitem lenkt das Hotel Zeezicht die Aufmerksamkeit auf sich. Dort angekommen, liegt rechter Hand der Fährhafen, von denen Fähren zu den InselnTerschelling und Vlieland auslaufen. Morgen ist auch noch ein Tag, an dem ich mir den Fährhafen und die Umgebung näher anschauen kann, denke ich und laufe Richtung Zuiderhaven. Hier liegen unzählige Plattbodenschiffe, und auch die Rundfahrtschiffe gehen von hier ab. Durch die Einkaufsstraße mit den vielen kleinen Läden, Cafés und Bars geht es wieder zurück zum Rathaus. "Oh mein Gott, da gibt es morgen aber noch viel zu erkunden," denke ich, als ich mich wieder, mit ordentlichem Kaffeedurst, zum Wohnmobil zurück bewege. Aber ich muss mich noch etwas gedulden, denn mich und der aufwärmende Kaffee trennt die gerade hochgezoge Klappbrücke. Also bekommt mein jetzt hoffentlich ausgeruhter Mann eine WhatsApp, dass er schon mal Kaffee kochen soll. Dann winke ich ihm von der Brücke aus zu.
    Aufgewärmt und etwas ausgeruht, geht es später noch einmal auf dieselbe Tour. Dieses Mal allerdings in Begleitung . War es die Sonne, meine begeisternde Erzählung oder die Möglichkeit, unterwegs frische Kibbeling zu bekommen, die sich als Motivator auswirkten ? Egal, Michael begleitet mich dieses Mal und im Schein der tief stehenden Sonne erscheinen die Ecken und Winkel der Stadt in einem ganz besonderen, geheimnisvollen Licht. Wir finden einen Stand mit Kibbelingen, die wir sofort auf der Hand essen. Das Abendessen kann ausfallen . Gut gesättigt geht es zurück zum Wohnmobil, während die untergehenden Sonne den Hafen und das Wasser verzaubert. Das war doch schon mal ein echtes Highlight heute, denke ich und schaue aus dem Womofenster dem Verkehr auf der Brücke und dem auf der Fahrrinne zu. Es hupt durchdringend. Die beleuchtete Fähre läuft aus. Welch ein Anblick am Abend!
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  • Day 2

    Harlingen erleben

    February 26, 2022 in the Netherlands ⋅ ⛅ 4 °C

    Einer der schönsten Momente für mich ist, während einer Wohmobilreise, morgens in aller Frühe die Rollos hochzuziehen und zu schauen, wo sich denn gerade unser Zuhause befindet.

    Obwohl Michael neben mir ein Protestgegrummel unter seiner Bettdecke veranstaltet, wegen der Ruhestörung am frühen Morgen, lasse ich mir das auch dieses Mal nicht nehmen.
    Die Sonne geht gerade auf und taucht alles in rosafarbenes Licht. Eine Schar Möwen sitzt, genau Vis-a-vis, wie kleine weiße Knäuel, auf den die Fahrrinne markierenden Holzbalken. Doch auch hier gibt es Frühaufsteher, die schon mal in der Luft kreisen und die Lage sondieren.
    Zu Möwen habe ich mittlerweile ein etwas gespaltenes Verhältnis, seit sie mir zwei Mal mein Essen weggenommen haben.

    Es ist ziemlich frisch draußen. Das Thermometer zeigt gerade mal zwei Grad. Auch im Wohnmobil ist es noch nicht sehr warm. Die Nachtabsenkung der Heizung. Aber in Verbindung mit der Sonne wird sich das bestimmt schnell ändern. Also erst Mal wieder rein ins Bett und die Aussicht aufs Wasser vom Bett aus genießen... mit einem Kaffee, den mir Michael dann macht, weil er jetzt doch nicht mehr schlafen kann, wie er sagt.

    Und so kommt es, dass wir für unsere Verhältnisse schon recht früh am Frühstückstisch sitzen und uns nicht nur die leckeren Brötchen schmecken lassen, sondern dabei auch das Bild vor der Windschutzscheibe genießen. Hat man ja auch nicht jeden Tag, dass Schiffe den Frühstückstisch passieren.

    Aber bei all der Freude über den schönen Tag, stellt sich beim Hören der Nachrichten über den Krieg in der Ukraine fast ein schlechtes Gewissen über unsere Unbesorgtheit und die "Genieße den Tag- Mentalität" ein.

    Michael ist die Grundtemperatur für jedwede Outdoor-Aktivität heute Morgen einfach noch zu niedrig. Darum mache ich allein eine Walkingtour zu den Ecken, die ich gestern noch nicht gesehen habe, und die ihren Abschluss auf dem heutigen Wochenmarkt finden könnten.

    Von wegen kalt, es ist einfach nur herrlich, durch die frische Nordseeluft zu laufen und von der Sonne gewärmt zu werden. Kaum jemand ist unterwegs. Die bunten Fischkutter liegen fast regungslos im Wasser, denn der gestrige Wind hat sich gelegt und es ist beinah windstill. Am Fährterminal ist wenig los. Die Fähre von Harlingen nach Terschelling ist erst vor kurzem gestartet. Die Hin- und Rückfahrt kostet für die meisten Menschen in dieser Jahreszeit 28,89 €, es sei denn man ist unter 3, dann ist sie umsonst oder über 65 Jahre, dann kostet sie nur 25 Euro :-) .
    Die Fahrt dauert 2 Stunden.

    Nach dem Hupen zu urteilen, dass die Fähre beim Auslaufen ertönen lässt, müsste sie gefühlt eigentlich stündlich auslaufen. Laut Fahrplan allerdings tut sie das nur alle 2 Stunden. Von 8.00 Uhr bis 20.00.Uhr. Auch Autos und Räder nimmt sie mit. Die müssen allerdings vorher online angemeldet werden.

    Die Pendelbusse, die die Passagiere vom Fährterminal zu den großen, vorgelagerten Parkplätzen bringen, können wir aus dem Womo immer gut beobachten.

    Ein kleines Stückchen hinter dem Fährterminal befindet sich der Bahnhof von Harlingen. Von hier aus kann man bequem in die umliegenden Städte wie z.B. Leeuwarden fahren.

    In der Nähe des Bahnhofes kann man auch einen Blick auf den Zuiderhaven werfen. Einige ganz alte Schiffe liegen dort vor Anker. Ich glaube, bei denen kommt der Begriff "Liegeplätze" richtig zur Anwendung. Von Fahren kann da wohl kaum noch die Rede sein.
    Mein Weg führt vom Havenweg zum Willemshaven. Zwei Schlepper ziehen dort gerade ein riesiges Schiff hinein. Eine Fähre ist das nicht. Wahrscheinlich eine private Yacht. Aber so groß? Wahnsinn.

    Ich komme zum Strand von Harlingen. Es ist gerade Ebbe. Ein paar Menschen laufen im Watt herum und kaum jemand, außer mir ist auf dem Deich in Richtung Hafeneinfahrt unterwegs. Dabei komme ich am "Walfischbrunnen"vorbei. Angeblich soll er sprudeln, wenn Schiffe in den Hafen einlaufen.
    Für mich geht es ab der Spitze wieder zurück. Um auf die andere Seite der Einfahrt zu kommen, müsste ich übers Wasser laufen können. Da ich das nicht kann, geht es zurück in die Stadt. Dort ist Wochenmarkt. Entlang der Einkaufsstraße haben Händler ihre Wagen aufgebaut. Überall sitzen inzwischen die Menschen in der Sonne bei einem Getränk.
    Harlingen hat wirklich zwei Gesichter. Einmal das maritime mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer und dann das urbane mit den vielen wunderschön restaurierten Patrizierhäusern, den ehemaligen Lagerhäusern, den kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants und den lebendigen Binnenhäfen.

    Nach fast 10 km und über zwei Stunden Walken, bin ich wieder zurück. Der Stellplatz ist inzwischen voller geworden.

    Draußen in der Sonne können wir später "Appelgeback", das ich vom Markt mitgebracht habe zum Kaffee essen und sogar ein kleines Schläfchen wagen.

    Später bummeln wir gemeinsam noch einmal durch die Stadt. Windgeschützt in der Sonne mit dem Blick auf den Hafen lassen wie uns ein Bierchen schmecken. Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher in den tollen Käseladen.
    Im Wohnmobil wird der erstanden Käse verkostet.
    Die Niederlande sind einfach ein tolles Land.
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  • Day 3

    Über den Deich nach Den Over

    February 27, 2022 in the Netherlands ⋅ ☀️ 3 °C

    Was für ein Wetter! Es ist herrlich. Wir genießen noch einmal das Panorama beim Frühstück, bevor es weitergeht.

    Unser nächster Stopp ist gar nicht so weit entfernt, aber um dahin zu kommen, müssen wir 32 km über den "Afsluitsdijk" fahren. Was sich wohl mit "Abschlussdeich" übersetzen lässt. Er trennt, um es einmal vereinfacht zu sagen, die Nordsee vom Ijsselmeer und wurde bereits 1932 zur Landgewinnung und zum Küstenschutz gebaut. Es ist schon ein Wahnsinn, wozu Menschen in der Lage sind und vor allem auch früher waren. Da bauen sie einfach mal einen Deich durchs Meer. Eigentlich ist der Abschlussdeich gar kein Deich, sondern eher ein Damm. Deiche schützen das Hinterland, und Hinterland gibt es beim Abschlussdeich nicht.

    Ich hatte mich auf die Fahrt über den Deich gefreut, aber ganz so spektakulär ist die Sicht dann doch nicht. Der Parkplatz mit dem Monument, das wir uns anschauen wollten, ist wegen einer Baustelle geschlossen. Das Ijsselmeer linker Hand sieht trotz der Sonne eher grau aus.

    Die Sicht auf die Nordsee wird durch den hohen Deich verhindert. An diesem Deich wird zurzeit ordentlich gearbeitet. Davon zeugen eine Unzahl von Baggern und Rüttelmaschinen. Die Deichkrone wird wohl erhöht. Die Klimaerwärmung und der damit verbundene Anstieg der Weltmeere versetzt die Niederlande in Handlungsbedarf. Für ein kleines Land, in dem viele Städte und Landstriche unter dem Meeresspiegel liegen, ist jeder Zentimeter eine echte Bedrohung. Ich hab mal nachgeschaut: Fast ein Drittel der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel.

    An einem Ende des Abschlussdeiches liegt Zurich bei Harlingen und am anderen Ende Den Over. Und auf den Stellplatz in Dan Over an der Oostkade fahren wir gegen 11 Uhr am Vormittag.

    Platz gibt es für 8 Mobile. Eines steht bereits da und nun sind wir zu zweit. Wir stehen direkt am Wasser, (näher dran, wäre mitten drin) und haben wieder einen tollen Blick auf die Hafenausfahrt und den Hafen.

    Hier herrscht allerdings sonntägliche Ruhe. Alle Fischerboote liegen am Pier.
    In der Saison wird der Parkplatz hinter dem Stellplatz sicher stark frequentiert sein, denn in unmittelbarer Nähe befindet sich das Restaurant "Hafenzicht", sowie ein Verkaufsstand für Kibbelinge und ein Ticketschalter für die Ausflugsfahrten zu den Robbenbänken und ins Wattenmeer.
    Doch noch ist keine Saison und still ruht der See. Nur die Straße , die vom Deich kommt, ist zu hören. Und das ziemlich. Für Geräusch empfindliche Seelen ist der Stellplatz wohl nichts. Die Stellplatzgebühr von 11 Euro inklusive Strom plus 1,50 € Touristenabgabe p.P. soll man beim Hafenmeister oder mit der "Aan. Uit.app " bezahlen.
    Wie gut, dass ich die App noch von der letzten Tour in die Niederlande auf dem Handy habe. So sind wir mit zwei Klicks angemeldet und es erspart uns die Suche nach dem Hafenmeister.
    Auf dem Stellplatz gibt es kein V+E. Macht nichts. Wir haben noch kein Problem.

    Wie gewöhnlich, mach ich mich kurz nach unserer Ankunft fertig, um die Gegend zu besichtigen. Die Sonne scheint zwar vom wolkenlosen Himmel, aber der Wind ist ziemlich kalt. Ich laufe gleich hinter dem Restaurant "Havenzicht" , das eine schöne, windgeschützte Terrasse hat, aber noch nicht nicht geöffnet hat, am Hafenbecken entlang.

    Von weitem sehe ich den Deich. Da möchte ich hin. Auf dieser Hafenseite liegen die Ausflugsboote zu den Robbenbänken und für Rundfahren. Sie werden im Moment geputzt und renoviert. Die Saison naht.

    Ein hoher roter Turm mit Strahlern auf der Spitze, genannt " De Vuutoren",
    erregt meine Aufmerksamkeit. Für einen Leuchtturm ist er ein wenig klein. " Er wird als "Lichtopstand" bezeichnet. "Aufstieg auf eigenes Risiko", steht auf einem Schild. Das bedeutet also, daß ich ihn besteigen darf. Als ich mich bis oben über die schmalen Stufen hochgequält habe, ist die Klappe zur Plattform geschlossen. Ärgerlich. Aber auch so ist die Aussicht über das Hafengelände super. Jetzt nur noch wieder heil hinunter kommen. Geschafft! Nichts für Menschen mit Höhenangst.

    Die nächste Enttäuschung folgt auf dem Fuß: Ich kann den Deich sehen, aber dazwischen liegt mal wieder Wasser. Also alles auf Anfang und zurück. Es ist dann doch ein gutes Stück zu laufen, um auf die andere Seite des Hafens zu gelangen. In einem Fischresraurant in der Nähe des Hafens sitzen die Gäste schon bei Kibbelingen und Bratfisch auf der Terrasse in der Sonne.

    Auf dieser Seite ist wesentlich mehr Betrieb, als auf unsere Hafenseite.Der Sonntag und das schöne Wetter spült einiges an Ausflüglern, sei es mit Rad, Motorrad oder Auto in den Hafen.

    Hier gibt es wirklich Schiffe satt in allen Größen und Farben. Ein fröhliches und farbenfrohes Bild, wie sie da im Wasser schaukeln. In der Saison nehmen die Fischer auch Gäste mit auf ihren Fahrten. Aber Augen auf! Nicht nur auf das Wasser schauen. Beinah wäre ich über eines der dicken Taue gefallen, mit denen die Schiffe an den , wie heißen die Betonpömpel doch gleich? befestigt sind. "Poller" war der Begriff, der mir fehlte.
    Das Dorf Den Over liegt geschützt von einem hohen Deich, auf dem Gebiet der ehemaligen Insel Wehringen. Ich gehe durch eines der dicken Tore, die bei Sturmflut geschlossen werden, um das Dorf zu schützen. Noch herrscht absolute Ruhe, aber ich kann mit gut vorstellen, wie es in der Saison aussieht, wenn Touristen das Café und die Gaststätten bevölkern. Heute herrscht dazu noch sonntägliche Ruhe. Kein Mensch, nicht einmal ein Hund, begegnet mir im Dorf Hinter einem Dach kann ich einen Flügel der Windmühle De Hoop sehen. Die etwas kleingeratene Getreidemühle wurde bereits 1654 gebauten und ist eine der beiden Mühlen der ehemaligen Insel Wieringen.
    Für mich geht es so langsam zurück zum Womo. Da unser Mobil direkt im Wind steht, ist das heute nichts mit Sitzen in der Sonne. Aber dann finde ich eine windgeschützte Ecke hinter der geschlossenen Kibbelingbude und kann mich von der Sonne im Liegestuhl etwas verwöhnen lassen.
    Nach dem Kaffeetrinken mache ich mit Michael eine kurze Walkingtour durch den Hafen Seine Schulter schmerzt und er hofft, dass die Bewegungen des Nordic Walkings ihm helfen. Für mich geht es später noch weiter ans Ijsselmeer. Hier liegt auch der 2. Stellplatz von Den Over. Obwohl der Wind wirklich schneidend ist, sind die Niederländer mit dem Fahrrad unterwegs. Mit kalten Ohren mache ich mich auf den Rückweg und freue mich später im warmen Wohnmobil, dem Treiben auf dem Wasser zusehen zu können, während die Sonne langsam untergeht.
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  • Day 4

    Dann eben Den Helder

    February 28, 2022 in the Netherlands ⋅ ☀️ 4 °C

    Trotz des unglaublich schönen Wetters und dem genialen Blick aufs Wasser ist Michael heute morgen nicht zufrieden. Der einsetzende Berufsverkeh hinter dem Stellplatz auf den Deich hat ihn geweckt und am Wiedereinschlafen gehindert.

    Ha! Dieses Mal bin ich nicht daran schuld. Aber wir haben ja gestern schon bemerkt, dass man die Straße hört. Es war bloß nicht viel Verkehr. Ich habe bestens geschlafen. Aber ich werde auch nicht mal wach, wenn man mit Blaulicht und Sirene um mich herum fährt.

    Also der Platz in Den Over ist nichts für Geräusch- Sensibelchen, denn die Fischerboote, die nachts oder in den frühen Morgenstunden losdieseln, werden diese Menschen sicher auch hören.

    Genug vom Lärm.
    Wir legen nach dem Frühstück ab. Den Stellplatz abmelden nicht vergessen, sonst tickt die Uhr weiter. Es dauert ein wenig bis die App kapiert hat, dass wir wegfahren. Aber vielleicht war ich auch nur zu ungeduldig. Wenig später bekomme ich die Nachricht, dass der Stellplatz deaktiviert ist. Alles Bestens.

    Mein Mann hat nicht nur genug vom Lärm, sondern auch vom Wind, der nun mal an der Küste vorherrschend ist und mal mehr und mal weniger pfeift. Deshalb möchte er heute lieber einen Stellplatz im Landesinneren ansteuern, weg vom Meer.

    Das wir mit dem Örtchen Middenmeer aber wieder, wenn auch nur wörtlich ein Meer ansteuern, ist ihm gar nicht bewusst .;-)

    Middenmeer liegt nicht weit entfernt und macht einen verträumten, gemütlichen Eindruck, als wir auf der Hauptstraße zum Stellplatz am Yachthafen unterwegs sind. Doch plötzlich eine Baustelle und Umleitungsschilder. Doch die netten Straßenarbeiter lassen uns durch die Baustelle in die recht schmale Zufahrt fahren.

    Oh! Wie nett ist es hier denn, denke ich beim Anblick des Kanals mit den weißen Booten darauf und den vielen gepflanzten Krokussen und Narzissen, die ihre Köpfe zur Sonne strecken.
    Bis auf ein Womo alles frei. Die schönsten Plätze direkt am Kanal. Gerade wollen wir uns für einen Platz entscheiden, da kommt ein Mitarbeiter des Yachthafens und erklärt uns: "Ihr könnt gerne hier bleiben. Dann aber für mindestens 3 Tage. Vorher kommt ihr dann nicht weg, weil die Straße und die Brücke geteert und erneuert werden. Dann kommt niemand vom Stellplatz ." Ach, wie schade. Es ist wirklich schön hier Aber drei Tage wollen wir dann doch nicht bleiben.

    So wird überlegt und umgeroutet. "Dann eben doch Den Helder", sagt mein Mann etwas verstimmt. Heute ist wohl nicht sein Tag.

    Wegen der Baustelle müssen wir dann wieder bis Den Over zurück fahren, um nach DenHelder zu kommen.

    Und wieder geht es über einen Deich. Dieses Mal ist es der Amsteldiepdijk, der Nordsee und Amstelmeer trennt.

    Den Helder empfängt uns mit viel Wasser und noch mehr Schiffen. Schon beeindruckend. Der Stellplatz liegt im Hafen Willemsoord und ist einfach zu finden. Was nicht so einfach ist, ist sich für einen Stellplatz zu entscheiden. Immer das gleiche Problem, wenn alles frei ist und zur Verfügung steht. Nach einmal Umsetzen, stehen wir ganz schön direkt vorn am Hafen. Nur eine Mauer verhindert den absoluten Wasserblick. Die Sonne scheint und der Wind hat sich gelegt und damit auch die schlechte Laune meines Reisebegleiters. Wir suchen das Hafenbüro auf und melden uns an. Ausgesprochen nett, der junge Mann dort. Der Platz kostet mit V+E, Sanitär und Wlan 15 Euro. Für den Strom müssen wir Münzen kaufen. Das Sanitärgebäude sieht super aus. Heute Abend also einmal Duschen ohne Limit.

    Bevor es auf Sightseeing durch Den Helder geht brauch ich einen Kaffee. Aber meine Kaffeemaschine will nicht mehr. Die Sicherung fliegt immer raus. Die kann doch nicht kaputt sein? Ist sie auch nicht. Die Stromspannung reicht einfach nicht aus. Eigentlich haben wir mit 6 Ampere immer Kaffee kochen können. Komisch. Doch dann sorgt unser Wechselrichter dafür, daß ich zu meinem Kaffee komme. Den Strom hätten wir sparen können.

    Das heutige Hafengebiet Willemsoord ist die ehemalige Schiffs- und Reparaturwerft der königlichen Marine. Auf dem sehr weitläufigen Gelände ist nach jahrelanger und aufwändiger Renovierung ein denkmalgeschützter Teil von Den Helder entstanden. Außer den Yachthäfen, gibt es noch den Museumhafen mit alten Booten und Schiffen, sowie den maritimen Museen, wie das Rettungsmuseum und das Marinemuseum.
    In den alten Schuppen und Lagern sind ausgefallene Bars, Cafés, Restaurants und maritime Geschäfte entstanden.

    Aber auch hier hat die Saison noch nicht begonnen. Überall wird gewerkelt, geputzt und renoviert .In der Saison ist Willemsoord ein beliebter Treffpunkt für Menschen,die Kunst, Kultur, Unterhaltung und gutes Essen suchen. Für mich heute ein Gang durch ein maritimes Bilderbuch.

    Nicht weit vom Stellplatz entfernt, läuft die Fähre nach Texel aus Die Niederländer sprechen übrigens das X als "ss" aus und sagen Tessel zu der beliebten Insel. Als ich am Terminal ankomme, läuft gerade eine Fähre aus. Die Fähren fahren stündlich und sind sogar recht günstig. Hin- und Rückfahrt, und etwas anderes gibt es nicht zu kaufen, kosten 2,50 € pro Person und wenn man das Rad mitnehmen will, auf die 20 Minuten dauernde Überfahrt, werden 5 Euro fällig.
    Zurück am Womo wird windgeschützt Kaffee getrunken und dabei die Nachmittagssonne konsumiert, bevor wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt machen, denn in Willemsoord haben wir bisher nichts gefunden.

    Nach einigem Suchen werden wir in einer etwas entfernt liegenden Geschäftsstraße in einem gewöhnungsbedürftig Stadtviertel fündig.

    Danach wollen wir noch einmal über den Deich gucken und schauen, was die Nordsee so macht. Das machen wir in Form einer kleinen Walkingtour am Abend, zu der auch Michael wieder bereit ist . Wunderschön, das Meer in der Spätnachmittagssonne, die auch Schiffe und Gebäude in Willemsoord in goldenes Licht taucht.
    "Dann eben Den Helder ", war keine schlechte Idee gewesen.
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  • Day 5

    Ganz schön be"Lemmer"t

    March 1, 2022 in the Netherlands ⋅ ☁️ 6 °C

    Ganz schön belämmert, haben wir heute morgen ausgeschaut, als wir das sanfte, aber stetige Klopfen des Regens auf dem Womodach gehört haben. "Das kann doch nicht sein", denke ich, als ich die Rollos hochziehe. Wo sind der blaue Himmel und die frühlingshafte Landschaft von gestern geblieben? Alles im Regengrau versunken.

    Beim Studium der Wetterkarte stellen wir schnell fest, dass ein breites Regenband auf dem nordwestlichen Teil der Niederlande liegt, sich über den Tag ausbreitet und das Wetter auch morgen noch beeinflussen wird.
    Noch während des Frühstück steht fest: Wir handeln nach unserer bewährten Womodevise: "Regentage sind Fahrtage."

    Da wir diese Tour sowieso unter dem Zeichen von Wetter Online gestartet haben, fragen wir hier gleich mal um Rat. Der Vorschlag lautet 100 km weiter östlich ans Ijsellmeer zu fahren, da hört der Regen im der Mittagszeit auf und morgen zeigt sich auch wieder die Sonne.

    Wunderbar! Nach Lemmer wollten wir schon immer mal, allerdings war es uns meist zu voll. In den Sommermonaten ist Lemmer ein sehr belebter Badeort. Er liegt nämlich direkt am Ijsselmeer und zieht dadurch viele Touristen aus den gesamten Niederlanden an. Lemmer ist auch einer von Frieslands bedeutendsten Wassersportorten und einer der wichtigsten Fischereiorte der Niederlande. Da schauen wir doch mal, wie es heuer aussieht.

    Schnell sind wir abfahrbereit. Schade! Ich wäre gern noch einen Tag geblieben und mit der Fähre rüber nach Texel gefahren. Ein Grund um wiederzukommen.

    Auf der regenreichen Fahrt haben wir gleich zwei erlebnisreiche Begegnung mit Männern. Der eine bringt alles durcheinander, der andere das Durcheinander wieder in Ordnung.

    Ersterer überholt uns laut hupend vor einem Kreisel und fasst sich an den Kopf. Was will der denn? Wir haben uns richtig eingeordnet und fahren weder zu schnell, noch zu langsam. Sollte etwas an unserem Womo nicht in Ordnung sein? "Vielleicht ist eine Klappe nicht zu?", überlege ich laut und bringe damit meinen Mann ziemlich durcheinander. Aber Anhalten und Nachschauen geht nicht so einfach. Die Haltebuchten an der stark befahrenen Straße haben den Nachteil, dass man zwar zum Stehen, aber als Womo schwer wieder wegkommt. Diese Erfahrung haben wir bereits vor einigen Tagen gemacht. Endlich kommt ein Parkplatz, auf dem wir feststellen können, dass alles in bester Ordnung ist.

    Der zweite Mann ist ein Engel in Straßenarbeiter -Montur. Als wir mitten in einer Baustelle auf den Afsluitdijk fahren wollen, geraten wir in dem Gewusel auf die falsche Spur und damit mitten hinein in eine Deich- Baustelle. Der nette Mann ist sofort zur Stelle, denn Zurückzusetzen, um dann auf die andere Spur zufahren, wäre bei dem Verkehr viel zu gefährlich. So geht er voran und lotst uns zwischen Baubaracken und Baumaschinen auf einen tieferliegenden Radweg, dem wir folgen sollen.
    Ha! Der Weg kommt mir bekannt vor. Auf dem bin ich doch vor zwei Tagen schon gewalkt.
    Über diesen Radweg gelangen wir dann wieder zur Auffahrt zum Deich. Und dieses Mal nehmen wir die richtige Spur.

    Als wir in Lemmer ankommen, hat der Regen etwas aufgehört. Auf dem Stellplatz im Binnenhafen steht nur ein Mobil. Wieder haben wir die freie Auswahl. Das Hafenbüro ist nicht besetzt. Aber kurze Zeit später fährt der Hafenmeister vor und wir können uns anmelden Billig ist der Platz nicht gerade. 18,50€ . Duschen extra. Dafür gibt es gutes WLAN.

    Inzwischen hat es wieder angefangen zu regnen. Erst am frühen Nachmittag ist der Regen durch und ich kann in den Ort laufen, der keinen Kilometer entfernt ist. Direkt hinter unserem Stellplatz liegt "Lemmer Beach", der im Sommer sicher voll ist. Heute ist er leer und ausgestorben. Ein kleines Stückchen weiter am Ende des Strandes ist das Hallenbad dagegen wesentlich mehr frequentiert.

    Was macht man bei schäbigen Wetter? Ein wenig Shoppen, denn da wird man nicht nass. Das Einkaufen hätte ich mal am Ende meines Bummels machen sollen. Nun muss ich meine Einkäufe die ganze Zeit mitschleppen. Und die großen Packungen holländische Lakritze wiegen ganz schön.
    Der Ort Lemmer hat noch gemütliche Altbauten, aber nicht so viele, weil Lemmer mit ca. 10.000 Einwohnern nur ein kleiner Ort ist. Die wunderschönen Häuser ziehen sich entlang des Kanals, auf dem alte Boote liegen. Aber leider fehlt die Sonne und so wirkt alles etwas düster und traurig. Einige schöne Sehenswürdigkeiten sind 'De Wildeman', die 'Hervormde Kerk', die 'Sint-Willibrorduskerk' und die gemütlichen Gebäude am Kanal 't Dok.
    Mein Gepäck wiegt schwer, und so beenden ich meinen Bummel für heute und laufe zurück zum Wohnmobil. Hier stehen inzwischen 5 Mobile, die, wie wir, auf die Sonne morgen warten.
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  • Day 6

    Lemmer mit Sonne

    March 2, 2022 in the Netherlands ⋅ ⛅ 5 °C

    Unsere Womowelt ist wieder in Ordnung. Heute wieder Sonne satt schon am Morgen. Was so ein wenig Sonnenschein doch gleich ausmacht. Alles wirkt viel farbiger, leuchtender und leichter.

    Nach dem Frühstück laufen wir gemeinsam am Strand entlang in die Stadt. Wir wollen noch etwas einkaufen, aber das machen wir heute wirklich am Schluss.

    Die Stadt wirkt im Gegensatz zu gestern viel lebendiger. Es sind mehr die Einheimischen, die die Sonne nutzen, zu einem kleinen Plausch auf der Straße oder einem Kaffee in einem der Lokale am Kanal. Überall sehen wir Menschen, die ihr Geschäft, ihr Lokal streichen, renovieren, putzen, die Blumen in Schalen pflanzen, Stühle und Tische herausstellen oder sich auf andere Art auf die Saison vorbereiten.

    Was für die Häuser gilt, ist auch bei den Schiffen zu sehen. Auch hier bereitet man sich auf die zu erwartenden Gäste vor.
    Die Zahl der Touristen ist überschaubar. Die Frühjahrsferien in den Niederlanden haben zwar die eine oder andere niederländische Familie dieses friesische Idyll aufsuchen lassen. Aber verglichen mit dem Besucherandrang im Sommer ist das nichts.

    Gerade diese Zeit, die Vorsaison, ist es, die wir mögen. Wenn alles in Vorbereitung und gespannter Erwartung ist und die Einheimischen noch weitgehend selbst das Bild ihrer Stadt pägen, wenn noch Zeit ist, um auf ein Lächeln zu reagieren oder für ein kleines Gespräch.

    Wir lassen uns einen "koffie verkeerd" – in der Sonne am Kanal schmecken und beobachten die Vorbeigehenden.
    Der " Koffie verkeerd" ist die niederländische Entsprechung zu unserem Milchkaffee  – "verkehrter Kaffee“. Das "verkeerd" bezieht sich auf das Mengenverhältnis: nämlich mehr Milch als Kaffee – im Prinzip also ein Café au lait.
    Übrigens, den bei uns beliebten Pott Kaffee  sollte man in den Niederlanden nur bestellen, wenn der Kaffeedurst sehr groß ist Im Niederländischen ist mit "een pot koffie" immer eine ganze Kanne gemeint.

    Genug vom "Koffie". Wir haben unser Glas geleert und müssen uns für unseren Einkauf nun zwischen den drei Supermärkten entscheiden, die alle mehr oder weniger neben einander liegen. Aldi und Lidl kennen wir von Zuhause, deshalb geht es in den "Jumbo".
    Am meisten verbreitet sind in den Niederlande die Supermärkte Albert Heijn und Jumbo, wobei Albert Heijn meistens etwas teurer ist als Jumbo.

    Übrigens: In den Niederlanden sind die Masken gefallen. Weder in der Gastronomie, noch in den Läden sieht man noch eine Maske.

    Ein Gang durch einen niederländischen Supermarkt ist ein Erlebnis. Es gibt viele Sachen, die bei uns nicht oder nicht so erhältlich sind.

    Sirup, Schokostreusel, Erdnussbutter und Vla sind in Deutschland eher weniger vertreten. Hier gibt es ganze Regale davon.
    Was ich persönlich super finde, sind die bereits geschnittenen und abgepackten Gemüsemischungen in der Kühltheke. Meistens sind die fertig geschnittenen Sachen gar nicht mal viel teurer, sind gut gemischt und es spart ein bisschen Zeit beim Kochen.

    Auch ganze Regale voll mit abgepackten Leckereien zu Bier oder Wein in der Art der spanischen Tapas sind zu finden.
    Hier heißt es wirklich, bloß nicht mit hungrigem Magen einkaufen zu gehen.
    Und natürlich findet man in den niederländischen Supermärkten alles und noch mehr, was zur asiatischen Küche gehört.
    Da wir zu Fuß sind und unsere Einkäufe tragen müssen, fällt der Einkauf heute eher klein aus , enthält aber wieder unsere heißgeliebtes "Appelgeback" zum Kaffee, den wir nach einem Mittagsschläfchen in der Sonne wieder vor dem Mobil trinken können.
    Danach kommt endlich mal mein Fahrrad zum Einsatz. Herrlich. Ich lasse mich einfach treiben und radel in alle Straßen und Ecken von Lemmer, unter anderem komme ich auch zum Buitenhafen und zum Leuchtturm. Auch hier wieder Schiffe, Schiffe, Schiffe. Im Fischladen kaufe ich Fisch fürs Abendessen und liefere ihn im Wohnmobil ab, bevor ich weiter entlang des Ijsselmeeres fahre . An der Prinses Margrietsluis kann ich beobachten, wie große Schiffe in oder aus dem Ijsselmeer geschleust werden.
    Hier in der Nähe liegt auch Lemmers 2. Wohnmobil-Stellplatz im Yachthafen Tacozijl. Der ist allerdings zurzeit geschlossen.
    Heute können wir bis zum Sonnenuntergang draußen sitzen, genau wie unsere Wohnmobil- Nachbarn, mit denen sich das eine oder andere angeregte Gespräch entwickelt und Stellplatztipps ausgetauscht werden. Morgen fahren wir weiter. Einen Stopp machen wir noch, bevor es nach Hause geht.
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  • Day 7

    Und zum Schluss Meppel

    March 3, 2022 in the Netherlands ⋅ ☀️ 4 °C

    Unsere Woche "Auszeit in den Niederlanden" neigt sich dem Ende zu. Heute haben wir noch einmal den Stellplatz im Yachthafen in Meppel aufgesucht, den wir bereits kennen, wenngleich wir auch viele Jahre nicht mehr da waren.
    Die gut 60 km von Lemmer nach Meppel fahren wir überwiegend auf der Landstraße. Bei dem sonnigen Wetter eine Fahrt wie durch ein Bilderbuch. Wieder einmal geht es über einen Deich. Der Deich trennt den See "Beulakerwijde" vom See "Bischwijde".
    Es sieht schon toll aus, rechts und links das tiefblaue Wasser, das in der in der Sonne blinkt und eingerahmt ist von den vertrockneten, gelbweißen Gräsern des Vorjahres.
    Der Beulakerwijde ist der größte See im "Kop" von Overijssel. Der "Kop" mit dem "Nationalpark Weerribben- Wieden" ist, ökologisch gesehen, das größte Feuchtgegbiet Europas.
    Am Beuklarenwijde können wir beim Vorbeifahren Häfen, Ferienhäuser, Freizeiteinrichtungen usw. sehen. Er wird überwiegend zu Erholungszwecke und für den Wassersport genutzt.
    Der See ist im übrigen durch eine Sturmflut entstanden, die die Dämme hinweg gefegt und das Dorf Beulake überschwemmt hat.

    Noch lange konnte man den Kirchturm des Ortes sehen. Heute erinnert nur noch die Bezeichnung der "Insel Kerkhof" an die Kirche mit dem umgebenden Friedhof. Der Venewej, die heutige N 762, über die wir fahren, ist im übrigen kein später gebauter Damm, sondern besteht noch aus der Zeit vor der Entstehung des "Beuklarenwijde".

    Das viele Wasser überall würde mir auf Dauer fast ein wenig Angst machen. Überall Kanäle, Grachten, Gräben zur Entwässerung und auch die meisten Windmühlen hat man ausschließlich zu diesem Zweck gebaut.
    Wenn wundert es, dass es so viele Schiffe in den Niederlanden gibt? Fast jeder etwas größerer Ort hat seinen eigenen Yachthafen. So auch das in der Nähe des Beuklarenwijde" liegende
    Meppel, das wir heute ansteuern.

    Meppel ist eine Stadt in der niederländischen Provinz Drenthe, hat knapp 35 000 Einwohner und verfügt über den einzigen richtigen Hafen in der ganzen Provinz Drenthe. Und der gilt als größter Binnenhafen im Norden der Niederlande. Die Stadt ist über Kanäle direkt mit dem Ijsselmeer verbunden. Der Hafen erstreckt sich bis zum historischen Zentrum. Auch wir müssen an einem Kanal entlang fahren, um zum Stellplatz zu kommen.

    Ich hatte die Anfahrt ja noch ziemlich schmal in Erinnerung. Aber so schmal? Nun gut, unser Womo ist seit dem letzten Besuch hier auch etwas gewachsen. Wenn es auch ziemlich knapp ist, nach der Klapp- Brücke in die "Westeinde" einzubiegen, Gegenverkehr wäre auf diesem Stück fatal, erreichen wir doch unbeschadet den Stellplatz mit Blick auf die Schleuse. Es sind zwar einige Plätze direkt am Wasser frei, aber nicht alle sind befestigt. So wählen wie lieber die sicherer aber etwas engere Variante auf Rasengittersteinen.

    Der Stellplatz ist für 25 Fahrzeuge ausgelegt. Am Abend stehen hier 8. Wenn alle Plätze in der Saison besetzt sind, wird es eine recht enge Sache. Aber das Problem haben wir heute nicht.

    Der Platz kostet inklusive Strom, WLAN, Sanitär und W+E 12.50 €. Die Duschen und Toiletten sind noch geschlossen, wie wir von unserem niederländischen Nachbarn erfahren. Nur die Behinderteinrichtung ist geöffnet und steht allen zur Verfügung.

    Bezahlen müssen wir beim Hafenmeister, der aber bei unserer Ankunft nicht in seinem Büro ist, wie ich kurze Zeit nach unserer Ankunft feststelle. Dafür ergibt sich ein nettes Gespräch mit einem älteren Herren, der auch auf der Suche nach dem Hafenmeister ist. Dabei verrät er mir, dass heute Markt ist. Oh, wie schön! Aber ich muss mich etwas beeilen. Der Markt geht offiziell bis 12.00 Uhr und wir haben schon nach 11.00 Uhr.
    Es dauert ein wenig, bis ich zum Marktplatz gelange. Ich muss zwei Mal fragen, bis ich ihn im historischen Zentrum gefunden habe. Dafür ist er noch voll im Gang. Die Preise auf dem Markt sind sehr moderat. Schnell füllt sich die Einkaufstasche mit Obst und Gemüse und natürlich darf ein Strauß Tulpen auch nicht fehlen. Morgen sind wir wieder Zuhause und da können uns die Tulpen noch ein wenig an unsere Wohnmobiltour erinnern.
    Der Markt findet zu Füßen der Grote- oder Mariakerk statt.  Der 45 Meter hohe Turm ist bis heute das stolze Zentrum von Meppel. Der charakteristische Turm war schon früher Anziehungspunkt für Händler und Handwerker. Jeden Donnerstag findet daher hier der Markt statt, und man hat die Möglichkeit, die 147 Stufen des Turmes zu erklimmen und eine fantastische Aussicht zu genießen.
    Schwer bepackt suche ich einen möglichst schnellen Weg zurück zum Womo. Aber wieder habe ich die Rechnung ohne das Wasser eines Kanals gemacht, das mir den direkten Weg versperrt. Darüber amüsieren sich zwei LKW Fahrer, die das Gespräch suchen und sich freuen, ein kleines Schwätzchen mit mir auf Deutsch halten zu können. Dann verraten sie mir einen Übergang in der Nähe, sodass ich nicht wieder zurück gehen muss.

    Ich könnte natürlich auch Google Maps fragen, aber bei der Frage nach dem Weg ergeben sich oft nette Gespräche gepaart mit dem einen oder anderen Tipp.

    Als ich zurück am Womo bin, hat Michael schon den Stellplatz beim Hafenmeister bezahlt und ich tue es ihm gleich und genieße die Sonne im Liegestuhl.
    Ein Spaziergang am Nachmittag führt uns zu den Windmühlen, zum Druckereimuseum und in die
    Einkaufsstraße.
    Die Einkaufsstraße ist das Herz der Stadt. Hier kann man nicht nur ausgiebig shoppen sondern auch alte Gebäude mit schönen Fassaden in den verschiedensten Baustile entdecken. schaut man auf den Boden , dann findet man insgesamt 80 bronzefarbene Stolpersteine mit Namen der im Krieg deportierten Juden.
    Das Druckereimuseum ist in einem auffallend schöneren Haus untergebracht. Hier erfährt der Besucher alles über die Entstehung der Druckkunst in der Region.
    Wir kehren im historischen Viertel auf ein Getränk in der Sonne ein bevor wir uns auf den Rückweg machen. Für den Rest des Tages habe ich mir ein schönes Plätzchen direkt am Kanal ausgesucht, dass ich erst beim Sonnenuntergang verlasse.



     
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  • Day 8

    Rückfahrt/Rückblick

    March 4, 2022 in Germany ⋅ 🌙 0 °C

    So.....heute geht es erst einmal wieder nach Hause. Die Nacht war ruhig und nach dem Frühstück ist auch der Frühnebel der Sonne gewichen.

    Aber nicht die Sonne bringt Michael wenig später zum Schwitzen, sondern die Straße am Kanal, die wir wegen Einbahnstraßenführung nach links verlassen müssen. Im Abiegebereich der schon sehr schmalen Straße parken auch noch Autos und zur anderen Seite wird die Straße, bzw der Bürgersteig durch Eisenpfähle begrenzt. Es ist wirklich Zentimeterarbeit, damit das Womohinterteil auch unbeschadet mit um die Straßenecke kommt. Wir sind froh, als wir endlich aus den engen, kleinen Straßen rund um den Hafen heraus sind, denn die überall parkende Autos verengen die Straßen zusätzlich. Ich möchte nicht wissen, was hier los ist, wenn auch alle Liegeplätze wiederbesetzt sind und die Bootseigner zusätzlich Parkraum für ihren PKW benötigen.
    Die Anfahrt zum Stellplatz in Meppel sollten sich Wohnmobile über 8m wirklich überlegen, es sei denn, man braucht einen Adrenalinschub.

    Die weitere Fahrt geht dann über die Autobahn und ist eher unspektakuär.

    Ein zweites Mal kommen wir ins Schwitzen, als wir die Dieselpreise sehen. Sie sind noch einmal angestiegen und liegen hier an der Autobahn bei über 2 Euro der Liter. Es hilft alles nichts, ein paar Liter müssen wir noch in den Niederlanden tanken. Aber auch nach der Grenze, in Deutschland, können wir feststellen, dass die Preise innerhalb der einen Woche, in der wir unterwegs sind, ganz schön nach oben abgegangen sind.

    Durch den Krieg in der Ukraine werden wir wohl bald in ganz Europa viel mehr für Treibstoff bezahlen müssen. Da wird das Reisen mit dem Wohnmobil ein teures Vergnügen werden.

    Wir aber haben eine wunderschöne Woche mit super Wetter in den Niederlanden verbracht, auch wenn die aktuellen Ereignisse, die wir in den Nachrichten gehört haben, uns beunruhigt, erschreckt und nachdenklich gemacht haben. Die Menschen in der Ukraine tun uns leid. Erschreckend die Vorstellung alles zu verlieren, und fliehen zu müssen, um zu überleben. Und das nicht etwa am anderen Ende der Welt, sondern vor unserer Haustür. Da kann man wirklich sagen: "Nutze den Tag. Wer weiß, wie lange das noch so unbeschwert geht."

    Durch die Vorsaison haben wir schöne Stellplätze gefunden und standen meist in der ersten Reihe. Die farbige, sonnige und entspannte Zeit hat uns richtig gut getan, nach den vielen Regentagen. Jetzt freuen wir uns schon darauf, in den nächsten Wochen, dann aber für eine längere Zeit, wegzufahren. Dann allerdings geht in es südliche Richtung.
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