Vier Wochen wollen wir die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland entdecken. Unser Ziel ist Tallin. Wir wollen allerdings nicht in kurzer Zeit alle bekannten Sehenswürdigkeiten dieser Länder abfahren, sondern uns Zeit lassen für mehr. Read more
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  • Day 11

    Ventspilts- per Rad und Bahn

    July 23, 2019 in Latvia ⋅ 🌙 15 °C

    In der Nacht werden wir von Möwen aus dem Schlaf gerissen, die sich heftig auf unserem Dach streiten. Es ist ein Getrappel und Gekreische, dass man meint, sie kämen gleich zur Dachluke herein. Am Morgen sehen wir dann die Bescherung: unser Mülleimer ist geplündert und der Inhalt über den ganzen Platz verteilt worden. Die beiden Möwen sitzen ganz unschuldig auf dem Dach des Sanitärhauses und halten Ausschau nach neuem Futter.
    Am Vormittag fahren wir bei schönstem Sommerwetter mir dem Rad in die Stadt. Radwege gibt es hier vom Feinsten. Egal in welche Richtung. Mit etwas mehr Zeit kann man auch eine Radtour zum See "Busniku Ezers "machen, den man umradeln können soll. Auch Ausflugsfahrten von 1 oder 2 Stunden mit dem Schiff auf der Venta und der Ostsee werden zu einem erstaunlich günstigen Preis angeboten. Wir fahren zunächst zum Aussichtsturm an der Außenmole, von dem man einen fantastischen Blick auf Hafen, Strand und Ostsee hat, bevor es zum Markt in die Altstadt geht. In der kleinen Markthalle können wir für wenig Geld zwei Steaks erstehen. Zusammen mit den Pfifferlingen, die uns wenig später anlachen, ist das Abendessen gesichert .
    Am Nachmittag kann ich mich nicht entscheiden, ob ich bei dem Wetter nicht lieber den herrlichen Ostseestrand genießenl oder durch den genauso herrlichen Sea-Side-Park walken soll. Ich entscheide mich für beides und mache mich mit Rucksack und Badesachen auf den Weg. Aber es kommt ganz anders. Durch den Park führt eine historische Schmalspurbahn, die zwischen dem genauso historischen Bahnhof im Heimatmuseum, das gleich neben dem Campingplatz liegt, dem Strand und den Randgebieten ihre Runden dreht. Zufällig komme ich grad in dem Augenblick, als der Zug an einer Haltestelle im Park hält und mehrere Reisende einsteigen, dort vorbei. Ohne groß zu überlegen, steige ich ein, löse ein Billet für 3 Euro und kann die nächste halbe Stunde den Park vom Zug aus betrachten.
    Nach der Zugfahrt wandere ich in Richtung Mole, um von dort aus am Strand zum Campingplatz zurück zu gehen. Gestern Abend habe ich mir die Nummer des Strandüberganges gemerkt. Es ist die Nr. 7 und wir stehen auf Platz 7. Ich will mich nicht noch einmal verirren. Am Strand ist einiges los. Aber nicht zu vergleichen mit der Fülle der deutschen und polnischen Ostseestrände bei diesem Wetter. Es gibt für den unendlichen Strand eine einzige Strandbar und die befindet sich genau am Übergang Nr 7. Ein wenig setze ich mich noch in den warmen Sand, schaue auf die glitzernde Ostsee und den wolkenlosen blauen Himmel. Schön ist es hier.
    Dann laufe ich zurück zu Pfifferlingen und Steaks in der Abendsonne und zu meinem Reisetagebuch, dem ich wieder viel zu erzählen habe.
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  • Day 12

    Kap Kolka

    July 24, 2019 in Latvia ⋅ ☀️ 19 °C

    Langsam haben wir, das heißt eigentlich mehr Michael, Routine mit dem Rangieren und Ankoppeln des Hänger. So sind wir in relativ kurzer Zeit nach dem Frühstück abreisebereit. Heute soll es zum ca. 100 km entfernten Kap Kolka, dem ausgeprägtesten Kap Lettlands gehen, wo Ostsee und die Bucht von Riga sich treffen, und die Wellen, ähnlich, wie in Skagen/Dänemark, aufeinander zu rollen. Wir haben uns ein kleines Camp ausgesucht, das zwar keinen großen Luxus bietet, (den brauchen wir auch nicht), dafür aber viel Natur und eine tolle Lage direkt am Strand. Beim Verlassen des Campingplatzes in Ventspils öffnet sich das Tor nicht. Wir haben nicht ausgecheckt. Da wir bereits bei der Ankunft bezahlt hatten, dachten wir, wir könnten so herausfahren. Es ist aber nicht so. Also erst auschecken.
    Wir durchfahren Ventspils und bekommen auch noch die Neustadt zu sehen. Wieder fallen uns der unglaubliche Blumenschmuck und die vielen schön angelegten Ruhe- und Spielplätze auf.
    Weiter soll es auf der A 10 gehen, aber Mathilde, unser Navi, schickt uns uno sono mit Else, dem alten, eingebauten Navi, in die Pampa. Dann sollen wir auch noch drehen. Machen, wollen, tun wir aber nicht und irgendwann hat uns Mathilde wieder, und führt uns quasi als Wiedergutmachung über eine tolle Strecke am See Buzniku Ezers entlang, bevor wir die P 124 erreichen, die zum Kap führt. Man kann wirklich auf einem super Radweg den See umrunden.
    Die P 124 ist eine Holperstrecke der besonderen Art und führt schnurgerade durch den Wald. Als der Straßenbelag sich ändert und eindeutig neueren Datums ist, bin ich mir nicht sicher, ob noch alle Tassen und Teller heil sind. Dann taucht mitten im Wald ein moderner Kreisel auf, von dem es zum Kap, zum Aussichtsturm und zum Ort Kolka abgeht. Wenig später fahren wir auf das "Camp Usi." Wir sind gut in der Zeit. Die Abreise hat bereits stattgefunden und die Anreise noch nicht begonnen und so können wir uns einen schönen Platz auf der Wiese aussuchen. Was man dabei nicht alles bedenken muss: vom Lauf der Sonne bis zur Windrichtung, von Bäumen, die die Sat- Antenne beeinträchtigen können, bis zum Platz für Hänger und Zweiräder. Was man allerdings nicht beachten kann, ist ein duseliger Camper, der meint, trotz Platz ohne Ende auf den ganzen Gelände, sich fast unter unsere Markise stellen zu müssen. Was dann am späten Nachmittag passiert.
    Aber zunächst einmal sind wir begeistert vom Platz und dem fast leeren Strand. Klar, das ich den Strand gleich zum Sonnenbaden und Planschen nutze. Später folgt ein kleiner Erkundungsspaziergang. An der Straße nach Riga steht ein kleines Holzhaus. Hier wird von einem Fischer geräucherter Fisch, eine Spezialität der Gegend, verkauft.
    Kolka hat drei Kirchen von drei Glaubensrichtungen. Alle drei sollen wir im Laufe des Nachmittags zu sehen bekommen. Die erste, gleich gegenüber des Camps, ist die evangelisch- lutherische, die in ihrem Innern durch ihr ungewöhnliches Altarbild auffällt.
    Später fahren wir mit dem Roller zum Kap Kolka und gehen genau an die Spitze, wo sich die Wellen treffen. Die Ostseeseite ist windig mit ordentlicher Brandung, in der windstillen Bucht plätschern die Wellen eher. Unser nächstes Ziel ist der Kolka Tower, ein Aussichtsturm, von dem man weit auf die Ostsee schauen kann und selbst in der Ferne , den Leuchtturm Kolka sehen kann. Der Leuchtturm befindet sich in 5-6 km Entfernung auf einer Sandbank. Jeder Seemann, so heißt es, muss einmal zum Leuchtturm von Kolka gefahren sein. Schwierig, denn es gibt nur an 40 Tagen geeignetes Wetter für die Schiffsfahrt.
    Vom Aussichtsturm fahren wir in den Ort Kolka. Es ist ein kleines Dorf und erst beim zweiten Anlauf sehen wir den Laden, in dem wir etwas fürs Abendessen besorgen wollen, Gleich daneben ist ein kleines Hotel mit Biergarten und Restaurant. Hier wollen wir etwas trinken. Als wir dann sehen, was die Gäste so serviert bekommen, bleiben wir gleich auch für das Abendessen.
    Wir sind hier an der Liven Küste und es gibt hier eine Reihe alter Fischerdörfer wie Melnsins und Kolka. Die Liven sind ein finno-ugrisches Volk, die eine eigene Mundart, Tradition und Kultur hat. Die kleinen Fischerdörfer mit ihren Stegen wollen wir uns morgen einmal ansehen.
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  • Day 13

    Kap Kolka: Rollertour und ein Treffen

    July 25, 2019 in Latvia ⋅ ☀️ 20 °C

    Für heute haben wir einen Strandspaziergang geplant. Kilometer weit laufen wir an dem fast menschenleeren Strand entlang. Dabei fallen uns vom Wasser ganz blank geschliffene und zum Teil glitzernde schwarze Steine auf. Für Steine sind sie viel zu leicht. Später erfahren wir, dass es das schwarze Bernstein dieser Küste ist. Schwarzer Bernstein oder Gagat, auch Jett oder Pechkohle genannt, ist ein fossiles, durch Bitumen oder Humusgel imprägniertes Holz, das sich in einem Übergangsstadium von Holzkohle zu Steinkohle befindet. Aus diesem Material besitze ich sogar eine Brosche von meiner Oma. Von dem Gagat müssen wir unbedingt einige mitnehmen.
    Dann entdeckt Michael seine Sammelleidenschaft für schönes Treibholz, das hier am Strand überall angeschwemnt worden ist. Mit vollen Armen und Hosentaschen kommen wie gegen Mittag zurück. Hier erwartet uns eine Überraschung: Chris und Gaby aus der Facebook - Baltikumgruppe sind mit ihrem Wohnmobil angekommen und wir lernen uns kennen. Auch Thomas und seine Frau Natascha kündigen ihr Kommen gegen Abend an. Der Platz ist noch ziemlich leer, aber erfahrungsgemäß füllt er sich am Nachmittag mit Zeltern, die mit Auto, Rad oder zu Fuß durch die schöne Landschaft unterwegs sind. Wir reservieren deshalb den Platz neben uns, bevor wir mit dem Roller nach Menspils, einem kleinen Fischerort, aufbrechen. Wir fahren wieder durch Kolka.Weiter geht es auf der wenig befahrenen und gut asphaltierten P 131 durch Usi. Die wenigen Häuser des Ortes scheint die Zeit an ihre Umgebung angepasst zu haben. Sie verschmelzen regelrecht mit der Natur. Überall führen Wege in den Wald des Slitere Nationalparks. Es duftet nach Kiefer. Eine schöne Fahrt durch den hellblauen sonnigen Sommertag. In Melnspils fahren wir zum "Krog" , der sich auf dem Gelände des Campingplatzes befindet. Wir stellen den Roller ab und erkunden den Platz. Hier ist weitaus mehr los als auf unserem Platz. Alles ist wunderschön angelegt und auf die Bedürfnisse der Touristen ausgelegt. Es gibt Räder und Kanus zu mieten und das Angebot der Gastronomie braucht sich auch nicht zu verstecken. Der Strand ist direkt am Platz. Eine nette Idee sind auch die zu mietenden Holzfässer zum Übernachten, die einen Blick auf das Meer bieten. Der Campingplatz ist nicht groß und jetzt am frühen Nachmittag auch ziemlich voll. Wir kehren im Krog ein und bestellen ein Eis. Für 2,70 Euro gibt es eine Menge kaltes Vergnügen. Zum Trinken gibt es mangels Cola ein Glas Kwatch, einen kühlen und sprudelten Brottrunk, von der Kellnerin empfohlen, der wirklich lecker schmeckt.
    Noch ein paar Getränke im kleinen Laden des Ortes einkaufen und dann geht es zurück zum Wohnmobil und zum Campingplatz, der sich inzwischen wieder gut gefüllt hat Dort fährt am späten Nachmittag ein Reisebus auf den Platz, aus dem Kindern steigen, die bei der Ferienbetreuung eine Nacht zelten wollen. Jetzt wird es aber richtig voll. Ich gehe noch ein wenig an den Strand, der am Nachmittsg im Schatten liegt. Er ist ganz leer und herrlich kühl und erfrischend. Gegen 18.00 Uhr kommt noch ein Wohnmobil auf den Platz und in unsere Richtung gefahren ."Bist du Thomas?", frage ich", dann darfst du dich neben uns stellen ."
    Schnell sitzen wir in der Runde, zu der sich außer Natascha,Thomas Frau, auch Chris und Gaby gesellen. Später wird gegrillt und nach dem Essen sitzen wir noch lange draußen, erzählen uns von unseren Wohnmobilabenteuern, und sind ein gefundenes Fressen für die Mücken, die sich weder von Autan noch von Anti-Brumm einschüchtern lassen. Es ist nach Mitternacht, als wir die Runde auflösen und uns um 5.00 Uhr am Morgen zum Beobachten des Sonnenaufgangs am Strand verabreden .
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  • Day 14

    Sonnenaufgang und Weiterfahrt nach Tuja

    July 26, 2019 in Latvia ⋅ ⛅ 23 °C

    Heute morgen sind wir zwei Mal aufgestanden: einmal um 4 .45Uhr und das nächste Mal um 8.30 Uhr.
    Um kurz vor 5.00Uhr haben wir uns mit Thomas, Natascha, Gabi und Chris am Strand getroffen, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu beobachten. Das hatten wir gestern Abend so verabredet. Es sind wirklich alle aufgestanden und gekommen. Leise schleichen wir über den sich im tiefsten Schlummer befindlichen Platz, bemüht nicht über Heringe und Seile zu stolpern Es liegt eine ganz eigenartige Stimmung in dieser Morgendämmerung, deren Stille nur durch vereinzelte Schnarchgeräusche aus den Zelten und dem leise Rauschen des Meeres unterbrochen wird.
    Ein orangeroter Streifen ist am Horizont sichtbar. Michael, der eigentlich lieber im Bett geblieben wäre, meint, dass zu viele Dunstwolken am Himnel wären. Gerade als er sagt:" Das wird heute nichts mit dem Sonnenaufgang", schiebt sich eine glühend rote Sichel aus dem Meer. Faszinierend beobachten wir, wie aus der Sichel langsam eine feuerrote Kugel wird, die auf dem Meer zu schwimmen scheint. Ein tolles Erlebnis, da sind sich alle Teilnehmer dieses früh morgentlichen Sonnenaufgangstreffen einig, die gebannt das Schauspiel fotografieren.
    Eigentlich bin ich jetzt hellwach. Aber sehr zu meinem Erstaunen schlafe ich dann doch schnell wieder ein. Für das gemeinsame Frühstück, das geplant war, haben wir nicht mehr die Ruhe. Es ist so schon fast halb elf, als wir uns versbschiefen und starten. Es sind gut 250 km zu fahren bis Tuja, inserem nächsten Ziel. Wir rechnen mit überwiegend holpriger Landstraß. Zudem müssen wie einmal quer durch Riga und das am Wochenende bei dem Superwetter. Und eigentlich sollten wir das Camp Jurasdzeni zwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr erreichen, um noch einen der schönen Strandplätze zu bekommen. Es ist Wochenende und auch die Letten zieht es bei dem Wetter aus den Orten ans Meer. Mathilde, unser Navi, macht uns auch verrückt, in dem sie uns mal wieder von Sperrungen und Fahrtverzögerungen erzählt, und Entfernung sowie Ankunftszeit ordentlich nach oben korrigiert.
    Wir fahren die P 131 entlang der Küste und kommen durch bereits touristisch erschlossene Orte wie Roja, Kaltene und Valgalciems. Auch um diese Orte herum, gibt es mehrere Campingplätze wie uns Hinweisschilder an den Waldwegen verraten. Weiter gehr es in Richtung Jurmala, den mondenen Badeort, den wir uns eigentlich anschauen wollten, aber lieber weiterfahren, um irgendwann anzukommen Gleich hinter Jurmala wird der Verkehr ziemlich dicht und mit vielen "Stopp and Gos" überqueren wir die Düna mit einem tollen Blick auf die Altstadt von Riga. Riga muss noch etwas warten. Da es in der Ferienzeit sehr voll in Riga ist, müssen wir nicht unbedingt der schönen Stadt auch noch am Wochenende unsere
    Aufwartung machen.
    Da es für lettische Verhältnisse mit fast 30 Grad ungewohnt heiß werden soll, planen wir ein, zwei Strandtage mit Zeit, die Waschmaschine einmal zu benutzen.
    Nach Riga werden zwar die Straßen besser, aber der Verkehr staut sich auf der A2 durch die schöne Gegend um die Seenlandschaft von Kisezers. Erst danach geht es zügig auf der gut ausgebauten Straße voran. Bis wir inTuja abfahren, haben wir die Mittagszeit längst überschritten und die Uhr zeigt nach 15.00 Uhr an. Im Camp sind die meisten Plätze am Meer schon besetzt und die, die noch frei sind, sind zu schmal und zu kurz für uns, da wir den Hänger ja auch noch unterbringen müssen. Schließlich finden wir am Ende des Campes noch einen schönen Platz, direkt an am Strand. Damit sind wir für heute mehr als zu frieden. Wir richten uns ein und ruhen uns von der doch recht anstrengenden Fahrt etwas aus. Am Abend gehen wir in das kleine Restaurant des Platzes und erleben, nach einem leckeren und wieder sehr preiswerten Essen, auch noch einen tollen Sonnenuntergang an diesem Abend.
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  • Day 15

    Camp Jurasdzeni in Tuja

    July 27, 2019 in Latvia ⋅ ☀️ 25 °C

    Seit gestern stehen wir im Camp Jurasdzeni direkt am Strand. Den Tipp hierherzufahren haben wohl einige bekommen. Wir treffen auf viele deutsche Wohnmobile, darunter auch einige, die wir schon auf anderen Plätzen angetroffen haben. Ich nenne sie " Wegbegleiter "auf dem Weg nach Tallin und unterhalte mich gern mit dem Einen oder Anderen. Irgendwie muss ich dabei immer an das Lied von der Karawane denken. "Die Karawane zieht weiter......hat Tallin als Ziel!"
    Für uns ist heute Halbzeit. Zwei der vier Wochen, die wir fürs Baltikum Zeit haben, sind herum. Es ist an der Zeit einen Wasch- und Putztag einzulegen. Von Kolka sind wir ohne Ver- und Entsorgung weggefahren. Das Wasser dort war zu eisenhaltig und hätte uns den Wassertank verunreinigt. Für die Entsorgung stand nur das allgemeine Plumpsklo zur Verfügung. Der Wassertank ist fast leer, Abwassertank und Toilette dafür voll. Wir stehen aber fast außerhalb des eigentlichen Campingplatzes. Normalerweise parken hier wohl die Strandbesucher, und so muss Michael eine ordentliche Strecke laufen, um Toilette und das Abwasser zu entsorgen, und um 90 l Frischwasser mit der Gießkanne zu holen. Das war dann sein Frühsport am Vormittag. Aber auch ich laufe zig mal zum Eingang des Camps, wo sich bei den Duschen und Toiletten auch die Waschmaschinen befinden, bis ich endlich eine leere erwische. Hinterher das Gleiche nochmal, um einen Trockner abzupassen. Das Camp hier ist toll angedacht, aber lange noch nicht fertig. So gibt es für den ganzen Campingplatz nur 4 Duschen,und in denen sind auch noch die Toiletten. Einmal duschen kostet 2 Euro und dann hat man 7 Minuten warmes Wasser. Nach 4 Minuten habe ich gestern abgestellt. In der Zeit kann ja eine ganze Familie duschen gehen. Mein Glück ist, dass ich ein 2 Eurostück dabei habe, denn mit zwei einzelnen Eurostücke hätte das Duschen nicht funktioniert. Ich hätte dann die glücklich erwischte Kabine wieder ungeduscht verlassen müssen. Da ist es schon besser, man greift auf seine eigenen Möglichkeiten zurück. Wir basteln uns im Laufe des Tages eine super Außendusche und für die, sagt Michael, holt er gern eine Kanne Wasser extra, um nach dem Bad im Meer sich abduschen zu können.
    Es ist für Lettland ungewöhnlich heiß, und es ist Wochenende. Der Strand ist voll mit den Tagesgästen, aber auch auf dem Campingplatz ist ein stetes Kommen.
    Bereits beim Frühstück kommt der junge Mann, der uns gestern zum Platz geführt hat, und fragt, ob wir einen der frei werden Plätzen auf der Wiese und im Schatten haben möchten. Das ist sehr nett, aber wir stehen hier ganz gut, haben einen Schatten spendenden Baum und brauchen nur ein paar Schritte gehen, um ein Bad in Ostsee nehmen zu können. Leider fährt das Wohnmobil vor uns, das uns vom öffentlichen Strandübergang abgeschirmt hat, heute morgen fort. Der Platz bleibt lange unbesetzt, niemand möchte am Strandübergang stehen. Erst gegen Abend fährt ein kleiner Bus auf den Platz, der seine offene Seite leider zu uns dreht, was nicht so schön ist. Die Familie kommt aus Leipzig und begrüßt uns freundlich mit Handschlag. Da kann man gar nicht mehr böse sein. Faszinierend für uns ist der Einblick in das Verreisen mit einem Campingbus ohne Küche und feste Toilette. Da wird uns unser Luxus, mit dem wir unterwegs sind, wieder einmal richtig bewußt.
    Am Nachmittag raffen wir uns regelrecht zu einem kleinen Bummel zum nahegelegenen Laden auf. Der ist auf den Ansturm so vieler Tagesgäste und Touristen gar nicht eingerichtet. Die Schlange steht bis zur Tür.
    Am Abend, wir sind gerade mit dem Abendessen fertig, hören wir bekannte Stimmen. Chris und Gaby haben gegen Abend auch diesen Campingplatz aufgesucht, und sie dachten, wir wären schon weitergefahren. Wir sitzen noch bis zum Sonnenuntergang zusammen. Die Beiden fahren am nächsten Tag auf die Insel Saarema. Da wollen wir auch noch hin, allerdings erst am Montag, wenn es etwas kühler ist. Morgen bleiben wir noch hier und machen "Badeurlaub".
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  • Day 16

    Strandtag in Tuja

    July 28, 2019 ⋅ ☀️ 22 °C

    Heute morgen bin ich mehr oder weniger schon vor dem Aufstehen in die kühle Ostsee gesprungen, die ich noch ziemlich allein für mich habe. Das ist herrlich erfrischend und weckt alle noch schlafenden Lebensgeister. Danach ging es unter unsere selbstgebaute Außendusche, die wir uns in der Lücke zwischen Hänger und Womo eingerichtet haben Der Schlauch aus der Womo- Dusche und mein Besenstiel mit einem Badehandtuch, als Sichtschutz, bieten optimales Duschvergnügen, und die Möglichkeit zum Umziehen nach dem Baden.
    Ab 9.00 Uhr strömen die Tagesgäste an den Strand. Riga ist ja nicht weit entfernt. Die Familien, die in den vielen Plattenbauten wohnen, suchen das kühle Meer zum Baden und Relaxen auf. Es ist für lettische Verhältnisse mit heute 31 Grad ungewöhnlich heiß. Daher wird der Strand hinter unserem Wohnmobil bis zur Mittagszeit rappelvoll.
    Chis und Gaby kommen vorbei, um sich zu verabschieden. Sie wollen zur Fähre nach Saarema. Wir tauschen die Handynummer und bekommen im Laufe des Tages per Whatsapp Infos zur Fähre und zu Stellplätzen.
    Bei einem langen Strandspaziegang wundere ich mich einmal mehr über das Verhalten der Menschen: während es sich an einem Strandabschnitt alles knubbelt, und dort in der Ostsee allerlei eigenartiges Getier wie Schwimmenten, Frösche und Dinos schwimmen, die von reflektierenden Luftmatratzen attackiert werden, ist der Strand keine 500 Meter weiter so gut wie leer. Zwischen die großen Felsbrocken, die an dem leeren Strand liegen, hat sich eine Möwe geflüchtet und beobachtet mich neugierig. An einigen Stellen führen steile Treppen hinauf in den Wald, in dem sich Häuser und Ferienhäuser verstecken. Leider habe ich keine Schuhe mitgenommen und so bleibt mein Spaziergang auf den Strand beschränkt.
    Heute ist es Michael, der etwas durchhängt und zu nichts Lust hat. Mir ging es gestern so. Das macht die Hitze. Wir verbringen die weiteten Stunden mit Nichtstun, das unterbrochen wird durch Abkühlrn in der Ostsee. Das Meer hier ist für mich ideal. Man kann schon bald eine Wanderung aus dem Badengehen machen, bis das Wasser Brusthöhe erreicht. Zudem ist es ganz sauber, ohne Quallen und Algen, salzarm und die Füße freuen sich über den feinen Sand auf dem Grund. Da die Wassertemperaturen höchstens bei 18 Grad liegen, ist man sehr schnell erfrischt. So richtig schwimmen sehe ich allerdings kaum jemanden. Die meisten stehen nur im Wasser, unterhalten sich oder spielen mit ihren Kindern.
    Am späten Nachmittag wird mir das Nichtstun zu langweilig und ich suche Abkühlung, in dem ich einen Spaziergang durch den Wald und den Ort mache. Versteckt liegen Häuser ind Ferienhäuser und von der Durchgangstraße führen überall kleine Stichstraßen zum Meer und über die Treppen, die ich bereits am Morgen gesehen habe, erreicht man den Strand. Einige hundert Meter hinter dem Ortsausgang ist ein großer Parkplatz am Waldrand. Durch einen kleinen Waldpfad, den ich nur entdecke, weil Badegäste dort entlang kommen, kommt man direkt an den Strand. Ein guter Platz zum Freistehen. Heute jedoch parken dort Autos. Einmal am Strand angekommen, gehe ich auch am Meer wieder zurück zum Campingplatz. Inzwischen ist Wind aufgekommen, und der macht das Laufen sehr angenehm und erfrischend.
    Gegen Abend gehen wir noch einmal in das Restaurant am Strand. Das Essen ist sehr lecker und nicht teuer.
    Etwas später suche ich mir auf der Düne hinter unserem Wohnmobil einen Logenplatz, auf den ich meinen Stuhl stelle, um dann bei einem Glas Rotwein dem Schauspiel der untergehenden Sonne zuzusehen. Das ist Urlaub vom Feinsten ....nichts tun und doch viel erleben.
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  • Day 17

    Ab auf die Insel... Saaremaa

    July 29, 2019 in Estonia ⋅ ⛅ 19 °C

    "Es ist 7.30 Uhr ", sagt unser Wecker und unterstreicht die Worte mit einem lauten Summen. "Wie? Was? .... Ach ja!" Wir wollen ja heute weiter auf die Insel Saaremaa. Das sind 250 km Landstraße, mit einer Fähre und über einen Damm zu fahren. Da müssen wir mal etwas eher aufstehen Eingeräumt haben wir gestern abend schon. Als ich aus dem Wohnmobil klettere, bemerke ich sofort, dass es wesentlich kühler geworden ist. Der blaue Himmel ist auch fort und beim Frühstück fallen sogar ein paar Tropfen. Schnell sind wir abfahrbereit und verabschieden uns von den Nachbarn rechts und links. Auch die beiden befreundeten Wohnmobile aus Hannover und Wolfsburg sind zeitgleich mit uns fertig. Allerdings müssen sie, im Gegensatz zu uns, noch Ver- und Entsorgen. An der Entsorge gibt es bereits einen Stau. Michael bugsiert unser Gespann vorsichtig durch die wartenden Wohnmobile. Wir fahren den Waldweg zurück auf die A4 und es geht zügig voran. Chris und Gabi haben uns gestern noch geraten in Lettland zu tanken, da der Diesel in Lettland wesentlich günstiger ist als in Estland. Wir tanken und kaufen auch noch Getränke und frische Lebensmittel ein. Dann geht es wieder ziemlich unspektakulär über die Grenze nach Estland.
    Mathilde, unser Navi, erzählt wieder von Fahrbahnsperrungen und Fahrzeitverlängerung. Eine lange, einspurige Baustelle hält uns dann etwas auf. Wir sind
    froh, als wir nach etlichen Kilometrt von der staubigen Buckelpiste wieder auf Asphalt kommen. Estland macht sofort einen mehr skandinavischen Eindruck. Die Holzhäuser sind renovierter, die Gärten gepflegter und die Straßen gut. Wir erreichen die Fähre in Virtsu und haben Glück. Es liegt gersde eine Fähre im Hafen. Wir fahren zu einem Kassenhäuschen und lösen per Kreditkarte einen Fahrschein. 14,80 Euro kostet die 30 minütige Überfahrt nach Kuvastu für das Womo und 2 Personen auf die Insel Muhu. Die Abfertigung zur Fähre ist ähnlich den bekannten Mautstationen an Autobahnen angelegt. Es gibt Kassenhäuschen zum Bezahlen mit Kreditkarte oder bar und Passierstationen für Passagiere mit einen elektronischen Fahrschein, den man vorher im Internet buchen kann. Wir können als eines der letzten Fahrzeuge auf die Fähre fahren und stehen halbschräg auf der Rampe eingeklemmt zwischen LKWs. Michael hat Sorge, ob die Handbremse das Gewicht von Fahrzeug und Hänger hält und bleibt im Wohnmobil sitzen, während ich mich durch die verbleibenden Zentimeter zwischen Tür und LKW hindurchzwänge, um auf das Aussichtsdeck der Fähre zu gelangen. Am Passagierdeck gibt es Sitze wie im Flugzeug, draußen sowie drinnen und eine Cafeteria und Toiletten. Ich genieße ein wenig die Aussicht vom Deck, bevor ich wieder zurück gehe und mich ins Womo quetsche. Kurze Zeit später legt die Fähre auch schon auf Muhu an. Während der Fährfahrt haben wir eine Nachricht von Chris und Gabi bekommen, dass sie einen sehr schönen Platz in Saalme kurz vor der Hauptstadt der Insel Kuarsaare gefunden hätten. Es ist einer der Plätze, die Michael auch schon in Erwägung gezogen hat. Wir routen den Platz. Es sind von der Fähre aus noch 90 km zu fahren. Zunächst geht es über die kleine Insel Muhu, die auch schon einen sehr betten Eindruck macht. Fast könnte man meinen, wir wären in Finnland oder Schweden. Über einen Damm erreichen wir die Insel Saaremaa.
    Die Vegetation hat sich in Estland ebenfalls geändert. Birkenwälder und Heidelandschaft erwarten uns neben dem Kiefernwald auf der Insel. Am frühen Nachmittag erreichen wir den Camping Temunardi bei Saalme und sind trotz des wolkenverhangenen Himmels begeistert. Das ist ein absolut schöner und ruhiger Kontrast zu dem wuseligen Standplatz in Tuja. Grüne Wiese mit einem Badesee vor der Tür und viel liebevollem Ambiente.
    Und kaum haben wir uns eingerichtet wird der Himmel blau und die Sonne scheint. Ein kurzer Spaziergang zum Meer und ein gemeinsames Grillen mit Chris und Gaby runden diesen erlebnisreichen Ferientag ab.
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  • Day 18

    Kuressaare, die schöne Inselhauptstadt

    July 30, 2019 in Estonia ⋅ ⛅ 14 °C

    Es regnet. Nicht so stark, aber der blaue Himmel von gestern trägt heute morgen grau. Ein Grund, sich am Morgen noch einmal umzudrehen. So kann man Regen im Urlaub auch etwas Positives abgewinnen. Gegen 9.30 Uhr ist der Regen weitergezogen, aber es ist ziemlich frisch. Michael kann nicht verstehen, dass ich in den Badeanzug steige. Aber der See ist schön warm und gehört in diesem Augenblick mir allein. Wenn das kein Urlaubsfeeling ist.
    Nach dem späten Frühstück"drömmeln" wir etwas herum. Das muss zwischendurch auch sein. Schließlich ist Urlaub. Man muss dem Gesehenen und Erlebten auch die Chance geben, sich ein Plätzchen im Gedächtnis zu suchen. Ich frage mich schon morgens beim Aufwachen häufig:" Wo bin ich denn gerade?" Gott sei Dank fällt es dir immer noch nach kurzer Zeit ein.
    Als sich die ersten blauen Streifen im Himmelsgrau abzeichnen, starten wir mit dem Roller nach Kuressaare, der Inselhauptstadt. Das sind gut 17 km. Die Straße ist gut und im die Mittagszeit kaum befahren, einzig der starke Gegenwind mindert etwas unser Fahrvergnügen über die Insel. In Kuressaare angekommen, parken wir ziemlich zentral in der Nähe des Rathauses. Zuerst suchen wir eine Apotheke. Ich brauche dringend ein bestimmtes Medikament und bin gespannt, ob man mein Anliegen in der Apotheke versteht. Vorsichtshalber habe ich mir schon einmal alles vom Translater ins Estnische übersetzen lassen. Wie schon befürchtet, spricht die Apothekerin kein Englisch, dafür aber, sehr zu meiner Freude, Deutsch. Das vereinfacht die ganze Sache.
    Danach bummeln wir durch die Stadt und bestaunen die farbigen und mit vielen Blumen liebevoll geschmückten Häuser. Es ist Saison und es sind Touristen da, aber es in keinster Weise voll. Überall in den Restaurants und Cafes sind Plätze zu haben. Ein kleiner Laden mit dem Schild" Handmade in Saaremaa" fällt uns auf. Wir durchstöbern die winzigen Zimmer mit den Angeboten aus der Region. Da gibt es viele selbstgestrickte Pullover , Strümpfe, Handschuhe mit alten Mustern, genähte Leinenkleidung und Tücher, Keramik und Schmuck mit mundgeblasenen Glasperlen aus einer Glasbläserei auf der Insel. Es fehlen natürlich auch nicht der bekannte Honig und aus Wacholderbeeren hergestellter Gin und Sirup. Nach dem Eindruck über Saaremaas handwerkliche Produkte kommen wir auf einen winzigen Markt. Auch hier wieder viele Pullover, die von älteren Frauen freundlich angeboten werden. Ein Stand mit Pfifferlingen lässt uns unseren ersten Einkauf tätigen. Für das Abendessen ist gesorgt. Wir kommen am Rathaus der Stadt vorbei, das an einem sehr gepflegten Platz mit Fontänen liegt. Gegenüber liegt das alte Eichamt und das historische Feuerwehrhaus, und natürlich locken viele kleine Läden mit ihren Auslagen. Inzwischen ist eine uns sehr bekannte Reisebegleitung hinzugekommen und fordert Beachtung: der kleine Hunger. Eigentlich sind nur Kaffee und Kuchen geplant, aber Angesichts des leckeren Angebotes um uns herum, wird aus dem kleinen Hunger ein ziemlich großer und wir kehren zum Essen ein. Die Pfifferlinge vertagen wir auf morgen. Dabei erwischen wir mit dem "Camäleon", (Kauba 2, Kuressaare, 96814 Saare) eines der angesagtesten Lokale in Kuressaare. Um es abzukürzen: das Essen war fantastisch, regional und dazu noch ein Fest für die Augen. Ganz lecker war das bekannte Schwarzbrot der Insel, das es mit einem Aufstrich als Amuse Gueule gab. Dieses Brot muss ich unbedingt noch kaufen. Nach dem Essen schlendern wir durch den Park zur gut erhaltenen Bischofsburg und besichtigen sie von außen. Wir bekommen viele schöne Einblicke in die Burganlage und Ausblicke auf das Meer und das gegenüberliegende 130 Jahre alte Kurhaus, das strahlend gelb uns entgegen leuchtet und manche schlechten Zeiten überlebt hat. 1984 wurde es sogar durch ein Feuer zerstört. Mit der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit ging es mit dem Kurhaus dann bergauf. Seit 2012 ist es unumstrittener Mittelpunkt von Kuressaare. Im Kurhaus befindet sich das beste Fischrestaurant von Saarema.
    Wen sehen wir auf der Terrasse des Kurhauses sitzen? Chris und Gabi. Die beiden haben die Tour mit dem Rad gemacht und hatten trotz Motor ordentlich mit dem Gegenwind zu kämpfen. Sie belohnen sich dafür mit einem Essen im Kurhaus.
    Im übrigen kann man sich samstags um 10.30 Uhr ab Rathaus zu einer kostenlosen Stadtführung einfinden, oder sich mit einem der Stadtführer zu einer privaten Tour, auch auf deutsch und sogar per Rad, verabreden.
    Wir laufen noch einmal zum Markt, um Honig zu kaufen. Dann geht es mit dem Roller zurück zum Campingplatz. Ein Nickerchen in der Abendsonne, ein Spaziergang zum Meer, ein Gespräch mit dem Ehepaar aus Borken, das wir jetzt auch zum dritten Mal unterwegs treffen und ein wenig Tagebuch schreiben, runden diesen schönen und geruhsamen Urlaubstag ab. Es stimmt wirklich: Auf Saaremaa ticken die Uhren anders. Die Gelassenheit ist irgendwie zu spüren. Morgen wollen wir mit dem Roller zur Steilküste von Panga und beim Mühlenberg von Angla Schwarzbrot kaufen. Morgen.....
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  • Day 19

    Erstens kommt es anders.... Haapsalu

    July 31, 2019 in Estonia ⋅ ☁️ 15 °C

    Gegen 9.00 Uhr wache in von einem Geräusch auf. Es sind Gabi und Chris, die ihr Wohnmobil startklar gemacht haben. Sie wollen heute nach Tallinn. Schnell werfe ich mir Michaels Jacke über und gehe hinaus. Es ist ziemlich frisch. Die Temperaturen sind in der Nacht auf 10 Grad gesunken. Das haben wir auch im Wohnmobil gemerkt.
    Ich verabschiede mich mit den Worten: " Bis zum nächsten Mal. Aller spätestens auf der Fähre" von den beiden. Dann koche ich Kaffee und hüpfe wieder ins warme Bett. Der See kann mich bei 15 Grad heute morgen nicht locken. Michael ist auch wach geworden, holt sich einen Kaffee und studiert die Wetterkarte. Keine guten Aussichten für heute. Kälte und Schauer für den ganzen Tag sind angesagt. Beim Frühstück überlegen wir, ob unsere geplante Inselerkundung mit dem Roller bei Regen Sinn macht. Kurzerhand wenden wir unser altes Wohnmobil-Reisen-Motto an: "Regentage sind Fahrtage". Wir suchen uns einen interessanten Ort auf dem Festland in Richtung Tallinn heraus. Unsere Wahl fällt auf Haapsalu. Wir packen zusammen, bezahlen und fahren zur Fähre nach Muhu. Wir haben mal wieder Glück und brauchen nicht warten. Auch dieses Mal quetscht man uns wir wieder zwischen die LKWs. Plötzlich schreit der Einweiser "Stopp" und ruft uns was auf estnisch zu. Wir wissen nicht , was los ist. Ich schaue aus dem Fenster, da sehe ich den Grund der Aufregung. Der LKW-Fahrer neben uns hat seinen Spiegel nicht eingeklappt und das Wohnmobil klemmt am Spiegel fest. Ein kurzes Geräusch hatten wir kurz vorher auch wahrgenommen. Erst als der LKW Spiegel eingeklappt ist, können wir weiter in die Lücke fahren. Gott sei Dank ist nichts passiert, außer einem großen Schreck. Nach der Fährüberfahrt inspizieren wir nochmal das Wohnmobil auf einem Parkplatz. Der Spiegel hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Am frühen Nachmittag kommen wir auf dem kleinen Stadtcamping in Haapsalu an. Der Besitzer spricht gut deutsch und führt uns zu einem Platz auf der Wiese, der so lang ist, dass wir nicht einmal abkoppeln müssen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und die Urlaubswelt ist wieder in Ordnung. Wir trinken Kaffee und danach geht es für mich (Michael möchte lieber duschen und sich ausruhen) mit dem Rad in die Stadt, die ca 3 km entfernt ist. Vorher aber werden die gestern gekauften Pilze geputzt, denn heute Abend soll es Bandnudeln mit Pfifferlingen geben.
    Haapsalu ist ein Heilbad und war früher ein beliebtes Ferienziel der russischen Aristokratie. Ich komme zunächst zur Bischofsburg, die mitten in der Stadt und umgeben von einem Park liegt. Das Rad findet schnell einen Parkplatz. Die gepflegte Ruinenanlage mit der Kathedrale und einem angeschlossen Museum ist um diese Zeit leer. Der Turm der Burg ist zu besteigen und so klettere ich über die ganz eigenartig im Fischgrätmuster angeordneten Stufen nach oben. Leider kann man nur über Park und Anlage schauen und nicht, wie erhofft, bis zum Meer. Zum Meer laufe ich wenig später, vorbei an den Holzhäusern, die noch Renovierungsbedarf haben, entlang an der weißen Kirche bis zur Promende ans Wasser. Alles ist so geruhsam und nur wenige Menschen begegnen mir. Ein hoher im Stil der Holzhäuser gehaltener Turm erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Mann mit einem riesigen Objektiv vor der Kamera steigt gerade herunter. Der Informationstafel entnehme ich anhand der Fotos, dass man vom Turm ins Vogelschutzgebiet schauen kann. Seltene Vögel wie Seeadler können von hier beobachtet werden. Eine Turmbesteigung reicht mir für heute, und so gehe ich zurück zur geschäftigen Flaniermeile, wo viele kleine Bars und Restaurants in den bunten Häusern mit originellen Ambiente auf Gäste hoffen. Einige haben ihre Fenster weit geöffnet, und so kann der Vorbeischlendernde nicht nur einen Blick auf die ausgehängt Karte, sondern auch in die Räumlichkeiten werfen. Das gefällt mir.
    Als ich am Coop, der hier in Estland sehr viel vertreten ist, vorbeikomme, fällt mir ein, dass ich ja immer noch kein Brot gekauft habe. Der kleine Einkauf wird ein Abenteuer in Sachen digitalen Bezahlens, denn es gibt nur Scannerkassen mit estnischer Benutzerführung. Zum Schluß muss ich mein Brot und mein Eis mit der Kreditkarte bezahlen. Dafür soll ich auch noch meine Pin- Numner eingeben, die nicht weiß, weil ich immer mit Unterschrift bezahle. Eine nette Angestellte hilft mir den Einkauf zu beenden.
    Dann geht es zurück zum Rad und damit zum Campingplatz. Die Pfifferlinge warten und ergeben eine leckere Mahlzeit, die wir in der Abendsonne genießen. Nach dem Duschen sitze ich noch ein wenig draußen und schreibe Tagebuch. Bis oben hin gut verpackt, nicht nur gegen die einsetzende Kälte, sondern auch als Schutz vor den gefräßigen kleinen Piranhas, die mit Vorliebe gegen Abend zubeißen. Mein Parfüm heißt daher schon seit Tagen "Autan". Riecht nicht gut, hilft aber.
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  • Day 20

    Tallinn

    August 1, 2019 in Estonia ⋅ ⛅ 15 °C

    Gestern habe ich Michael den Vorschlag gemacht, nicht wie geplant auf einen der außerhalb der Stadt liegenden Campingplätze zu fahren, um dann mit der Bahn nach Tallinn hineinzufahren, sondern einen Parkplatz im Hafen in Altstadtnähe aufzusuchen, der sich auch zum Übernachten eignet. Dann könnten wir den Tallinnbesuch aufteilen. Einmal nachmittags, wenn die Kreuzfahrtbesucher weg sind, und noch einmal am nächsten Morgen, bevor die nächsten kommen. Wir haben von vielen Wohnmobilisten, die bereits Tallinn besucht haben, gehört, dass manchmal bis zu 6 Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig ihre Passagiere in die Stadt entlassen. Dann ist es wohl unheimlich voll. Versuchen wir es doch einmal so.
    Michael ist es nicht ganz wohl dabei, mit dem Hänger mitten in der Großstadt einen Parkplatz anzusteuern, denn wir sind gut 12m lang, aber Chris und Gaby, die bereits da sind, meinen, es sei kein Problem. Wir werden sehen. Wenn es nicht klappen sollte, fahren wir nach Saue auf den dortigen Campingplatz. Das wäre dann Plan B.
    Wir starten gegen 10.30 Uhr in Haapsalu. Es geht zügig voran. Knapp 100 km sind zu fahren. Schon 20 km vor Tallin beginnt die Straße mehrspurig zu werden und Autohäuser, Supermärkte usw. am Straßenrand kündigen die Großstadt an. Irgendwann müssen wir uns die Fahrbahn mit der Straßenbahn teilen und es wird wuselig und unübersichtlicher. Bis einen Kilometer vor unserem Ziel bleiben wir auf der A4, bevor es zum Hafen und zum Fährterminal abgeht. Es klappt alles prima. Kurz vor Mittag ist noch wenig los auf dem Parkplatz. Eine Handvoll Wohnmobile stehen bereits dort in einer Reihe hinter den parkenden PKWs. Wir finden sogar eine doppelte Parklücke, so dass der Hänger auch Platz hat, ohne dass wir abkoppeln müssen. Das hat schon mal gut geklappt. Die Anspannung entweicht langsam aus Michael. Ich hätte bei diesem Verkehr nicht mal mit dem PKW fahren mögen.
    Wir machen uns gleich fertig für den Stadtbummel und entdecken beim Aussteigen aus dem Wohnmobil die Haltestelle des Hopp-on-Hopp-off-Busses keine hundert Meter weit entfernt vor dem Harbour Terminal. Wenn das nicht ein gutes Zeichen ist! Kaum zehn Minuten später fährt der Bus mit uns als einzigen Fahrgästen die Altstadtroute. 25 Euro kostet das Ticket pro Person, das 24 Stunden gültig ist und noch zwei weitere Routen, die Museumsroute und die Tour durch die Außenbereiche beinhaltet. Es steigen bei den nächsten Stopps zwar noch ein paar Gäste ein, aber oben im offenen Bereich bleiben wir weitgehend allein. Gute Zeit gewählt. Der Bus fährt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei und ermöglicht einen ersten Eindruck von der Altstadt. Durch Kopfhörer erfahren wir alles Wissenswerte und noch ein bißchen mehr. Wir steigen nicht aus, sondern fahren die Runde zu Ende, bis wir nach eineinhalb Stunden wieder am Hafen sind. Dann geht es die wenigen Schritte zurück zum Wohnmobil, um Kaffee zu trinken. Michael hat heute morgen in Haapsalu auf dem Campingplatz nicht nur frische Brötchen kaufen können, sondern auch leckere kleine Törtchen, die jetzt auf uns warten. Kurz vor dem Wohnmobil sehen wir zwei bekannte Gestalten: Chris und Gaby sind von ihrer Fahrrad-Rischkafahrt aus der Stadt zurückgekommen und wollen nun weiter zu einem Camp im "Lahemaa -Nationalpark. " Auch das Wohnmobil des Borkener - und das des Bremer Ehepaars stehen hier auf dem Parkplatz. Man trifft sich doch immer wieder.
    Nach dem Kaffeetrinken sind wir frisch gestärkt, um die Altstadt per Pedes zu erkunden. Über 10 km laufen wir in den nächsten Stunden durch die malerischen Gassen der Altstadt, und können uns nicht satt sehen an den wunderschön restaurierten Häusern. Inzwischen ist es voll geworden Die Kreuzfahrer sind da. Alle Sprachen dieser Welt schwirren durch die Luft. Viele Gruppen sind mit einem Stadtführer unterwegs. Jeder Stadtführer hält ein anderes Erkennungszeichen in die Höhe. Vom Regenschirm, Spazierstöcken mit Wimpel bis hin zu lustigen Spielzeugfiguren, die an einem Stock befestigt sind, ist alles dabei. Einen besonders schönen Blick über die ganze Stadt und das Umfeld bis hin zu den Kreuzfahrtschiffen im Hafen, haben wir von den beiden Aussichtsplattformen in der Oberstadt. Wir gehen einen Schritt schneller, als wir merken, dass eine Gruppe Asiaten, die mit Tablets und Handys bewaffnet sind, auch auf dem Weg dorthin sind. Da die aber noch auf dem Weg den Erklärungen ihrer Führerin lauschen müssen, haben wir einen Vorteil und einen Moment freie Sicht nach unten. Irgendwann brauchen wir eine Pause und kehren auf einer kleinen Terrasse unterhalb der Alexander- Newski -Kathedrale auf dem Domberg ein. Diese Kathedrale ist Estlands Hauptkathedrale für die russisch -orthodoxe Gemeinde. Sie ist mit ihren bemalten Zwiebeltürmen wunderschön anzuschauen und wurde 1900 im zaristischen Russland als Symbol für die religiöse und politische Vorherrschaft gebaut und dem Prinzen Alexander Newski gewidmet, der 700 Jahre zuvor die Deutschen auf ihrem Marsch gen Osten gehindert hat. Bewusst hat man sie auf den Domberg gebaut. Genau dort, wo vorher die Statue von Martin Luther gestanden hat.
    Michael hat es als Raucher besonders schwer im Baltikum. Es herrscht öffentliches Rauchverbot. Nur draußen in den Lokalen und zum Teil auch da nur an ausgewiesenen Plätzen darf geraucht werden. Während wir bei unserem Getränk in der Sonne sitzen, für diesen exponierten Platz haben wir vier Mal den Tisch gewechselt und den Kellner, glaube ich verzweifeln lassen, der jedes Mal, wenn er einen Anlauf machte, uns zu bedienen, seine Gäste aufstehen sah. Aber was lange währt, wird gut. Wir haben einen Platz ohne Wind, mit Raucherlaubnis, mit schönem Blick auf die Kathedrale und in der Sonne. Also während wir so unser Getränk genießen, geht die Tuterei los. Jedes der im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe erinnert seine Passagiere daran, dass der Landgang zu beenden sei. Kurz nach 17.00 Uhr ist es dann ganz entspannt in der Altstadt.
    Auch wir benötigen etwas Entspannung. Vor allem unsere Füße. So geht es erst einmal zum Wohnmobil zurück.
    Auf dem Parkplatz ist es voll geworden. Viele Wohnmobile sind dazu gekommen. Mancher muss sich bei seiner Rückkehr überlegen, wie er am Besten in sein Wohnmobil kommt, so eng stehen sie teilweise. Wir haben etwas mehr Glück. Bei uns ist es nur ein PKW.
    Die Fahrt, der lange Stadtspaziergang, die vielen Eindrücke und nicht zuletzt noch das Bier unterwegs, fordern ihren Tribut. Ich schlafe so tief und fest ein, dass ich nichts mehr wahrnehme. Es ist bereits halb acht, als ich wach werde. Jetzt wird es aber Zeit nach einem Lokal für das Abendessen zu schauen. Die meisten Restaurants schließen spätestens um 22.00 Uhr ....auch hier in Tallinn. Man geht früh essen, das haben wir schon bemerkt. Ich schaue in Google Maps nach guten Restaurants mit einheimischen Essen. Die "Stuvee Teras" gefällt mir ganz gut. Michael kommt herein und zeigt auf das Rooftop-Lokal gegenüber, von dem man einen fantastischen Blick auf den Hafen haben muss und das mit seinen Lampions in der Abendsonne sehr einladend wirkt. Das gefällt mir auch. Es stellt sich kurz darauf heraus, dass es eben diese "Stuvee Teras" ist, die ich auch herausgesucht habe.
    So brauchen wir nicht mehr weit gehen. Oben angekommen, stellen wir mit Bedauern fest, dass draußen alle Tische besetzt sind. Liegt es nun an unseren enttäuschten Gesichtern oder an etwas anderem, dass ein Ehepaar an einen Tisch auf die beiden leeren Plätze neben sich zeigt? Wir bedanken uns auf Englisch für die Einladung zum Platz nehmen, aber schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein deutsches Paar handelt. Ein Ehepaar aus Stralsund, das eine Baltikum Rundreise mit dem PKW und in vorbestellte Hotels macht. Wir unterhalten uns ganz angeregt über bereits besuchte Orte. Das Essen ist lecker und frisch und entspricht den Bedürfnissen der überwiegend jungen Gäste, ist aber eher gehobener Imbiss. Verwundert stelle ich fest, dass es auch eine Shisha-Bar ist Denn die Shishapfeife wird an einigen Tischen geraucht. Nur Michael traut sich nicht hier auf der Terrasse seine Glimmstengel herauszuholen, denn es gibt nirgendwo Aschenbecher.
    Der Abend über dem Hafen ist richtig schön und es ist schon nach 23.00 Uhr, als wir nach einem abschließenden Spaziergang durch den Hafen ins Wohnmobil zurückkehren. Das war wieder ein sehr erlebnisreicher Tag mit vielen Eindrücken.....und morgen geht es weiter.
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