• Terra Saxonum - aufregender Start

    31. heinäkuuta, Romania ⋅ ☁️ 22 °C

    ...oder im Land der Siebenbürger Sachsen.
    Heute morgen gehe ich mit einem flauen Gefühl im Magen los. Lucian, mein Gastgeber, gibt mir den Tipp, von einem nahegelegenen Baum einen Ast mit 2-3m Länge abzubrechen und hinter mir her zu ziehen. Dann würden die Hunde den Ast ins Visir nehmen. Einen Versuch ist es wert, nur weiss ich nicht, ob ich den Ast abbrechen kann. Ausserdem schicke ich einen Wunsch ans Universum, das ich heute keine Hunde treffen möchte.
    Als ich etwa 3km von Archita entfernt durch einen kleinen Wald gehe, sehe ich auf einer Lichtung tatsächlich einen Bären. Er ist ca. 200m entfernt und rennt sofort in den Wald als er mich bemerkt. Ich weiss das sie da sind, aber mal einen zu sehen ist schon etwas besonderes.
    Jetzt verlasse ich mich nicht mehr nur auf mein Glöckchen sonder nutze auch meine Trillerpfeife.
    Kurz nach der Bärenbegegnung erreiche ich den Kilometerstein mit der 500. Ein Drittel der Via T. habe ich tatsächlich schon absolviert. 😀
    Die Wege sind heute immer noch matschig und so brauche ich einige Zeit bis ich Roadeș erreiche. Hier ist ein Haus der Tabaluga Stiftung, in dem man auch als Wanderer übernachten kann.
    Als ich den Ort verlasse spricht mich eine alte Dame an, die vor ihrem Haus sitzt. Sie schenkt mir ein Karamellbonbon und erzählt ganz viel. Mein Einwand, das ich sie nicht verstehe, stört sie nicht. Ich bekomme mit, daß Kinder vom Tabaluga Haus vorbeikommen sollen (deswegen die Bonbons) und das sie 85 Jahre alt ist. Über den Rest unsere "Unterhaltung" kann ich nur spekulieren. Sie wünscht mir alles Gute und ich soll vorsichtig wegen der Bären sein. ☺️
    Nach ein paar Metern treffe ich auf eine Kindergruppe mit Betreuern, die Kinder vom Tabaluga Haus. Ich erfahre das sie für ein Sommercamp für eine Woche hier sind und heute auf der Via T. gewandert sind. Sie bitten mich um ein gemeinsames Foto inklusive Wanderpass.
    Jetzt geht es über Wiesen ohne Schafe, Kühe und Hunde weiter. Aber leider nur bis etwa Kilometer 15 meiner Etappe. Da ist eine Schafherde, ein Schäferhof und natürlich Hunde. Ich versuche den Tipp mit dem Ast umzusetzen. Aber ich kann einen so großen Ast nicht abbrechen. Also auf altbewährte Art, laut rufen und den Schäfer bitten die Hunde zu rufen. Das klappt. Der Schäfer erzählt mir, daß mehrere Bären im Wald sind und fragt, ob ich keine Angst habe. Ich zeige ihm das Pfefferspray, das ich mittlerweile mit einer Hand aus dem Rucksack nehmen und entsichern kann.
    Universium, das war um meine Angst loszuwerden, oder?
    Aber das war noch nicht genug Therapie. 2km vor Criț, meinem Zielort, denke ich schon an ein kaltes Bier, als ich auf weiter Schafe und einen Schäferhof treffe. Ich sehe und höre keine Hunde, rufe trotzdem laut. Keine Reaktion. Also gehe ich vorsichtig weiter. Dann bemerken mich die Hunde und ich trete erstmal den Rückzug an. Ich rufe nochmal nach dem Schäfer, aber keine Antwort. Also Plan B: größer Bogen um die Herde und den Hof. Das Gelände gibt das her und nur die kleinen "Alarm-Hunde" kommen mir nach. Die kann man mit gutem Zureden passieren.
    Kurze Zeit später treffe ich wieder auf meinen Weg und erreiche kurze Zeit später Criț.
    Meine Pension ist ein schön renoviertes Haus bzw. ein Bauernhof der siebenbürger Sachsen und das Zimmer ist rustikal eingerichtet.
    Vor dem Essen sind die Tiere aus dem Gehege "ausgebrochen" und verteilen sich im ganzen Hof. Besonders lustig ist ein kleiner, übermütig Esel der die Schafe ärgert. 🥰
    Statt zu duschen helfe ich meiner Wirtin, die Tiere zurück ins Gehege zu treiben.
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