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  • Day 98

    S-21. Geschichte

    October 10, 2022 in Cambodia ⋅ 🌧 25 °C

    Früh morgens geht es los ins Museum. Das erste mal ein Museum auf dieser Reise aber ich wollte unbedingt mehr wissen über die Geschichte dieses Landes. Ich wollte unbedingt.
    Die Geschichte ähnelt der deutschen in gewisser Weise.
    Von 1975-1979 waren hier die Roten Khmer an der Macht. Diese verfolgten die Ideologie eines neuen Staates der bei "Null" beginnt. Alles und jeder sollte gleich sein. Die Menschen wurden durch Lügen dazu gebracht umzusiedeln oder wurden in "Gefängnisse" gesteckt, wenn sie nicht zur neuen Gesellschaft passten.
    Das Museum ist das ehemalige Gefängnis S-21. Das geheime Zentrum eines Netzwerkes von ca 200 Gefängnissen die es hier vor 50 Jahren gab. Bevor es ein Gefängniss wurde, war es eine Schule mit einem Spielplatz in der Mitte. Ein späterer Insasse ging hier früher zur Schule. Heute stehen im Innenhof 14 Gräber und ein Denkmal. In den Gräbern liegen die Menschen die hier Tod gefunden wurden und nicht mehr identifiziert werden konnten. Von bis zu 20.000 Insassen wurden nur 12 lebend Befreit.
    Mit einem Audioguide im Ohr ging es durch die Gebäude. Die ersten 10 Minuten hat er einem wiederholt gesagt man könne die Räumlichkeiten jederzeit verlassen, wenn es zu viel wird. Horrorgeschichten kennen wir ja, wir Deutschen, dachte ich noch.
    Draußen steht eine Wand mit den Regeln die jeder Insasse befolgen musste. Zum Beispiel keine Fragen stellen und während der Folter nicht schreien. Wer eine Regel bricht erhält z.B. 5 Stromschläge zur Strafe.
    Die meisten Menschen die hierher gebracht wurden, wussten nicht warum. Dennoch sollten sie ihre Schuld gestehen, möglichst mit Namen von anderen Komplizen. Erst nach einem ausreichendem Geständnis wurden die Menschen hier getötet. Um an die Geständnisse zu kommen, wurden die Menschen gefoltert. Manche über Jahre hinweg täglich, mehrfach. Es liegen noch Folter Instrumente in den Räumen und die Wände sind übersäht mit Fotos von Opfern. In alten Zellen klebt Blut.
    Ein Künstler, der damals Insasse war, hat Szenen die er erlebt hat oder die ihm andere Opfer geschildert haben in großen Gemälden festgehalten. Eines der Bilder war dann doch zu viel für mich.
    Das wollte ich also unbedingt wissen und wünschte mir jetzt das ich mir einfach nur nochmal die Promenade angeschaut hätte.
    Hier wurde ein Viertel der Bevölkerung ausgelöscht, vor allem gebildete Menschen. Bis es nur noch wenige Ärzte, Ingenieure oder Lehrer gab.
    Unfassbar was Menschen tun, wenn sie einer Ideologie folgen und wie sehr sie ein Land dabei verändern.
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