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  • Day 26

    Knappe 60 km radeln. Ein Witz...!!

    June 11, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 10 °C

    War das schön! Richtig gut und lange geschlafen in meiner etwas altbackenen, aber total gemütlichen Hütte! Nix zu sehen und zu hören außer Möwen und Austernfischer! Am liebsten wäre ich noch etwas geblieben, aber was solls! Ich habe ja den vielfachen Auftrag bekommen, den dringend benötigten Regen mit nach Hause zu bringen, also los! Schnell noch online ein Hotel im 60 km entfernten Ørnes gebucht, weil da morgen früh um 6 Uhr mein Hurtigruten-Schiff ablegt. Heute kann ich mir mal richtig Zeit lassen und bei tollem Wetter ein paar schöne Bilder schießen. Die anstehenden Berge kannte ich ja schon und inzwischen machen die mir auch längst keine Angst mehr! Nach dem unglaublichen Trubel auf den Lofoten ist es hier richtig ruhig und landschaftlich wirklich toll. Vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber für mich wunderschön! An einem der vielen Sandstrände hab ich mal ganz mutig die Füße ins klare Fjordwasser gesteckt. Mir sind fast die Plomben rausgefallen! Das überlassen wir besser Härteren!
    Auf der Hälfte der Strecke wurde der Gegenwind zunehmend stärker, selbst bergab musste ich ordentlich treten um nicht stehen zu bleiben! Aber ich hatte ja Zeit, niedrigen Gang einlegen, Musik aus dem Kopfhörer und immer fleißig kurbeln. Dann kam ich aus dem Inland an die Küste und der starke Wind wurde zum Sturm. Und zwar schräg von vorn und von der Seite! Alle Parkplätze waren voll von Holländern mit angehängtem Wohnwagen, auch die ganz großen und windanfälligen Wohnmobile trauten sich nicht mehr auf die Küstenstraße. Am liebsten hätte ich mich auch eingeschoben, aber ich hatte ja schon das Hotel gebucht und wer weiß, ob der Sturm nicht noch stärker wird. Wenigstens regnet es nicht!
    Noch 20 km!!
    Um eine Felsnase herum, traf mich der Sturm mit voller Wucht! Zuerst habe ich noch versucht mich mit dem Rad zwischen den Beinen vorwärts zu rollern. Klappte nur ein paar 100 Meter. Also schieben! So alle 30 Sekunden kam eine mächtige Böe, dass ich stehen bleiben musste und das Rad kaum halten konnte. Wenn die Böe nachliess, schnell 60 bis 80 m zügig gehen, dann kam die nächste!
    Die Wohnmobilbesatzungen auf den Seitenstreifen fragten fast alle, ob ich nicht zu ihnen ins Warme kommen wollte und warten bis der Sturm vorbei ist. Gibt auch Kuchen!! Aber eigentlich fand ich das Ganze gar nicht so schlimm, eher spannend! So schob ich dann in Sprung-auf-Marsch-Marsch über 10 km mein inzwischen hochgeliebtes Böttcher-Evolution- Fahrrad. Und dann kam der Regen! So heftig, dass ich mir ein Tuch vors Gesicht binden musste, weil die Tropfen so weh taten als ob jemand mit Kieselsteinen wirft. Aber dafür ließ der Wind ein ganz wenig nach, so dass ich mit 30% Schräglage und in Schlangenlinien weiter radeln konnte.
    Inzwischen sitze ich in meinem Hotelzimmer, esse meine vorgekochten kalten Nudeln und dazu die wohlweislich aufgesparten Dosen Nordlands Pils. Weil das Zimmer ordentlich teuer ist, habe ich erstmal eine volle Stunde heiß geduscht! Das Bad hat Fußbodenheizung und da liegen jetzt fein alle meine nassen Klamotten zum trocknen.
    Mein Lied des Tages: "take the long way home" von der Bloodhound Gang.
    Winkewinke
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