• Cascada los Alerces und der kuriose Dieb

    February 7, 2017 in Argentina ⋅ ⛅ 35 °C

    Es kommt doch immer anders als gedacht. In Pampa Linda angekommen, holen wir erst einmal unsere zurück gelassenen Sachen. Die Rucksäcke werden wieder aufgerüstet und danach geht's wieder mit Daumen nach oben an die Strasse.

    Fabi kann den süßen Verlockungen im Cafe fast nicht widerstehen, aber wir haben dafür keine Zeit. Wenn wir noch nach Bariloche wollen dann sollten wir uns langsam an die Strasse stellen. Gesagt - Getan. Olli spricht ein Pärchen auf Englisch an, ob sie noch Platz im ihrem PickUp für uns haben. Nun ja die Antwort ist etwas unchamrant und lautet: "Ich bin hier in Argentinien und habe spanisch zu sprechen!" Also gut. Mit so Leuten wollen wir eh nicht mitfahren.

    Gleich danach hält ein Auto neben uns und die beiden, wieder einmal aus Buenos Aires, sind auf dem Weg zu einem Wasserfall auf der anderen Seite des Parks. Sie nehmen uns mit und wir überlegen spontan, dort auf einem der beiden freien Zeltplätze zu übernachten. Essen haben wir noch und Gas ist auch noch ausreichend da. Also fahren wir mit den beiden quer durch den Park und lassen uns dann an dem Wasserfall absetzen.

    Der Parkplatz hier ist riesig und es ist kaum noch etwas los. Die Chancen hier noch weg zu kommen stehen nicht so gut und wir sind mit unserer Entscheidung sehr zufrieden. Eine kleine Runde schlendern wir noch zum Wasserfall und beobachten, wie sich die gewaltigen Wassermassen ihren Weg bahnen. Dabei gibt es massig Stromschnellen und immer wieder ein paar Wasserfälle, die dann schließlich zu einem riesigen Wasserfall, dem Cascada Los Alerces, zusammengeführt werden.
    Unsere Rucksäcke lassen wir übrigens am Parkplatz stehen, da sie uns für den Weg zu sperrig und zu schwer sind. Ausserdem ist ja eh nichts los. Ein Irrglaube.
    Nachdem wir die rauschenden Wassermassen hinter uns lassen und nochmal einen völlig neuen Blick in den Nationalpark erlangen konnten, satteln wir unser Gepäck und laufen zum kostenlosen Zeltplatz.

    Wir freuen uns schon riesig auf unsere Nudeln mit frischen Tomaten und Zwiebel, die wir schon die letzten Tage mit uns herum tragen. Das Zelt ist schnell aufgebaut und Olli kocht schon einmal Nudelwasser. Als er die Tomaten schneiden will, fällt auf, dass der Beutel mit dem Gemüse und unserem Lieblingsblauschimmelkäse, den wir am Rucksack befestigt hatten, verschwunden ist. Spurlos verschwunden. Keine Tomaten. Keine Zwiebel. Nudeln ohne irgendwas. Bäääääääh. Olli läuft schnurstracks nochmal zum Parkplatz um zu schauen, ob der Beutel auf dem Weg verloren gegangen ist. Nichts. Am Parkplatz stehen noch ein paar Angler, die sich gerade genüsslich ihr Abendessen schmecken lassen. Einer von Ihnen sass vorhin in der Sonne, als wir die Rucksäcke am Parkplatz abgestellt haben. Olli spricht die drei Männer an und versucht etwas über das verschollene Gemüse zu erfahren. Keiner der drei weiss etwas. Es ist auch schwer miteinander zu kommunizieren, da die drei nicht wirklich Englisch sprechen und Olli genauso gut spanisch. Aber man versteht sich scheinbar irgendwie. Sie haben nichts gesehen.und als ich davon laufe, lachen sie mir noch hinterher. Die Vermutung liegt nahe, dass sie wissen wohin der Beutel verschwunden ist.

    Völlig entnervt, watschelt Olli zurück zu Fabi die auf dem Zeltplatz wartet. Plötzlich ruft einer der Angler "Amigo!" und winkt mich zurück. Plötzlich spricht er Englisch und fragt ob ich Fisch esse. Ich erwidere mit ja und er fragt ob ich Brot habe. Ich erwidere mit nein. Ich versuche den dreien verständlich zu machen, dass wir nix zu essen haben, da dieser Beutel samt Inhalt verschwunden ist. Vielleicht bringt ja das etwas.

    Plötzlich drückt er mir völlig überraschend sein Brot und 2 frisch gefangene Fische in die Hand und wünscht uns einen guten Appetit. Ich bin völlig überwältigt und weiss garnicht was ich sagen soll. Ich drücke ihn (mit den 2 Fischen in der Hand) und bedanke mich herzlich für das Geschenk und die Freude die er mir damit macht. Voller Freude geht's zurück zu Fabi und wir sind beide etwas überfordert wenn es darum geht frischen Fisch zuzubereiten.

    Der Angler hatte mir empfohlen ein Feuer zu machen und die Fische auf Spieße über dem Feuer zu braten. Nun klingt zunächst einmal simpel, aber bei absoluter Trockenheit und höchster Waldbrandgefahr machen wir hier sicher kein Lagerfeuer im Nationalpark.
    Die nächste Idee ist anbraten, aber auch das gestaltet sich ohne Öl und Butter als schwierig. Wir beschließen den Fisch zu zerteilen und die Fischteile zu kochen und dann mit Reis zu essen. Uns fehlt leider das richtige Equipment und die richtigen Gewürze um Fisch zuzubereiten. Ausserdem haben wir zusätzlich keine Ahnung davon. Wenn uns Angler gesehen hätten, was wir mit dem Fisch anstellen hätten sie uns sicher den Hals umgedreht. Der Fisch ist schnell gekocht und während der Reis vor sich hin köchelt friemelt Fabi geduldig die Greten aus dem Fisch.
    Die Dunkelheit bricht über uns herein und wir sind froh dass das Festmahl dann auch endlich fertig ist. Mit ein paar Gewürzen die wir dabei haben, gelingt uns das improvisierte Gericht doch ganz gut. Einzig und allein Zitrone fehlt uns noch.

    Mit gefüllten Magen geht's ins Bett. Der Ärger über die verlorenen oder geklauten Leckerbissen ist nun auch verflogen und am Ende war der Tausch von alten Käse, 3 Tagen durch die Gegend getragenen Tomaten und einer Zwiebel, gegen 2 so riesige frische Fische nicht übel.

    Der kostenlose Zeltplatz ist vollkommen leer. Wir sind die einzigen hier am Flussufer. Das Rauschen des Wassers macht müde und wir schlafen beide satt und vollkommen friedlich ein.

    Mitten in der Nacht hören wir beide ein lautes jaulen neben unserem Zelt. Wir können nicht so richtig deuten was es sein soll. Es hört sich weder an wie eine Katze, noch wie eine Kuh, die am Abend neben uns stand. Olli noch völlig verträumt, antwortet auf Fabis Frage, was das wohl sein mag: "Das ist das Kind!"
    Keine Ahnung was für ein Kind 😆 Als wir uns dann unterhalten, verschwindet das Tier plötzlich und wir können leider nicht herausfinden was es war. Am Morgen schauen wir noch einmal nach den Fischresten die wir in sicherer Entfernung platziert haben und stellen fest, dass bis auf die letzte Grete als weggefuttert ist.

    Der Fischgeschmack liegt uns noch auf der Zunge. Als wir Kaffee zubereiten, stellen wir fest, dass auch all unser Geschirr noch nach Fisch riecht. Sogar der Kaffee schmeckt nach Fisch.

    So wird uns der Leckerbissen wohl noch einige Tage in Erinnerung bleiben.

    Heute ist unser Ziel nun wirklich nach Bariloche zu kommen. Das erste Auto hat uns schon einmal die 20km bis zurück zu unserem ersten Camp mitgenommen. Hier legen wir noch eine kleine Pause am See ein und holen noch einmal frisch gebackenes Brot, welches wir mit der hausgemachten Marmelade vertilgen.
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