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  • Day 104

    Cuyabeno, Amazonas

    April 10, 2017 in Ecuador ⋅ ⛅ 12 °C

    Der Regenwald ist nass. Also so richtig nass. Scheiße ist das nass, nass. So richtig “wir sind zwar nicht gekentert, aber ein Unterschied macht das auch nicht“, nass. ... So nass, dass man nicht mehr weiß ob das Regencape das Wasser drinnen oder draußen halten soll, nass.
    Okay, man kann jetzt behaupten das ist nun mal der REGENwald. Oder man kann auch sagen, dass wir gerade mitten in der Regenzeit sind. Das können wir ja nicht leugnen... Aber wir sind gerade einmal 3h vom Eingang des Reservates auf dem Kanu bis zu unserer Lodge gefahren und bis auf die Knochen nass. Schon ein bisschen frech...
    Um den folgenden Beitrag nicht unnötig spannend zu gestalten, wird hier jetzt vorweg genommen, dass wir im weiteren Verlauf unserer Tour bis auf den letzten Tag, von schlimmeren Regenfällen verschont worden sind. Um die Spannung allerdings nicht vollkommen zu nehmen, wird hier verraten, dass sich einer von uns böse verkühlt, ABER nicht wer.
    Nach unserem ersten, nicht wirklich zufrieden stellenden Ausflug in den peruanischen Dschungel, wagen wir in Ecuador nun also einen zweiten Anlauf.
    Am ersten Tag geht es also von Lago Agrio (Nueva Loja) erst 2h mit dem Shuttle und dann weitere 3h im Kanu auf dem Cuyabeno-River zu unserer Unterkunft für die nächsten fünf Tage, der Guacamayo Ecolodge. (Hier ist darauf hinzuweisen, dass der Name Guacamayo nicht wie anfänglich von uns vermutet von den Wörtern Guacamole und Mayonese herrührt, sondern der hiesige Name für Aras ist.)
    Schon auf den ersten Kilometern (kurz bevor der starke Regen einsetzt) bekommen wir die ersten exotischen Tiere zu Gesicht, einen Tucan und Totenkopf Äffchen. Kurz darauf wird der Regen so stark, dass man kaum noch die eigene Hand vor den Augen sehen kann, deshalb geht es von nun ohne Ausschau zu halten so schnell wie möglich zur Lodge.
    Am frühen Abend, nachdem wir uns ein wenig ausruhen und stärken konnten, geht es mit dem Kanu wieder los, diesmal zur Laguna Grande. Hier bekommen wir die Möglichkeit, bei einem atemberaubenden Sonnenuntergang (siehe Fotos) zusammen mit Kaimanen und Piranhas im Amazonas zu baden. Ein Punkt mehr abgehackt auf der Bucketlist.

    In den nächsten Tagen machen wir immer wieder Touren zu Land und zu Wasser, am Tage und bei Nacht, um die Flora und Fauna des ecuadorianischen Amazonasgebietes zu erkunden. Unser Guide Jakob (Sohn eines Shamanen und selbst aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Cuyabeno-Reservat) stellt sich als wahrer Profi im spotten von Wildtieren heraus. Glück gehört natürlich auch dazu, aber das war häufig auf unserer Seite und so bekommen wir überdurchschnittlich viel zu Gesicht. 8 von 10 Affenarten (Totenkopfäffchen, Wollaffen, Mönchsaffen, Löwenkopfaffen, Nachtaffen, Kapuzineraffen, Yellow Hand Titi Monkey (Callicebus Lucifer) und White Mustache Affe). Die neunte, der Brüllaffe, war allabendlich nur zu hören. Des weiteren durften wir (pinke) Flussdelfine, Kaimane,
    Anacondas (und andere Boas), Piranhas, Aras, Hoatzine und vieles mehr beobachten. Unser Highlight waren allerdings die Zwei-Finger-Faultiere die unser Guide dreimal für uns entdeckt hat, obwohl sie sich nahezu perfekt vor unseren Augen als Termitennester getarnt haben.
    Am vierten Tag reduziert sich unsere Gruppe um die Hälfte auf fünf Personen, was uns für den Rest der Zeit die Möglichkeit gibt, vom Motorkanu auf eins mit Muskelantrieb umzusteigen. Dies hat wiederum den Vorteil, dass wir uns auf kleine Flussausläufer und auf für Motorboote gesperrte Gebiete konzentrieren können. Dazu gehört unter anderem die Kaiman Lagune des Reservats, welche eine der größten ihrer Art und von Kaimanen am stärksten besiedelten Lagune des gesamten Amazonasgebietes ist. Ein unglaublich schönes Terrain mit einem ganz speziellen Flair. Hier bekommen wir zwar keine der (momentan Nester bauenden) Kaimane zu sehen, dennoch ist es ein weiteres besonderes Highlight. Besonders als Remo, ein Möchtegern-Deutscher (Schweizer) aus unserer Gruppe, genau in diesem Gebiet, als einziger auf der gesamten Tour, unfreiwillig baden geht. Er war tatsächlich genauso schnell drinnen, wie wieder draußen. Ein hoch auf die Schwerkraft. Selbst unserem Guide stockte in diesem Moment kurz der Atem.
    Dies ist auch der Tag an dem uns das Wetter wieder nicht ganz so wohl gesinnt ist. Es regnet den ganzen Tag... also wirklich den ganzen. Ohne Unterbrechung. Da es allerdings angenehm warm ist und unsere Regencapes mal wieder ihren Dienst verweigern, finden wir uns schnell damit ab komplett durchnässt zu paddeln und finden bald sogar Gefallen daran. Da wir eh schon nass sind, gehen wir kurzerhand mit Klamotten baden und legen den größten Teil des Rückwegs außerhalb des Kanus zurück. Ich schwimme oder lasse mich am Seil wie ein Lebendköder hinterherziehen, Saskia stapelt sich mit zwei anderen auf einem Kajak und “paddelt“ mehr schlecht als recht den Weg so zurück. (Laura aus Dänemark hat sich eine speziell “ich will immer selber paddeln“ Kajak-Tour gebucht, warum auch immer).

    Unser zweiter Anlauf in den Dschungel war also ein voller Erfolg, mit viel Abenteuer, lustigen Leuten, einer Menge Spaß und ... Regen. Leider waren die fünf Tage viel zu schnell vorbei. Der einzige Vorteil wieder zurück in die Zivilisation zu kommen liegt darin unsere Wäsche endlich mal wieder waschen und trocknen zu können. Kurz nach unserer Abfahrt von Lago Agrio zurück nach Quito hatten wir dann unseren ersten Busunfall hier in Südamerika, aber wir sind zum Glück unverletzt geblieben.
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