• Alte Heimat neue Wege

    October 3, 2024 in Germany ⋅ ☁️ 14 °C

    In Niedersachsen stehen die Herbstferien an und somit bin ich einmal wieder nach Lüneburg gereist um Zeit mit Freunden, Verwandten und meinem Ziehsohn zu verbringen. Und wenn ich schon in der Gegend bin möchte ich Ecken, die ich nur von der Arbeit kannte mit meinem neuen Hobby auch neu erleben. Dieses Mal zog es mich westlich meiner Heimatstadt, die einstmalst Namensgeber war für die Region, die heute als Lüneburger Heide bekannt ist. Denn nicht nur die Region rund um Wilsede wurde für die Saline in Lüneburg großflächig gerodet, sondern natürlich auch die nähere Umgebung von Lüneburg westlich der Elbe. Aus der Dokumentation der UNB Lüneburg kenne ich noch Fotos, wo all das wo ich gerade wandere noch Feld- & Heide war bis in die 50er & 60er Jahre, wo die großen Aufforstungen mit Kiefern begannen. Heute durchläuft man Kiefernwälder, Moorrandgebiete, Weiden und Felder wo einst die Heide im August die Landschaft Lila färbte. Zudem wollte ich an möglichst vielen Stellen vorbeikommen an denen ich in meiner Zeit bei Landkreis naturschutzfachlich tätig war.
    Am Dienstag war Anreise und die DB schaffte es auf einer Strecke von 3 1/2 Stunden Fahrzeit glatte 2 Stunden Verspätung einzufahren. Zudem war das Wetter grauselig, kalt, regnerisch und windig, so daß ich mir beim rumstehen trotz bester Outdoor-Kleidung ganz schön einen weg bibberte beim Warten an den Bahnsteigen. Nach 5 1/2 Stunden endlich in Lüneburg angekommen verbrachte ich den Nachmittag und Abend mit meinem Wanderbruder bei Bier und selbstgemachten Burgern. Am Abend bekam ich rasende Kopfschmerzen, die trotz Ibuprofen die ganze Nacht anhielten, so daß ich mich schon fast wieder im Zug nach Neustrelitz sah. Zum Glück ließen diese aber nach Kaffee und Dusche am nächsten Morgen schnell nach und so machte ich mich auf den Weg.
    Nach einem Zwischenstopp beim Bäcker ging es für mich von Lüneburg Richtung Böhmsholz, einem ehemaligen Forsthof, und durch das schöne Hasenburger Bachtal nach Heiligenthal, einem kleinen Mühldorf, daß auf ein Kloster zurück geht. Von dort aus lief ich weiter dem Lauf des Hasenburger Bachs stromaufwärts nach Oertzen und kaum schließlich durch einen riesigen Forst ins Marxener Paradies. Das Marxener Paradies ist ein kleines Seitenkerbtal der Luhe mit einer kleinen Quelle und ehemaligen Schafswäsche, das durch uns nach und nach renaturiert wurde und heute ein Kleinod in der Region ist. Auf sehr kleinen Raum treffen hier Teich, Magerwiese, Heidefläche, Buchen-Niederwald und Orchideenwiese aufeinander. Es ist zwar eigentlich Privatgelände, wird aber von der alten Gutsfamilie der Öffentlichkeit zur Naherholung zur Verfügung gestellt. Jeder der mal in der Gegend ist sollte diesen kleinen Ort mal besuchen, besonders im Sommer, wenn Orchideenwiese und Magerwiese in voller Blüte stehen. Das Marxener Paradies befindet sich zwischen den Dörfern Drögeniendorf und Marxen am Berge.
    Nach meiner ausgedehnten Mittagspause im Marxener Paradies wanderte ich zum sogenannten Soldatenteich in der Nähe der Kronsbergheide, berühmt, weil hier immer die Amelinghausener Heidekönigin gekrönt wird. Der Soldatenteich ist eine renaturierte Fischteichanlage und heute eines der bedeutendsten Leichgewässer der Gegend mit ruhiger Lage und herrlicher Blütenpracht, wenn Pfeilkraut und Teichrose in Vollblühte stehen. Seit wir 2019 den Teich einmal komplett ablassen und entschlammen mußten hat sich der Wasserstand leider noch nicht wieder komplett erholt, aber ich fand es schön, daß er wegen der diesjährigen großen Regenmengen wieder deutlich besser war als die Jahre zuvor.
    Nun mußte ich nach ~20km noch weiter nach Amelinghausen um Vorräte für heute einzukaufen. Hätte mein Birchboy mich nicht darauf hingewiesen hätte ich glatt vergessen, daß heute Feiertag ist... Eigentlich wollte ich am Soldatenteich oder in der Kronsbergheide nächtigen aber so war noch etwas mehr Strecke auf der Tagesordnung. Also über die Lopau und rein in den Ort und einkaufen. Mit viel zu schwerem Rucksack, Havanna war im Angebot, da konnte ich nicht widerstehen, ging es über Wohlenbüttel auf nicht enden wollenden Kreisstraßen weiter nach Soderstorf zu meiner letzten Gewässerbaustelle und meinem Übernachtungsspot. Hier befand sich bis 2018 eine große Forellenzucht Anlage, die wir auch renaturiert haben. Die kleinere Aufzucht existiert noch, aber die große Anlage in der die Fische bis zum Verzehrgewicht gezogen wurden, wurde von uns in ein Gelände umgewandelt in der der natürliche Bachlauf, der die Aufzucht mit sauerstoffreichem Frischwasser versorgt, kasskadierend durch die ehemaligen Fischteiche wieder in die Luhe geleitet wird. Leider gibt es für das Gelände derzeit noch kein dauerhaftes Pflegekonzept, weswegen es zu sehr aufbaumt. Ich hoffe meine ehemaligen Kollegen finden bald eine Lösung, so daß ich euch das Gelände beim nächsten Besuch mal komplett zeigen kann. Derzeit entwickelt es sich zu sehr in einen Weiden-Erlen-Bruch und die Idee war ursprünglich es offen zuhalten. Der Wechsel zwischen Flachwasserteichen und einem kiesigen Bachbett in Vollsonne zielte ursprünglich darauf ab möglichst vielen unterschiedlichen Fisch- & Amphibienarten ein Fortpflanzungsbiotop anzubieten.
    Die Nacht verbrachte ich im Kiefernwald direkt am Gelände mit einer Bodenversion meines Hängematten Setups. Noch nicht perfekt, aber es war ein schöner Abend mit Lagerfeuerromantik in der Bushbox und einer Havannamische im Schädel 🤣
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