• Anna, Karin, Jan Bastian
  • Anna, Karin, Jan Bastian

Thessaloniki (Vol. 2)

En 19-dags äventyr från Anna, Karin, Jan Läs mer
  • Resans start
    7 september 2025

    Μικρό δάσος — Ruhewald

    7 september, Tyskland ⋅ ☁️ 20 °C

    Eine Reise ist immer auch ein Abschied vom Gewohnten. Das gilt gezwungenermaßen auch für unsere Pflanzen. Für viele ist es überhaupt der erste Outdoorurlaub in ihren Leben. Da ist zum Beispiel Feigi. Feigi wurde uns zur Hochzeit geschenkt. Feigi ist mit uns umgezogen nach Wilhelmsburg. Feigi hat Karins Laden mit aufgebaut. Feigi hat jeden einzelnen Kunden mit einem freundlichen Rascheln begrüßt.
    Doch Feigi kennt nur Zimmerluft und Zimmerlicht.
    Ob Feigi drei Wochen Outdoorurlaub genießen wird?
    Was Du von Feigi lernen kannst?
    Trau Dich, Deine Wurzeln hinter Dir zu lassen.
    Sei mutig wie Feigi!
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  • Τρία — Die Drei von der Tankstelle

    8 september, Ungern ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Tankstelle als Ort der Begegnung ist tatsächlich weit unterschätzt. Nach Stunden der Hinterschinkenmassage, durchgeknetet vom hinternbetäubenden Rythmus der Autostoßdämpfer, zwingt einen die Tanknadel in ihrem steten Sinkflug, die Zwangspause an einem der einladenden Verweilplätze mit Benzol- und Bockwurstgeruch aufzusuchen.
    Nach Stunden einer Linie auf dem Bildschirm nachjagend und sie in stummem Gehorsam mit dem Asphaltband in Deckung zu bringen, finden in den wenigen Minuten auf dem Rastplatz die Perlen Menschlicher Interaktion statt.
    „Ich küss Dein Herz, Brudi!“ Gettofaust durchs Autofenster, warme Worte des Erkennens von Bremer Ghettojung zu Bremer Ghettojung, mitten in der serbischen Einöde.
    Und mittendrin drei Grazien, die endlich nicht in eine Richtung gucken müssen, sondern sich über einen Flat White oder Irgendeine Latte-Spielart hinweg anschauen können.
    Darf ich diese drei Grazien einmal vorstellen?
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  • Σερβία — Srpska darf nicht mitspielen

    8 september, Serbien ⋅ ☀️ 30 °C

    Unserer Fahrt durch Serbien gingen viele Vorurteile voraus. Und Erfahrungen. Auf Inter Rail in den 90ern durfte ich mitten in der Nacht auf einem Güterbahnhof bei Belgrad eine Kontrolle mit Maschinenpistolen unter Flutlicht erleben. Eine Szene, wie ich die ähnlich erst wieder im Film „Schindlers Liste“ gesehen habe.
    Kein angemessener Vergleich, zugegeben, aber das Gefühl in einer diktatorischen Dystopie gelandet zu sein, das hat sich eingeprägt.

    Sich so einem Land anzuvertrauen ist begleitet von einer leisen Sorge, wie ein gelbes Warnlämpchen im Auto, dass man bewusst ignoriert.

    Im Rückspiegel betrachtet stellt es sich Vieles dramatischer dar als es ist.
    Wenn man denn einen Rückspiegel hat. Manchmal wickelt man den Spiegel auch um eine Baustellenbaake, wenn man rechterhand auf dem Standstreifen der Autobahn überholt wird.
    Aber das ist eine andere Geschichte.

    Serbien ist über Stunden baumlose ausgedörrte Felder in der Pannonischen Ebene (habe neuen geographischen Begriff gelernt 🥳). Diese Eintönigkeit ist die Rache Serbiens am gemeinen EU-Bürger, dafür, dass es noch immer nicht mitspielen darf.

    Für mich ist Serbiens eingezäunte Mautobahn ein dörrgetrocknet konserviertes Jugoslawien hinter Maschendraht. Karin sieht es sonniger.
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  • Ηλίθιε ηλίθιε — Doofrind

    9 september, Ungern ⋅ ☁️ 26 °C

    Deutschland — Tschechien — Slowakei — Ungarn…
    über drei Grenzen sind wir einfach rübergebrettert. Das ist das Schöne an Schengen.
    An der serbischen Grenze dürfen wir erfahren, wie es sich anfühlt mit geschlossene Grenzen: Warten, Schritttempo, warten, Schritttempo...
    Ausreisekontrolle, mißtrauisch beäugt werden, dann Einreisekontrolle, mißtrauisch beäugt werden, Passport, Fahrzeugpapiere, grüne Versicherungskarte…
    Danke, Doofrind! Wir haben das jetzt auch wieder.
    Und mit welchem Resultat? Doofrind schenkt Alice Weideviech 25 Prozent.
    Aber Grenzkontrollen bringen was: 50 Leute mit falschem Stempel, drei Pilzmesser, zwei Stinkekäse und eine Büroklammer im Schuh konnten erfolgreich zurückgewiesen werden.
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  • Πόδια — Philipps Beine

    12 september, Grekland ⋅ ☀️ 31 °C

    Seit Tagen drücke ich mich um diesen Footprint herum. Ich bin so beeindruckt von diesem Ort, dass ich das Gefühl habe, ihm nicht mit Worten gerecht werden zu können.
    Denn diese Entdeckung ist fast so bedeutend wie Indiana Jones Entdeckung des Königreichs des Kristallschädels. Mindestens!

    Alexander der Große ist ja mehr Legende als Geschichte, und wenig Zeugnisse sind erhalten.
    Ich kann die Erregung des Archäologen in den Achtzigern nachempfinden: Als hätte man plötzlich Artus Schwert in den Händen! Legend wird Geschichte, und zweitausend Jahre verschüttetes Zeugnis kommt ans Tageslicht wie der Ring der Macht aus tiefsten Höhlen.
    Gollum!
    Jedenfalls weiß jeder, wie sich Philipps Sohn Alexander die Hacken abgelaufen hat bis nach Indien. Er war hungrig auf Erlebnisse. Wäre er kein Königssohn gewesen, er wäre als Backpacker um die Welt gereist und hätte sein Heer zuhause gelassen.
    So aber musste er mit einem Riesen Tross über den Kontinent latschen um ein paar Indische Elefanten am Kopf zu streicheln.
    Jedenfalls ist er viel gelatscht. Das lag in der Familie.
    Deshalb hat man sein Vadders Beine in eine goldene Kiste gelegt. Man soll die Beine ehren, die einen so weit tragen.
    Nun haben wir die Beinkiste unter der sengenden Sonne Mazedoniens bestaunt. Und sein Sofa auch.
    Alexander latschte nach Indien, und wir nicht mal auf den Hügel zum Tempel.
    Einfach zu heiß.
    Der eine eroberte Asien, wir erobern die Taverne.
    Kleiner Unterschied.
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  • Λουλούδια — Die Blumen des Guten

    12 september, Grekland ⋅ ☀️ 30 °C

    „Das ist ja ein schöner Garten! Was ist das für eine Pflanze?“ „Die App sagt: Wolfsmilch“ „Die rote Blüte ist toll.“ „Ich schau mal, was das ist…“

    Und plötzlich hast Du einen geschwind gepflückten Blumenstrauß in der Hand, vom Gärtner persönlich über den Zaun gereicht. Einfach so.

    Seit Orpheus und Eurydike wissen wir es:
    Griechen beherrschen diese scheinbar einfache Kunst —sie können einen Lichtstrahl der Liebe in den finstersten Winkel der Hölle tragen und den Hades in ein Licht der Menschlichkeit tauchen.

    Durch eine einfache Geste des Sehens und des Gebens.
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  • αποκάλυψη — Die Offenbarung

    12 september, Grekland ⋅ 🌙 29 °C

    Die nagelneue Metro leuchtet. Sie ist der neue Stolz Thessalonikis. Die Bauzeit war kürzer als die des Kölner Doms, insofern können wir uns in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden bei der Bewältigung von Großprojekten.
    Ähnlich ambitioniert wie der Fehmarnbelttunnel. Und der versackt gerade auf deutscher Seite im Ostseeschlick. Und mir ist bisher nicht bekannt, dass bisher der Fund von Amphoren oder von antiken Straßen im Bohrloch den Bau verzögert hätte.

    Um die strahlende Großartigkeit des Projektes fotografisch zu untermalen, habe ich den Salz-Fett-Filter auf die Kameralinse appliziert:
    Das Ergebnis spricht für sich.
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  • διαστημόπλοιο — Glow Galactic

    13 september, Grekland ⋅ ☀️ 29 °C

    Wenn Griechenland irgendwann ein interstellares Raumschiff bauen sollte, dann könnte es das Outlet-Center als Vorlage verwenden, nur mit weniger Klamotten:
    Kein Tageslicht, künstliche Belüftung und Du kannst immer im Kreis laufen.
    Die Zeit vergeht wie im Flug und Du wirst mit Eindrücken gefüttert, so dass Du gar nicht auf die Idee kommst, die Luftschleuse nach draußen zu suchen.

    So ist das Leben auf der griechischen „Glow Galactic“…
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  • Γεμάτο — „Geheimtipp“

    13 september, Grekland ⋅ ☀️ 28 °C

    Ein Geheimtipp ist ein Tipp, den potentiell Millionen Menschen in der ARD-Mediathek abrufen können, aber jeder für sich glaubt, ein Entdecker zu sein.
    Also haben wir die Taverne „Stou Mitsou“ am Kapani Markt für uns entdeckt.
    Und es ist wirklich… LECKER!
    Nur Jan durfte hinterher feststellen, dass der Magen mit angehängtem Rohrsystem nur ein begrenztes Volumen hat. Die Steigerung von „satt“ ist „aua“.
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  • Άφυτος — Afytos, verklärt

    14 september, Grekland ⋅ ☀️ 26 °C

    Touristendörfer sind so authentisch wie des Glööcklers Gesicht. Man erkennt in Konturen, was es einmal war, und täglich wird viel Energie hineingesteckt, es wie einen Insta-Fiebertraum im Barbieversum aussehen zu lassen.

    Die Fotos unseres (ersten) Afytos-Tagesausflugs sind genau so ehrlich und ungeschminkt wie das original griechische Fischerdorf selbst.

    Darf ich Dir die rosarote Sonnenbrille rüberreichen?
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  • Χρυσή Ώρα — Strandstündchen

    14 september, Grekland ⋅ ☀️ 26 °C

    Afytos Strand bekommt von Einheimischen zehn von zehn Sternen (ARD-Geheimtipp)
    Darum bemühen wir uns auch um den PERFEKTEN Zeitpunkt: Nicht zu früh (zu kalt), nicht zur Mittagszeit (zu heiß) und noch vor dem Abendessen (nicht zu spät).
    Das bedeutet: Auf den Punkt (viel zu kurz).
    Aber es reicht aus, für alles was es für einen Strandtag bräuchte:
    — Instataugliche Fotos
    — Klamme Klamotten
    — Sand überall und vor allem zwischen den Zehen
    — Salz auf der Haut und den Haaren
    — Fische erschnorchelt
    — Toter Mann versucht

    Den Liebesroman als Paperback haben wir gestrichen.
    Das passte nicht realistisch in eine Stunde.
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  • Νέα Φώκαια — Néa Fókea

    16 september, Grekland ⋅ ☀️ 27 °C

    Nationalismus tötet. Die Frage ist stets nur, wie viele.
    Nationalismus ist eine Tragödie. Eine sehr blutige.

    Mitten im Ort Néa Fókea steht dieses Denkmal eines überquellenden Bootes. — Gedenkt es Noahs Sintflut?
    Nein. Es erinnert an die „Kleinasiatische Katastrophe“ von 1922 bis 1924.
    „Katastrophe“ impliziert etwas unvermeidbares, dessen Ursache wir nicht beeinflussen können.
    Doch diese Katastrophe wurde provoziert.
    Ich zitiere hier mal die KI:

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    Die Griechen aus Fokea (heute Foça) wurden im Zuge der sogenannten „Kleinasiatischen Katastrophe“ vertrieben.

    Hintergrund:

    Nach dem Ersten Weltkrieg besetzte Griechenland 1919 Teile Westkleinasiens (Smyrna/İzmir-Region), gestützt auf das Megali-Idea-Projekt (Wiedervereinigung griechischsprachiger Gebiete).

    Der Griechisch-Türkische Krieg (1919–1922) endete 1922 mit der Niederlage Griechenlands und dem Sieg der türkischen Nationalbewegung unter Mustafa Kemal Atatürk.

    In der Folge kam es zu Massakern, Vertreibungen und Fluchtbewegungen der dort lebenden Griechen (wie schon 1914 bei den „Fokea-Massakern“ durch osmanisch-türkische Banden, die viele Einwohner in die Flucht trieben).

    Der Prozess wurde schließlich durch den Vertrag von Lausanne (1923) völkerrechtlich geregelt: ein verpflichtender Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei. Rund 1,2 Mio. Griechen aus Kleinasien mussten nach Griechenland, während etwa 400–500.000 Muslime von dort in die Türkei übersiedelten.

    Die Bewohner von Phokaia/Fokea gehörten zu diesen vertriebenen oder geflohenen Griechen. Viele von ihnen gründeten Nea Fokea in Chalkidiki, um die Erinnerung an ihre Heimat zu bewahren.

    👉 Kurz: Sie wurden vertrieben infolge von nationalistischen Konflikten, Krieg, Massakern und dem erzwungenen Bevölkerungsaustausch nach 1923.
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    Viele Orte in Chalkidiki beginnen mit „Neu“ im Namen.
    Neos Marmaras und Nea Moudania zum Beispiel.

    Kleine Kurzzusammenfassung für die 25 Prozent Strunzdummen unter uns (Ich meine Euch, potentielle AFD-Wähler):
    SO sieht Remigration aus. DAS bedeutet Bevölkerungsaustausch.
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  • λαιμαργία — Erstmal essen

    16 september, Grekland ⋅ ☀️ 26 °C

    „Früh essen gehen“ bedeutet:
    Bei Tageslicht ankommen und bei Dunkelheit wieder gehen.

  • πάπυρος — Artefakte

    18 september, Grekland ⋅ 🌙 25 °C

    In tausend Jahren wird man dieses Artefakt mit einem Pinsel aus der jüngsten archäologischen Schicht freilegen und sich fragen, welches Ritual hier ausgeübt wurde.
    Mehrere Schichten Aufkleber und Graffiti lassen vermuten, dass die Funktion dieser Box bereits bei der jetzt lebenden Generation völlig unbekannt ist.
    Unbekannte Mysterien aus einer verlorenen Epoche, versinkend im Treibsand der Geschichte.
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  • Φέτα — Feta fatal

    19 september, Grekland ⋅ ☀️ 16 °C

    Manche Träume platzen über Nacht.

    Stell Dir vor, Du kannst original griechischen Feta im Auto nach Hause bringen — Gut gekühlt durch selbst gemachte Kühlakkus; mit durch Zuckerwasser verstärkter Kühlleistung; stets gekühlte Getränke an Bord.

    Manche Träume platzen mit einem lauten Knall, manche verabschieden sich mit einem leisen Zischen im Eisfach. Nachts. Geräusche aus der Finsternis.

    Und zurück bleibt Pipi im Schnee, der nach Grapefruit schmeckt.
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