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  • Day 22

    Jasper Nationalpark: Schnee & Chipmunks

    June 24, 2023 in Canada ⋅ ☁️ 18 °C

    Nach drei langen und anstrengenden Autofahrtagen und bislang insgesamt über 3.000 Kilometern Fahrt kommen wir endlich im Jasper Nationalpark an. Wir sind auf einem super schönen Campingplatz, unser Stellplatz liegt am Rand des Zeltplatzes umgeben von Bäumen. Hier soll es auch Bären geben, wir treffen aber glücklicherweise keinen an. Stattdessen nur einige Eichhörnchen, die sich von unserer bloßen Anwesenheit scheinbar gestört fühlen und ordentlich Alarm machen. Als sie jedoch merken, dass von uns keine Gefahr ausgeht, nehmen sie sich wieder ihre Lieblingsbeschäftigung an: Tannenzapfen aufknacken und die Samen fressen.

    Total ausgehungert von der langen Fahrt gönnen wir uns an diesem Abend seit langem mal wieder ein Essen im Restaurant. Bei Earl‘s kommen wir auf unsere Kosten und lassen uns neben „Crispy Prawn Sushi Tacos“ auch eine „Spicy Salmon Poké Bowl“ und einen richtig guten Burger schmecken.

    Am nächsten Tag gehen wir es erstmal entspannt an. Wir schlafen aus. Es regnet, also nochmal umdrehen. Gegen Mittag schluffen wir zu den Waschräumen und hören dort von einer Camperin, dass es in Japser scheinbar kurz vor unserer Ankunft heftige Schneefälle gegeben hat und die meisten Wanderwege derzeit sowieso gesperrt sind. „Also ich werde heute keinen Fuß aus meinem Camper bewegen“, teilt sie uns mit.

    Wir zucken müde mit den Achseln, gehen duschen. Dann gucken wir einen Film und machen Mittagsschlaf. Als wir davon erwachen, scheint die Sonne und die Vögel zwitschern. Jetzt wollen wir mal die Stadt von Japser erkunden. Jasper ist ein wirklich schöner kleiner Ort, mit einer Einkaufsstraße, netten Cafés und alten Gebäuden. Die meisten Gebäude sind zwar renoviert, aber dennoch wirkt Japser authentisch kanadisch. So wie man sich eine kanadische Kleinstadt eben vorstellt. Wir kaufen einige Lebensmittel für die nächsten Tage ein, heute Abend gibt es Burger. Die gelingen auch wirklich gut und schmecken köstlich. Nach diesem sehr entspannten Tag, stellen wir uns aber für den nächsten Tag um acht einen Wecker: „Morgen machen wir endlich unsere erste richtige Wanderung!“.

    Naja, auf den Wanderweg sind wir letztendlich so gegen 12. Das mit dem früh aufstehen müssen wir noch üben. „Aber wir sind ja jetzt auch in einer anderen Zeitzone. Für uns hat der Wecker schon um sieben geklingelt“. Dass wir zu spät dran sind, merken wir bereits bei der Parkplatzsuche. Wenn man hier in Ruhe wandern will, muss man eigentlich vor 07:00 Uhr auf den Wanderwegen sein.

    Die Wanderung die wir heute machen wollen heißt „Valley of the Five Lakes“. Und sie hält was sie verspricht. Fünf wunderschöne Seen begleiten diesen (leider zu Anfang etwas überlaufenen) Wanderweg. Wir haben noch nie so glasklares Wasser gesehen. Die türkisblauen Seen liegen unberührt und ohne Aufregung gebettet inmitten der Kiefernwälder des Jasper-Nationalparks mit den schneebedeckten Rocky-Mountains im Hintergrund. An einem See machen wir kurz Rast und gehen bis zu den Knien ins Wasser. Kalt aber schön.

    Die Folgen des Unwetters können wir nun auch sehen, denn der Wanderweg ist übersäht mit umgestürzten Bäumen. Teilweise müssen wir drüber steigen oder unten durch kriechen. Ab und zu laufen wir aber auch zwei Arbeitern des Nationalparks über den Weg, die mit ihrer Kettensäge die Bäume einfach dort abschneiden, wo sie den Wanderweg blockieren. Simpel aber effektiv.

    Wir entscheiden uns, den größeren Bogen um den letzten See zu laufen und unterschätzen ein bisschen, wie anstrengend das doch für uns wird. Kein Wunder, dass wir auf einmal auch ganz alleine auf dem Wanderweg sind. Also wieder laut sprechen und singen und bloß keinen Bären erschrecken und erst recht keinem über den Weg laufen.

    Bären treffen wir zum Glück keine. Nur einige Eichhörnchen die ganz süß ihre Tannenzapfen knacken. Dieser Emoji 🐿️entspricht in etwa genau dem, wie die Hörnchen hier auf den Bäumen sitzen.

    Die letzten drei der insgesamt neun Kilometer langen Wanderung suchen wir den passenden Platz für Rast. Hier fühlt es Johannes nicht, dort fühlt es Rico nicht, „aber wenn wir wieder an dem See rauskommen, da setzen wir uns ans Ufer und machen Rast!“. Nun ja, der einzige See an dem wir noch rauskommen ist ein milchiger, mückiger See mitten in der knallen Sonne, über dessen Steg alle Wandernden rüberlaufen. Diesen See (oder Teich) haben wir am Anfang der Wanderung auch überquert und wissen also, dass die Wanderung fast vorbei ist. Pause machen wir also am Ende in unserem sehr aufgeheizten Auto.

    Auf dem Rückweg überquert noch eine Elchkuh mit ihrem Jungen die Straße ganz selbstverständlich und ohne wirklich auf den Verkehr zu achten. „Fair“, denken wir uns, denn eigentlich ist das ja hier ihr Revier und nicht unseres.

    Für die nächste Wanderung (Maligne Canyon und Maligne Lake) stehen wir nun tatsächlich früh auf. Um sechs klingelt der Wecker und um 07:30 Uhr sind wir auf dem Parkplatz. Auf dem Weg sehen wir noch einen Elch mit deinem prächtigen Geweih, der sich an den mit Morgentau befeuchteten Büschen am Straßenrand sattfrist.

    Die Wanderung selbst ist atemberaubend. Ein kleiner Trampelpfad führt uns erst einige Kilometer tief in den Wald hinein, bis wir ein leises Plätschern zu unserer rechten hören. Dieses entwickelt sich, je weiter wir laufen, immer mehr zu einem lauten Rauschen, bis wir schließlich am Maligne River stehen, der sich mit unglaublicher Kraft und Stromstärke durch den Canyon windet. Mehrere Wasserfälle und Stromengen lassen das Wasser immer mehr beschleunigen. Die Natur kann manchmal ganz schön brutal und gleichzeitig so faszinierend sein. Gerade jetzt in der morgendlichen Idylle schneidet dieser peitschende Strom einen groben Kontrast und fügt sich dennoch so mühelos perfekt in das Gesamtbild ein.

    Nach dem Maligne Canyon geht es noch weiter zum Maligne Lake, wo wir den Mary-Schäffer-Loop laufen wollen. Je weiter wir fahren, desto mehr Schnee liegt am Wegesrand, bis wir letztendlich an einem völlig zugeschneiten Maligne Lake ankommen. So viel Schnee habe es im Juni hier noch nie gegeben erzählt man uns. Total abgefahren. Wir laufen in dünner Kleidung (Rico mit kurzer Hose) den zugeschneiten Mary-Schäffer-Loop, einen total malerischen kleinen Rundwanderweg, der sich entlang des Sees und durch den anliegenden Wald schlängelt. Hier im Schnee kann man leider auch die ganzen Spuren sehen, die uns wissen lassen, dass hier vor nicht all zu langer Zeit wenigstens ein Bär lang getapst ist. Inzwischen sind wir aber schon cooler was Bären angeht. Als wir um eine Ecke laufen sitzt mitten auf dem Weg ein Tannenhuhn, dass es sich auf dem Wanderweg gemütlich gemacht hat. Als es uns sieht wird es etwas nervös und auch der Hahn kommt dazu. Das Huhn steht auf und wir verstehen, warum es so aufgeregt ist: die Henne hat ihre Küken gewärmt, die vermutlich im Schnee so nicht überleben könnten und auf die Wärme durch ihre Mutter angewiesen sind. Auch die Tiere passen sich hier also dem ungewöhnlichen Wetter an.

    Wir sind ganz beglückt das beobachten zu können und freuen uns noch bis zum Ende des Wanderweges darüber. Auf der Rückfahrt sehen wir am Straßenrand sogar noch eine Schwarzbärin mit zwei jungen. Die kleinen Bären sind ja noch süßer als die großen!!

    Die restliche Zeit in Japser verbringen wir mit Planung der nächsten Wochen (Columbia Icefield Road, Banff, Revelstoke, Vancouver, Vancouver Island, Whashington State mit dem Olympic Nationalpark,…). Wir ziehen nochmal auf unserem Zeltplatz um, diesmal schlagen wir unser Lager neben einem kleinen Bach auf und rösten Marshmallows über dem Lagerfeuer. Das Feuerholz kriegt man hier dazu und von unseren Nachbarn kriegen wir sogar eine Axt für einen schmalen Taler. Rico freut sich ganz besonders, jetzt endlich mal Holz spalten zu können („Ich wollte schon immer mal eine Axt haben!“)

    Wir waschen Wäsche, gehen
    einkaufen und dann heißt es auch schon Abschied nehmen von Japser und dem Jasper Nationalpark. (J)
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