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  • Day 75

    Eisbergalarm! :)

    April 21, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 9 °C

    Heute, Ostersonntag, plane ich, den Sonnenaufgang anzusehen. Wecker klingelt um 5:20, Sonnenaufgang ist für 6:03 angekündigt. Ich schaue aus dem Fenster. Es ist ziemlich trüb & dießig. Obwohl ich wach bin, kann ich mich nicht dazu bewegen, nach draußen zu gehen und kuschel mich zurück ins Bett. Ein Fehler! Kaum aufgestanden, bekomme ich Alerts von Eisbergsichtungen vor einem wundervollen Sonnenaufgang. Kitschiger geht es nun wirklich nicht. Ich ärgere mich ein bißchen, aber was kann man machen.

    Es regnet den ganzen Tag. Ich hab Schicht im Hostel, daher ist es mir relativ egal. Um 16 Uhr beschließe ich dann aber, laufen zu gehen. Der Regen macht auch tatsächlich mal ne Pause. Das war eine tolle Entscheidung. Nicht nur, weil ich meine überschüssige Energie abbauen muss. Kaum am 'North Head Trail' angekommen, erblicke ich den Eisberg in der Ferne. Er ist also noch da! Gut gelaunt renne ich die von der East Coast Trail Association errichteten Holzstege und -treppen entlang bzw. hinauf. Als der ganze Eisberg in mein Blickfeld gerät bin ich sprachlos. Wie wunderschön!!! Ich kann mich kaum losreißen, bin aber nach den 10 Minuten rennen noch nicht ausgelastet. Anders als erwartet habe ich keinen Muskelkater von meinem Lauf am Freitag und fühle mich fit wie ein Turnschuh (nicht fit wie mein Barfußschuh, da dieser leider mittlerweile meinem Laufterrain zum Opfer gefallen ist. Die Sohle löst ich halb vom Schuh). Ich laufe zurück auf den Trail und renne den Berg nach oben. Gefühlt 1000 (das nächste Mal zähle ich sie - vielleicht so 100?*) Stufen führen hinauf zu Signal Hill und ich muss mich fast übergeben, als ich oben ankomme, so schnell hechte ich die Stufen rauf. Aber es ist einfach toll und ich fühle mich so unglaublich gut. Ich laufe noch ein Stück weiter, um den Eisberg von hier oben zu bewundern. Dann mache ich kehrt und renne wie von der Tarantel gestochen wieder hinunter. Und nun weiß ich wieder, warum ich mich in den Bergen so wohl fühle. Von Stein zu Stein springen, in sekundenschnelle zu entscheiden ob ein Hindernis besser übersprungen wird, oder als Auftrittsfläche dient - es ist nicht stupides Rennen, man muss stets konzentriert sein, um sich nicht zu verletzen.

    Bevor ich vor Freude explodiere, setze ich mich auf einen Stein und genieße den Ausblick auf den im Wasser ruhenden Eisberg. Möven haben sich darauf niedergelassen. Es ist eine tolle Stimmung. Kein Windzug ist zu spüren und die Sonne kommt auch noch zum Vorschein. Die Wolken geben den Blick auf 'Cape Spear' frei. Das erste Mal sehe ich den Leutturm des östlichsten Punkts von hier aus. Und dann realisiere ich, dass ich vor 2 Tagen dorthin gelaufen bin. Ich lasse meinen Blick an der Küste entlanglaufen, schaue zu den Kaps, auf denen ich gestanden war. Es ist wirklich wahnsinn, welche Distanzen man zu Fuß zurücklegen kann (Leider gibt meine Handykamera das nicht her, so dass Cape Spear auf den Bildern nicht zu sehen ist.).

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    Anmerkungen der Redaktion:

    Nachtrag 23.4.:
    1) Bild "Trailrun Karfreitag" und Stufenangaben
    2) *es sind 211 Stufen, die ich hochgerannt bin. Ingesamt sind auf dem Trail etwa 1000 Stufen zu bewältigen
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