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  • Day 104

    1. Nacht Wildcampen

    May 20, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 2 °C

    Puuuh, ist das kalt!! Es ist 2:45 Uhr, meine Füße sind so kalt, dass ich davon aufwache. Ich hab meine Merinosocken an und ein paar Wollsocken. Das reicht wohl nicht aus. Den Rest meines Körpers wärmt mein Schlafsack super bei den 0°C (+8°C Komfort / -12°C Extrem). Die Matte ist der Hammer. Vom Boden spüre ich keine Kälte. Als ich allerdings mal zu weit nach hinten rutsche, merke ich sofort einen kalten Zug von unten. Wen es interessiert: SeaToSummit Ultralight insulated, 130€. Nick hat sie auch getestet und war begeistert.

    Wir lassen uns heute etwas Zeit mit der Reise, fahren nach Twilingate, um große Eisberge zu sehen. Die bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Dafür ist das Licht hier oben sehr speziell, die Farben kräftig und damit die Gesamtstimmung sagenhaft schön. Fast wie in Neuseeland.

    Wir fragen ein paar Leute nach den Eisbergen, die wohl weitergezogen zu sein scheinen. Dafür bekommen wir einen super Tipp fürs Abendessen: Doyle Sansome & Sons. Es ist etwas ab vom Schuss, aber zumindest auf unserer Route und wir sind begeistert. Fangfrischer Fisch: als Vorspeise Fishcake, dann Fish & Chips. Das ganze in einem kleine Familienbetrieb direkt an dem kleinen Steg, an dem das Fischerboot andockt.

    Via iOverlander suchen wir mögliche Schlafplätze. Diese APP listet kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten unter Angabe der Facilities (Toiletten etc.). Am Ende entscheiden wir uns für Grand-Falls Windsor an einem kleinen See, mit Feuerstelle, Toiletten und einem Spielplatz. Es ist kein offizieller Campingplatz und es ist einiges los. Scheinbar ist es ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, es ist super-schön hier und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Wir beschließen schon mal ein Feuer zu machen, sammeln herumliegendes Holz und als es dämmert, schlage ich mein Zelt neben der Feuerstelle im Rasen auf, Nick hängt seine Hängematte etwas weiter hinten in einen Pavillon. Betti wird im Auto schlafen. Immer noch stehen Leute mit ihrem Auto auf dem Parkplatz. Aussteigen tut keiner. Scheint ein Newfie(=Neufundländer)-Phänomen zu sein.

    Gegen 23 Uhr hauen wir uns aufs Ohr. Es ist windstill, aber ziemlich kalt, etwa 2°C.

    Gegen 0:45 Uhr höre ich Stimmen. 2 Jungs sind auf dem Weg zum See herunter. "Look, a fire - wicked! Oh, and there's a tent!" Wie aufmerksam. Ich verhalte mich einfach mal ruhig. Aus dem Hintergrund hör ich Nick: "Hey, what are you doing there?" - "Just walking." kommt die Antwort. "Really, just walking?" - "Yes, man, just walking." Als Nick ein drittes Mal "Really?" fragt sagt einer der Jungs: "We better leave." Ich höre noch ein "Better for him", dann entfernen sich die beiden. Nick steht neben meinem Zelt: "Die sind voll auf dein Zelt zugesteuert. Ich glaub ich kann jetzt nicht mehr schlafen." "Meinst du, ich sollte im Auto pennen?" frage ich besorgt. "Your choice!" sagt er nur. Ich überlege kurz. Die beiden könnten natürlich zurück kommen. Auf der anderen Seite haben sie sehr normal geklungen und wollten wahrscheinlich nur nen Joint rauchen. Nick hat das sicher etwas falsch aufgenommen, weil sein Beschützerinstinkt durchkam. Außerdem bin ich müde und es ist kalt. 'Wird schon nichts passieren' denke ich und bin kurz darauf eingeschlafen.

    Mehrmals wache ich auf in der Nacht, weil meine Füße so kalt sind. Ich spüre genau, welche drei Zehen ich mir die letzten Jahre gebrochen hab, die sind besonders kalt. Ich wärme sie auf, lausche derweil den unheimlichen Geräuschen (welches Tier mag das wohl sein?) und schlafe weiter.

    Fazit: Alleine würde ich sowas auf keinen Fall machen! Und ob ich der Typ fürs wildcampen bin ist nach diesem Erlebnis auch fragwürdig. In den Bergen ja. Aber einfach so? Ich weiß nicht...
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