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  • Day 155

    Surfermekka für Pauschaltouristen?!

    March 30, 2022 in Sri Lanka ⋅ ☀️ 28 °C

    Rainer. Vijaj fährt uns morgens zu unserem nächsten Stopp und zeigt uns auf dem Weg noch eine Buddha-Statue, von der wir unbedingt ein Foto machen sollen, sowie eine Tsunami-Gedenkstätte. Im Jahr 2004 gab es seit Aufzeichnungen das drittstärkste Erdbeben im indischen Ozean mit der verheerenden Folge von riesigen Tsunamis an den Küsten des indischen Ozeans. Betroffen war nicht nur, wie damals groß im deutschen Fernsehen Phuket (Thailand), sondern ebenfalls Bangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia, die Malediven, Myanmar, Singapur, Sri Lanka, Kenia, die Seychellen, Somalia, Tansania, Réunion und weitere. Insgesamt starben hierbei 230 Tausend Menschen, wovon alleine in Indonesien 165 Tausend lebten. Nicht zu erwähnen wieviele Leute obdachlos wurden und sämtliche Lebensgrundlage verloren haben.
    In den betroffenen Küstenregionen in Sri Lanka hörten wir immer, dass die Deutschen so viel halfen und man dafür sehr dankbar ist. Tatsächlich hat Deutschland in betroffenen Ländern mit 500 Millionen staatlichen und 500 Millionen privaten Mitteln geholfen, Damit ist Deutschland mit 1 Milliarde vor dem Internationalen Währungsfonds, welcher 735 Millionen an Unterstützung bot.

    Nach der Ankunft in unserer Unterkunft in Hikkaduwa gehen wir an den Strand und bemerken, dass dort mehr Weiße sind als wir seit langer Zeit gesehen haben. Aber was erwartet man, wenn man zu dem erstbesten Surfort geht, welcher hervorragend von der Hauptstadt und dem internationalen Flughafen zu erreichen ist und als einer der besten Surfspots für Beginner gilt. Und dem Drang wieder zu surfen kann ich einfach nicht widerstehen.
    Gesagt - Getan: für den nächsten Morgen habe ich eine Auffrischungsstunde vereinbart und schwing mich um halb 8 ins lauwarme Nass. Die Bewegungen sind zunächst etwas steif, fühlen sich jedoch vertraut an. Ich spüre wie es mich in Richtxung Ozean treibt, wie sich Ruhe in mir ausbreitet und ich mich einfach wohl fühle. Ich freue mich auf das Gefühl wenn die Welle meinem Surfboard einen sanften Stoß gibt, wenn ich merke, dass der Ozean mich mitnimmt und dass ich mit den Bewegungen des Wassers verschmelzen kann. Und schon geht es los, der Surflehrer gibt den Ton an. Er sagt ich soll mich bereitmachen, er gibt mir einen Schups und schreit „Stand up!“. Ich fühle wie die Welle mich mitnimmt, spüre dass die Welle die Rückseite meines Boards greift und ich weiß, dass ist der Moment um meine Arme durchzudrücken, mich aufzustellen und endlich die Welle zu surfen die ich mir so ersehne. Ich drücke meine Arme durch, komme auf meine Füße, finde keinen Halt, ich rutsche und falle. Der erste Waschgang. Ich bin nicht deprimiert und schwinge mich voller Vorfreude wieder aufs Brett. Weiter gehts! 
Waschgang zwei, Waschgang drei, Waschgang vier…. Keine Welle schaffe ich zu stehen. Die Vorfreude ist weg, meine Motivation sinkt. Ich ärgere mich über mich selbst. Ich versuche es wieder und wieder, werde ungeduldig. Nächster Waschgang. Ich verharre einige Sekunden unter Wasser, könnte auch einfach da bleiben. Als ich auftauche ist sämtliche Last von mir abgefallen, sämtliches Wollen hat sich in Luft aufgelöst und ich genieße einfach den Ozean. Ich schwing mich wieder aufs Brett, fühle wie das Wasser mich umarmt und mir über Arme und Beine schwappt. Ich fühle mich als Gast, fühle mich wieder angenommen und bin dankbar dafür. 

    Es gelingt. Ich stehe eine Welle. Euphorie sprudelt durch meinen Körper und ich kann es nicht fassen. Ich plumpse ins Wasser und strahle was das Zeug hält. Ich will am liebsten gar nicht mehr aufhören. Mein vorheriger Ärger?! Weg. Der Wettkampf mit mir Selbst?! Weg.

    Ich erhalte wertvolle Tipps, vereinbare eine weitere Surfstunde für den nächsten Tag und auch diese läuft super. Ich finde wieder mehr Gleichgewicht und Kontrolle auf dem Brett. Mit einem traurigen Auge verabschiede ich mich vom Surfen, doch ich weiß - bald geht es weiter!

    Neben dem Surfen besuchen wir häufiger den Strand, genießen unsere Zeit und nehmen all das vom „Pauschalurlauben“ mit, was wir wollen. Ist ja auch mal ganz nett, und verändern können wir die Situation ja eh nicht.

    Direkt am Strand gibt es ebenfalls einen Marine-Nationalpark und ein Korallenriff. Zumindest, wenn man tote, farblose Korallen noch als Riff bezeichnen möchte. Leider ein Anblick den wir des Öfteren gesehen haben und der einen wirklich nachdenken lässt, wie wir Menschen mit dem Ozean umgehen. Unter der Wasseroberfläche liegt Vieles verborgen: Unbekannte Welten, Tierarten, Stoff für Gruselgeschichten und Filme, aber auch viele Sünden der Menschheit liegen dort begraben. Sünden derer wir ebenfalls verantwortlich sind.

    Aber dieses Thema, werden wir ein anderes Mal anschneiden…
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