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  • Day 226

    Schwarz als Zeichen der Ablehnung

    June 9, 2022 in Sri Lanka ⋅ ☁️ 27 °C

    Am 09. Juni waren wir selbst mitten in einem Protest in Colombo. Dieser fand statt, um den Verstorbenen zu gedenken. Es macht den Eindruck als sei es ein angemeldeter Protestmarsch. Die Route scheint bekannt zu sein, die Polizei ist präsent und sperrt die Straßen ab. Das Militär und die Navy ist ebenfalls anwesend. Allesamt fokussiert auf ihre Aufgabe, aber nicht gewillt eine Auseinandersetzung zu provozieren. Demonstranten schreien die Polizisten an, äußern Unverständnis, dass die Polizei weiterhin für den Präsidenten arbeitet. Sie sagen, sie seien doch in der selben Situation und fragen warum sie nicht ihren Dienst verweigern. Die Polizisten verhalten sich weiter sehr passiv, auch als sie persönlich angesprochen werden.
    Die Demonstranten sind voller Energie, sie stehen ein für ihre Sache und grölender Gesang und Rufe tönen durch die Straßen. Die Luft ist geladen von Unzufriedenheit, Enttäuschung aber auch Entschlossenheit etwas bewirken zu können. Die Demonstration endet schließlich vor dem Polizeihauptamt. Als die Demonstranten schließlich ein Teil der Barrikade gewaltsam entfernen schießt die Polizei mit Tränengas. Die Menge verteilt sich, doch sammelt sich stetig erneut. Die Polizei schießt weiteres Tränengas und rückt schließlich aus, um den Protest aufzulösen. Wir kommen ins Gespräch mit einem Demonstranten und konfrontieren ihn mit dem Vandalismus, nämlich dem Entfernen der Barrikade. Er äußert ebenfalls seinen Unmut. Er sagt es seien viele junge Leute, die eine schnelle Veränderung wollen und zu diesen Mitteln greifen. Er gibt an, dass die meisten Demonstranten dieses Verhalten nicht gutheißen.

    Wir haben uns in Sri Lanka nicht einmal unsicher gefühlt. Und auch das Reisen an sich geht problemlos. Als Tourist bekommt man nicht wirklich etwas mit. Die Einheimischen sind froh und dankbar, dass Touristen hier sind und tun alles dafür, dass es einem hier gefällt.
    Wir können Reisen hierhin auch jetzt empfehlen. Aber jetzt ist die Verantwortung, die man als Tourist hat, wichtiger denn je. Muss ich wirklich einen Roller mieten und den Einheimischen, die teilweise ihren Lebensunterhalt mit Umherfahren verdienen, den seltenen und teuren Sprit wegnehmen, nur um das Freiheitsgefühl zu haben? Muss ich wirklich noch etwas essen, obwohl ich schon satt bin um dann vermutlich das selten gewordenen und teure Essen wegzuschmeißen? Muss ich wirklich um jeden Cent verhandeln, nur weil man das so macht (was übrigens ein Irrglaube ist)?
    Wir finden nicht.
    Wir haben uns bewusst gegen die Nutzung eines Rollers entschieden. Auch, wenn man als Tourist nicht an der Schlange anstehen muss, sondern an all den Hundert Wartenden vorbei direkt zur Zapfsäule gehen kann, und viele Menschen sagen, Touristen dürfen das, dass sei vollkommen in Ordnung. Für uns fühlt es sich nicht so an.
    Wir haben nur das bestellt, was wir essen konnten. Haben Essen geteilt.
    Wir haben auch gerne mal mehr bezahlt als eigentlich notwendig, denn uns geht es gut. Wir stecken in keiner existenzbedrohenden Krise, wir müssen nicht auf etwas verzichten.

    Uns geht es gut.
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