Satellite
Show on map
  • Day 27

    Pärnu - kurz vor der lettischen Grenze

    June 18, 2022 in Estonia ⋅ 🌧 14 °C

    43.811km (Reisekilometer 3.302)

    Es bezieht sich schon während des Frühstücks und wird sich bis morgen nicht mehr beruhigen. In Pärnu parken wir mal wieder zentral, aber verstehen die Parkschilder nicht wirklich. Auf einem Schild steht auf Englisch: "Wenn Sie bezahlen möchten, bezahlen Sie online". Ein Schild zwei Meter weiter sagt, dass wir 3 Stunden parken dürfen - wir stehen in der Mitte und parken 3 Stunden mit Parkscheibe. Wir möchten nicht online bezahlen. Es nieselt und ein eisiger Wind bis Sturm weht durch die Gassen und so laufen wir von Geschäft zu Geschäft, die aber wirklich mal außergewöhnlich sind. Also kein h&m, Takko, Markengeschäfte und sonstige weltweit langweiligen Geschäfte. Der erste Laden ist ein Wollladen und die Besitzerin versucht in einem Mix aus Deutsch, Finnisch und Estnisch uns die richtige Wolle für zukünftige Socken zu verkaufen. Im nächsten Geschäft werden Dinge verkauft, die Bewohner selbst hergestellt haben und auch hier verweilen wir länger. In einem Bistro bestellen wir uns Wraps und bekommen so viel zu Essen, dass wir den Tisch wechseln müssen, weil das Ganze nicht auf einen Bistrotisch passt. "Das ist aber ganz schön viel" sagen wir dreimal zur Bedienung. "Sie können es sich ja einpacken" ist die Antwort. Wir sind verwirrt, Estland ist billiger als die vorherigen Länder, aber das kann nicht sein. Wir fangen erstmal mit unserem bestelltem Essen an. 5 Minuten später kommt die Bedienung und hat auch ihren Fehler bemerkt, sie lassen uns wenigsten die Wraps.
    Gestärkt laufen wir weiter durch den Nieselregen und stemmen uns gegen den Gegenwind, der Strand soll ja nett sein und den sollte man gesehen haben. Je näher wir dem Strand kommen, desto stürmischer wird es. Mittlerweile brauche ich den Strand nicht mehr sehen und stelle mich in den Windschatten, bzw. Sturmschatten eines Baumes und sehe den Beachsoccern beim Turnier zu. Ein Spiel steht kurz vorm Anpfiff und selbst die Spieler frieren und versuchen sich warm zu halten. Ela kämpft sich bis zum Strand durch und das ohne Parka! Die Promenade ist bestimmt schön bei Sonnenwetter und höherer Temperatur, aber uns zieht es zurück zum trockenen Bulli.
    Diese Nacht möchten wir noch einmal, bevor es nach Lettland geht, auf einem RMK-Stellplatz übernachten und finden kurz vor der Grenze einen größeren Platz, auf dem Autos 4€ für eine Nacht bezahlen müssen; Zelte sind frei. Estland ist auf der einen Seite super weit mit der Digitalisierung - seit dem Jahr 2000 (!) hat jeder Bewohner Estland das Recht auf freies, schnelles (!) WLAN und so haben wir in den entlegensten Stellen im Wald noch schnellen Empfang und in jeder Stadt ein freies WLAN. Es gibt extra Straßenschilder die auf freies WLAN abseits der Straße hinweisen und alle paar Kilometer steht ein riesiger Funkturm. Jeder Campingplatz hat freies WLAN, dass auch in der hinterletzten Ecke funktioniert. In Deutschland bezahlt man für Internet, das zusammenbricht sobald zu viele Camper gleichzeitig surfen oder man hat nur an der Rezeption Empfang oder es wird erst gar nicht angeboten. Andererseits sind die Esten so naturverbunden und bieten diese tollen kostenfreien Zeltplätze im ganzen Land an.
    Natürlich möchten wir (also eigentlich nur Ela) auch auf diesem Stellplatz wieder einen schönen Blick auf die Ostsee haben und hell soll er sein. Schnell ist ein Platz gefunden und genauso schnell haben wir uns schön im Sand festgefahren - aber so richtig, wenn schon, denn schon.
    Unsere Nachbarin aus Estland kommt mit Baby raus und meint, das wäre ihnen eben auch mit dem doppelt so großen Wohnmobil passiert. Ein paar Leute haben ihnen eben geholfen, sie könnte sie anrufen. Eigentlich dachten wir, es kommt ein Trecker oder so, aber es kommt eine Horde von Menschen, die alle mit anpacken und nach ein bisschen hin und her den Spacy befreien. Erst meinten sie, ach, so ein kleines Auto haben sie doch mal eben angehoben und zur Seite gestellt. So einfach war es dann doch nicht. Sie haben uns gezeigt, dass es in Estland auch nette, fröhliche und Englisch sprechende Menschen gibt. Und Papas Klappspaten kam auch zum Einsatz. Gut, dass es aufgehört hat zu regnen.
    Read more