Planlos durch die Welt

September 2018 - April 2024
Reisen macht dich erst sprachlos und dann zu einem Geschichtenerzähler. Read more
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  • Day 4

    Joburg

    September 8, 2018 in South Africa ⋅ 🌬 14 °C

    Johannesburg hat einen Ruf und dem wird die größte Stadt Südafrikas wohl manchmal auch gerecht. Direkt nach Ankunft in unserem Hostel wurde uns gesagt, dass wir die anliegende Straße besser nicht verlassen sollten, da nur dieser Bereich bewacht sei. Und so war es auch: auf 300 Metern standen an allen vier Kreuzungen jeweils ein Security. Noch am selben Tag berichteten uns zwei neue Hostelbekanntschaften davon, in den Nachbarstraßen überfallen worden zu sein. Also siegte die Vernunft und wir entschlossen uns die Stadt nicht auf eigene Faust zu erkunden. Stattdessen knüpften wir schnell Kontakt zu Einheimischen und Backpackern aus aller Herren Länder - was in einem Hostel wirklich nicht so schwer ist. Schnell fand sich eine nette Gruppe zusammen mit der wir andere Stadtbezirke erkundeten, lokal gebrautes Bier verköstigten, diverse Restaurants als auch die Hostelküche ausprobieren und zu guter Letzt auf einer privaten Hausparty landeten. Als wir heute Morgen Abschied nahmen, konnten wir kaum glauben, dass wir nur zwei Tage dort gewesen waren. Es war eine fantastische Zeit mit euch - Andrea, Eduardo, Abir, Liana, Daniel, Ariana, Kabello, Zabo, Paul und co!Read more

  • Day 18

    Asher's Farm Sanctuary

    September 22, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 23 °C

    Übersät mit Blessuren aller Art, verursacht durch Schweinebisse, Hühnerattacken, Ziegenangriffe und Farbverätzungen, haben wir die vergangenen zwei Wochen als Voluntäre zwar leicht lädiert, aber glücklich beendet.

    Eine unserer Hauptaufgaben auf dem Gnadenhof für Farmtiere war, Zeit mit den Hühnern zu verbringen. Diese wurden hauptsächlich aus Massentierhaltungen befreit. Aufgrund genetischer Manipulation wachsen die Körper dieser Hühner schneller als die Füße sie tragen können. Leider mussten während unseres Aufenthaltes zwei Hühner eingeschläfert werden, da sie sich nicht länger auf ihren Beinen halten konnten. Es war bemerkenswert, hautnah zu erleben, dass jedes Huhn seinen eigenen Charakter hat. Während sich Linus beispielsweise genüsslich streicheln ließ, machte Zoolac uns das Leben schwer, indem er uns nur zu gerne seinen spitzen Schnabel tief in die Haut rammte. So lieb wir die Hühner gewonnen hatten, wollten wir doch nicht den ganzen Tag im Hühnerstall sitzen. Und so suchten wir uns auch körperliche Arbeit. Diese erledigten wir stets mit deutscher Effizienz, wofür uns sowohl die dortigen Arbeiter als auch die Besitzer mehr als bewundert haben. Besonders viel Spaß hat es uns bereitet, aus alten Reifen einen kleinen Spielplatz für Basil, die Ziege, zu errichten.

    Anfangs haben wir uns auf der Farm tatsächlich noch etwas verloren gefühlt, da unsere Gastgeber selten Kontakt zu uns suchten und uns kaum Aufgaben zutrugen. Wie sich jedoch im Laufe unserer Aufenthaltes herausstellte, war dies vor allem schlechten Erfahrungen unserer Gastgeber mit vorherigen Voluntären geschuldet. Das Prinzip, Arbeit gegen Kost und Logis zu tauschen, endete wohl oft in einer Einbahnstraße. Allerdings verflogen unsere anfänglichen Zweifel und die Skepsis unserer Gastgeber spätestens nach einem gemeinsamen "Braai". Das südafrikanische Barbeque unterscheidet sich in sofern von der deutschen Variante als dass es nicht mit dem Essen beginnt sondern damit endet. Dies wurde uns leider erst im Laufe des Abends bewusst. Trotz unseres Hungerleidens bis kurz vorm Schlafengehen, hatten wir einen fantastischen Abend mit dem sehr lustigen, politisch inkorrekten Kartenspiel "Cards Against Humanity" und interessanten Gesprächen. So erfuhren wir zum Beispiel einiges mehr über die so genannten 'Farm Murders': Was sich für uns wie ein schlechter Horrorfilm anhörte, ist in Südafrika brutale Realität. Dabei handelt es sich um rassistische Gewaltverbrechen gegen weiße Farmer.

    Viel Sonnenschein, frische Landluft, ausreichend Schlaf, veganes, abwechslungsreiches Essen und der Kontakt zu Einheimischen und ihren Farmtieren sorgten dafür, dass wir gestern mit einem guten Gefühl das Asher's Farm Sanctuary verlassen haben und gerne zurückblicken.
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  • Day 43

    Tagesausflug zum Elephant Sanctuary

    October 17, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 24 °C
  • Day 46

    Bambelela

    October 20, 2018 in South Africa ⋅ ☁️ 22 °C

    Eigentlich wollten wir nach den zwei Wochen Farmarbeit erst einmal reisen und entspannen. Delia, unsere Gastgranny auf Asher's Farm Sanctuary, erzählte uns jedoch von einer non-profit Affenauffangstation, die verwaiste oder verwundete Affen sowie Ex-Haustiere aufnimmt, mit dem Ziel diese wieder auszuwildern. Das hörte sich so verlockend an, dass wir uns im direkten Anschluss auf nach Bambelela machten, um dort als Voluntäre zu arbeiten. Maximal zwei Wochen Aufenthalt hatten wir uns fest vorgenommen, da wir noch so viel mehr von Südafrika sehen wollten. Ein paar Tage reichten allerdings aus, um unser Herz an diesen wundervollen Ort zu verlieren, so dass wir schließlich einen ganzen Monat dort verbrachten.

    Bambelela kümmert sich hauptsächlich um grüne Meerkatzen und vereinzelt auch um Paviane. An 6 Tagen in der Woche arbeiteten wir von 7:45 Uhr bis 17:00 Uhr. Die meisten Morgende begannen wir damit, Exkremente sämtlicher Art im Handicap von Kletterutensilien zu schrubben. Das Handicap ist das einzige Gehege, das man als Neuling betreten kann, ohne attackiert zu werden. Es beherbergt Meerkatzen, die auf Grund gesundheitlicher und psychischer Probleme nicht rehabilitiert werden können. Zum Beispiel ist Kingsley hier zu Hause. Ihm wurde in einer Silversternacht eine mit einem Böller präparierte Banane verfüttert, wodurch er Teile seines Kiefers, seinen Gehörsinn sowie seine Sehfähigkeit verlor. Eine weitere Bewohnerin des Handicaps ist die kleine Erna. Sie kam nach  Bambelela, nachdem ihre Mutter in einem Verkehrsunfall gestorben war. Das Baby hatte dabei eine schwere Hirnstörung, Erblindung und Querschnittslähmung davongetragen. Durch viel Liebe, gute Pflege und Physiotherapie erlernte Erna das Laufen wieder, allerdings ist die Motorik nach wie vor stark eingeschränkt. Zwar konnte Erna nicht klettern, jedoch liebte sie es, uns von unserer Arbeit abzuhalten. Zu gerne klammerte sie sich an unsere Schuhe und öffnete so recht unkoordiniert, aber oft erfolgreich die Schnürsenkel. Selbst Putzen war für uns das reinsten Vergnügen, wenn dabei kleine und große Affen auf einem herumturnten. Sobald das Gehege wieder glänzte, wurde in Teamarbeit der Rest des Geländes auf Vordermann gebracht. Nach der halbstündigen Frühstückspause um 10:00 Uhr, fand man einen von uns meist spielend oder kuschelnd bei den Pavianbabys Lulu und Nhandi. Zeitgleich begab sich der andere ins Grüne, um „natural feed“ zu sammeln – eine Zwischenmahlzeit für die Affen, bestehend aus verschiedenen Pflanzenarten. Bevor es in die Mittagspause ging, spritzten wir in der Regel Mülltonnen und Aufbewahrungsboxen mit dem Hochdruckreiniger ab, was besonders an heißen Tagen eine angenehme Beschäftigung war. Wie immer, wenn man sich außerhalb eines Geheges oder eines abschließbaren Raumes aufhielt, musste man auch während der Abkühlung stets wachsam sein. Grund dafür waren 4 erwachsene Paviane, die allzu sehr an Menschen gewöhnt waren. Bei Merlin, Suki, Julie und Thandi hat es mit der Auswilderung wegen verschiedener Ursachen bislang nicht geklappt. Statt sich einer wilden Paviangruppe anzuschliessen, beschäftigten sie sich lieber damit, Wasserschläuche für sich einzunehmen, in Unterkünfte einzubrechen und alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest war. Für Paviane existiert nur eine Regel: Was deins ist, ist meins und was meins ist, ist ebenfalls meins. Dieses Gebot sollte beherzigt werden, wenn man nicht erfahren möchte, wie kräftig der Kiefer eines Pavians ist. Trotz aller Vorsicht, ließ sich nicht jeder Biss vermeiden. Trat bei Merlin allzu große Langeweile auf, versuchte er einen für ein Spiel zu begeistern. Leider begriff er nicht, dass unsere Haut nicht so robust und mit Fell versehen ist, wie die der Paviane. Obacht war auch geboten, wenn die Babypaviane auf einem herumturnten, weil dann der Beschützerinstinkt der Erwachsenen allgegenwärtig war. Nach der einstündigen Mittagspause, die wir oft im Pool verbrachten, bereiteten wir eine der insgesamt 4 Tagesmahlzeiten für die Affen zu.  Die dafür benötigten Lebensmittel erhielt Bambelela von umliegenden Supermärkten, die für diese keine Verwendung mehr hatten. Die abgelaufene Ware wurde täglich eingesammelt und zur Affenauffangstation gebracht, wo wir beim Abladen halfen. Beim Sortieren der teils verschimmelten Lebensmittel, hielten sich Ekel und Spass stets die Waage. War die Essenvorbereitung gegen 15:00 Uhr abgeschlossen,  ging es für uns zur Fütterung zurück ins Handicap. Um sicherzustellen, dass alle Meerkatzen ausreichend Nahrung zu sich nahmen, mussten die blinden Affen per Hand gefüttert werden. Im Anschluss stand das Babysitten der verwaisten Meerkatzenbabys Patrick (bei Ankunft zwei Wochen alt), Ginge (Frühchen, bei Ankunft einen Tag alt) und Gaia (bei Ankunft eine Woche alt) auf dem Plan. Alle drei mussten circa alle zehn Minuten mit dem Fläschchen gefüttert werden. Obwohl nur wenige Gramm schwer, versuchte sich besonders der Älteste schon in den ersten Klettermanövern. So konnte man als Affenersatzmama mit Stolz die täglichen Fortschritte bewundern.

    Gegen 17:00 Uhr wurde der Feierabend eingeläutet. Was sich nach einem langen Arbeitstag anhört, war nur halb so wild. Schnell stellten wir nämlich fest, dass die südafrikanische Arbeitsweise eine andere ist. Stand zum Beispiel ein gemeinsames Projekt an, wie das Ausheben eines Grabens, arbeitete stets einer, während mindestens vier 'Supervisor' gut gelaunt drum herum standen. Anpassungsfähig wie wir sind, glichen wir unsere Arbeitsmoral der unserer Kollegen an - Adieu, deutsche Effizienz!

    Nach der Arbeit spielten wir oft noch eine Runde Fußball bevor wir gemeinsam zu Abend aßen. Manch einen Tag haben wir anschließend unter sternklarem Himmel am Lagerfeuer mit Gesang und Gitarrenmusik ausklingen lassen. An anderen Abenden warteten wir darauf, dass sich unsere Kollegen heimlich in unser Chalet schlichen, um mit uns anzustoßen. Man sollte zwar meinen, dass sich Erwachsene auch ganz offiziell auf ein Bierchen treffen dürfen, aber nicht so in Bambelela. Dort gab es so viele Regeln, die sich je nach Lust und Laune der Chefetage auch mal änderten. So war es den Festangestellten aus unerfindlichen Gründen nicht gestattet, die Unterkünfte der Voluntäre zu betreten. Auch hat es sich uns nicht erschlossen, warum es einem Voluntär nicht erlaubt war, einem Mitarbeiter eine kalte Cola aus dem Bambelela-Kiosk zu spendieren. Nach Christinas feuchtfröhlichem 30. Geburtstag kam dann noch ein absolutes Alkoholverbot hinzu. Was für ein Glück, dass in Südafrika erst kürzlich Cannabis legalisiert wurde ;). Durch das allzu willkürliche Reglement, das keiner so wirklich verstand, fühlten wir uns oft in Teenagerzeiten zurückversetzt. Noch einmal Sweet Sixteen :)

    Bambelela wird für uns immer ein magischer Ort bleiben, nicht zuletzt wegen unserer teils verrückten, dafür aber umso liebenswerteren Kollegen. Allesamt fanden sie Zuflucht in Bambelela. Ob Drogenabhängigkeit, Mobbing, gescheiterte Liebesbeziehungen, Kriminalität, Suizidversuche, ungewollte Schwangerschaften - jeder hatte seine eigene Geschichte zu erzählen. Erstaunt waren wir darüber, mit welcher Offenheit sie uns ihre Schicksale anvertrauten.

    Schweren Herzens haben wir Abschied genommen. Tschüss Bambelela, wir sind uns sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen!
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  • Day 55

    Roadtrip

    October 29, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 34 °C

    Unsere vier Wochen in Bambelela neigten sich dem Ende zu. Doch wie sollte es nun weitergehen? An einem geselligen Spieleabend, den wir - wie immer heimlich - in unserem Chalet veranstalteten, entschieden wir uns für einen Roadtrip. Etienne, einer der Langzeitvoluntäre, schlug kurzerhand vor uns zu begleiten. Etwas überrumpelt von der Idee, konnten wir uns doch sehr schnell dafür begeistern, da wir uns sehr gut mit ihm verstanden.

    Zwei Tage später saßen wir in unserem gemieteten Auto, das wir - kreativ, wie wir sind - 'CarL' tauften. Just in diesem Moment fiel uns auf, dass wir noch gar nicht wussten, wohin es gehen sollte. Da wir schon viel von der naheliegenden Panoramaroute gehört hatten, sollte dies unser erstes Ziel werden. Lauthals Liebeslieder mitsingend, fuhren wir überglücklich auf teils staubigen Landstraßen der Sonne entgegen - ein Freiheitsgefühl, das kaum zu beschreiben ist. Überraschenderweise fiel es uns nicht schwer, uns an den Linksverkehr zu gewöhnen. Vielmehr machten uns sowohl die schmalen, unbefestigten und von Schlaglöchern übersäten Fahrbahnen als auch die Fahrweise manch eines Südafrikaners zu schaffen. Dies sorgte hier und da für Nahtoderfahrungen. Am ersten Abend unseres Roadtripabenteuers genügte ein kurzer Blick auf die Karten und der Plan für den darauffolgenden Tag stand fest: ein Ausflug in den berühmten Kruger Nationalpark. Da es bis dort allerdings noch einige Kilometer zu fahren waren, kam es leider dazu, dass wir einen Großteil der Strecke, die für ihre atemberaubende Aussicht berühmt ist, in totaler Dunkelheit befuhren.

    Als wir mit CarL pünktlich um 5:00 Uhr des nächsten Morgens die Tore des Nationalparks passierten, dauerte es keine zehn Minuten, bis wir die erste Giraffe erblickten. Dies sollte nicht das letzte Tier gewesen sein. Neben zahlreichen Antilopen und Vogelarten konnten wir vier der berühmten "Big Five" erspähen. Nur der scheue Leopard ließ sich nicht blicken. Obwohl wir bei einer Größe von 20.000 km² lediglich einen Bruchteil des Nationalparks gesehen haben, hat sich der Tagesausflug absolut gelohnt.
    Alles in allem saßen wir während dieses Ausfluges 17 Stunden im Auto, weshalb wir uns dazu entschlossen, den nächsten Tag etwas genügsamer anzugehen. Wir entspannten auf einer Seidenfarm, wo wir viel über fleißig spinnende Raupen lernten, uns beim Tischtennisrundlauf austobten und anschließend im Pool erfrischten.

    Am folgenden Tag ging es zurück auf die Panoramaroute, die wir nun endlich wieder im Hellen bestaunen durften. Einen kurzen Zwischenstopp legten wir in Pilgrim's Rest ein - eine gespenstische ehemalige Goldgräberstadt, die heute als Freilichtmuseum fungiert. Zu spät fiel uns auf, dass wir uns noch um keine Unterkunft für die Nacht gekümmert hatten. Aber warum auch für ein Hostel bezahlen, wenn man CarL hat: Mit drei Personen und jeder Menge Gepäck im Auto, zählten wir diese Übernachtung zwar nicht zu unseren komfortabelsten, dafür sorgte sie aber für jede Menge Lacher. Den versäumen Schlaf konnten wir in der Folgenacht aufholen: über einen Freund von Etienne erhielten wir eine Gratisübernachtung in einem Familienresort. Dort ließen wir es uns richtig gut gehen: Sonne tanken am Pool, intellektuelle Herausforderungen beim Straßenschach und traditionelles Braai mit Gitarrenmusik.

    Immer wieder unterbrachen wir lange Autofahrten, um kleine Wanderungen zu unternehmen, verschiedene Wasserfälle zu besichtigen oder uns eine beeindruckende und lehrreiche Greifvogelschow anzusehen, bis uns unser letzter Stopp in die Amphitheatre Backpackers' Lodge führte . Das nahe der Drakensberge gelegenen Hostel zog uns mit seinem Charme direkt in den Bann. Die mit Kreativität und viel Liebe zum Detail eingerichteteten Steinhäuser, hoben sich von unseren bisherigen Unterkünften ab. In die Wände eingelassen Elemente aus recyceltem Glas, Mosaiksteinen und Schnitzereien machten jeden Raum besonders. Die gewöhnlicher Weise sehr spartanisch eingerichteten Mehrbettzimmer waren mit angeschlossenem Badezimmer sowie internationale Steckdosen, Licht und Tresor an jeder Schlafbucht für unser Empfinden sehr luxuriös ausgestattet. Auch der Barbereich beeindruckte mit seinem inkludierten Jacuzzi. Im gemütlichen Speisesaal ermöglichte uns Etienne am zweiten Abend durch eine Gesangseinlage für alle Gäste ein gratis Abendessen. Das Hostel bot eine große Auswahl an Aktivitäten an. Sofort gefesselt waren wir von den Bildern des Tugela Fall, dem zweit höchsten Wasserfall der Welt. Leider sprengte die geführte Wanderung unser Budget, so dass wir uns gegen Guide und Shuttleservice entschieden und den Ausflug in Eigenregie planten. Am Morgen vor Aufbruch in die Drakensberge trafen wir beim Frühstück auf Tomas und Mirkka. Da sie uns direkt sympathisch waren, luden wir den südafrikanischen Singer und Songwriter und seine finnische Freundin ein uns zu begleiten. Der Ausflug sollte nicht nur unser letzter, sondern auch der Höhepunkt unseres Roadtrips werden: atemberaubende Aussichten, Adrenalinschübe auf unbefestigten Wegen und Leitern sowie vollkommene Körperfreiheit beim Nacktbaden auf der Spitze des Berges.
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  • Day 62

    The Dell Cheetah Centre

    November 5, 2018 in South Africa ⋅ 🌬 29 °C

    Im Laufe unseres Roadtrips entschloss sich Etienne dazu, uns noch ein wenig länger auf unserer Reise durch Afrika zu begleiten. Weil er hierfür jedoch zunächst noch einige Formalitäten in Johannesburg erledigen musste, entschieden wir uns dafür, die Zeit ohne ihn mit einem weiteren Voluntärprojekt sinnvoll zu nutzen. Aufgrund unserer guten Erfahrungen mit der Affenauffangstation, wollten wir gerne noch einmal mit Wildtieren arbeiten und begaben uns im Internet auf die Suche. Dabei gingen wir mit Bedacht vor, weil in dieser Branche oft der Tourismus als Geldmaschinerie über das Wohl der Tiere gestellt wird. So haben wir zum Beispiel davon gehört, dass Löwenjungen ihren Müttern entrissen und gutgläubigen Touristen als kuschelbedürftige Waisen verkauft werden. Sind die Babys einmal groß, werden diese, anstatt vermeintlich wieder ausgewildert zu werden, hinter dem Rücken bezahlender Voluntäre an Farmen verkauft, wo sie zum Abschuss freigegeben werden. Mit dem ausdrücklichen Hinweis auf der Website darauf, dass bis auf die Fütterung der Raubkatzen keine Interaktion möglich ist, zog The Dell Cheetah Centre unsere Aufmerksamkeit auf sich. In einem kurzen Telefonat gelang es uns, den Preis für einen Aufenthalt von einer Woche von 6000 auf 4000 Rand herunterzuhandeln. Zwar erschienen uns auch ca. 240 Euro recht viel, jedoch ist es in diesem Bereich üblich, für Freiwilligenarbeit zu zahlen. Neben Kost und Logis ist nämlich auch eine Spende an die Tiere mit inbegriffen ohne die sich die Projekte oft nicht über Wasser halten könnten.

    Zwei Tage nach dem Anruf kamen wir auf der Gepardenfarm an, die nach eigenen Angaben zum Ziel hat, die wunderschönen Raubkatzen zu züchten und auszuwildern, da die südafrikanische Wildbahn nur noch etwa 850 Geparden beherbergt. Mit wenig Herzlichkeit und Enthusiasmus, wurden wir von den zwei Projektkoordinatoren Georgia und Michael, der Mitarbeiterin Lizé und einer Voluntärin namens Sarah begrüßt. Im Gegensatz zu Bambelela, fiel es uns von Anfang an schwer uns wohlzufühlen. Insbesondere Georgia ging uns mit ihrer schnippischen, besserwisserischen Art ziemlich auf den Geist. In Momenten wie diesen, wird uns umso mehr bewusst, dass das gemeinsame Reisen für uns nach wie vor die beste Entscheidung ist. Sowie sich in schwierigen Phasen das Sprichwort: "Geteiltes Leid ist halbes Leid." bewährt, so wachsen die vielen schönen und abenteuerlichen Momente im Spaßfaktor exponentiell, wenn wir sie miteinander teilen.

    Neben den zwischenmenschlichen Disharmonien haben uns auch die Gehege und der dortige Umgang mit den Tieren wenig überzeugt. Zwar sind wir keine Experten, doch hätten wir uns etwas mehr Platz und Versteckmöglichkeiten für die Tiere gewünscht. Auch haben wir nicht ganz nachvollziehen können, wie die beiden verwaisten Servalbabys Holly und Buddy jemals wieder ausgewildert werden sollen, wenn der Kontakt zu Menschen während der Fütterung so intensiv ist. Unser Vorschlag, die Tiere mithilfe einer Vorrichtung und ohne direkten Kontakt zum Menschen zu füttern, wurde von Fräulein Neunmalklug sofort zerschlagen. Schließlich müssten die Katzen intensiv beim Fressen beobachtet werden, da sie sich sonst gegebenenfalls am Hühnchen verschlucken könnten. Zudem könne das Futter dreckig werden, wenn es nicht persönlich in Schüsselchen serviert würde. Es ist ja nicht so, als ob Raubtiere ihre Beute in der Natur nicht auf dem Boden, oft staubigen Untergründen, erlegen würden.

    Der Arbeitsalltag auf der Gepardenfarm war wenig ereignisreich. Zweimal täglich halfen wir bei der Zubereitung der Mahlzeiten für die drei in Gefangenschaft geborenen Geparden, die insgesamt vier Servale, den Karakal und die verschiedenen dort lebenden Vögel. Verfüttert wurden hauptsächlich Pferdefleisch und Küken. Auf Grund des hohen Fettgehaltes musste für die jungen Servale das Eigelb aus den Küken entfernt werden. An dieser Stelle verzichten wir auf weitere Details 🤮. Die Fütterung der Raubkatzen war zwar eine schnelle aber imposante Prozedur. Auge in Auge mit den graziösen Samtpfoten zu sein, stellte mit Abstand das Highlight unseres Aufenthaltes dar. Gut gefiel uns auch die von Lizé geführte Tour, bei der wir einige Fragen stellen durften und viel über Geparden lernten. Hin und wieder verfütterten wir einen Apfel an die liebenswerte Duckerdame Heidi, während wir darauf warteten, dass sich der Trog der Zebras mit Wasser füllte. Ansonsten gab es außer gelegentlicher Reinigungsarbeiten nur wenig zu tun, sodass wir viel Zeit mit Herumsitzen und endloser Langeweile verbrachten. Letztere wurde einmal durch einen Hilferuf der Nachbarin unterbrochen: Eine gemeine Krötenviper hatte sich in ihren Garten verirrt. So begleiteten wir Michael, der einen Kurs in der Handhabung von Schlangen abgelegt hat, beim Einfangen und wieder Aussetzen des Reptils.

    An einem Abend besuchen wir in einen südafrikanischen Pub, wo wir mit einem lustigen Trinkspiel vertraut gemacht wurden: Nacheinander schlugen wir mit einem Hammer bewaffnet Nägel in einen dicken Baumstamm. Dessen Nagel am schnellsten versank, gewann die Runde. Der Verlierer musste jedem Teilnehmer einen ausgegeben. Auch das Mitstreiten in einem Billardwettbewerb hat für Heiterkeit gesorgt.

    Nach sieben Tagen verließen wir erleichtert die Gepardenfarm. Zwar sind wir überzeugt davon, dass die Besitzer und ihre Mitarbeiter die Raubkatzen lieben und beabsichtigen Gutes zu tun, es ist für uns jedoch fraglich und bleibt abzuwarten, inwiefern das derzeitige Konzept aufgehen wird. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall.
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  • Day 73

    Shap Shap

    November 16, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 31 °C

    'Shap shap!' - mit diesen zwei Wörtern kann man in Südafrika eine gesamte Konversation führen. Sie dienen unter anderem als Begrüßung, als Verabschiedung, als Danke und vor allem als 'Alles ist easy!'. 'Shap shap!' ist einfach positiv. Zwar waren uns diese Worte schon vorher bekannt, doch wurde uns die Bedeutungen erst während unseres nächsten Stopps richtig bewusst.

    Eigentlich wollte Etienne uns nach der Woche im Cheetah Centre abholen, doch hatte er seine Angelegenheiten in Johannesburg noch nicht vollständig regeln können und versetzte uns. Schnell musste ein neuer Plan her. Die aufmerksamen Leser unseres Blogs werden sich an Tomas erinnern, den wir in den Drakensbergen kennengelernt haben. Er hatte uns von seiner Tante erzählt, die ein Faible für Backpacker hat und diese gerne bei sich aufnimmt. Kurzerhand kontaktierten wir unseren Wanderkumpanen, um zu fragen, ob seine Tante Lust auf spontanen Besuch habe. Das Glück war auf unserer Seite - nicht nur hatten wir eine kostenlose Bleibe gefunden, sondern bestand Tomas auch darauf, uns höchstpersönlich einzusammeln und zu seiner Tante zu chauffieren. Toller Typ!

    Mehr als herzlich wurden wir zwei Tage später in einem kleinen Ort in der Nähe Pretorias, von Eloise, Peter und ihren Söhnen Alan und Sam(uel) begrüßt. Der Beginn einer entspannten und glücklichen Zeit. Wir konnten einfach die Seele baumeln lassen und uns mit Dinge beschäftigen, die schon mal zu kurz kommen: Blogeinträge schreiben, ein gutes Buch lesen, mit Tieren kuscheln, Fitnesstraining, Kochen, Gärtnern und Kreativarbeiten.

    Peter und Eloise arbeiten als freiberufliche Bühnenbildner und haben zu diesem Zweck eine riesige offene Werkstatt auf ihrem Gelände. Sam hilft seinen Eltern aus und ist außerdem ausgebildeter Goldschmied. Ohne einen besonderen Anlass fertigte er uns zwei wunderschöne Gepardenanhänger aus Silber.

    Die Familie hat ein großes Herz für Tiere. So bietet sie einem Taubenschlag, zwei Truthähnen, zahlreichen Hühnern und Gänsen sowie vier Hunden ein Zuhause. Besonders angetan hatten es uns die treudoofen Augen von Sunny, einem Pitbull-Bullterrier-Mix, der kaum noch Zähne besaß, da er statt eines Balles lieber Steine apportierte. Immer wieder hatten seine Besitzer versucht es ihm abzugewöhnen, es jedoch schließlich resigniert aufgegeben. Auch das verwaiste Küken Sparkles, das denkt es sei ein Papagei, gewannen wir sehr lieb. Zu gerne machte es sich auf der Schulter eines menschlichen Freundes bequem und piepste dabei unermüdlich in den höchsten Frequenzen laut in dessen Ohr.

    An einem Tag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung zur Spitze des Berges, der auf dem Grundstück der Familie gelegen ist. Auf der Hälfte der Strecke begannen wir fröhlich darüber zu philosophieren, was im Falle eines Schlangenbisses zu tun sei. Schließlich war die felsige Landschaft ein Paradies für Kobra und Co. Nach einigen Hin- und Herüberlegungen kamen wir zu dem Ergebnis, uns besser nicht beißen zu lassen, da wir es je nach Spezies eh nicht rechtzeitig zum Krankenhaus schaffen würden. Oben angekommen genossen wir die Aussicht über Wälder, Berge und Seen. Es sollte die Ruhe vor dem Sturm sein, denn plötzlich sahen wir aus unseren Augenwinkeln etwas Gelb-Braunes direkt an unseren Füßen vorbeikriechen: eine Puffotter! Statt Contenance zu bewahren, sprangen wir kreischend auf und begaben uns in sichere Entfernung. Zwar hat eine ausgewachsene Puffotter laut Wikipedia einen Giftvorrat, der ausreicht, um vier bis fünf Menschen zu töten, jedoch ist sie von Natur aus nicht angriffslustig. So kamen wir noch einmal mit dem Schrecken, viel Adrenalin und einem weiteren Abenteuer davon.

    Die Abende bei der Familie verbrachten wir oft unter sternklarem Himmel am Lagerfeuer mit diversen Musikinstrumenten, Gesang und dem ein oder anderen Bierchen. Gelegentlich sorgte Alans Feuershow für ein besonderes Highlight.

    An einem Samstagabend machten wir uns mit den Söhnen, deren Cousin Jean und den Nachbarn Zander und Jan auf nach Pretoria, um ein Konzert von Tomas zu besuchen. Nach dem gelungenen Auftritt, wollten wir uns noch ein Rugbyspiel in einem Pub ansehen. Auf dem Weg dorthin, gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Alan, unser Fahrer, musste ins Röhrchen pusten. Die zwei kleinen Bier, die er intus hatte, überstiegen laut des Verkehrspolizisten die Promillegrenze. Zum ersten Mal wurden wir mit der Korruption im Land direkt konfrontiert. Um einem unmittelbaren Gefängnisaufenthalt übers Wochenende zu entgehen, bot der Ordnungshüter Alan netterweise an, ihm einfach alles Bare, was sich in seinem Portemonnaie befand, zu überlassen. Für ca. 50 Euro drückte der Uniformierte noch einmal ein Auge zu und ließ Alan alkoholisiert weiterfahren.

    Eine von uns (Lisa) erlebte einen absoluten Adrenalinrausch, indem sie sich mit Zander auf sein Motorcrossbike begab. Mit rund 60 kmh über kurvige, rutschige Sandwege zu brettern und über felsige Landschaften einen Berg hoch und runter zu heizen war extremer als jede Achterbahn. Juhu, überlebt!

    Bei Eloise, Peter, Alan und Sam haben wir uns wie zu Hause gefühlt. Wir bedanken uns und sagen auf Wiedersehen: Shap Shap!
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  • Day 85

    Fallschirmsprung

    November 28, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 16 °C

    Mit viel Freude haben wir Lisas Geburtstagsgeschenk für Christina eingelöst! Fast wäre es jedoch nicht zum Fallschirmsprung gekommen, da die ersten beiden vereinbarten Termine wetterbedingt gecancelt werden mussten. Als die Sonne endlich zum Vorschein kam und der Wind abflaute, setzten wir uns am dritten Tag des Wartens aufgeregt in Sams BMW, um uns auf den Weg zum Abenteuer Tandemsprung zu machen. Doch dann der Schreck: der Motor sprang nicht an! Nach einer Stunde erfolgloser Bemühungen von Sam und Zander, das Gefährt wieder in Gang zu bringen, riefen wir die Dropzone an, um dieser mitzuteilen, dass wir es nicht pünktlich schaffen würden. Zu unserer Erleichterung ließ man uns wissen, dass dies kein Problem sei, die Sprünge könnten nach hinten verlegt werden.

    Als wir die Hoffnung in das Auto schon fast verloren hatten, ertönte nach etwa zwei Stunden das lang ersehnte Geräusch: der Motor lief! Endlich konnte es losgehen! Doch zu früh gefreut: Erst wenige Kilometer hatten wir hinter uns gelegt, als die einzige Straße, die uns zum Ziel führen konnte, von einem umgestürzten Baum versperrt war. Zum Glück waren die Räumungsarbeiten bereits in vollem Gange, so dass wir unseren Weg mit nur kurzer Verzögerung fortsetzen konnten.

    Am Fallschirmplatz angekommen, wurde nicht lange gefackelt. Nach einer fünf-minütigen Einweisung, während derer uns das Gurtzeug angelegt wurde, und einer kurzen Vorstellung unserer Tandemmaster, saßen wir auch schon im Flugzeug.

    Eine knappe halbe Stunde verbrachten wir in dem kleinen, gemütlichen Flieger, bis wir die erforderliche Höhe von 4000 m erreicht hatten. Der Ausblick von dort oben auf die sandige Küste und das türkisblaue Meer in Miniaturform war wunderschön. Die Tür öffnete sich und neben einem ohrenbetäubenden Lärm, schlug uns kalte Luft entgegen. Bevor wir realisierten, wie uns geschah, ging es für Christina zuerst aus dem Flugzeug, dicht gefolgt von Lisa. Den Freifall bei ca. 200 km/h genossen wir in vollen Zügen. Nach knapp 40 Sekunden öffneten sich die Fallschirme und Christina überkam nach der ersten Drehung eine enorme Übelkeit, von der sie sich erst nach Stunden wieder erholte. Da Lisa unter keiner Reisekrankheit leidet, konnte diese sogar einige Male selber den Schirm lenken, bevor es Richtung Landezone ging.

    Zwar hätten wir mit noch viel mehr Adrenalin gerechnet und waren von unserer entspannten Stimmung hoch oben in den Wolken überrascht, doch Spaß hatten wir allemal!
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  • Day 86

    Knysna

    November 29, 2018 in South Africa

    An einem der vielen gemütlichen Abende am Lagerfeuer unserer südafrikanischen Gastfamilie, schlug uns Zander vor, seinen langjährigen Freund Crosby in Knysna zu besuchen. Dieser führe mit seiner Familie ein kleines Airbnb, wo man in außergewöhnlichen Unterkünften, wie Tipis oder Kuppelzelten, mitten im gemäßigten Regenwald hausen könne. Sofort waren wir Feuer und Flamme für diese Idee.

    Während wir die ersten Überlegungen anstellten, wie wir zu unserem nächsten Reiseziel gelangen sollten, schwärmte Zander ununterbrochen von dem Idyll, welches das Zuhause seines Freundes war. Die anhaltende Begeisterung für diesen Ort, entwickelte sich kurzum zu dem fixen Plan, uns gemeinsam mit Sam zu begleiten. Gesagt, getan: Per Tetris-Technik packten wir Sams tiefergelegten BMW, dessen Baujahr irgendwann in den 80ern liegt, bis oben hin voll. Zanders Hund, Shamwarris, fand auch noch Platz.

    Bei der 16-stündigen Fahrt durften wir es uns auf der Rückbank bequem machen, während sich die Männer am Lenkrad abwechselten. Als wir die am indischen Ozean gelegene Stadt Knysna erreichten, ließ uns Crosby via Sprachnachricht wissen, dass es von dort nur noch 15 Fahrminuten über Schotterpisten und Wiesen in den Wald hinein seien. Diese Berechnung hatte er jedoch ohne Sams alten BMW gemacht. Bei einem Tempo zwischen 5 und 10 km/h versuchten wir den Wagen Schritt für Schritt um teils riesige Felsbrocken herum zu manövrieren. Einmal mussten wir sogar aussteigen, um den Wagen zu erleichtern und die Straße manuell zu ebnen, indem wir zur Überbrückung einer hohen, scharfen Kante eine Piste aus Steinen bauten.

    45 Minuten später wurden wir von Crosby, seiner Frau Mashca und den beiden Kindern Laya und Quinn in einem großen Kuppelzelt mit herzlichen Umarmungen begrüßt. Durch die Gastfreundschaft der Familie fühlten wir uns vom ersten Moment an mehr als willkommen.

    Mashca führte uns zu der gemütlichsten Unterkunft, die wir uns hätten vorstellen können: ein geräumiges Tipi, das wie auch alles andere auf dem Gelände mit solarbetriebenem Licht ausgestattet war. Für die nächsten zwei Wochen sollte dies unser Zuhause sein. Viele gesellige Abende verbrachten wir hier mit Disneys König der Löwen, Scrabble, und Marshmallows, die wir knisternd über Kerzenschein rösteten. Die Atmosphäre war perfekt, wenn dazu noch kräftige Regenschauer auf das Zeltdach hinabprasselten.

    Musste man mal für kleine Mädchen, war das Plumpsklo nicht weit. Davon gab es eine überdachte und eine open-air Version mit atemberaubendem Blick auf Nebelschwaden, die mystisch aus dem Regenwald aufstiegen. Geduscht wurde ebenfalls unter freiem Himmel, vorausgesetzt der Tank war ausreichend gefüllt. Hatte man vergessen Wasser aus dem Damm zu pumpen, mussten Alternativlösungen her, so dass wir uns auch schon mal gegenseitig mit Wasser aus Kanistern übergossen.

    Die Mahlzeiten wurden meist gemeinsam mit der Familie zubereitet und eingenommen. Wir fühlten uns absolut in die Familie inkludiert, was unter anderem daran lag, dass uns bei der Beaufsichtigung der Kinder sowie der Bewirtschaftung der zahlenden Gäste 100%iges Vertrauen entgegengebracht wurde.

    Neben einem gemeinsamen Ausflug zum Strand, durften wir Crosby und Mashca auch auf eine Geburtstagsfeier von Freunden begleiten. Wiedergefunden haben wir uns in einer Hippikommune mit Trommel- und viel zu viel Trancemusik. Mehrfach wurden uns von den liebedurchfluteten Partygästen diverse natürliche Glücklichmacher, wie Magic Mushrooms, angeboten, die wir dankend ablehnten. Glücklich waren wir auch so.

    Oft zogen wir auch mit Zander, Sam und Sharmwarris alleine los, während Mashca und Crosby ihrem normalen Alltag nachgingen. Machten wir uns auf den Weg zu weiter entfernten Zielen, waren wir meist auf Sams alten BMW angewiesen, der wie bereits erwähnt, seine Schwierigkeiten mit den wilden Schotterstraßen hatte. Höhepunkt war ein geplatzter Reifen mitten im Dschungel. Glücklicherweise hatte Sam Ersatz an Bord, so dass das Problem schnell gelöst war. Einer weiteren Herausforderung war das Auto ausgesetzt, als die Brücke, die als einziger Weg in die Stadt führte, nach kräftigen Regenschauern überflutet war. Sam wagte sich nach einigem Hin- und Herüberlegen durch die Wassermassen. Zwar wurden wir entgegen aller Sorgen nicht weggespült, doch fielen bedingt durch die Nässe ein paar Zylinder des tiefergelegte Vehikels zeitweise aus. Bis diese wieder vollständig intakt waren, vergingen mehrere Tage, an denen Sam und Zander geduldig im Motorraum herumwerkelten, da sich das Fahrzeug häufig nicht starten ließ.

    Wann immer es ging, ließen wir den Wagen stehen, um diesen nicht weiteren Strapazen auszusetzen. Bei einer unserer Erkundungen des Regenwaldes, entdeckten wir einen natürlichen Swimmingpool am Fuße eines Wasserfalles. Während dieser beim ersten Mal noch paradiesisch ruhig war, hatte er sich bei unserem zweiten Besuch auf Grund starker Regenfälle in einen tosenden, reißenden Fluss verwandelt. Die übermütigere von uns (Lisa) begab sich ohne lange zu fackeln, getrieben von Abenteuerlust, in die Fluten und wurde von der starken Strömung sofort mitgerissen. Zander sprang heroisch hinterher. Kurz vor dem nächsten Wasserfall, der viele Meter in die Tiefe stürzte, bot ein Felsbrocken in der Mitte des Flusses gerade noch rechtzeitig den vorerst sicheren Halt. Nur mit Teamarbeit und viel Anstrengung konnte das rettende Ufer erreicht werden. Puh, da hatte doch beinah jemand die Kraft des Wassers unterschätzt. Noch einmal Glück gehabt!

    Bei einer weiteren Wanderung wurden wir im Ansatz mit den Ausmaßen der vorherrschenden Waldbrände entlang der Gardenroute konfrontiert. Unser Wanderpfad wurde nämlich von einem umgestürzten, noch qualmenden Baum versperrt und konnte nur durch ein waghalsiges Klettermanöver überwunden werden. Ein paar Kilometer weiter stießen wir auf riesige schwarze Flächen, wo statt des saftig grünen Regenwaldes nur noch Staub und Asche übrig waren.

    Manch ein Abend in Knysna wurde krönend mit der Bewunderung der für uns einzigartigen afrikanischen Sonnenuntergänge sowohl am Strand als auch von der Spitze eines Berges abgeschlossen.

    Eines nachts machten wir uns auf die Suche nach Glühwürmchen. Inmitten der Dunkelheit schlug Shamwarris plötzlich Alarm. Grund dafür war ein näherkommender, weinender Mann, der zusammenhanglos versuchte uns etwas zu erklären. Bevor wir richtig begreifen konnten, worum es ging, tauchten zwei weitere Männer auf. Erst, als wir das Licht unserer Taschenlampen auf sie richteten, sahen wir, dass diese blutüberströmt waren. Tiefe Platzwunden zeichneten sich auf ihren Köpfen ab. Nachdem es uns gelang, die unter Schock stehenden Männer etwas zu beruhigen, verstanden wir endlich, was passiert war: In einer Kurve auf der Schotterstraße habe der Fahrer wegen eines technischen Defektes die Kontrolle über das Auto verloren, woraufhin sie eine Klippe hinuntergestürzt seien. Unser erster Gedanke, einen Krankenwagen zu rufen, konnte wegen zweierlei Dinge nicht umgesetzt werden. Zum einen hatten wir keinen Empfang, zum anderen lehnten die Männer dies vehement ab - wir denken, dass diese vermutlich nicht versichert waren. Auch unserem Instinkt die Wunden zu versorgen, konnten wir nur bedingt folgen. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Südafrika nicht Gesetz Erste Hilfe leisten zu müssen. Ganz im Gegenteil kann man sogar zur Rechenschaft gezogen werden, wenn dadurch weitere Verletzungen zugefügt werden. Außerdem ist das Ansteckungsrisiko mit dem HI-Virus enorm hoch, da jeder fünfte Einwohner in Südafrika damit infiziert ist. So verbrachten wir etwa 1 1/2 Stunden damit, beruhigend auf die Männer einzureden, unsere Jacken mit ihnen zu teilen und entgegen aller Vorsätze zumindest einen provisorischen Kopfverband anzulegen. Dann gelang es Crosby Unterstützung aus der Nachbarschaft zu holen und die Männer wurden letzten Endes doch ins Krankenhaus gefahren.

    Auch während unseres gesamten Aufenthalts in Knysna, waren die Worte 'shap shap' allgegenwärtig. Dies führte dazu, dass wir eine Idee umsetzten, die uns schon länger beschäftigt hatte: ein Freundschaftstattoo. Spontan besuchten wir einen Bekannten von Crosby in seinem Tattooladen. Seitdem zieren die Worte mit den vielen verschiedenen Bedeutungen unsere Arme und werden uns immer an die abenteuerliche und wunderschöne Reise erinnern, die noch lange nicht zu Ende ist!
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