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  • Day 49

    Da, wo der Pfeffer wächst

    May 19, 2016 in Peru ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute sollte es zu einem der größten Must-See's von Peru gegen: Der Colca Canyon. Leider riss unsere Krankheits-Pechsträhne aber selbst für den Canyon nicht ab. Jule hatte schon die ganze Nacht mit Bauchkrämpfen zu kämpfen gehabt und kam so nur sehr wackelig in die Bergschuhe. Aber wir wollten unbedingt versuchen, zu viert die sengende Hitze des Canyons zu bezwingen.

    Der erste Teil unserer Wanderung waren 1000m Abstieg in den Canyon. Ein staubiger Weg führte durch einen wüstenartigen Steilhang immer tiefer in den Canyon. Dabei eröffneten sich tolle Blicke in die Schlucht, wo der Rio Colca sich zwischen die Berge gegraben hatte. Während unser Weg von den verschiedensten Kakteen gesäumt wurde, konnte man unten immer wieder grün wuchernde Oasen sehen. Da wollten wir hin! Die neuerliche Hitze noch nicht ganz gewohnt kämpften wir uns den Weg hinunter, was den ein oder anderen irgendwann in einen tranceartigen Gang mit Tunnelblick auf den ersehnten Schatten in der Schlucht befallen ließ.

    Unten angekommen änderte sich das Bild des Canyons komplett. Das Wasser des Rio Colca toste prächtig dahin. Der gegenüberliegende Hang, den wir nun wieder zurück gingen, war von Menschenhand mit kleinen Flüsschen durchzogen worden, die irgendwo mitten in der Wüste oberhalb dieses Paradies entspringen müssen. Wir trauten unseren Augen nicht, wie üppig die Flora hier auf einmal anmutete. Staunend wanderten wir durch Pflanzen, die wir zwar kannten, aber noch nie (oder zumindest nur in ganz klein) wachsen haben sehen. Feigenbäume mit Blättern so groß wie Autoreifen, Avocadobäume, die hoch in den Himmel ragten, Paprikasträucher mit knallig bunten Früchten, riesige Kürbispflanzen, die alles überwucherten, schattenspendende Olivenbäume und ganz besonders überall Pfefferbäume mit rotem Pfeffer. Das war eigentlich das tollste, denn es roch immer wieder intensiv nach Pfeffer und die Bäume streckten uns knallig rot ihre kleinen Perlen entgegen.

    Inmitten dieser Oase am Rande des Abhangs legten wir einen kurzen Stopp ein. Ein findiger Einwohner hatte direkt an den Weg einen kleinen überdachten Bereich gebaut, wo er Getränke und Früchte anbot. Wir zögerten nicht lange und probierten zwei Arten von Kaktusfeigen, eine süß wie man sie kennt, die andere größer als eine Avocado, geschmacklich wie eine Kiwi, aber noch viel saurer. Schließlich entdeckten wir noch den Stall für Kleintier. Eine ganze Menge von Meerschweinchen tollte da in jeglicher Größe und Alter in Käfigen, Enten und Rebhühner fraßen uns aus der Hand und etwas entfernter graste ein kleines schwarzes Schwein. Wir dachten lieber nicht daran, was der Besitzer mit diesen lebensfrohen Tieren wohl machte.

    Der Rest der Weges führte uns auf und ab den Hang entlang, mal durch staubige Wüste, mal durch bewohnte und üppige Oasen. Der aufregendeste Moment des Tages war, als der Wind Chris' Cappy den Steilhang hinunter wehte und Chris ihr todesmutig nachstellte.

    Nach 9 Stunden Wanderung erreichten wir schließlich unser Ziel, die Oase Sangalle in mitten der Schlucht. Leider war die Sonne schon aus der Schlucht gewandert, aber es bot sich uns dennoch ein farbenpächtiges Bild: überall Blumen, Dattelpalmen und sogar Baumwollbäume. Unsere Unterkunft mutete wie von booking.com versprochen mehr als basic an. Es waren einfache Hütten mit Bambusdächern, die eigentlich überall offen waren und so das Getier der Oase einluden, es sich drinnen bequem zu machen. Mücken, Spinnen, Mäuse und sogar ein kleiner Skorpion empfingen uns. Licht und Wasser wurde in der Nacht abgestellt, so dass wir gegen Ende unserer Reise nun doch noch etwas mehr living on the edge hatten. Glücklicherweise bot die Unterkunft Abendessen (und eine Wasserflasche für 4€) an, was aus einer Maissuppe, Nudeln mit Zwiebelsoße und einem Tee aus frischer Zitronenmelisse bestand, bevor wir uns zu all dem Getier in einen unruhigen Schlaf begaben. Immerhin hatten wir unsere Schlafsack-Inlets dabei, die wir uns über die Köpfe zogen, um in der Nacht nicht massenweise Insekten zu essen.
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