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  • Day 98

    Regenwald und Regen

    March 7, 2019 in Colombia ⋅ ☁️ 20 °C

    In Pasto, unserer ersten Etappe in Kolumbien trafen wir uns zum Abendessen mit dem Kolumbianer von der Grenze, der zwar kein Englisch sprach aber viele interessante Infos über Kolumbien, die Sicherheit und das Land hatte. Er riet uns davon ab, von hier in den Regenwald zu fahren, die Straße sei zu schlecht. Google Maps gab für die 140 km über 5 Stunden Fahrzeit an.
    Heute morgen dann starke Bewölkung. Wir machen uns auf den Weg. Stadtverkehr in Kolumbien erfordert höchste Konzentration. Neben den Autos sind Unmengen von Mopeds unterwegs, für die keine Regeln zu gelten scheinen und die immer versuchen an uns dran zu bleiben.
    Raus aus der Stadt windet sich das Sträßchen in einer nie enden wollenden Folge von Kurven und Kehren, scheinbar geht es keinen Meter geradeaus, hinauf auf 3500 m. Die Motoren sind am Anschlag. Aber überall in dieser Höhe dichter Regenwald, Palmen und Kakteen, eine unglaubliche Landschaft. Nebelschwaden hängen in den Wäldern, immer wieder fallen Regentropfen.
    Nach 100 km ist es vorbei mit dem Sträßchen. Unsaft und abrupt. Eine harte, mit großen fest sitzenden Steinen, glattgewetzt von Auto- und Lkw-Reifen beginnt. Die GS macht Sätze. 2. Gang. Dabei wird es die nächsten 80 km bleiben. Wieder geht's über einen Pass. Links an der Felswand entlang, wo sich kleine Wasserfälle auf die Straße ergießen, rechts immer wieder traumhafte Blicke auf den dichten Regenwald und grüne Abgründe. Dann wird der Regenwald seinem Namen gerecht. Es regnet, erst wie ein Landregen, dann wie aus Kübeln. Ich ziehe die Regenjacke über als ich schon längst nass bin, aber in der Regenjacke koche ich auch im eigenen Saft, es ist warm und feucht. Die schmale Piste war schon bis jetzt nicht ganz einfach zu fahren, jetzt ist alles glatt und schmierig, Bächlein laufen die Straße entlang und die Wasserdurchfahrten werden immer tiefer. Das Fahren ist eine Herausforderung.
    Die Landschaft, die Streckenführung der sich zwischen Felswand, Abgrund und dem immer wieder im dichten Nebel verschwindenden Regenwald dahinwindenden Piste ist traumhaft schön, grandios, der Regen scheint dazu zu gehören, sonst würde etwas fehlen. Längst läuft mir das Wasser den Hals hinab, weil ich mit geschlossenem Visier nicht genug sehe, immer wieder muss ich anhalten um zu fotografieren. Meine Mitfahrer sind deshalb weit voraus. Ich genieße diese Fahrt wie selten. Alles scheint zu dieser Kulisse zu passen.
    Nach 80 km Konzentration und Spaß auf meinem von den Verhältnissen unbeeindruckten Motorrad habe ich Villagarzon erreicht. Holger hat irgendwo gewartet und wir lassen es die letzten km den Pass hinab nochmals krachen. Der Regen hört pünktlich auf, wir sind auf 700 m Höhe angekommen, Ende der Piste.
    Für die insgesamt 180 km haben wir heute 6 Stunden gebraucht.
    Einer der Tage die man nicht vergisst und an dem mir das Motorradfahren maximalen Spass gemacht hat. Ein perfekter Tag.
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