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  • Day 12–15

    Kyoto

    March 26 in Japan ⋅ ☁️ 9 °C

    Nach Osaka empfängt uns Kyoto mit einem kleinen Kulturschock. Die Stadt ist nun gänzlich anders. Keine Hochhäuser. Kleine, alte Reihenhäuser, enge schmale Gassen. Habe auf den ersten Metern Assoziationen von Buchholz in der Nordheide nur auf japanisch. Aber wo lassen die hier die 1,5 Millionen Menschen?!
    Die gilt es in den nächsten Tagen herauszufinden.
    Erstmal geht's aber in unser Airbnb. Die Straße bzw der hoffentlich autofreie Weg ist schmal - und plötzlich sagt Google Maps vor einer alten Holztür, dass wir das Ziel erreicht haben. Tatsächlich gibt es ein elektronisches Codeschluss und schon stehen wir in dem Reihenhaus, dass für die nächsten Tage unser Zuhause sein wird. Das ist sehr hübsch und modern eingerichtet. Wir sind schon mal gut angekommen.
    Abends besuchen wir einen Schrein. Drum herum wird alles jahrmarktsmäßig mit vielen Fressbuden uns einer Geisterbahn aufgebaut. Es ist Hanami - Kirschblütenfest und die Kirschblüten im Park blühen auf Kommando dazu. Schon echt schön!
    Wir wollen aber was richtiges essen und keinen kleinen Oktopus am Stil - und so gehen wir weiter. So gelangen wir in einen Straßenzug der, wie wir tippen, denkmalgeschützt ist und wirkt wie aus der Kolonialzeit entsprungen. Natürlich gibt es auch hier Restaurants und klar, wollen wir hier ganz historisch was essen. Schnell ist ein nettes Restaurant gefunden. Man muss sich hier aber die Schuhe ausziehen, wenn man im oberen Teil essen möchte. Wir möchten, denn mittlerweile haben wir echt Hunger und der letzte freie Tisch ist halt im oberen Teil des Restaurants frei. Geduscht haben wir ja schließlich. Ach so ja, heute Morgen vor einer Bahnfahrt, in einem gefühlt anderen Jahrtausend. Aber egal. Wir werden dennoch höflich bedient, das Essen schmeckt und auf dem Rückweg freuen wir uns auf unserer Bett. Nicht ohne uns fest vorzunehmen am nächsten Tag früh für das anstehende Sightseeing aufzustehen.

    Am nächsten Tag klingelt der Wecker also um 08.00 Uhr. So zumindest hatten wir es am Vortag noch beschlossen und und fest vorgenommen dann schnell los zugehen, um einige Highlights Kyotos zu entdecken. Am Morgen dann halten wir aber 08.00 Uhr für eine höchst blöde Idee und so machen wir Wecker aus und schlafen erstmal weiter. Zur Mittagszeit geht's dann aber wirklich los. Es soll zum traditionellen Markt mit Namen Nishiki gehen. Es ist ja Wochentag und bestimmt nicht so voll, wie Corinna's Kollegin, die ein paar Tage vorher da war, geschrieben hat. - Wir werden eines Besseren belehrt. Es ist kein Markt an sich, sondern eine seitlich offene, aber überdachte Einkaufsstraße mit tausenden von Shops aller Art und Couleur und gefühlt schieben sich dicht gedrängt alle 1,5 Millionen Menschen zuzüglich Touris durch die engen Straßen. Wir fragen uns wieder: wo wohnen die nur alle?!
    Ok, das Ding ist wahrscheinlich doppelt so groß wie die Hamburger Meile, aber wollen da wirklich alle gleichzeitig hin?! Na ja, wir ja auch hier. - So haben wir jetzt so richtig das Gefühl: dat is Asien wie es leibt und lebt und wie man es sich in verklärter Vorstellung halt so vorstellt. Ist ein Erlebnis, aber ob wir das wieder haben müssen - wir sind uns nicht ganz so sicher.
    Also schnell zum nächsten Hotspot von Kyoto. Ich will unbedingt den Bambuswald sehen, den man in jedem Japan Reiseführer romantisch und etwas verwunschen sieht. Also rein in die Metro und kurze Zeit später sind wir da (hier sollte man sich mal nicht ganz unkritisch auf Google Maps verlassen, an einer Stelle steht dort sogar ein Schild, das Google den ahnungslosen Touri etwas falsch lotst). Corinna hat aber schon alles super durchdacht und wir kommen problemlos an. Allerdings steigt auch die gesamte Metro mit uns am selben Halt aus. Das meinte wohl der Reiseführer und die Website des Babushains, dass es nachmittags voll wird. 🫣
    Wir wandern also "ganz alleine" über "lauschige" Pfade (#Rüdesheim oder #Neuschwanstein). Aber worauf man sich sogar in Japan verlassen kann ist die Lauffaulheit der Menschen. Einfach mal etwas weiter laufen, als die Schilder oder die Buden vorgeben oder auch mal einen Hügel mehr hinauf - und zack: wird's wirklich ruhig und schön. Als wir also durch einen sehr schönen Wald laufen, auf einen Fluss und ein Kloster schauen und die ein oder andere Kirschblüte sehen, stellen wir fest: durch den Bambuswald wollen wir aber noch. Also wieder rein ins Getümmel und zum Glück schließt auch gerade eine weitere Attraktion: der japanische Garten. Außerdem scheinen zur gleichen Zeit auch viele der gefühlt unendlichen Schreine in der Nähe des Bambushains zur selben Zeit zu schließen. Somit haben wir den Bambuswald fast für uns alleine (oder vielleicht auch nur eine Schrittlänge zum nächsten Menschen vor uns 🤭).
    Zum Glück sind wir aber entspannt, ausgeschlafen und den Mitmenschen hier scheint es ähnlich zu gehen. Man nimmt tatsächlich Rücksicht auf die Fotos der anderen oder hilft auch mal aus und fotografiert das andere Pärchen neben einen, dass ebenfalls romantische Bambushainbilder will. So entstehen einige schöne Fotos und die riesigen Bambusbäume sind auch mit Menschen sehr beeindruckend.
    Im Anschluss beschließen wir noch auf den Kyoto Tower zu fahren. Schließlich wollen wir nun wirklich mal sehen, wo denn nun die 1,5 Millionen Menschen in dieser historischen Stadt so leben. Wir fahren zum Hauptbahnhof von Kyoto und erleben wieder einen kleinen Kulturschock. Plötzlich ist nichts mehr von Reihenhäusern, Holzverschalung und Tatamimatten zu spüren. Alleine der Hautbahnhof von Kyoto grenzt an eine riesige Einkaufspassage über 11 Stockwerke. Alles super modern und ehrlicherweise auch echt schön. Leipziger werden sich sofort zu Hause fühlen, nur dass das alles hier wenigstens doppelt so groß ist.
    Wir wollen aber zum angrenzenden Kyoto Tower, also schnell über die Straße und rein ins nächste Einkaufszentrum, das am Fuße des Kyoto Towers errichtet ist. Es geht mit zwei Aufzugsstrecken bis auf 100 Meter Höhe und dann löst sich das Rätsel. Da wohnen sie also, die 1,5 Millionen Menschen: Kyoto ist sehr breit und erstreckt sich über eine riesige Fläche. Also breit und nicht hoch ist hier die Devise. Spannend zu sehen Kyoto in der Dunkelheit, die es mittlerweile geworden ist. Spannend aber auch ziemlich eng, da auch hier wir nicht die einzigen Menschen sind, die dem Rätsel auf dem Grund zu gehen scheinen möchten. So dauert gefühlt die Auf- und Abfahrt durch das Warten an den Aufzügen länger, als die Umrundung der Aussichtsplattform.
    Als wir wieder runter fahren, haben wir Hunger und beschließen in ein Buffetrestaurant im 10. Stock des Bahnhofeinkaufszentrums zu gehen. Nach kurzer Suche finden wir das gesuchte Restaurant, müssen eine Wartenummer ziehen und können auf Stühlen vor dem Restaurant warten bis wir rein dürfen. Das haben wir bisher immer nur gesehen, aber diesmal müssen wir es auch ausprobieren, wenn wir dort etwas essen wollen. In Japan ist es durchaus üblich in Stoßzeiten vor beliebten Restaurants zu warten, wenn man nicht reserviert hat. Irgendwie wie beim Amt. Die Bedienung kann nur geborchenen Englisch, aber sie passt auf uns auf wann wir dran sind. Wir passen auf uns und das Ticket auf. Außen zeigt das Handy uns über einen QR Code auf dem Ticket an, an welcher Position der Warteschlange man gerade ist. Bei uns ist es die Position 11. Nach rund einer halben Stunde geht's rein und ein letzter kleiner Kulturschock erwartet uns. Trotzdem der Koch kein Deutscher ist und dasv Restaurant auch kein deutsches Thema hat (ja wir haben gefragt!), schmeckt das Essen sehr Deutsch mit einem Schuss Asien. Die Thüringer Bratwürstchen brauchen sich nicht zu verstecken, das Kassler mit Panko paniert auch nicht (wenn man mich fragt, ein echter Geheimtipp für zu Hause!) und das dort selbstgebraute Bier ist eines der Besten unserer bisherigen Reise. Selbst das Brot ist lecker (sorry, als Deutscher muss man quasi die letzten beiden Punkte ansprechen. 😆).
    Sehr satt und zufrieden geht es nach Hause schlafen. Wir beschließen: diesmal kein Wecker. Morgen soll es am Nachmittag auch regnen, da kann man gleich liegen bleiben. 🤭

    Wie geplant schlafen wir an unserem letzten vollen Tag in Kyoto erstmal aus. Dann beschließen wir erstmal wieder Tempel und Schreine zu gucken. Davon gibt's ja in Kyoto "fast keine". 😅 Ernsthaft: hier muss man maximal 5 Minuten gehen, um wenigstens zu einem Schrein oder sogar zu einem Tempel zu kommen und das sogar im Einkaufszentrum! Nachdem wir drei Tempel, einer pompöser als der andere, besucht haben, besuchen wir noch einen schönen Tempelgarten. Dansch stürzen wir uns wieder ins Hanami Getümmel, bei dem wir schon am unserem ersten Tag waren. Da es zu regnen beginnt, gehen wir wieder zum überdachten Markt, der diesmal voll, aber nicht über voll ist. Irgendwie ist es ja schon spannend dort. Corinna findet eine schöne Tasche. Dann geht's zum Abendessen in der Nähe unseres Airbnb, dass wir nach vielen und viel zu überfüllten Restaurants finden und in dem wir schon wieder super gut essen. Irgendwie haben wir entweder ein sehr gutes Händchen gemeinsam mit Google Maps oder alle Restaurants in Japan sind einen Tick besser, als wir es von gleichen Standard in Deutschland gewöhnt wären. Vielleicht ist es auch beides. Fröhlich geht es dann wieder in unser Airbnb. Morgen fahren wir ja leider schon wieder nach Tokio - dem Start- und Endpunkt unserer Reise.
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