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  • Day 61

    Coca Cola Religion!?

    November 30, 2023 in Mexico

    In Mexiko und verstärkt in Chiapas gibt es ein Problem.
    Die Leute haben hier keinen Zugang zu sauberen Wasser. Das erreichbare Grundwasser ist giftig und macht krank. Überall sieht man Tankwagen, welche Wasser in die Speicher der Häuser pumpen. Doch auch das ist oft nicht gesund und die Herkunft ist unbekannt.
    Was soll man also tun? Schließlich braucht jeder Mensch Wasser zum Leben.

    Ach, wie gut, dass es COCA COLA gibt und ein ehemaliger Mitarbeiter des Getränkeherstellers zum Präsidenten (mittlerweile Ex-Präsident) von Mexiko wurde. Dieser verkaufte die Wasserechte mehrere Grundwasserquellen an seinen ehemaligen Arbeitgeber. So wurde auch eine riesige Quelle unter San Cristóbal de las Casas zu eigen von Coca Cola. Die Menschen können sich nun also ihr "Trinkwasser" mit Unmengen von Zucker und in Plastikflaschen abgefüllt kaufen.

    Als Mexiko in den 70er Jahren dann auch noch ein Handelsabkommen mit den USA beschließt, eskaliert die Situation völlig. Coca Cola wird sogar billiger als Wasser und ersetzt es in manchen Regionen quasi komplett.

    Coca Cola beherrscht vor allem die ärmeren und ländlichen Regionen wie Chiapas. Überall sieht man das rot-weiße Logo. An den Wänden der Häuser, auf Spielplätzen und Sportstätten, die von Coca Cola gesponsert werden.
    In manchen Gemeinden kann man sich im Kreis drehen und sich sicher sein, dass man aus jedem Blickwinkel irgendwo eine Werbung der Getränkemarke erhascht.
    Die Marke ist allgegenwärtig und hat sich mit geschickten Marketingtricks vor allem in die Köpfe der indigenen Bevölkerung geschlichen und wird nicht nur als Getränk, sondern auch als Medizin gesehen.

    Im Durchschnitt trinkt man in Mexiko zwei Liter Coca Cola am Tag. Ein Großteil der Bevölkerung ist danach süchtig. Die Folgen der Suchtkrankheit sind eine extrem hohe Sterblichkeitsrate. Diabetes und Herzversagen sind die Haupttodesursache der indigenen Bevölkerung, da sie oft schon seit dem Kleinkindalter nichts anderes als das Zuckerwasser trinken.

    Besonders ein Ort wird immer wieder in Verbindung mit Coca Cola erwähnt - San Juan Chamula. Hier soll das Getränk sogar "heilig" sein und für kirchliche Zeremonien verwendet werden.

    Wir setzen uns wieder in ein Colectivo, um uns selbst von der Geschichte zu überzeugen.

    Dort angekommen fällt uns sofort das sehr schön verzierte Kirchengebäude auf. Bis auf die farbenfrohe Verzierung wirkt das Gotteshaus jedoch ganz gewöhnlich. Von innen eröffnet sich uns eine andere Welt. Die Kirche ist dunkel!
    Nur der Schein von hunderten Kerzen erhält den Raum. Der Geruch des Kerzenwachsen steigt uns in die Nase und Rauch liegt in der Luft. Die kleinen Lichter werden von der indigenen Bevölkerung entzündet, die in San Juan Chamula die große Mehrheit bildet. Die Familien sitzen im Kreis auf Heu, das am Boden der Kirche verstreut ist. Rundherum brennen die vielen Kerzen. Immer mit dabei ein paar Flaschen Coca Cola, dem hier sogar heilende Kräfte nachgesagt werden.

    Mit einer schnellen kräftigen Bewegung dreht eine ältere Frau dem in einem Plastiksack mitgebrachten Huhn den Kopf um. Schnell wird noch ein wenig Coca Cola über das geopferte Huhn gegossen und das heilige Ritual ist fast vollbracht. Zum Abschluss wird noch der regionale Schnaps namens Pox getrunken....AMEN.

    Aber was ist das nun eigentlich für eine Religion in der tote Hühner mit Coca Cola beträufelt werden?
    Synkretismus nennt man das hier auftretende Phänomen. Eine Vermischung verschiedener Religionen. Die Bewohner*innen von Chumula gaben über hunderte Jahre erfolgreich vor, sie würden römisch-katholisch sein. Aus Selbstschutz und um alte Kulturen zu bewahren entstand über die Jahre eine bunte Mischung zwischen den im geheimen fortgeführten Maya-Ritualen und dem Christentum.

    Fotos von der für uns sehr ungewöhnlichen Szenen sollte man aus Respekt vor den Zeremonien und den Einheimischen nicht machen. Das dies so bleibt überwachen die Ordnungshüter der Stadt in ihren weißen Schafsfellen. Die Herren sollen anscheinend auch schon weniger respektvolle Touristen für einen Tag weggesperrt haben. Also NEIN, wir haben keine Fotos in der Kirche gemacht.

    So weit geht also der Einfluss der mächtigen Getränkeindustrie, dass sie sogar als "heilig" angesehen wird.

    Das weitverbreitete Versorgungssystem bringt die Coca Cola Flaschen bis in die letzten Winkel des Landes. Und will jemand ausnahmsweise doch reines, sauberes Wasser trinken, kein Problem. Das gibt's auch von Coca Cola, und zwar abgefüllt in Plastikflaschen...nur mit einem kleinen Aufpreis.
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    Mehr darüber wird in der Doku "Wie Coca Cola eine Stadt runiert" berichtet: https://youtu.be/tFFKqeNk4mM?si=2x_LHlp8Oy65ixHi
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