Mexiko
Chamula

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Reisende an diesem Ort
    • Tag 271

      Zeremonien in Chamula 🐔

      2. April 2023 in Mexiko ⋅ ☀️ 22 °C

      Wir hatten schon ein wenig über die Stadt San Juan Chamula und die Zeremonien in der dortigen Kirche gehört. Und auch wenn wir etwas nervös waren, was uns dort erwarten würde, waren wir doch super neugierig... 😅

      Wir fuhren vom Campingplatz mit dem Taxi nach Chamula. Schon über dem Eingang der Kirche sah man große Verbots-Symbole und beim Eintreten wurden wir nochmal darauf hingewiesen, dass Fotos strengstens verboten seien. Früher wurden angeblich die Handys dann verstört, heute gibt es eine Buße von 4200 Pesos (210€) und die Bilder müssen gelöscht werden.

      Schon beim Betreten der kartolischen Kirche sah man, dass es sich um keine gewöhnliche Kirche handelte. Es gibt kein Altar und keine Sitzbänke. Der Boden in der Mitte war mit Holzbrettern und Plastikplanen in Schachbrett-Anordnung bedeckt. (Um die Besucher stärker spirituell mit der Kirche zu verbinden.) Rechts und links standen reihenweise Heiligenfiguren in alten Glasvitrinen. Darunter auffällig viele Frauen und viele der Heiligen trugen einen Spiegel um den Hals. (Falls man wegen unangehörter Gebete die Heiligen beschimpfen will, prallt es zu einem selbst zurück.) Überall brannten Kerzen, es lagen viele Pinienzweige herum und es waren viele (mexikanische) Familien anwesend.

      Wir beobachteten eine ältere Frau, ihre Tochter und deren zwei kleinen Töchter bei ihrer Zeremonie. Alle trugen traditionelle Kleidung (schwarzer Schafsfellrock oder blauer Rock).
      In ca. 4 Reihen waren viele kleine, bunte, brennende Kerzen aufgestellt. Die ältere Frau betete abwechselnd, kreuzigte sich und goss dann immer wieder Pox (Schnaps) über die Kerzen. Zwischendrin tranken alle vier Cola und Pox nacheinander aus einem Glas. (Ja, auch kleine Kinder trinken schon 45%igen Alkohol bei Zeremonien...😅) Dies soll die Seele reinigen und das Rülpsen den Körper vom Bösen befreien. Die weiße und schwarze Flüssigkeit stehen für Gegensätze - ähnlich wie Yin und Yang.

      Plötzlich holte die Tochter ein Huhn aus ihrem Beutel. Die ältere Frau griff das Huhn an den Flügeln und an den Beinen und schwenkte es über die Kerzen. Das Huhn schrie bitterlich auf... Danach tötete die Tochter das Huhn ganz selbstverständlich mit einem Holzknüppel. (Nach der Zeremonien wird das Huhn begraben, da es nun alles Böse in sich trägt.) Die Familie kreuzigte sich, trank wieder Cola und Pox und goss sich Pox über die Köpfe.

      Puhh... 😅 Andere Länder andere Sitten. 🐔

      Danach fuhren wir das erste mal mit einem Colectivo (mexikanische Öffis) zurück nach San Christòbal... 😄
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    • Tag 7

      Chamula

      16. Februar in Mexiko ⋅ ⛅ 21 °C

      Nach deinem schönen Abend in San Christobal geht es heute in die Nachbarstadt Chamula. Hier besuchen wir die Kirche, in der der katholische Glauben mit den Riten der Maya verknüpft wird. Die Kirche hat keine Bänke, lediglich Kiefernadeln und Kerzen befinden sich auf dem Boden. Vereinzelt stehen Menschen um Schamanen herum, die rituelle Heilungen oder Zeremonien vollziehen. Ein Huhn als Opfergabe sei nicht so selten, so der Reiseleiter. Rundum brennt ein Meer von Kerzen, die den Heiligen gewidmet sind. Die Atmosphäre war unglaublich so ergreifend, dass ich sofort zu Beten angefangen habe. In der Luft lag Weihrauch und Ethanol, was dem Innenraum einen mystischen Charakter verlieh. Im Anschluss ging es auf den Markt nebenan. Tolle Eindrücke vom Leben der Maya habe ich dort in Fotos festhalten können. In der Kirche war Fotografieren jedoch verboten, um die Gläubigen nicht zu stören.Weiterlesen

    • Tag 61

      Coca Cola Religion!?

      30. November 2023 in Mexiko

      In Mexiko und verstärkt in Chiapas gibt es ein Problem.
      Die Leute haben hier keinen Zugang zu sauberen Wasser. Das erreichbare Grundwasser ist giftig und macht krank. Überall sieht man Tankwagen, welche Wasser in die Speicher der Häuser pumpen. Doch auch das ist oft nicht gesund und die Herkunft ist unbekannt.
      Was soll man also tun? Schließlich braucht jeder Mensch Wasser zum Leben.

      Ach, wie gut, dass es COCA COLA gibt und ein ehemaliger Mitarbeiter des Getränkeherstellers zum Präsidenten (mittlerweile Ex-Präsident) von Mexiko wurde. Dieser verkaufte die Wasserechte mehrere Grundwasserquellen an seinen ehemaligen Arbeitgeber. So wurde auch eine riesige Quelle unter San Cristóbal de las Casas zu eigen von Coca Cola. Die Menschen können sich nun also ihr "Trinkwasser" mit Unmengen von Zucker und in Plastikflaschen abgefüllt kaufen.

      Als Mexiko in den 70er Jahren dann auch noch ein Handelsabkommen mit den USA beschließt, eskaliert die Situation völlig. Coca Cola wird sogar billiger als Wasser und ersetzt es in manchen Regionen quasi komplett.

      Coca Cola beherrscht vor allem die ärmeren und ländlichen Regionen wie Chiapas. Überall sieht man das rot-weiße Logo. An den Wänden der Häuser, auf Spielplätzen und Sportstätten, die von Coca Cola gesponsert werden.
      In manchen Gemeinden kann man sich im Kreis drehen und sich sicher sein, dass man aus jedem Blickwinkel irgendwo eine Werbung der Getränkemarke erhascht.
      Die Marke ist allgegenwärtig und hat sich mit geschickten Marketingtricks vor allem in die Köpfe der indigenen Bevölkerung geschlichen und wird nicht nur als Getränk, sondern auch als Medizin gesehen.

      Im Durchschnitt trinkt man in Mexiko zwei Liter Coca Cola am Tag. Ein Großteil der Bevölkerung ist danach süchtig. Die Folgen der Suchtkrankheit sind eine extrem hohe Sterblichkeitsrate. Diabetes und Herzversagen sind die Haupttodesursache der indigenen Bevölkerung, da sie oft schon seit dem Kleinkindalter nichts anderes als das Zuckerwasser trinken.

      Besonders ein Ort wird immer wieder in Verbindung mit Coca Cola erwähnt - San Juan Chamula. Hier soll das Getränk sogar "heilig" sein und für kirchliche Zeremonien verwendet werden.

      Wir setzen uns wieder in ein Colectivo, um uns selbst von der Geschichte zu überzeugen.

      Dort angekommen fällt uns sofort das sehr schön verzierte Kirchengebäude auf. Bis auf die farbenfrohe Verzierung wirkt das Gotteshaus jedoch ganz gewöhnlich. Von innen eröffnet sich uns eine andere Welt. Die Kirche ist dunkel!
      Nur der Schein von hunderten Kerzen erhält den Raum. Der Geruch des Kerzenwachsen steigt uns in die Nase und Rauch liegt in der Luft. Die kleinen Lichter werden von der indigenen Bevölkerung entzündet, die in San Juan Chamula die große Mehrheit bildet. Die Familien sitzen im Kreis auf Heu, das am Boden der Kirche verstreut ist. Rundherum brennen die vielen Kerzen. Immer mit dabei ein paar Flaschen Coca Cola, dem hier sogar heilende Kräfte nachgesagt werden.

      Mit einer schnellen kräftigen Bewegung dreht eine ältere Frau dem in einem Plastiksack mitgebrachten Huhn den Kopf um. Schnell wird noch ein wenig Coca Cola über das geopferte Huhn gegossen und das heilige Ritual ist fast vollbracht. Zum Abschluss wird noch der regionale Schnaps namens Pox getrunken....AMEN.

      Aber was ist das nun eigentlich für eine Religion in der tote Hühner mit Coca Cola beträufelt werden?
      Synkretismus nennt man das hier auftretende Phänomen. Eine Vermischung verschiedener Religionen. Die Bewohner*innen von Chumula gaben über hunderte Jahre erfolgreich vor, sie würden römisch-katholisch sein. Aus Selbstschutz und um alte Kulturen zu bewahren entstand über die Jahre eine bunte Mischung zwischen den im geheimen fortgeführten Maya-Ritualen und dem Christentum.

      Fotos von der für uns sehr ungewöhnlichen Szenen sollte man aus Respekt vor den Zeremonien und den Einheimischen nicht machen. Das dies so bleibt überwachen die Ordnungshüter der Stadt in ihren weißen Schafsfellen. Die Herren sollen anscheinend auch schon weniger respektvolle Touristen für einen Tag weggesperrt haben. Also NEIN, wir haben keine Fotos in der Kirche gemacht.

      So weit geht also der Einfluss der mächtigen Getränkeindustrie, dass sie sogar als "heilig" angesehen wird.

      Das weitverbreitete Versorgungssystem bringt die Coca Cola Flaschen bis in die letzten Winkel des Landes. Und will jemand ausnahmsweise doch reines, sauberes Wasser trinken, kein Problem. Das gibt's auch von Coca Cola, und zwar abgefüllt in Plastikflaschen...nur mit einem kleinen Aufpreis.
      _______________________

      Mehr darüber wird in der Doku "Wie Coca Cola eine Stadt runiert" berichtet: https://youtu.be/tFFKqeNk4mM?si=2x_LHlp8Oy65ixHi
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    • Tag 171

      Chamula

      25. April in Mexiko ⋅ ☁️ 23 °C

      Laut wikipedia:
      Die Tzotzil von Chamula sind bekannt dafür, ihre traditionelle Kultur und Religion strikt gegen äussere Einflüsse zu verteidigen: wer z. B. aufgrund der häufigen missionarischen Aktivitäten der Zeugen Jehovas konvertiert, muss die Gemeinschaft verlassen. Ihr Glaube beinhaltet sowohl die Anbetung christlicher Heiliger als auch traditioneller Mayarituale. Ein Schamane oder eine Schamanin beschwört durch Rülpsen schädliche Geister - aus dem Kranken - in ein lebendes Huhn zu fahren, das anschließend getötet wird. Diese Zeremonien finden täglich in der katholischen Kirche Johannes der Täufer statt. Dabei wird traditionell selbstgebrannter Schnaps namens Pox (Posch) getrunken. In jüngerer Zeit werden auch kohlensäurehaltige Limonaden wie Coca-Cola, Sprite und Fanta bei diesen Zeremonien eingesetzt, diese erleichtern dem Schamanen das Rülpsen.
      Die Kirche ist eine der wenigen noch erhaltenen Beispiele für die traditionellen Kirchenräume der indigenen Bevölkerung. Es gibt keine Kirchenbänke, der Boden ist mit Kiefernnadeln  bedeckt und an diversen Stellen finden Privatzeremonien statt. Touristen konnten Anfang der 1990er-Jahre die Kirche noch frei, heute jedoch gegen Eintrittsgeld besuchen. Im Innenraum herrscht striktes, überwachtes Fotografierverbot, vor allem auch deswegen, um die Teilnehmer der privaten Zeremonien zu schützen.
      Meine Sicht:
      Überall stehen Kerzen - sehr viele Kerzen auf dem Boden & an den zur Seite geschobenen Kirchenbänken. Alle sitzen auf dem Boden & lebendige Hühner werden festgehalten oder in Plastiktüten transportiert. 6 grosse Kirchen Glocken stehen ordentlich aufgereiht an der Seite. Es war für uns seltsam - aber ok.
      Ich hätte so gerne fotografiert - eine Warntafel am Eingang informiert über die Strafe von 4200 Pesos: 260€!
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    • Tag 223

      San Juan de Chamula

      27. Februar 2023 in Mexiko ⋅ ⛅ 23 °C

      Kleiner Ausflug nach Chamula, um uns dort v.a. die Kirche anzuschauen. In der Kirche darf man keine Fotos machen, dafür haben wir uns einen Guide gegönnt, der uns etwas die Riten und Eigenheiten der Kirche erklärt hat. So vermischen sich hier christliche und tzotzil Einflüsse. Beispielsweise werden gesundheitliche Probleme mit viel Kerzen und Schnaps weggebetet und auf ein Ei übertragen. Bei größeren Problemen kommt sogar ein Hahn als Opfertier zum Einsatz. Außerdem ist der ganzen Boden mit Kiefernnadeln ausgelegt, da große Bäume generell gute Geister mit sich bringen und verehrt werden. Diese Kombination mit zig brennenden Kerzen und Pox (Schnaps) der immer wieder in die Flammen gegossen wird, lässt einen etwas verwundert zurück, doch anscheinend ist bis jetzt nichts passiert.

      Small excursion to Chamula, to look at the church there. In the church you are not allowed to take photos, but we treated ourselves to a guide who explained us something about the rites and peculiarities of the church. Thus, Christian and tzotzil influences are mixed here. For example, health problems are prayed away with lots of candles and liquor and transferred to an egg. For bigger problems, even a rooster is used as a sacrificial animal. In addition, the whole floor is covered with pine needles, as large trees generally bring good spirits and are revered. This combination with umpteen burning candles and Pox (liquor) that is poured into the flames again and again leaves one a bit puzzled, but apparently nothing has happened so far.
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    • Tag 57

      Indigene Dörfer - Chamula & Zinacantán

      23. Februar 2023 in Mexiko

      In unserer Zeit in San Cristóbal haben wir mehrmals indigene Dörfer besucht, um die Kultur und das Leben der Maya besser kennenzulernen. Eines dieser Dörfer heißt Chamula und ist deshalb so besonders, da es unabhängig ist und hier noch typisch traditionelle Bräuchte und Rituale aktiv gelebt werden. Hier gibt es keine Polizei, das mexikanische Gesetz gilt hier nicht und sie sprechen ihre eigene Sprache (Tzotzil). Bei unserem ersten Besuch in Chamula waren wir zum letzen Tag des Karnevals dort. Dieser wird besonders gefeiert, in dem Stiere durch die Stadt getrieben werden und die Leute probieren auf diesen zu reiten. Sagen wir mal so, das war für uns auf jeden Fall eine andere Art des Karnevals. Bei unserem zweiten Besuch haben wir eine Tour durch den Ort gemacht. Der Guide hat uns eine Menge über das Leben hier erzählt. Beispielsweise gibt es verschiedene Arten von Leadern, die entweder gewählt oder ernannt werden und über alles entscheiden was im Ort passiert. Besonders ist beispielsweise die Kirche, hier findet man keine Bänke und keinen Alter, sondern Menschen die auf dem Boden knien, Kerzen anzünden direkt auf dem Boden und zu ihren Gebeten entsprechend ihrer Anliegen verschiedene Getränke trinken (Pox (ein typischer Schnaps), Cola, Wasser) oder auch mal ein lebendes Huhn opfern, um zu heilen. Außerdem durften wir an einem Gebet eines Leaders teilnehmen und Pox kosten. Bilder gibt es hiervon leider nicht, da die Indigenen glauben, dass ein Teil ihrer Seele geraubt wird, wenn man Fotos von ihnen macht.

      Der zweite etwas aufgeschlossenere Ort, den wir besucht haben war Zinacantán - die Stadt der Blumen, was man auch an den Kleidern der Frauen erkennt. Hier haben wir uns neben der Kirche und dem Ort der Leader auch ein typisch traditionelles Wohnhaus angeschaut, in dem die Frauen in Handarbeit Kleidungsstücke produzieren. Außerdem durften wir frische Tortilla mit Guacamole sowie wieder mal Pox probieren.

      Beide Ort waren unvergessliche Erlebnisse!
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    • Tag 32

      S.J. Chamula und die geopferten Hühner

      15. Februar 2020 in Mexiko ⋅ ☀️ 19 °C

      Im nächsten Dorf besuchen wir die Kirche und erleben erstaunliches. Viele Kirchen sind katholisch und heidisch. Für die Mayas sind die Sonne, der Mond und das Wasser die wichtigsten Götter.
      Ich finde es immer beeindruckend wenn Religionen so friedlich coexistieren.
      Hier der ans Kreuz genagelte Christus, da die heiligen Symbole der Maya. Die Berge sind der heilige Ort für die Mayas. Wenn sie Probleme haben gehen sie in die Berge, zünden eine Kerze an, machen ein Ritual und versuchen ihr Problem zu lösen.
      In Zinacantan und San Juan Chamula gehen die Leute in der Regel nicht zum Doktor sondern suchen den Heiler auf. Eine häufige Praxis ist ein Huhn über den Körper zu reiben und ihm dann denn Hals umdrehen und die entsprechende Rituale abhalten. Dazu gehört Cocaola trinken weil während dem Ritual gegorpst werden muss.... Singen, Kerzen anzünden und anderes.
      In der Kirche sehen wir genau dieses Ritual eine Mutter mit Ihrer Tochter. Fotografieren war nicht erlaubt.
      Das Problem ist das Frauen auf Grund der Lebensumstände (viel Gewalt gegen Frauen, Tötungsdelikte, vielen Geburten) häufiger erkranken. Frauen mit Krebs z.B. werden auch so „behandelt“ und sterben dann.
      Das Bild dem Friedhof; Die schwarzen Kreuze stehen für beerdigte Frauen, die blauen für Männer.
      Sehe selbst wie das Verhältnis von Schwarz zu Blau ist.
      Der junge Mann macht es auch nicht mehr lange.

      Ich denke den Dörfern werden bald die Frauen ausgehen

      Es macht mich traurig, es entsetzt mich. Ich komme in solchen Situationen immer an den Punkt wo ich mich frage; Wieviel eigene Kultur darf sein, wieviel nicht. Machen die allgemeine Menschenrechte vor dem Recht auf eigene Traditionen, Werte und Normen halt?

      Die Gewalt, der emotionale, körperliche und sexuelle Missbrauch von und an Frauen ist erheblich in Mexiko. Aber es wird versucht etwas dagegen zu tun. Aufklärung, Sensibilisierung, etc.
      Seit einiger Zeit gibt es das Delikt „Femizid“. Wenn eine Frau getötet wird bekommt die Täter ca. 20% mehr Gefängniszeit als wenn ein Mann getötet wird.
      Ich finde die Wortgebung „Femizid“ genial. Was findest du Mara?
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    • Tag 14

      Indigenes Paralleluniversum Chamula

      23. Januar in Mexiko ⋅ ⛅ 22 °C

      Nach einer etwas erholsameren Nacht geht es heute mit einer Tour in zwei indigene Örtchen in der Nähe - San Juan Chamula und Zinacantán. In diesen Orten gibt es keine Polizei und keine Seguridad Nacionale, hier gelten die Regeln der indigenen Bevölkerung und wer sie bricht, wird auch von ihnen bestraft. Beispielsweise darf an bestimmten Orten nicht fotographiert werden, wenn man es trotzdem tut, erwartet einen eine Geldstrafe, die Einheimischen zerstören die entsprechende Kamera oder das Handy und es kann sein, dass man für einige Tage verhaftet wird. Um nicht versehentlich verhaftet zu werden, entscheide ich mich somit dafür den Ausflug mit einem Guide zu machen.
      Zuerst geht es nach San Juan Chamula, alle Menschen die hier leben sind Indigene, andere Menschen werden hier nicht akzeptiert. Somit wäre es für unsereins unmöglich sich ein Haus zu kaufen.
      Die Stadt selbst ist unspektakulär, nicht besonders schön und viele der Menschen wirken hungrig. Laut unserem Guide gibt es auch indigene Millionäre, alles Geld, was hier jedoch in der Stadt steckt, komme von Drogen. Laut dem Guide gibt es hier nur wenig Rechte für Frauen, es sei weiterhin üblich, dass ein Mann mehrere Frauen habe und die Frau steht hierarchisch so weit unter ihm, dass es ihr nicht erlaubt ist ein paar Schritte vor ihm zu gehen.
      Das Besondere nun an dieser Stadt ist ihre Kirche, eine katholische Kirche, in der täglich Rituale und Opfergaben stattfinden. Unser Guide scherzt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, denn Touristen werden nicht geopfert. Dafür aber neben Getränken wie Posh und Coca Cola lebendige Hühner. Das Ganze gestaltet sich blutfrei, je nach Ritual wird das Huhn lebendig in die Kirche gebracht und während der Zeremonie wird ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen, hiervon werden wir im Inneren der Iglesia de San Juan Chamula auch Zeuge. Leider ist das Innere der Kirche einer der Orte, an denen keine Fotos erlaubt sind, was schade ist, denn es ist beeindruckend. Der Boden ist bedeckt mit Piniennadeln, denn diese stehen in der Maya-Kultur für die himmlische Welt, es brennen Tausende von Kerzen überall, auf Tischen zu beiden Seiten, aber auch im mittleren Gang auf dem Boden, an beiden Seiten finden sich unendlich viele Blumengestecke und Abbildungen von Juan Baptista, Jesus und Maria, überall hocken, knien und stehen Einheimische und halten ihre Rituale ab, manche entzünden auch kleine Feuer auf dem Boden, opfern Hühner (wobei die Hühner zum Teil geduldig zwischen den Familien hocken und auf ihre Opferung warten), Blumen oder Getränke wie Coca Cola oder Posh (=Schnaps aus - wie könnte es in Mexiko anders sein - Mais). Beide sind auch für die Rituale notwendig - so wird zuerst Cola getrunken, um aufzustoßen und hierbei alle negativen Energien loszuwerden, anschließend wird Posh getrunken, um zu heilen. Durch die Luft wabert der Rauch der unzähligen Kerzen und es ist ganz schön trubelig. Ziemlich verrückte Stimmung für eine katholische Kirche. Scheinbar gibt es hier auch keinen Priester, es komme nur gelegentlich mal einer aus San Cristóbal vorbei, und der Bischof hat zwar auf dem Papier etwas zu sagen, in Wahrheit jedoch nicht. Man würde meinen solche Zeremonien wären durch die katholische Kirche verboten, doch scheinbar fehlt auch denen hier die Handhabe.
      Im Anschluss geht es nach Zinacantán, um das Weberhandwerk feministischer, indigener Frauen zu bestaunen. Diese haben irgendwann angefangen zu arbeiten und sich somit wirtschaftliche Unabhängigkeit erschaffen. Die hergestellten Textilien sind richtig schön, bunt mit grellen landestypischen Verzierungen und ihre Herstellung dauert zum Teil Monate. Hier erfahren wir noch etwas über die traditionelle Kleidung der Tzotzil und bekommen schließlich Tortillas und Kaffee frisch vom Feuer. Dann dürfen wir etwas Geld ausgeben und zurück geht es nach San Cristóbal. Ein verrückter Ort.
      Abends treffe ich dann Jorien wieder und wir gehen in eine Weinbar für Tapas und Wein. Ziemlich lecker. Außerdem entdecke ich hier den Posh Cacao für mich (im Übrigen liebe ich den Namen - Posh bzw. eigentlich ja Pox geschrieben) und heile hiermit einen kleinen Anflug von Halsschmerzen.
      Und so ist auch Tag 14 posh überlebt!
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    • Tag 12

      San Juan Chamula

      20. Januar in Mexiko ⋅ ☀️ 18 °C

      San Juan Chamula is an indigenous village 10km or so outside of San Cristobal in Chiapas. The village maintains pre-hispanic cultures and customs and is one of the most interesting and unusual places I have been.

      Our guide instructed us that no photos of people are allowed and photos inside of the church are forbidden, so apart from one photo of the outside of the church I will do my best to describe it all in words.

      We arrived at the top of a hill that drops down into the village. The day we arrived there were festivities happening with a fairground and stalls set up all around. The women of the village wear long black sheep's wool skirts (the temperatures are cool there) and then men wear the same as coats. Members of the village government wear white coats instead of black - the village is an autonomous state with no police or military.

      We first stopped by a graveyard where the crosses are in different colours depending on the age of the deceased (black for old age, white for the young and blue/green for others). We then walked down the hill to the jewel of the village, the church of San Juan Chamula.

      The outside of the church is a pretty white building decorated in banners, flowers and colourful carvings, nothing too out of the ordinary. It's once you step inside that you see the real magic of the place. The inside of the church is full of smoke from thousands of candles. There are no benches or seats, instead numerous rituals are being performed throughout the church. People, in what appears to be family groups, are sat on pine needles, with rows of candles on the floor infront of them. They are chanting or meditating or in one case about to perform the sacrifice of a chicken.

      Around the walls of the church are various statues and beautiful flowers. The whole thing is a real experience for the senses, the smells of pine leaves and smoke, the darkness lit by thousands of candles and the peace and spirituality of it all.

      As we left the church, musicians from outside began to play and move towards the entrance. Seemingly a part of the day's festivities.

      The whole visit felt like stepping into another world. Although they allow visitors and tourism, the locals did not look or interact with us. It felt like being in Dumbledore's pensieve, where we could experience their world but they couldn't see us. There was something comforting about that, that we weren't imposing or disrupting them in any way.
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    • Tag 19

      Chemula & die Kirche Templo de San Juan

      19. Juli in Mexiko ⋅ ☁️ 19 °C

      San Juan Chamula ist eine unabhängige und autonome Tzotzil Gemeinde, welche 10 km außerhalb von San Cristobal de las Casas liegt. Die Bewohner leben nach ihren eigenen Gesetzen und Traditionen, z.b. leben die Menschen hier immer noch polygam.
      Auch deshalb ist dieser Ort Zentrum einiger einzigartigen und für uns schrägen religiösen Praktiken. Wir würden es als Voodoo bezeichnen.

      Fotografieren ist hier strengstens verboten und wird mit Gefängnis bestraft. Also lasse auch ich die Finger von meinem Smartphone (trau mich nicht mal mein Handy aus der Tasche zu holen um auf die Uhr zu sehen...). 

      Die Kirche Templo de San Juan bildet das Herzstück der Gemeinde Chamula. Von außen wundervoll und farbenfroh sieht sie wunderschön und anders aus, als die Kirchen die wir so kennen. Von Innen darf man - wie schon erwähnt - keine Bilder machen. Schade, aber die Fotos würden diese Atmosphäre sowieso nicht widerspiegeln (um sich das Ganze ungefähr vorstellen zu können,habe ich 2 Fotos bei Google gefunden).

      Es ist einfach unbeschreiblich und ich versuche euch meine Eindrücke zu beschreiben: Man betritt die düstere Kirche und als erstes steigt einem der Geruch von Weihrauch, Pinienbäumen und tausender brennender Kerzen in die Nase. Auf dem ganzen Boden sind Tannennadeln ausgebreitet. Es gibt keine Bänke und auf der linken und rechten Seite der Kirche stehen Glaskästen mit Heiligen. Davor Tische mit gefühlten tausend angezündeten Kerzen Dazu noch unzählige Blumen in allen Farben. Auf dem ganzen Boden verteilt sitzen Grüppchen und stellen Kerzen vor sich auf. Jeder Gruppe wohnt ein Schamane bei, der vor sich hinmurmelt und betet.

      Unser Guide erklärt uns die Farben der Kerzen: weiß = Luft, blau = Himmel, gelb = Sonnenaufgang, rot = Sonnenuntergang, grün = Natur und schwarz steht natürlich für die Unterwelt. Gegen Krankheiten werden Körper mit Eier oder Knochen eingerieben. Softdrinks wie Coca Cola oder Fanta werden getrunken, um besser Rülpsen zu können. Dies soll das Böse austreiben.

      Dazu werden Hühner geopfert. In einem langen Ritual wird das Huhn vom Schamane zweimal über den Kerzen gekreist, über den Körper der Besitzerin gestrichen um ihm dann kurz und schmerzlos den Hals umzudrehen. Danach müssen die Federn schnell gerupft werden um zu sehen ob das Huhn „Schäden“ hat oder nicht. Nur wenn es keine hat ist es essbar und „gut“. Ständig werden neue Kerzen angemacht und aufgestellt, warum und in welcher Reihenfolge wissen wir nicht. Es ist wirklich faszinierend und die Zeit vergeht wie im Flug. Leider müssen wir die Kirche verlassen, ich hätte hier noch stundenlang beobachten können.

      Das hier erlebte ist eine der merkwürdigsten Erfahrungen die ich bisher auf Reisen gemacht habe. Das Witzige: die Menschen hier bezeichnen sich als Katholiken, na wenn das der Papst sieht 😄

      Hier noch 2 Artikel, die ich im Internet gefunden habe, die das Spektakel hier ganz gut beschreiben 😄

      https://www.sueddeutsche.de/reise/mexiko-huehne…

      https://www.flickr.com/photos/30957604@N06/4936…
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    Möglicherweise kennst du auch folgende Namen für diesen Ort:

    Chamula, Чамула

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