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  • Day 448

    Iwo zwischen Kassel und neuen Welten

    April 23, 2018 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    Hallo, alle spirituell Angehauchten unter euch und die, die es gern wären :D
    Ihr kennt das Phänomen, dass die besten Texte aus der Krise heraus entstehen. Blöd, ich befinde mich nämlich in alles anderem als einer Krise, weswegen der folgende Text möglicherweise untypisch kunstlos klingen wird, aber egaaaal...
    Ich dachte ich melde mich mal aus Kassels Welt, aus dem Dorf mit Straßenbahnen, der Documenta Metropole, dem Herkules Beherberger. Eine Stadt, die im Sommer mit steigendem Temperaturen und Laune der Menschen aufblüht, als wäre die durch Winterfrustration eingedämmte Lebenslust jedes Einzelnen endlich am explodieren!
    Hier war heute nämlich Tag der Erde und für mich in einer Zeit persönlicher Festigung und geringfügiger, positiver Veränderung in der Lebensführung eine optimale Gelegenheit geerdet zu werden.

    Klingt zu esoterisch? Keine Sorge, ich hab nicht zu viel die happiness oder flow gelesen, aber ich sag einfach mal wie's ist...

    Die Sonnenstrahlen locken nicht nur seit einigen Tagen die Menschen an Fulda, Buga, in Biergärten und Geselligkeit, sondern haben vor allem heute zahlreiche Leute in dir Straßen und Gassen rund um die Uni am HoPla gebracht.
    Dort fehlte von Second Hand Markt und Kleidertausch sowie food sharing und internationale Speisen über politische Info- und Aktionsstände bis hin zu Marktbuden mit Rächerstäbchengeruch und Hippie Kleidung nix. Während ich den Geruch des Sommers und den Flair dieses Szenarios inhalierte, schlenderte ich mit meiner gingerhaarfarbigen Begleitung über den Markt und hatte wohl zum ersten Mal jemand um mich, der bei den selben Ständen wie ich Dinge wie diese losließ: "Oha, da muss ich hin!" "Omg, Federohrringe!" "Alternative Schulkonzepte?!"
    Der Plan, den ganzen Markt in den 2 letzten Stunden (da alles schon gegen 18 Uhr schließt und wir spät dort waren) komplett abzuklappern, scheiterte an der Horizonterweiterung, die an jeder Ecke winkte.
    Die Food Sharing Mission des AStA und das Konzept der Sudbury School of Kassel löste neben dem Wonderlandfestival bereisenden Klamottenstand die größte Faszination in uns aus. Ganz unverkennbar war demnach die Energie, die gen Mittag nur so zwischen den Menschen funkte, wodurch ein vibrantes Umfeld geschaffen wurde, in dem zu Reggae oder elektronischen Klängen keine Seele still stand.

    Und wer braucht schon einen Plan des weiteren Vorhabens.. Warum auf das Mögliche versteifen, und das unmittelbar Geschehene demnach weniger genießen? Statt dem stupiden Abklappern des ganzen Marktes, der mit einsetzendem Gewitter pünktlich um 6 abbaute, ließen wir uns mit dem Regen durch die Straßen spülen, ungewiss was kommen mochte, nix erwartend und auf alles gefasst.
    So strandeten wir im Schlachthof, wo wir zu schlecht gemixter Musik, die dennoch in Fleisch und Blut überging, abzappelten. Dabei machten wir, wie den ganzen bisherigen Tag und die letzten Tage in Kassel, einige Interessante Bekanntschaften, mit denen es uns anschließend ins Kanak trieb, wo mit Lounge, Psytracks und Rap Improvisation die Hoola Hoop schwingenden Leute auf Trab gehalten wurden.
    Bekanntschaft Matthias fasste ganz hervorragend in einen spannenden Gespräch zusammen, was er ihn mir sah und welche Veränderung ich derzeit bestreite. Denn gerade durch den Einfluss der gedreadlockten Gingerhaarfarbenen und gemeinsamen Aktivitäten wie Skaten, Kunst und Kultur genießen, sich kreativ ausleben, Gitarre spielen und Musicalsongs feiern, eröffnen sich mir völlig neue Leidenschaften. Beziehungsweise teile ich alte mit jemand neuem. Von wegen sowas passiert nur auf Reisen in die Ferne. All das Potenzial, um sein eigenes Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen liegt direkt vor uns. Und welche Zeit des Jahres wäre besser, um neue Erfahrungen zu machen und Gitarre zu lernen bei trautem Feuer unter Frühlingsgefühlen und Anbruchsstimmung. Oder am sonnenbeschienenen und trotzdem arschkalten See wie der Buga. Denn dort und in der gesamten Aue sprießen die Menschen in Picknickkreisen aus dem Boden wie die Osterglocken es Mitte März tun. Erstmals mit dem Fahrrad durch Kassel tourend erlebt man diese Stadt, für die viele Leute nicht mehr als die im Eingangssatz erwähnten Assoziationen übrig haben, Kassel mit ganz neuem Charme. Wenn man etwa die Fulda entlang braust, die Goetheanlage passiert oder einfach durch die Aue cruist und der Weg von Sport- zur allgemeinen Uni in rasenden 10min. geschafft ist. Beinttraining inklusive.
    Auch ein nächtlicher Ritt ins Dorf Spiekershausen war prägend. Dort trafen sich Menschen zu einem Saunawagenevent, Lifemusic, die ich durch den ausgedehnten Fahrradritt verpasst hatte, Lagerfeuer und nach dem saunieren in der Fulda schwimmen. Neu gewonnene Bekanntschaften trifft man so hier und da, ob im Café Neu, an der Buga oder beim Psychedelic Laboratory - eine ganz neue, verrückte Veranstaltungsreihe, zu dem 3 Infos genügen: ▶️selbsternannte Künstler, Soziologen und Philosophen in ▶️Sofaatmospähre auf ▶️Nintendo DS produzierte Musik tanzend und diese genießend.

    Tolle Menschen hab ich auch bei dem neuen Nebenjob als Gamemasterin bei den Lockbusters - Escape Rooms um mich.
    Diese hießen mich bereits beim ersten gemeinsamen Frühstück mit dem Chef und der folgenden Rallye durch die Stadt herzlich willkommen, bei der wir unsere eigenes Spiel testeten und mit IPad und Equipment , viel Witz und Motivation als Weltretter durch Kassel streiften. Super lustig, diese spielaffinen Menschen.
    Doch auch auf der Arbeit oder beim privaten Horrorspielabend sind sie stets für einen Lacher zu haben. Dabei wird sich meist ein Insider nach dem anderen über den snack- und drinksbeladenen Tisch geschmettert. Da ist Freude vor dem nächsten Arbeitstag vorprogrammiert.
    Dann heißt es als Gamemasterin Menschen in das Spiel einzuführen, indem man eine kurze Einleitung und Background Geschichte liefert, bevor man 1h im "Big Brother is watching you" Style dafür sorgt, dass die Menschen einem nicht die Möbel zerpflücken und auch ja ordentlich die Rätsel lösen. Das ist quasi Gesellschaftsanalyse pur. Und wenn eine Gruppe nach 50 Minuten nicht mal in dem 2. Raum ist, was sich ruckzuck mal als extremer Stressfaktor für den empathischen Gamemaster erweist, dann freut man sich auf ein Bierchen danach. Oder auf einen Abstecher zur Backfactory oder in die Innenstadt. Denn dort geht es kommendes Wochenende bei der Casseler Freyheyt mittelalterlich zu, dann ist ja bald das Frühlingsfest.. Oder die Silence Party, die Freunde vom mir ins Leben riefen. Zahlreiche Geburtstage und Treffen mit den Wolfhager Bienen. Und eh man sich versieht, befindet man sich mitten in die Festivalzeit katapultiert- herrlich, der Frühling und der Sommer! 🌞

    Klingt nach zu viel Freizeit und Freiheit?
    Dabei bin ich eine der wenigen Studenten, die ich kenne, die sich darüber sorgen, dass sie nicht genug Veranstaltungen dieses Semester haben, weil sich alles überschneidet und ungünstig aufeinander aufbaut. Wenn ich jemanden besorgt erzähle, ich habe nur 10 Wochenstunden wird mir meist verständnislos mitgeteilt" Entspann dich, ich habe nur 6!"
    Also, mit so einem Studentenleben kann ich leben.

    Euphorische, beschwingte Grüße
    #Just do it!
    #hashtagsindsomöchtegernoder?!
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