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  • Day 34

    Con Dao

    December 24, 2022 in Vietnam ⋅ ☁️ 26 °C

    Als wir unsere Reise planten und beschlossen hatten, auch über Weihnachten unterwegs zu sein, wollten wir zu der Zeit was tolles machen. Also schauten wir auf die Landkarte und entdeckten südlich von Vietnam dieses Stückchen Land im südchinesischen Meer namens Con Dao. Dort sollte es also hingehen!

    In Saigon wurde uns von zwei Agenturen unabhängig voneinander dazu geraten, die Fähre über Soc Trang zu nehmen. But the most comfortable way to go to Con Dao is by plane. Wofür wir uns entschieden haben, ist im vorherigen Beitrag nachzulesen.

    Wir checkten im Hotel Nam Hai ein und bezogen unser Weihnachtszimmer für die nächsten vier Tage. Mit Balkon und Dachterrasse. Das war zwar etwas über unserem Budget, aber hey! Es ist doch Weihnachten! Und 22 € pro Nase und Nacht ist für Deutsche Hotelverhältnisse schon meist aller unterste Rille. Wir gingen ins Restaurant Infinity und teilten uns das Frühstück. Auf Nachfrage beim Kellner, wo man sich nen Roller mieten kann, lernten wir 1 Minute später Thong kennen und hatten weitere 10 Minuten später 2 Roller vor der Tür stehen. 5 € pro Tag. Hammer! Nach Dirks fachmännischer Probefahrt um den Block und der Bitte, die Hinterbremse so zu präparieren, dass sie auch benutzt werden kann, machte die neue Roller-Gang die Insel unsicher. Wir hoppten von Strand zu Strand, ließen diese geile Küstenstraße auf uns wirken, winkten Affen zu und hielten an, wenn wir Bock hatten und gucken wollten. Ganz ehrlich! Geil!!!

    Am späten Nachmittag führten wir die auf Con Dao obligatorische Besichtigung des Gefängnisses durch. Tatsächlich hat die Insel eine sehr dunkle Vergangenheit. Zum Ende der französischen Kolonialherrschaft errichtete Frankreich auf der Insel ein Gefängnis für politische Gefangene. Folter schien hier an der Tagesordnung gewesen zu sein. Menschenverachtend waren die sog. Tiger Cages. Das waren wahrhaftige Kerker, in denen auf 5 m² bis zu 6 Personen inhaftiert waren und an den Füßen mit Metallriemen an Eisenstangen gekettet waren. Von oben konnten die Wärter wie im Zoo durch Eisenstreben auf die Insassen herabblicken. Zur Veranschaulichung wurden lebensgroße Figuren in den Käfigen platziert. Darüber hinaus gab es "Solarien". Das waren Zellen ohne Dach, in denen die Gefangenen der Witterung und vor allem der starken Sonne ausgesetzt waren. Man kann es gar nicht in Worte fassen, ohne es gesehen zu haben. Ein paar Fotos befinden sich zur Begleitung in diesem Post. Die Amerikaner haben die Gefängnisse im Vietnamkrieg dann weiterhin genutzt. Da fragt man sich wirklich mit welcher Intention beide Länder gegen Hitler gekämpft haben, um in der gleichen Epoche sowas abzuziehen. Blanker Irrsinn!

    Am nächsten Tag war Heiligabend und wir fuhren diesmal mit dem Roller andersherum um die Insel und entdeckten einige verborgene Strände, zu denen man teilweise bis zu 100 m durch den Dschungel laufen musste. Man konnte immer an zwei Parametern erkennen, wie weit das Meer bei Flut kommt: an den Einfärbungen der Felsen und des Bodens sowie am Müll. Es wird sehr viel Müll angespült! Wir dürfen nichts sagen, da unser ökologischer Fußabdruck derzeit absolut abfuckt. Aber Freunde! Man braucht keine Plastiktüte um einen Plastikbecher Saft. Und man muss es danach auch nicht ins Meer schmeißen. Trotzdem: die Insel ist wirklich sehr schön. Wer mal in der Ecke ist, nicht so schnell seekrank wird und mal ein paar Tage Ruhe braucht: Hin da!!!!

    Abends war Heiligabend. Es ist wirklich ungewohnt, nicht die Familien um sich herum zu haben. Wir zogen uns die schicksten Sommerklamotten an, die wir dabei haben und bestellten uns im Restaurant das Weihnachtsmenü.

    1. Getränk: Weißwein. Erst kam einer, dann auf Nachfrage ein zweiter.
    2. Suppe: Kürbissuppe mit Zeug drin. Kleines Schälchen, aber gleich kommt ja der Hauptgang. Dafür braucht man Platz.
    3. Hauptgang: Ein Hähnchenschnitzel mit nem kleinen Gemüse. Dann mussten wir nachfragen: Ist das alles? -> Ja, Ihr habt ja nur ein Menü bestellt! Hallo! Es ist Weihnachten! Da überfrisst man sich und kugelt anschließend ins Bett! Also, wir brauchen die zweite Portion ! Attacke :D
    4. Mangokuchen gefroren.

    Es war wirklich ein toller und einmaliger heiliger Abend, den wir wohl nie vergessen werden.

    Am 1. Weihnachtstag wollten wir im Nationalpark wandern gehen. Ob des guten Wetters planten wir spontan um und schlossen uns einer Gruppe Spanier an, um bei den umliegenden Korallenriffen zu schnorcheln. Wir fuhren mit dem Boot zu 3 verschiedenen Spots und hatten eine überragende Aussicht und bestes Wetter. Am 2. Weihnachtstag sind wir dann schließlich durch den Nationalpark gewandert und an einem Strand rausgekommen, den wir noch nicht kannten. Wir haben versucht, über Felsen zu klettern und über einen anderen Strand einen anderen Eingang in den Park zu finden. Das haben wir dann aber bleiben lassen, als die Felsen zu hoch und steil wurden. Im Park gabs viele Tiere, Lianen und Pflanzen zu sehen. Dirk war nach der Ankunft felsenfest davon überzeugt, dass das die Jurassic-Park-Insel ist und da Dinosaurier leben. Die haben sich aber wirklich sehr gut versteckt! Es gibt dort im Wald also alles, was es in Deutschland nicht gibt. Außer Eichhörnchen. Die sind überall!

    Für den Rückweg am 27. entschieden wir uns bereits nach der Hälfte der Hinfahrt einige Tage zuvor, das Flugzeug zu nehmen. Zurück in Saigon parkten wir morgens unsere Rucksäcke in einer Reiseagentur und machten uns auf den Weg zu den Cu Chi Tunneln. Dieses Tunnelsystem war ein wichtiger Bestandteil des Vietnamesischen Widerstands gegen die französischen und amerikanischen Besatzer zwischen den 40er- und 70er-Jahren. Das System war untereinander verbunden und beinhaltete auf einer Gesamtlänge von ca. 250 km Wohnanlagen, Zu- und Abluftschächte, Bunker, Krankenverpflegung, Schulen usw. Der Widerstandswille der Vietnamesen wurde auf dieser Anlage verdeutlicht. Wer sowas macht und so lebt, hat eine unglaubliche Leidensfähigkeit. Schätzungen zufolge sind während des Krieges ca. 43.000 Menschen in den Tunneln durch Beschuss, chemische Waffen und Krankheiten (Großteil) umgekommen. Die Tunnel, die teilweise nur 50 cm breit und 40 cm hoch waren, treiben einem einen kalten Schauer über den Rücken.

    Wir haben über Weihnachten viel schönes erlebt und einiges über die Vietnamesische Geschichte gelernt. Jetzt sitzen wir im Nachtbus nach Phan Rang und freuen uns, morgen an der Südostküste aufzuwachen.

    Stay tuned!
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