Anna & Dirk on Tour

November 2022 - February 2023
A 98-day adventure by Dirk & Anna Read more
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  • Day 2

    Sucre

    November 22, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 8 °C

    Wo sind wir gerade: Sucre, La Escondida Hostal

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Dass wir endlich angekommen sind. Eine Reise um die halbe Welt ist durchaus mit Strapazen verbunden (auch, wenn man nicht wie damals J. Cook oder C. Columbus über die Wellen segelt, sondern mit Düsenantrieb von A nach B kommt).

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Die letzten Tage waren sehr ereignisreich. Am Wochenende vor unserer Abreise sowie die Tage davor haben wir versucht, jeden Tag was zu schaffen, die Reiseplanungen voranzutreiben, die Bude zu putzen, Freunde & Familie nochmal zu sehen, auf der Arbeit alles hintereinander zu bekommen und sonst noch alles zu erledigen was man vergessen oder noch nicht geschafft hat. Der Vor-Abreise-Sonntag zog sich dann bis 2 Uhr in die Nacht, sodass uns ein freudestrahlender Pascal Haase um 5:40 Uhr ME(W)Z ausgeschlafen wie eh und je zum Bahnhof bringen konnte.

    Route:
    - per RE11 um 6:09 Uhr von PB nach DUS (inkl. Nervenkitzel, da wir 6 Minuten schwarz gefahren sind, um das 2-Stunden-Ticket zu buchen und 30 € sparen zu können
    - Flug um 12:05 Uhr von DUS nach MAD
    - 9 Stunden Aufenthalt in Madrid, da jemand meinte auf Nummer sicher gehen zu müssen, um den Anschlussflug nicht zu verpassen. Der für 23:35 Uhr angesetzte Flug nach Santa Cruz ging dann erst um 2:30 Uhr in der Nacht (angeblich technischer Defekt, der interessanterweise bei sämtlichen sechs Maschinen aufgetreten ist, die an dem Abend nach Südamerika wollten). Toller Service vom Flughafen in der spanischen Hauptstadt: Es gibt im Terminal 1 bei den B-Gates sechs ultrachillige Liegen, auf denen man den ahnungslosen Menschen, die 2 Stunden in einer Schlange stehen, um als erstes im Flieger zu sein, zusehen kann, wie sie in einer Schlange stehen. Nebenbei kann man dort sein Handy laden. Wer weitere Informationen zu diesen Liegen haben möchte, kann sich vertrauensvoll an unser Managementbüro im 3. OG der Giersstraße 30 wenden!
    - Ankunft um 8:15 Uhr Ortszeit in Santa Cruz de la Sierra, Weiterflug um 11:00 Uhr nach Sucre. Den hatten wir pfiffigerweise erst kurz vor dem Abflug nach Santa Cruz gebucht, da die Dinger im 3-Stundentakt nach Sucre abheben. Eigentlich wollten wir den 8:35-Uhr-Flieger nehmen, der war dann aber ärgerlicherweise ausgebucht. Durch die Verspätung des internationalen Fluges wars dann aber sehr gut, erst die spätere Maschine bekommen zu haben
    - Schließlich landeten wir um 11:45 Uhr Ortszeit in Sucre und fuhren dann noch ca. 40 Minuten vom Internacional Aeropuerto, der mitten im Nirvana liegt, nach Sucre-City. Durch ein paar Tipps von Tanja, die hier arbeitet und ihren Freund vom Flughafen eingesammelt hatte, fanden wir eine tolle Location zum Essen und flanierten anschließend noch durch die Gassen der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt.

    Zum Schluss noch einige Dinge, die uns aufgefallen sind:
    1. Transportkosten in Bolivien sind sehr gering.
    2. Das kostenlose Bargeldabheben mit der DKB-Karte ist nicht kostenlos.
    3. Bolivianer sind kleine Menschen. Wir fühlen uns riesig und haben gemerkt, dass Sachen, auf die man sich setzt (Stühle, Toiletten, Bänke) tiefer eingebaut werden, als in Europa.
    4. Man erhält eine Taxi-Lizenz, indem man sich im Kiosk einen Taxi-Aufkleber kauft und den auf sein Auto klebt.
    5. In Bolivien gibt es viele Berge.
    6. Straßen sind hier nach Fachgebieten aufgeteilt. Z.B. eine Straße, in der es nur Friseure gibt.
    7. Bolivianer reisen von Europa nach Hause mit durchschnittlich 23 Gepäckstücken pro Person.
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  • Day 4

    Potosi

    November 24, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 14 °C

    Wo sind wir gerade: Potosi (3.950 m ü. NN.), Casa de Huéspedes Maria Victoria

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Dass wir unterwegs so viel gesehen haben und wir den Sprung von 2.800 auf 3.950 hm gut verkraftet haben. Und dass der Typ, der im Bus gereiert hat, nicht auf uns gereiert hat.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    In Sucre war es sehr gut. Wie sich herausgestellt hatte, war unser Hostal auf DER Einkaufsstraße mitten im Zentrum. Dort herrschte ein buntes Treiben, das wir auch in einem Video festgehalten haben.

    Dinge, die wir erlebt haben:
    1. Wir wollten auf eine Kirche gehen, weil es von dort eine tolle Aussicht gibt. Wir waren zu spät und die Kirche hatte schon geschlossen.
    2. Um uns an den nächsten Höhenschritt heranzutasten, unternahmen wir einen Spaziergang auf 3.150 m Höhe. Oben auf dem Hügel gab es einen Mountainbike-Downhill-Parcours und eine große Jesus-Statue mit einem beleuchteten Heiligenschein, die auf Sucre herabblickt. Rundherum gab es etliche kleine Feuerstellen, Müll und kaputte Bierflaschen. Als wir oben waren, haben zwei Männer Feuer gemacht, Gebete gesprochen und 10 Minuten später an die Außenmauer der Statuen-Plattform gepinkelt.
    3. Abends sind wir noch zum örtlichen Fußballstadion gelaufen. Leider finden dort z.Zt. keine Spiele statt, da die bolivianische Liga den Spielbetrieb aufgrund (a-)sozialer Unruhen abgebrochen hat. Nachmehreren Versuchen haben wir es doch noch geschafft, durch ein offenes Tor auf die Tribüne zu gelangen. Einfach toll! Das Stadion wird von vielen weiteren Institutionen genutzt: Kickboxen, Fitness, Karate, Automobilverein, Schulen, Ambulanzzentrum, Zahnarzt und wenn wir es richtig gesehen haben, wohnen da sogar Leute drin. Offenbar befindet sich das Stadion in einem sozial eher schwächer gestellten Viertel. Auf dem Rückweg suchten wir noch einen Händler auf, der mit Trikots handelte, die vermutlich nicht aus Herzogenaurach stammen bzw. der Produktionsauftrag nicht aus Herzogenaurach erteilt wurde, obwohl es draufstand. Das Trikot des örtlichen Fußballvereins, das aussieht wie eine rot-weiß gestreifte Litfaßsäule mit ca. 8-11 Sponsoren drauf, sollte 150 Bolivianos kosten. Zu viel, dachte Dirk, und so dampften wir zurück ins Hostal ab.
    4. Am nächsten Tag (heute) sind wir 3 Stunden mit dem Bus nach Potosi gedüst. Potosi ist eine Minenstadt, in der in den letzten Jahrhunderten extrem viel Silber abgebaut wurde und somit den ehemaligen Kolonialherren aus Spanien zu einem enormen Reichtum verholfen hat. Es hat hier früher richtig gebrummt, daher gibt es in Bolivien ein Sprichwort, das in etwa lautet: „Läuft wie in Potosi“. So wie „läuft wie ein Länderspiel“ in unironisch 😊 Ein Länderspiel haben wir übrigens auch gesehen. Morgens in einem Café. Da war ein Japaner, der nicht wusste wie ihm geschieht und ein junger Mann mit einem roten Nr.-14-Trochowski-Deutschland-Auswärtstrikot. Der Mann hat Geschmack! Zurück zu Potosi: Hier leben knapp 190.000 Menschen. Jedes 2. Haus in der Nähe der Busstation ist im Bau oder eine Bauruine. Die Schluchten vor der Stadt (alte Minen?) sind nun Mülldeponien. Puh. Nicht so schön! Das Stadtzentrum hingegen hat richtig Flair und erinnert an den Reichtum, für den diese Stadt einst sorgte. Nun liegen wir bereits in der Tonne. Potosi ist nur ein Zwischenstopp nach Uyuni. Da geht’s morgen mit dem Bus hin.

    Buenas Noches! HASTA MANANA!
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  • Day 6

    Salar de Uyuni

    November 26, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 20 °C

    Wo sind wir gerade: Salzhotel hinter der Salzwüste Uyuni

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Dirk ist sauer! In dem Salzhotel haben die in der Dusche Korallen an die Wand gebaut. Da hat der Idiot sich den Ellenbogen aufgeschlagen.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Wir sind derzeit sowas wie Nomaden. Nach Potosi sind wir 5 Stunden mit dem Bus nach Uyuni gefahren. Uyuni ist eine richtige Wüstenstadt. Davor lag wieder extrem viel Plastikmüll und in der Ferne kreisten einige Windhosen umher. Wir checkten gegen 16 Uhr in unser Hostal ein und machten uns durch den trockenen Wind auf die Suche nach einer DER Attraktionen in Bolivien: Eine 3-tägige Wüstentour durch die Salzwüste, weitere Wüsten, Geysire usw. Wir haben gebucht und sind heute Morgen mit einer sehr netten Gruppe losgefahren: Catherin und Selly aus Belgien, Julia und Max aus Deutschland & Österreich, unserem Guide Oscar und uns. Zuerst waren wir bei der einzigen Sehenswürdigkeit in Uyuni: Dem Eisenbahnfriedhof. Die Bolivianer haben damals den Briten einen riesigen Haufen gebrauchter Dampfloks samt Zubehör zum Neupreis abgekauft. Die wurden benutzt, ausrangiert und stehen da jetzt in der Gegend rum, rosten vor sich hin und dienen fotogeilen Touris aus Kulisse. A propos fotogeil: Danach ging es weiter in die Uyuni-Salzwüste. Da haben wir ganz verrückte Fotos gemacht (s. Fotos). Vorher gabs noch nen bolivianischen Hut Made in China für Dirk. Bei einem Salzfabrikanten haben wir gelernt, dass das Salz, das dort abgebaut wird, nur in Bolivien verkauft wird. Für den Export ist es zu teuer, da Bolivien keinen Zugang zum Meer besitzt und Chile zu hohe Zölle dafür verlangt. In der „Welcome-Zone“ der Uyuni-Wüste fanden wir einen coolen Platz, an dem viele Fahnen aus aller Herren Länder wehten und konnten es nicht lassen, dort die grandiose Richtig-einen-brennen-Flagge zu hissen. Danach sind wir weitergeheizt zum Fotoshooting, dann zu einer Insel in dem ehemaligen/temporären Salzsee. Dort stehen bis zu 7 m hohe Kakteen und getrocknete, uralte Korallen (welches Arschloch baut die Dinger als Deko in eine Dusche??? Die stehen doch bestimmt unter Naturschutz!).

    Weitere Fakten zur Uyuni-Salzwüste:
    1. Das Salz geht runter bis in ca. 120 m (!!!) Tiefe!
    2. Die Kakteen auf dieser Insel sind nicht nur riesig, sondern auch bis zu 1.000 Jahre alt.
    3. Mensch, was kann man da für tolle Fotos machen! Nicht nur, wenns trocken ist, sondern auch, wenn das Wasser einige cm auf der Salzkruste steht. Man läuft wie Jesus darüber und alles spiegelt sich sensationell. Anekdoten zufolge buchen viele Asiaten Flüge für die Regenzeit zum Fotos schießen. Wenn die Regenzeit ausbleibt oder sich verschiebt, stornieren die alles wieder. Junge Junge, wer Fotos da nur machen will, kann auch einfach googeln und einen Kumpel fragen, ob er einen reinfotoshoppen kann :D Stichwort Anekdote: Dirk hat eine bolivianische SIM-Karte, dessen Nummer anscheinend mal einer Dame gehört hat. Täglich kommen einige komische Nachrichten. Z.B. frei übersetzt: „Warum hast Du so ein komisches Profilbild?“ -> Richtig-einen-brennen-Sticker mit Bierglas. Hihi. Oder: „Schicke mir ein Foto von Deinen Limetten 😊“
    4. Im Ernst: Dieser Ort ist einfach atemberaubend! Wir sind jetzt im Hostel und erwarten mit Spannung den morgigen Tag.
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  • Day 9

    Uyuni

    November 29, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 18 °C

    Wo sind wir gerade: Uyuni, Hostal Nichkita

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Sanitäre Anlagen

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Die letzten Tage waren eines der größten Abenteuer, die wir jemals erlebt haben! An Tag 2 der Wüstentour sind wir zu einem Aussichtspunkt für einen der letzten aktiven Vulkane Boliviens gefahren. Wir waren ca. 120 km Luftlinie entfernt, dennoch konnte man den Berg qualmen sehen. Danach sind wir zu einigen Lagunen gefahren, in denen Flamingos leben. Die erste Lagune wird von einem nahegelegenen Berg, der Schnee auf dem Gipfel hat, mit Wasser gespeist. Die anderen Lagunen sind größtenteils über das Grundwasser miteinander verbunden. Durch chemische Prozesse und Witterungseinflüsse haben die Lagunen verschiedene Farben, die wiederum den Lagunen die Namen geben (z.B. rote, grüne, blaue, weiße Lagune). Wir haben sie alle gesehen, in welcher Reihenfolgen ist im Nachhinein schwer zu sagen 😊.

    Info zu dem Flamingos: Die mit dem schwarzen Hintern sind bolivianisch, die ohne schwarzen Hintern sind chilenisch. Die Chilenen kommen im Sommer immer nach Bolivien rübergeflogen, weil das Wasser hier flacher und nahrungsreicher ist. Im Winter ist es denen zu kalt und die hauen wieder ab nach Chile. Rosinenpicker!!

    Zwischen den Lagunen gab es immer wieder viel Wüste und Gebirge. Irre, wie sich trotz der kargen Landschaft diese immer wieder schleichend veränderte. Nachdem wir fast alle Flamingos und einiges an Wüste gesehen hatten, checkten wir in den Flamingo-Nationalpark in Südbolivien ein. Da mussten wir Eintritt bezahlen. Erst wussten wir nicht warum. Wohl nur für den Stempel im Reisepass. Doch weit gefehlt: Die Reg Lagoon erstreckte sich über mehrere Quadratkilometer. In unserem Hostal gab es dann abends nur Strom bis 22:00 Uhr, der dann aber schon um 21:13 Uhr abgeschaltet wurde. Abends beim Briefing durch Pepe und Oscar (unsere Guides) kam dann die Hiobsbotschaft: Frühstück um 4:30 Uhr, Abfahrt um 5:00 Uhr.
    Unmut! Dachten wir! Was dann aber kam, hätten wir nicht für möglich gehalten: Nachdem wir 90 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h durch die Wüste gebrettert sind (80 ist die sicherste Geschwindigkeit in der Wüste), kamen wir auf 4.900 hm an „den“ Geysiren an. Das sind Stellen, an denen Sachen mit Hochdruck und viel Dampf aus der Erde kommen (z.B. warme Luft, heiße Luft und kondensierende Chemikalien). Der Schlamm blubberte und durch die aufgehende Sonne fühlte sich die Szenerie vollkommen surreal an. Alles verraucht, aber beleuchtet durch die Sonne. Überall Bewegung. Wärme von unten, Kälte durch den Wind von oben und von der Seite. Wir hätten nicht gedacht, sowas mal zu sehen. Völlig irre!!! Hätte auch der Mars oder Mordor kurz vor dem Schicksalsberg sein können!

    Anschließend ging es weiter durch die Wüste zu weiteren Lagunen und zu den Hot Springs, wo wir das naturgemäß 38 Grad warme Wasser in einem Naturpool erleben konnten. An der weißen Lagune mussten wir Abschied von unseren Mitreisenden nehmen, die nach Chile weitergereist sind (in die nächste Wüste!). DA man nach Chile anscheinend wenige Sachen über die Grenze bringen darf, wurden und die folgenden Utensilien vererbt:

    1. Süßigkeiten
    2. Süßkartoffelchips
    3. Nüsse
    4. Getrocknete Coca-Blätter
    5. Wanderstöcke

    Wir sagen Dankeschön!

    Anschließend hatten Anna und Dirk dann eine 7-stündige Privatresttour zurück nach Uyuni, bei der wir das Lama-Paradies und Stone Valley gesehen haben. Das Lama-Paradies ist ein Gebirgsfluss, der rundherum das Gras zum Wachsen bringt und über etliche Kilometer einen gewaltigen Kontrast zu der kargen Wüsten- und Berglandschaft bildet. Stone-Valley ist vergleichbar mit den Externsteinen in Detmold mit dem Unterschied, dass Stone-Valley mindestens 4.867 Mal so groß ist (das ist noch untertrieben)! Leider mussten wir während des Rückwegs nach Uyuni feststellen, dass aufgrund gesundheitlicher Probleme die top geplante Nachtbus-Weiterfahrt nach Cochabamba ausfallen musste und wir so noch 2 Nächte in der prachtvollen Wüstenstadt Uyuni verbringen durften. Morgen geht es dann mit dem einzigen Flug des Tages mit dem Flieger nach Cochabamba.

    Stay tuned!
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  • Day 13

    Cochabamba

    December 3, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 24 °C

    Wo sind wir gerade: Zwischen Cochabamba und La Paz (Boeing 737, Air Boliviana)

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Dass wir nicht verpennt haben, das Taxi wirklich gekommen ist und der Flieger pünktlich abgehoben ist.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Wer denkt, dass die Flughäfen in Paderborn oder Münster klein sind, sollte mal nach Uyuni fliegen. Wenn da kein Militärstützpunkt wäre, hätten die wahrscheinlich gar keinen Flughafen. Mit dem Taxi waren es nur ca. 8 Minuten von unserer Unterkunft bis zum Airport. Im Taxi fiel auf, dass Dirk im 3. Bolivianischen Hostel zum 3. Mal vergessen hatte, den Schlüssel nach dem Checkout abzugeben. Diesmal ist das auch erst im Taxi aufgefallen, sodass wir dem vertrauenswürdigen Fahrer baten, den Schlüssel anschließend im Hostel vorbeizubringen. Ein aufgeregter Anruf aus der Taxizentrale unterstrich dieses Vorhaben nur eine Minute später. Künftig soll die Schlüsselfrage durch Anna geregelt werden.

    Cochabamba war eine andere Welt. Als wir ankamen, hatten wir 27 Grad und bemerkten das durchaus mediterrane Flair der Stadt, die in einem Kessel zwischen hohen Bergen liegt. Vom Flughafen in die Stadt nahmen wir einen völlig abgefreakten Bus, der kunterbunt beklebt war und dessen Fahrer offenbar ein glühender River-Plate-Anhänger ist. Der Bus kostete für beide insgesamt ca. 70-80 Cent. Mobilität am Boden ist hier wirklich günstig! In der Luft aber auch. Der Flug heute kostet pro Nase ca. 38 €. Die alternative Bustour von Cochabamba nach La Paz liegt bei ca. 15-20 € und dauert 8 Stunden, der Flug hingegen nur 50 Minuten. Unser ökologischer Fußabdruck fuckt echt ab!!!

    Zurück zu Cochabamba: Die Stadt wirbt auf Schildern dafür, alles zu können und alles zu haben (ähnlich wie Paderborn 😊). Der Ober-Babo in Cochabamba ist bzw. war ein gewisser Jorge Wilstermann. Jorge war der erste berufliche Luftfahrer in der Geschichte Boliviens, den hier alle verehren. Um ihm auch die größtmögliche Ehre zuteil kommen zu lassen, wurden viele Sachen nach ihm benannt (wieder ähnlich wie Paderborn, nur dass wir alles nach einem ziemlich kurzen Fluss benennen).

    Beispiele für Sachen, die den Namen Jorge Wilstermann tragen:
    1. Der Flughafen (Überraschung!)
    2. Der Golfclub (dazu später mehr)
    3. Der örtliche Profifußballverein

    Cochabamba ist eine Stadt, in der viele koloniale Einflüsse noch sichtbar sind. Es scheint, als seien hier mehr finanzielle Mittel vorhanden, als in den Städten, in denen wir bisher waren. Es gab neuere Autos, heilere Straßen, augenscheinlich hochwertigere Häuser, „westlicher“ gekleidetere Menschen (was für eine bescheuerte Formulierung, da Cochabamba tausende km weiter westlich als Paderborn liegt). Unser Hostel lag in einem etwas höher standardisierten Viertel, in dem die Häuser immer ein mind. 2,5 m hoher Zaun mit wahlweise Stacheldraht, Metallspitzen oder Elektrozäunen oben drauf umgab. Bei Häusern, die keine Zäune haben, werden zur Abschreckung alternativ menschengroße Puppen an Straßenlaternen aufgehangen mit einem Schild um den Hals (frei übersetzt: „Einbrecher werden gelyncht“). Es gibt in Cochabamba zudem den größten Markt in Südamerika. Wir sind am ersten Tag dort drüber gelaufen und es war nicht enden wollend. Der Markt bestand aus unendlich vielen Ständen und erstreckte sich über ein gesamtes Stadtviertel. Auffällig war, dass ein Großteil der angebotenen Kleidung Second-Hand-Ware war.

    Als wir nach unserem Spaziergang unser eigentliches Ziel, den örtlichen See, erreichten, waberte uns ein unangenehmer Geruch entgegen, der immer stärker wurde, je näher wir an das Gewässer kamen. Es bestätigte sich auf Neue die belegte Tatsache, dass die Bolivianer große Probleme mit ausgetrockneten Gewässern haben. Dieser Teich ist mittlerweile nur noch ein übelriechender Tümpel. Auch die Lagunen auf unserer Wüstentour sowie andere Binnengewässer und Flüsse führten vor einigen Jahren noch viel mehr Wasser. Dies ist auf die nicht mehr so stark stattfindende Regenzeit sowie Wasserentnahmen durch den Menschen für Minen und z.T. Landwirtschaft zurückzuführen.

    Wie zuvor in Sucre bereits festgestellt, bilden die Bolivianer gerne fachspezifische geographische Cluster. Es gibt eigentlich in jeder Stadt z.B. eine Friseur-Straße, eine Klamotten-Straße, eine Werkstatt-Straße usw. In Cochabamba haben wir eine ganz neue Straße entdeckt: Eine Druck-Straße! Hier gab es 738 Geschäfte in denen man alles bedrucken lasse konnte, was man sich vorstellen kann (der feuchte Traum eines jeden R1b-Fanatikers).

    Zum Abschluss noch eine nette Anekdote: An Tag 2 in Cochabamba wollten Anna und Dirk zu Jesus finden. Das ist dort nicht so schwer, da Jesus in Cochabamba 33,44 m groß ist. Damit ist er dort 44 cm größer als in Rio de Janeiro (man kennt ihn: steht oben auf dem Berg und guckt auf die Stadt. So sieht das in CBB auch aus, nur ohne die Copacabana). Wir sind für unsere Verhältnisse früh losgefahren, da Dirk um 11 Uhr das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft sehen wollte. Die hatten um die Zeit ein Spiel gegen Costa Rica bei einem Turnier in einer Wüste auf einem anderen Kontinent, bei dem 32 Mannschaften aus der ganzen Welt mitspielen durften. Warum die dort für eine Heidenkohle Stadien mit Rasen gebaut und nicht einfach Beachfußball gespielt haben, ist nicht überliefert. Ist aber auch egal, denn unser Plan stand fest: Erst 1.300 Stufen hoch auf den Berg zu Jesus, dann 1.300 Stufen wieder runter, dann zum Country-Club Cochabamba, die Lage checken, damit Anna golfen und Dirk dann Fußball gucken kann. Jesus hoch und runter hat super geklappt. Da die Zeit bis 11 Uhr eng wurde, haben wir uns ein Taxi geschnappt, um schneller anzukommen. Im Taxi wollten wir dann gucken wie es steht und bemerkten, dass Deutschland gar nicht um 11, sondern erst um 15 Uhr spielt. Mist! Egal! Dann golfen wir bis dahin, essen schön was und gucken dann Fußball. Am Country-Club Cochabamba – Jorge Wilstermann – angekommen, guckte der Pförtner etwas ungläubig, als er unser Klapperkistentaxi mit 23 Beulen und schrotter Frontscheibe sah. Mit zwei Insassen, die zu Jesus gefunden hatten und essen und golfen wollten. Im Club von Jorge Wilstermann, als Nichtmitglied, gekleidet, wie wir gekleidet waren. Mit einem süffisanten Lächeln, das eigentlich keiner Übersetzung bedurfte: „Nur für Mitglieder“! Wir brausten mit unserem Taxi wieder ab, ließen uns an der nächsten Kreuzung rausschmeißen, latschten 3 km nach Hause und schauten anschließend in einem Steakhaus das Fußballspiel (btw: Gar nicht so einfach, ein Lokal zu finden wo man Deutschland gucken kann, wenn man sich in einer ehemaligen spanischen Kolonie befindet und im Parallelspiel Spanien spielt).
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  • Day 17

    Coroico

    December 7, 2022 in Bolivia ⋅ 🌩️ 21 °C

    Wo sind wir gerade: Coroico, ACOGEDOR Departamento (bzw. jetzt im Minivan zurück nach La Paz)

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Für das tolle Wetter gestern und für das entspannte Schreiben im Auto.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Die letzten Tage waren wieder überragend. In Cochabamba haben wir morgens um 4 ausgecheckt und sind mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Vor uns lag „der schönste Inlandsflug in Bolivien“ von Cochabamba nach La Paz – wenn man rechts im Flieger sitzt. Wir saßen links 😊

    Beim Umstieg vom Flughafen in ein Gefährt nach Coroico konnten wir dann schonmal etwas La-Paz-Luft schnuppern. Es ging per Trufi (Bulli/Kleinbus, meistens japanischer Herkunft, mit Platz für 7-18 Personen) nach La Paz City. Mitten an der Hauptstraße schmiss uns der Fahrer quasi raus und zeigte hektisch auf ein anderes Trufi, das zu unserer Umstiegshaltestelle nach Coroico fuhr. Das verpassten wir, bekamen aber das nächste. Irgendwie total chaotisch, aber es funktioniert! Wir fuhren also zu der Station, von wo es in die Yungas geht. Dort herrschte ein buntes Treiben. Die Tickerverkäufer brachten die Tickets unter die Leute und sobald wieder ein 7-13-Sitzer voll war, brauste dieser los. Wir zahlten pro Nase umgerechnet ca. 5 € für die gut 2 Stunden nach Coroico in den Yungas. Um dorthin zu gelangen, fährt man zunächst über einen ca. 4.600 m hohen Buckel westlich von La Paz. Von dort aus geht es innerhalb von ca. 2 Stunden bis zu 3.500 Höhenmeter weiter runter auf ca. 1.100 m und dann wieder hoch auf 1.700 m nach Coroico in den Yungas. Die Yungas liegen in einem Tal westlich des Altiplanos und bestechen durch ihr fast tropisches Klima. Die Gegend ist längst nicht so dicht besiedelt, ist aber die offiziell erste Touristikregion Boliviens.

    Unser Hotel lag oberhalb des zentralen Plaza in Coroico an einem Kopfsteinpflasterweg. Wir dachten anfangs ehrlicherweise, dass uns die Gastgeberin verschaukeln wollte. Das hatten wir doch nicht gebucht!!!! Durch eine unscheinbare Blechtür gelangten wir in das Treppenhaus, das sich im Rohbau befand (keine Geländer, keine Fliesen. Nur Betonstufen und 2 Bewegungsmelder, die erst angingen, wenn man den ersten Treppenabsatz im Dunkeln überwunden hatte. Im 3. OG gingen wir dann durch eine Tür und sahen tatsächlich das, was wir gebucht hatten! Das Apartment erstreckte sich über 50 m² und war wirklich super – inkl. Blick auf die Berge.

    In den nächsten Tagen erlebten wir tolle Sachen:

    Tag 1: Ankommen, Schlaumachen und Daniel kennenlernen (einer von 2 Guides, die es in der Stadt gibt). Am Abend erlebten wir eins der absoluten Highlight auf unserer bisherigen Reise: Unser Hostel die Kopfsteinpflasterstraße vor unserem Apartment war sehr steil und bei Regen auch überdurchschnittlich rutschig. Ein Glücksritter versuchte, mit seinem Pritschenwagen und Frau, Kleinkind und Baby auf der Ladefläche mehrfach mit Anlauf den Berg hochzufahren und immer wieder an der gleichen Stelle zu scheitern. Er fuhr dann immer eine kleine Runde um den Block, um wieder einen neuen Anlauf zu nehmen. Leider gab es kein Popcorn. Das hatte ein bisschen was von Werner Beinhart, als Meister Röhrich mit der Toilette auf dem Kopf immer wieder die Treppen hochrennt und aus dem Fenster fliegt. Köstlich!

    Tag 2: Zipline: Die haben in den Yungas ernsthaft 3 Stahlseile auf einer Gesamtlänge von 1.500 m über die Schlucht gespannt, damit sich irgendwelche Idioten da dranhängen und mit 85 kmh runterstürzen. Haben wir gemacht – war ultrageil! Danach sind wir zu Senda Verde gelaufen. Das ist eine Tierauffangstation. In die Not geratene Tiere werden dort aufgenommen und aufgepäppelt. Hier leben Affen, heimische exotische Vögel, Pumas, Leoparden usw. Wir haben eine 2-stündige, beeindruckende Führung erhalten und erfahren, wie eng die Bindung zwischen den Pflegerinnen und den Tieren ist. Bei den Affen gibt es junge Frauen, die in den Gehegen den ganzen Tag verbringen und als Mutterersatz für die Jungtiere dienen. Die Vorgehensweise bei Schwarzhändlern ist oft die gleiche: Man tötet das Alpha- oder Muttertier, isoliert somit die Jungtiere und verkauft diese auf dem Schwarzmarkt. Da hört man wirklich verstörende Geschichten!

    Tag 3: Wir haben mit Daniel eine 14-km-Wanderung durch den Urwald gemacht. 1.000 m runter, 500 m hoch. Es war wirklich super, wir konnten alles mögliche an Obst (rote Bananen, Mangos etc.) von den Bäumen pflücken und viel über Land, Leute, Pflanzen und Tiere erfahren. Z.B. gibt es dort eine Afro-bolivianische Gemeinde. Dies sind Nachkommen von afrikanischen Sklaven, die durch das spanische Königreich zur Kolonialzeit nach Bolivien verschleppt wurden. Angeblich spielen zwei von den Jungs in der bolivianischen Nationalmannschaft. Dirk wird dies nochmal verifizieren. Darüber hinaus haben sich nach dem 2. Weltkrieg einige Nazis in die Yungas abgesetzt. Die wurden in den 70ern „von Franzosen“ erkannt und anschließend festgenommen und verknackt. Es gibt dort auch Klapperschlangen. Die hauen aber immer ab, wenn da Menschen rumlaufen.

    Tag 4: Nach den Anstrengungen von den Tagen 2 und 3 wollten wir zum 7 km entfernten Naturpool laufen. Nach 4 km fing es an zu regnen. Wir haben uns dann 20 Minuten untergestellt und nach dem schlechten Wetterbericht sind wir umgekehrt. Es war Dauerregen angesagt. Auf dem Rückweg hörte es kurz vor Coroico wieder auf zu regnen. Für den ganzen Tag … Was solls 😊 Wir beschlossen, abends unsere Küche zu nutzen und ein paar Sachen zum Kochen einzukaufen. Die Suche nach Käse gestaltete sich hierbei am Schwierigsten. Nach dem fünften Laden wurden ein netter Herr auf uns aufmerksam, da wir umherirrten wie ein paar Idioten nach einem Stück Käse. Er lieft mit uns 700 Meter durch die engen Gassen Coroicos und zeigte uns einen gut sortierten Einkaufsladen mit Kühlschrank und Käse. Muchas Gracias, sehr nett und hilfsbereit!

    Am nächsten Tag haben wir unsere 7 Sachen gepackt und sind per Trufi zurück nach La Paz geheizt. Die Yungas waren eine tolle Station und sind absolut zu empfehlen!!!
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  • Day 21

    Municipio Copacabana

    December 11, 2022 in Bolivia

    Wo sind wir gerade: Lago de Titicaca, Copacabana, Hostal Mio Posada

    Wofür sind wir heute dankbar:
    1. Eine warme Decke
    2. Die Regenpause zwischen 13 und 17 Uhr

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Da muss jetzt etwas weiter ausgeholt werden. Die Schreibdisziplin lässt in ihrer Regelmäßigkeit etwas zu wünschen übrig. Nervt aber auch, wenn man sich da jeden oder jeden 2. Abend überlegen muss, was man alles gemacht und erlebt hat. Postkarten zu schreiben ist das gleiche Thema! Die haben wir jetzt seit 4-5 Tagen und haben erst 2-3 von 10 fertig. Sind wir mal ehrlich: Das Postkartenthema ist in jedem Urlaub akut und bleibt auch bis zum letzten Tag akut. Wenn man sie abschickt, kann man sich das Porto fast sparen und sie seinen/ihren Liebsten auch persönlich übergeben, wenn man sie das nächste Mal sieht 😊

    Zurück zum Thema Bolivien: Wir waren in Coroico. Dort sind uns auf dem Plaza immer die Jungs aufgefallen, die die Minibusse nach La Paz beworben haben. Es wurde sich mit beispiellosen Aneinanderreihungen der Silben „A“, „La“ und „Paz“ gegenseitig überboten. Wer lauter schreit und mehr Silben aneinanderreiht, bekommt den Bus am schnellsten voll: „ALaPaLaPaLaPaLaPaLaPaLaPaLaPaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaazzzz!!!“ Samy Deluxe wäre stolz! Als wir am Morgen des 7.12. wegwollten, war aber nicht so viel los mit ALaPaLaPaLaPaLaPaaaz. Unsere Herbergsmama, der wir 15 Minuten vorher noch Wohnung und Schlüssel übergeben hatte, trafen wir am Plaza wieder und sie vermittelte uns 2 freie Plätze in einem Minibus nach ALaPaLaPaz. Zum Local-Preis. Mega! Wir fuhren innerhalb von 2 Stunden wieder aus unserer Schlucht heraus und landeten 2.000 Höhenmeter weiter oben im Hexenkessel von La Paz. Da wir in Coroico für 20 € pro Nase und Nacht für unser Budget relativ dekadent residierten, entschieden wir uns in ALaPaLaPaz für das bescheidenere Skyline-Hotel mitten in der Innenstadt. Für 8 € p.P. waren wir dabei. Leider war die Butze ne richtige Butze: Das Bad stand noch unter Wasser, als wir reinkamen. Zudem registrierten wir 3 Fenster: 1x Glasbausteine in Richtung Flur, 1x Glasbausteine ins Nachbarzimmer, 1x zu öffnendes Fenster in eine Art innenliegenden Schacht mit Verdacht auf Frischluft, gepaart mit einigen würzigen Noten. Woher die kamen (also die würzigen Noten) bemerkte Dirk, als er an Tag 2 oder 3 das Zimmer lüften wollte und aus dem Fenster schaute. Der akustischen Ankündigung einer Klospülung aus dem Stockwerk über uns folgte ein um ca. 1-2 Sekunden verspäteter Flüssigkeitsschwall in den Schacht durch ein undichtes Abflussrohr. Das Fenster blieb danach dauerhaft geschlossen.

    Bei der Erkundung der näheren Umgebung machten wir einige Entdeckungen: In der Parallelstraße gab es ganz viele Trikots zu kaufen, die aber nicht aus Herzogenaurach kamen. Einfach göttlich! Dann haben wir den Hexenmarkt entdeckt. Da kann man tolle Pulver zur Steigerung der Potenz, zum Geldverdienen oder für die Vertreibung von bösen Geistern und Gedanken kaufen. Wer es damit total ernst meint, kann einen getrockneten Lamafötus kaufen, den dann opfern und verbrennen lassen und sich was wünschen oder seine Probleme lösen lassen. Um das nochmal klarzustellen: Da hängen keine Lamapfoten, sondern Föten. Also tote, ungeborene, getrocknete Lamas in verschiedenen Entwicklungsstadien. Völlig bescheuert, scheint hier aber ein Ding zu sein.

    Danach sind wir mit dem Teleferico gen Süden gefahren. Der Teleferico ist der neueste Schrei im vielfältigen öffentlichen Nahverkehrsnetz von La Paz. Eine österreichische Firma, die sonst i.d.R. Skilifte baut, hat in den letzten Jahren etliche solcher Lifte in La Paz verbaut, um als Ersatz für eine nicht existierende U- oder S-Bahn zu dienen. Mal im Ernst: Eine absolut geniale Geschichte! Oder wer hat schonmal ne U-Bahn ein einen Berg gesprengt und versucht, bis zu 1.000 Höhenmeter im 45- bis 75-Grad-Winkel zu überbrücken?? Da legst Du Dich in der Bahn doch nur auf die Fresse oder musst 34 Serpentinen hochfahren! La Paz braucht Skilifte! Und La Paz hat Skilifte! Wir fuhren also mit dem Skilift über 1-2 Hügel in den La Pazer Süden. Dort wohnen viele Bonzen und da gibt es einen Golfclub. Wer sich an das Golfdilemma von Cochabamba erinnert, kann sicher sein: Diesmal waren wir vorbereitet! Wir trafen uns mit Pablo. Pablo ist der Inhaber der Agentur „Golf and Tours Bolivia“. Er ist derjenige, der den gemeinen Pöbel gegen eine Gebühr auf dem Golfplatz von La Paz spielen lässt. Der höchstgelegene Golfclub der Welt auf 3.300 m. Wenn das nicht geil ist! Pablo erzählte uns was wir dürfen, nicht dürfen, müssen etc. Z.B. mussten wir bunte Polos tragen. Er hatte welche für uns. Und wir durften keine Jeans tragen, da hatte er zumindest eine Hose für Anna. Etwas klein, aber egal! Nach dem Briefing vorab, verabredeten wir uns für den folgenden Tag um 11:30 Uhr an der örtlichen Teleferico-Station. Da wir noch shoppen waren, um einige Sachen zu haben, sammelte uns Pablo vorm Einkaufsladen ein. Er fuhr mit uns zu einem Aussichtspunkt, danach zum Golfplatz. Pablo war dort früher anscheinend ein Angestellter. Er kannte das Personal, das für die Bewirtschaftung und Pflege der Anlage zuständig war. Er war etwas nervös, besorgte uns einen Caddy (braucht man dort als Gast) und wollte irgendwie schnell weg. Er ließ uns dann im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Als Anna starten wollte, öffneten sich für 45 Minuten alle Himmelsschleusen und es schüttete in einer Tour. Dann ging es aber los und Anna versenkte an den ersten beiden Löchern 4 Bälle im links gelegenen „Moon Valley“, dessen Namensgebung angeblich auf einen gewissen Herrn Armstrong zurückzuführen ist (der mit dem großen Schritt für die Menschheit und nicht der mit den EPO-Spritzen, wobei der bestimmt auch mal für ein Höhentraining in La Paz war). Aus ist Aus! Das war das Motto! Normalerweise sucht man auf anderen Plätzen die Bälle, wenn sie nicht auf dem Fairway landen. In La Paz fallen sie in die Schlucht und sind weg. Anna wurde mit den geliehenen Schlägern immer besser und passte sich so dem aufklarenden Wetter an. Interessant: Durch den geringeren Luftwiderstand fliegen die Bälle hier viel weiter. Ein bisschen wie auf dem echten Mond.

    Nach dem Golf ließ uns Pablo in Richtung Downtown raus und wir gingen ins Beef & Beer. Dort aßen wir Beef und tranken Beer. Dann sind wir kurz vorm Hostel nicht ins Hostel, sondern in die direkt daneben gelegene Karaoke-Bar gestolpert. Wir haben 2 große Pacena bestellt und einen Hit nach dem anderen ins Mikro geschmettert. Alles was man sich vorstellen kann! Wir waren neben dem Barkeeper-DJ die einzigen Gäste und hatten Spaß bis Meppen!

    Am nächsten Tag strebten wir nach dem nächsten Punkt auf der Bucket-List: Dirk brauchte den bolivianischen Länderpunkt! Ein Unterfangen, das durch den Saisonabbruch in Bolivien und das parallel stattfindende Wüstenturnier wahrlich keine leichte Aufgabe ist. Nahezu alle Anfragen an Vereine und Verbände nach Spielterminen von Jugend-, Frauen-, oder Amateurspielen blieben unbeantwortet. Dann gab es aber die Facebook-Seite der Asociacion de Futbol La Paz, auf der in unzuverlässig unregelmäßigen Abständen Ansetzungen gepostet wurden. Dirk guckte sich einen Leckerbissen im „Cancha del Kilometro 3“ zwischen der (vermutlich) U17 von The Strongest und Corocoro aus. Da wir früh dran waren, sahen wir noch die 2. Halbzeit von Always Ready U17 vs. New Stars U17. Dann wurde es kurios. Always Ready gewann 8:1, hatte damit die Meisterschaft sicher und die Jungs von The Strongest waren umgezogen, die Reservisten saßen auf der Bank, die erste Elf stand auf dem Platz und ballerte ein paar Dinger aufs Tor. Die Schiris waren auch da, nur Corocoro nicht. Nach 15 Minuten beendete der Schiri die skurrile Szenerie, pfiff an und sofort wieder ab. Always Ready war noch da und holte sich den fetten Meisterschaftspokal ab. The Strongest bekam als Liga-Zweitplatzierter den kleineren Pokal. Alle waren froh. Wir auch. Selten so einen Blödsinn auf einer Tribüne verfolgt, aber der Länderpunkt ist eingesackt.

    Frag mal den Reiseführer nach Sehenswürdigkeiten in La Paz. Jeder sagt Dir: Fahr oder lauf einfach los und lass es wirken. Das haben wir gemacht. Wir sind geflasht, verzaubert, verhext und beeindruckt. An jeder Ecke gibt es was neues zu sehen und zu erleben. Ob mit dem Teleferico hoch nach El Alto, dem „wahren“ Hexenmarkt in El Alto, Tausenden Tonnen Obst und Gemüsen auf unzähligen Marktständen, dreckigen Müllbergen, Straßenhunden, freundlichen Menschen, Menschenmassen, Abgasen, leckerem Essen, nicht eingehaltenen Kühlketten oder Underground-Tanzgruppen. Es gibt an jeder Ecke was neues und es wird überall gewuselt. Da bekommt man vor lauter Eindrücken den Mund nicht zu. Als krönenden Abschluss gewann Dirk auf dem Weihnachtsmarkt eine orangene Schuhputzbürste. Danke, La Paz. Du bist eine der, wenn nicht sogar die verrückteste Stadt, in der wir jemals (gemeinsam) waren!
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  • Day 25

    La Paz

    December 15, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 16 °C

    Wo sind wir gerade: In der Luft über Südamerika – beim Kumpel von Julio Iglesias – Reihe 35, Plätze A & C

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Bis jetzt – pünktliche Flugzeuge

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Zack – das wars schon mit Bolivien! Kinder, wie die Zeit verfliegt! Seit dem letzten Eintrag haben wir einen Ort besucht, den man eigentlich nur aus Büchern und Geschichten kennt: Den Titicacasee. Namentlich kann der Titicacasee sicherlich mit dem Mississippi mithalten. Wäre doch lustig, wenn der Mississippi in den Titicacasee fließen würde. Doch das wäre ungefähr so, als würde die Themse in den Bodensee münden. Legenden zufolge soll allerdings die Themse an einigen Orten in Osteuropa auch schon gesichtet worden sein -> Nothing is impossible! Anderen Legenden zufolge sind der schöne und der hässliche Teil des Lago de Titicaca geografisch aufgeteilt. 44 % des Sees gehören nämlich zu Bolivien, 56 % des Sees zu Peru. Die Bolivianer erzählen gerne, dass der schöne Teil den Namen Titi trägt und zu Bolivien gehört. Wie der andere Teil heißt und zu welchem Land der gehört, kann man sich denken 😊 Wahrscheinlich erzählen die die Geschichte in Peru andersherum – das können wir aber leider nicht mehr glaubhaft verifizieren.

    Was wir glaubhaft versichern können ist aber, dass die bolivianische Ecke, in der wir waren, sehr schöne Seiten hat und atemberaubende Aussichten auf den See und in die Ferne bietet. Der Ort, an dem wir für drei Tage unsere Unterkunft hatten, hieß Copacabana. Nein, wir waren nicht in Brasilien. Nein, keine Jesus-Statue, die 44 cm kleiner ist als die in Cochabamba. Nein, kein Traumstrand. Ja, es gibt einen Strand. Der ist auch 2-3 km lang, besteht allerdings aus Steinen und direkt vor Downtown Copacabana in erster Linie aus behelfsmäßig zusammengezimmerten Bootsstegen (vielen Bootsstegen).

    Sonst gab und gibt es in Copacabana einiges zu sehen und zu erleben. An Tag 1 sind wir auf einen Hügel gelaufen, der sehr felsig und steil war. Da der See auf ca. 3.800 hm liegt (höchstgelegener für die Schifffahrt befahrbarer See der Welt) bleibt einem dort schnell wieder die Pferdelunge weg, wenn man da mal noch 150 m den Hügel hochspaziert. Der Weg nach oben soll anscheinend den Weg von Jesus Christus nachempfinden, wie er sein Kreuz getragen hat. Oben standen dann auch ein paar Kreuze aus Stein sowie Verkaufsstände und eine Plastikflaschenrecyclingstation, in die man seine leeren Plastikflaschen reinwerfen kann. Gute Sache! Leider fehlte unten das Gitter, sodass die Flaschen trotzdem offen rumlagen. Der Blick von dort oben auf den See war richtig geil! Sowas erlebt man bei einem Sonnenuntergang wirklich nicht sehr oft und war sicherlich eines der Highlights unserer bisherigen Reise.

    An Tag 2 machten wir uns bei miesestem Wetter auf den Weg zur Isla de Luna. Der Weg dauerte mit dem Boot ca. 2 Stunden, die wir frierend im überdachten kleinen Passagierbereich verbrachten. Bei strömendem Regen besichtigten wir auf der „Insel des Mondes“ einen noch relativ ordentlich erhaltenen Tempel der Inkas. Unsere rudimentären Spanischkenntnisse finden 2 Wörter des Guides einer anderen Gruppe auf:

    1. Macchu Picchu (das ist der berühmte, große Inka-Tempel in Peru. Fairerweise muss man sagen, dass wir das Wort wohl auch ohne 6 Doppelstunden VHS-Spanischkurs verstanden hätten).
    2. Quince (Fünfzehn): Es gab in dem Isla-de-Luna-Tempel 15 Nischen in der Mauer, in denen sich noch kleinere Nischen befanden. Dort sah es so aus, als würden Opfergaben bereitgestellt werden.

    Das Wetter blieb scheiße und wir waren durchaus froh, uns Regen-Capes zum Inselpreis angedreht haben zu lassen. Wir fuhren zur nächsten Insel – der Isla del Sol. Die „Insel der Sonne“ machte dann wirklich ihrem Namen alle Ehre. Der Regen hörte auf, es wurde wärmer und es kam sogar etwas die Sonne raus. Wir verbrachten auf der Insel mit 2 Stopps ca. 1,5 Stunden. Auch dort gibt es mehrere Tempelanlagen und heilige Stätten der Inkas. Allerdings sind sich die Einwohner der Insel zur Zeit nicht ganz grün. Es gibt 3 Dörfer: Yumani, Challa und Challapampa. Yumani ist die Schweiz. Challa und Challapampa haben hingegen einen wirklich handfesten Konflikt. Die Bewohner des einen Ortes bauten aus touristischen Gründen Immobilien in die Nähe bzw. Sichtweite von heiligen Inka-Stätten, die dem anderen Ort zugehörig sind. Die fanden das nicht gut und zerstörten eines Nachts die halb fertiggestellten Häuser. Das fand dann Dorf A natürlich wiederum scheiße und griff aus Rache Dorf B mit Dynamit und Flaschen an. Es folgten weitere Scharmützel zu Land und zu Wasser. Daher wird davor gewarnt, die Insel von Nord nach Süd zu erwandern – man solle sich vorher in Yumani (Schweiz) erkundigen, ob es zur Zeit sicher ist. Alles kein Scherz und irgendwie verrückt und traurig zugleich.

    Nachdem die Sonne sich zeigte, fuhren wir – nun auf dem Dach des Bootes – Richtung Islas Flotas. Das sind schwimmende Stege am Ufer des Sees, die Stellen in Peru nachempfunden sind, wo „Indigenas“ darauf arbeiten und wohnen. Die Islas Flotas im Titi-Bereich des Titicacasees dienen unserer Ansicht nach dem Zweck, Touristen mit frischem Fisch zu verköstigen. Wohnimmobilien waren Fehlanzeige. Danach fing es wieder an zu regnen und wir kamen am frühen Abend wieder in Copacabana an.

    An Tag 3 wollten wir eigentlich die Umgebung erwandern und einige Erhöhungen erklimmen. Leider hatten wir gesundheitlich etwas zu kämpfen und brauchten einen Tag Pause. Dirk besuchte morgens trotzdem noch die zwei kleinen Fußballstadien, die er an Tag 1 (Überblick vom 150-m-Hügel) erspäht hatte. Leider war dort wieder kein Spiel bzw. sind generell auch keine Spiele. Das große Stadion wird nach Aussage eines Nachbarn nur für Kulturveranstaltungen genutzt (schade eigentlich -> geile Tribüne!) Das kleine Stadion wahrscheinlich auch nicht, da der Kunstrasen völlig im Eimer ist, dort Ziegelsteine im Strafraum herumliegen und innerhalb des abgezäunten Bereiches mindestens drei Hunde wohnen. Abends haben wir uns dann nochmal rausgewagt und sind den Strandabschnitt in Copacabana etwas weitergelaufen. Ganz schön eigentlich, wenn die Bootsstege und 8.000 Tretboot-Schwäne weniger werden und nicht so viel Plastikmüll angeschwemmt werden würde. Noch eine interessante Randnotiz zu Copacabana: Da gibt es einen christlichen Tempel, zu dem die Bolivianer aus vielen Ecken des Landes anreisen, wenn sie sich ein neues Auto gekauft haben. Zu festen Zeiten werden die Autos dort geschmückt und auf der Straße vor dem Tempelanlage durch einen Priester geweiht. Das hilft dabei, sicher durch den Verkehr zu kommen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man sich in Bolivien nicht anschnallen kann und muss: Auto getauft -> passiert nix! Wir hatten tolle Tage in Copacabana und entschieden uns, für letzte Besorgungen und für die innere Sortierung die letzten zwei Tage unseres Bolivien-Trips in ALaPaLaPaLaPaLaPaaaaz zu verbringen.

    Wir waren zwar vorher auch nur 2-3 Tage dort, aber es war irgendwie schon wie „Heimkommen“. Man findet sich in der Stadt einigermaßen zurecht, weiß ungefähr wo man hinwill und wie man sich fortbewegen kann. Wir tigerten also nochmal 1,5 Tage durch LP-City und sahen wieder allerhand Sachen. Wir waren auf der Stoff-(Textilien)Straße und kauften Stoff (Textilien). Wir waren nochmal in der Trikotstraße, in der Lichterstraße und in der Kleiderstraße. Anna hatte eins an, das für ca. 40 € zu haben gewesen wäre. Die machen die in ihren Läden anscheinend selber, sodass dort viele Unikate zu haben sein dürften und peinliche Abiball-wir-haben-das-gleiche-H&M-Kleid-Momente in La Paz eher die Ausnahme darstellen sollten.

    Zum Schluss noch eine kleine Anekdote vom letzten Abend: Um die letzten Bargeld-Bolivianos zu verbraten, kauften wir uns noch ein paar kulinarische Highlights für den Flieger: gelbe Bananen, da wir rote Bananen schon hatten. Dann wollten wir noch welche von diesen geilen Schokobällchen, die mit einer kleinen, crossen Keks-Schicht (ähnlich wie bei Rocher oder Raffaello) sowie einer Milchcremefüllung gefüllt sind. Da wir die nicht auf Anhieb gefunden hatten, fragten wir nochmal bei der netten Damen vom kleinen Laden gegenüber des Hotels nach, wo wir immer unser Wasser gekauft hatten.

    Wortlaut:
    „Ääääh, buscandamos los pequena chocolatos, ääääh, marille!“

    „No tengo“

    „Äääääh, chocolate, äääääh, pequena bolas?“

    Daraufhin brach in dem Laden Gelächter aus. Die Dame vom Stoffladen nebenan rannte lachend wieder zu ihren Textilien, aber die Verkäuferin blieb standhaft. Offentlichtlich hatte Dirk frei übersetzt folgendes gesagt: „Ääääh, wir suchen diese kleinen, gelben Schoko-Hoden!“ Ende vom Lied: Die Schokohoden gabs dort zu kaufen. Für 1 Boliviano. Am Flughafen kosteten die 5!!! Egal, in Vietnam gibts für 10 Bolivianos wahrscheinlich noch nichtmal ne Schüssel Reis!

    Bolivien – was für eine Reise!
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  • Day 26

    Waldenburg

    December 16, 2022 in Germany ⋅ 🌩️ -1 °C

    Zwischenstopp in Deutschland zwischen Bolivien & Vietnam:

    Rund um den 60. Geburtstag von Peter haben wir gefeiert, Wäsche gewaschen, Sachen aussortiert, Sachen einsortiert, eingekauft und sind via Frankfurt am 19.12. wieder losgeflogen. Ab nach Saigon!Read more

  • Day 30

    Ho-Chi-Minh-City (Saigon)

    December 20, 2022 in Vietnam ⋅ ⛅ 23 °C

    Nachdem die Rückreise von Bolivien nach Deutschland weitgehend reibungslos geklappt hatte, verbrachten wir 3 Tage im schönen Waldenburg, um den 60. Geburtstag von Peter zu zelebrieren. Nach Beendigung der Feierlichkeiten und letzten Besorgungen im Drogeriemarkt unseres Vertrauens, fuhr Niels Sabine, Peter, Anna und Dirk zum Frankfurter Flughafen. Für einen normalen Flugtag fuhren wir rechtzeitig los. Für einen unnormalen Flugtag 5 Tage vor Weihnachten mit vielen Passagieren, Blitzeis und 180 ausgefallenen Flügen am Morgen fuhren wir nicht früh genug los. Bei Anna und Dirk ging alles trotz langer Wartezeiten relativ glatt durch. Bei Sabine und Peter, die über Lissabon auf die Kap Verden wollten, war es eine absolute Punktlandung, die dadurch begünstigt wurde, dass der Flug aufgrund der morgendlichen Komplikationen auf dem Rollfeld verspätet war. Letztendlich hoben aber alle ab und erreichten die anvisierten Ziele.

    Unser Ziel war Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam. Das war früher die Hauptstadt der südvietnamesischen Teilrepublik und hieß bis 1975 noch Saigon. Nach dem militärischen Sieg des kommunistischen Nordens über den Süden sowie die amerikanische Armee wurde die Stadt zu Ehren des kommunistischen Anführers Ho Chi Minh umbenannt. Der Name Saigon ist in der Stadt allerdings noch allgegenwärtig und prangt auf vielen Schildern. Sogar das lokale Bier trägt diesen Namen. Finden wir auch besser, Biere nach Orten zu benennen. Moritz Fiege ist zwar geil und kultig, aber wir trinken lieber Paderborner Pils als Herbert-Müller-Pils.

    Wir kamen aus dem frierenden Deutschland also ins 30-Grad-warme Saigon und mussten uns erstmal einiger Kleidungsschichten entledigen. Dann der übliche Kram am Flughafen: Kohle aus dem Automaten ziehen, draußen die erste Reihe "Taxi-Taxi"-Krakeler überlaufen und in der zweiten Reihe einen günstigen Bus in die Stadt nehmen.

    Wir kamen in unserem Hotel an, das sich in einer Seitenstraße der bei feierwütigen Touristen beliebten Vergnügungsmeile "Walking Street" befand. Wir schauten uns nachmittags in der näheren Umgebung um und fanden einiges:

    1. Günstige SIM-Karten für 11 € und 4 GB Datenvolumen täglich.
    2. Abends sehr viele sporttreibende Menschen im Park und auf umliegenden Laufstrecken sowie improvisierten Sportparcours.
    3. Extrem laute Musik auf der Walking Street und aufdringlichste Promoter (selbst Schuld! Wer da kein Bock drauf hat, sollte einfach nicht drüber schlappen).
    4. Dreiste Fußmassagetante, die bei Dirk schlecht und bei Anna gut war und ihr Trinkgeld in die Höhe verhandelte (passiert uns nicht nochmal).
    5. Besuch eines riesigen Marktes mit allem möglichen Kram und auch vielen Sachen, die nicht aus Herzogenaurach in Auftrag gegeben wurden. Macht irgendwie Spaß. Nachfolgend aus dem Gedächtnisprotokoll der 15-sekündige Monolog einer Verkäuferin, während wir an ihrem Stand vorbeischlenderten: "What you looking for? Shirt? Yes? Lacoste! 750.000 normal price, very cheap, okay for you 550.000? Want to try? 400.000? Okay, for you 250.000 my friend, okay?"
    6. Motobikes en masse. Haben als Fußgänger direkt 2 Unfälle gesehen. Erster Unfall: Mann schneidet Frau, Lenkräder verhaken sich, Frau fällt runter, bremst mit ihrer linken Wange auf dem Asphalt, steht wieder auf, geht zu dem Typ, macht ihn zur Sau, Dirk stellt ihre Handtasche zu Ihr, Typ will abhauen, Frau hält seinen Roller fest, gestikuliert, fängt an aus der Nase zu bluten, Einigung, es auf dem Bürgersteig zu klären, Dirk bekommt Anweisung von der Frau den Roller von der Straße zu holen, Auftrag ausgeführt, nach Einschaltung einer dritten Partei, die als Medium auftritt, hauen wir ab.
    Zweiter Unfall: Plastikschaden
    7. (Nächster Tag): Tour ins Mekong-Delta. Dachten erst, dass wir Reisfelder besichtigen, war aber nicht so. Wir hatten einen verrückten Guide, der viel erzählt hat und lustig drauf war. Bei der 2-stündigen Hinfahrt besuchte die 10-köpfige Reisegruppe einen Tempel von einer Religionsgemeinschaft, die 3 oder 4 verschiedene Religionen unter einem Dach vereint. Gute Sache, wie wir finden! Dann kamen wir zu unserem Kutter und tuckerten über den zweitlängsten Fluss der Welt, dem Mekong, zu zwei im Fluss liegenden Inseln und erfuhren allerhand Sachen, die dort gemacht werden: Verarbeitung von Kokosnüssen zu Süßigkeiten, traditionelle Musik und Musik die auch wir kennen, exotische Früchte, viele gesunde Sachen aus Bienenhonig, eine Anaconda im Maschendrahtkäfig, die man sich im den Hals legen lassen und sich damit fotografieren lassen kann (...), Mittagessen mit Stäbchenbenutzungstutorial und frisch gegrilltem Elephant-Ear-Fish, einer Paddeltour in traditionellen Booten zurück zum Anleger. Es war ein sehr kurzweiliger Tagesausflug, den wir mit einer Fußmassage ausklingen ließen (s. Punkt 4).
    8. Am Morgen des 22.12. fuhren wir mit dem Bus nach Soc Trang.
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