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  • Giorno 51

    Hanoi

    10 gennaio 2023, Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Habt Ihr schonmal was von einem Sightseeing-Overkill gehört? Wir auch nicht! Sowas in die Richtung war es aber, was uns in Hanoi ereilte. Zunächst buchten wir nach unserer Rückkehr aus Ha Long ein Hostel, das dann aber voll war. Wir wurden woanders einquartiert, das Zimmer war dann aber etwas ab vom Schuss und das Zimmer stank, also machten wir mit dem Host ab, dass wir nach einer Nacht woanders pennen können: größer, besser, näher, same price! Nachdem das mit der Wohnung geregelt war, erkundeten wir die Umgebung "ab vom Schuss" und bemerkten, dass wir einen großen See nebenan haben. Danach ging es 30 Minuten zu Fuß in die Altstadt, um zu sehen, was wir am nächsten Tag machen können. Wir entdeckten das traditionelle Wasserpuppentheater, das wir direkt besuchten. Danach, bei der Agentur Funny Travel, verriet uns der Verkäufer, der sich "Handsome" nannte (very funny), dass alles was man machen kann, mindestens 40 Dollar pro Nase kostet, man immer mindestens 2 Stunden fahren muss und die günstigeren Sachen blöd sind. In der nächsten Agentur ließ sich die Dame nicht auf "28 Dollar too much, 25 Dollar, okay?" ein. Irgendwie wollten wir aber auch nicht mehr so richtig. Der Overkill machte sich nach erlebnisreichen, aber auch stressigen, Tagen etwas bemerkbar und beim anschließenden abendlichen Frucht-Smoothie beschlossen wir, uns auf den Ort zu konzentrieren, an dem wir uns gerade befinden und uns am nächsten Tag nicht in irgendeinen Bus zu setzen, um irgendwo mit 30 Anderen hingekarrt zu werden, uns irgendwas anzugucken und dann wieder nach 2 Stunden zurückgekarrt zu werden.

    Wir konzentrierten uns also auf Hanoi und gingen am nächsten Morgen nach dem Ausschlafen nicht zum Tai-Chi, sondern zum Joggen an den nahegelegenen See. Danach wechselten wir wie abgemacht die Wohnung und fanden uns um 14 Uhr zu einer Stadtbesichtigung ein. Es nahmen leider fast 30 Leute teil, sodass es etwas schwierig war, dem Guide akustisch, inhaltlich und räumlich zu folgen. 20 Personen hätten es sicher auch getan. Nichtsdestotrotz lernten wir allerhand über Hanoi:

    1. Es gibt in der Stadt eine extrem seltene Weichschildkrötenart, von der es nur noch 3-6 bekannte Individuen gibt, die alle in den Seen in Hanoi leben. Die werden bis zu 250 cm lang und wiegen bis zu 250 kg.
    2. In Hanoi gibt es sehr viele Seen.
    3. Niemals im Straßenverkehr über die Straße rennen. Immer stetig gehend die Straße überqueren und per ruhigem Handzeichen in Richtung der Fahrenden anzeigen, dass man jetzt die Straße überquert und nicht überfahren werden möchte.
    4. Auf dem Markt kann man viel verschiedenes Fleisch und Fisch kaufen: neben den üblichen Fleischsorten auch Kröte, Schildkröte (nicht die seltenen), Schlange, Oktopus und sogar Hund.
    5. Frankreich hat als Kolonialmacht nicht nur die Rohstoffe des Landes ausgebeutet, sondern auch viele Brücken, Straßen und Gebäude gebaut. Davon ist im Originalzustand noch ein bisschen was vorhanden. Einiges musste neu aufgebaut werden, weil die USA im Vietnamkrieg große Teile der Stadt und des Landes zerbombt haben (auf Vietnam fielen 2,5x so viele Bomben wie auf Deutschland im 2. Weltkrieg).
    6. Es gibt einen Zug durch die Stadt. Erstmal nichts außergewöhnliches, allerdings fährt der so nah an den Häusern und Cafés vorbei, dass man besser nicht den Kopf zu weit aus dem Fenster strecken sollte (sowas ähnliches gibts wohl auch in Bangkok, nur dort angeblich noch etwas verrückter).
    7. Vieles, vieles mehr.

    Wir ließen den Abend bei einem Abendessen mit 2 netten Mädels aus Argentinien ausklingen, die wir bei der Tour kennengelernt hatten (eine hieß Macarena, wie das Lied. Leider hat sie sich keine Maccaroni bestellt. Das wäre in etwa so witzig gewesen wie einen Cruise-Manager zu haben, der Tom Cruise heißt).

    Am nächsten Tag brachten wir erstmal unsere dreckige Wäsche zur Wäscherei: 8 kg, 6,40 €, nach 5 Stunden war alles sauber und getrocknet. Laser!! Am frühen Mittag liefen wir zum Mausoleum des früheren kommunistischen Anführers Ho-Chi-Minh. Ein protziger Bau mit Tribünen, Flutlicht und davorliegendem Aufmarschplatz. Dieser Ort soll dem Mausoleum von Lenin in Moskau nachempfunden worden sein.

    Nach einem Schlenker über den Markt und die Wäscherei präparierten wir uns in unserem Zimmer für eine ganz tolle Sache: Wir machten uns auf den Weg zum Halbfinal-Rückspielkracher der Südostasienmeisterschaft zwischen Vietnam und Indonesien. Die 8 km mit dem Bus zogen sich durch das unsägliche tägliche Verkehrschaos über 2 Stunden bis zum Stadion. Laufen wäre schneller und gesünder gewesen. Am Stadion war mehr los als gedacht und Tickethäuschen waren nicht zu finden. Wir wurden auf einen kleinen Tisch direkt vorm Eingang aufmerksam, an dem ein reges Treiben herrschte. Die Karten wurden mit 4 € Aufschlag verkauft. Nervig, aber verschmerzbar. Die Tickets waren mit unsichtbaren Leuchtstreifen gesichert, die mit Schwarzlicht am Eingang geprüft wurden. Es gab für die Sicherheitskontrolle anstatt des üblichen Abtatstens sogar Metalldetektoren. Das stellte sich dann so dar, dass alle Zuschauer durch den Metalldetektor liefen, dieser wie verrückt blinkte und piepte, niemand sich dafür interessierte und man danach einfach ins Stadion ging. Take it easy!! Gegen den Durst standen vor der Tribüne zwei junge Damen, die Getränke verkauften. Wir bestellten 2 Bier und 1 Wasser.
    Schock Nr. 1: Als die 1. Getränkedose geöffnet wurde, schwall ein Hauch von Gummibärsaft durch die Luft. Nein zu RB (bzw. hier: Kratin-Daeng)!
    Schock Nr. 2: Das warme Bier wurde zu drei Eiswürfeln in eine handelsübliche 1-Liter-Plastiktüte gekippt. Strohhalm rein, oben mit Gummiband fixieren, die zwei Plastikbierbeutel in einen 5-Liter-Plastiktragebeutel und fertig ist die Getränkehandtasche! Damit es keine nennenswerten Wurfgeschosse durch Getränkebehältnisse gibt, verfolgt man in Südostasien offenbar eine No-Cup-Policy. Dies ist Dirk bereits vor 11 Jahren bei einem Spiel in Jakarta widerfahren. Nicht lecker, aber es erfüllt irgendwie seinen Zweck (mit Ausnahme der Sachen, die man mit durch den Metalldetektor nehmen darf).

    Es waren ca. 30.000 - 35.000 Zuschauer im Stadion. Alle hatten gute Laune, da Vietnam schnell mit 1-0 in Führung ging. Die Spieler auf dem Platz fielen in erster Linie durch ständige Rudelbildungen auf. Zudem gab es bei Indonesien einen Spieler, der weiter werfen kann, als früher Harald Katemann. Ansonsten war das fußballerische Niveau schätzungsweise im mittleren Regionalligaregal anzusiedeln. In der zweiten Halbzeit gab es auf der Gegengerade auf Höhe der Mittellinie eine entzündete Seenotfackel. Aufgebrachte Feuerwehrleute auf der Tartanbahn forderten erfolgreich die Herausgabe des brennenden Stabes und versuchten, diesen mit etwas wie einer Feuerlöschdecke und Feuerlöschern zu löschen. Es wurde uns ein tolles Spektakel geboten, das unsere vietnamesischen Jungs mit dem 2-0 Siegtreffer bereits kurz vor nach Wiederanpfiff vergoldeten. Wir machten uns in Minute 89 vom Acker und erreichten die Buslinie 26 durch einen Hechtsprung von Anna auf die Straße, um ihn heranzuwinken. Der Fahrer bretterte weg vom Stadion durch die nun leereren Straßen und wir hatten das Gefühl, dass er keinen Bock auf einen vollen Bus mit Fußballfans hatte. Toller Shuttlebus für uns! Der Rückweg dauerte so diesmal nur 40 Minuten. Nach einem Feierabendsnack an einem Straßenimbiss und einer Rucksack-Pack-Session am späten Abend fielen wir ins Bett. Hanoi hatte uns geschafft, aber wir hatten auch Hanoi geschafft. Zumindest einen ganz kleinen Teil davon :)
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