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  • Day 13

    Cochabamba

    December 3, 2022 in Bolivia ⋅ ☀️ 24 °C

    Wo sind wir gerade: Zwischen Cochabamba und La Paz (Boeing 737, Air Boliviana)

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Dass wir nicht verpennt haben, das Taxi wirklich gekommen ist und der Flieger pünktlich abgehoben ist.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Wer denkt, dass die Flughäfen in Paderborn oder Münster klein sind, sollte mal nach Uyuni fliegen. Wenn da kein Militärstützpunkt wäre, hätten die wahrscheinlich gar keinen Flughafen. Mit dem Taxi waren es nur ca. 8 Minuten von unserer Unterkunft bis zum Airport. Im Taxi fiel auf, dass Dirk im 3. Bolivianischen Hostel zum 3. Mal vergessen hatte, den Schlüssel nach dem Checkout abzugeben. Diesmal ist das auch erst im Taxi aufgefallen, sodass wir dem vertrauenswürdigen Fahrer baten, den Schlüssel anschließend im Hostel vorbeizubringen. Ein aufgeregter Anruf aus der Taxizentrale unterstrich dieses Vorhaben nur eine Minute später. Künftig soll die Schlüsselfrage durch Anna geregelt werden.

    Cochabamba war eine andere Welt. Als wir ankamen, hatten wir 27 Grad und bemerkten das durchaus mediterrane Flair der Stadt, die in einem Kessel zwischen hohen Bergen liegt. Vom Flughafen in die Stadt nahmen wir einen völlig abgefreakten Bus, der kunterbunt beklebt war und dessen Fahrer offenbar ein glühender River-Plate-Anhänger ist. Der Bus kostete für beide insgesamt ca. 70-80 Cent. Mobilität am Boden ist hier wirklich günstig! In der Luft aber auch. Der Flug heute kostet pro Nase ca. 38 €. Die alternative Bustour von Cochabamba nach La Paz liegt bei ca. 15-20 € und dauert 8 Stunden, der Flug hingegen nur 50 Minuten. Unser ökologischer Fußabdruck fuckt echt ab!!!

    Zurück zu Cochabamba: Die Stadt wirbt auf Schildern dafür, alles zu können und alles zu haben (ähnlich wie Paderborn 😊). Der Ober-Babo in Cochabamba ist bzw. war ein gewisser Jorge Wilstermann. Jorge war der erste berufliche Luftfahrer in der Geschichte Boliviens, den hier alle verehren. Um ihm auch die größtmögliche Ehre zuteil kommen zu lassen, wurden viele Sachen nach ihm benannt (wieder ähnlich wie Paderborn, nur dass wir alles nach einem ziemlich kurzen Fluss benennen).

    Beispiele für Sachen, die den Namen Jorge Wilstermann tragen:
    1. Der Flughafen (Überraschung!)
    2. Der Golfclub (dazu später mehr)
    3. Der örtliche Profifußballverein

    Cochabamba ist eine Stadt, in der viele koloniale Einflüsse noch sichtbar sind. Es scheint, als seien hier mehr finanzielle Mittel vorhanden, als in den Städten, in denen wir bisher waren. Es gab neuere Autos, heilere Straßen, augenscheinlich hochwertigere Häuser, „westlicher“ gekleidetere Menschen (was für eine bescheuerte Formulierung, da Cochabamba tausende km weiter westlich als Paderborn liegt). Unser Hostel lag in einem etwas höher standardisierten Viertel, in dem die Häuser immer ein mind. 2,5 m hoher Zaun mit wahlweise Stacheldraht, Metallspitzen oder Elektrozäunen oben drauf umgab. Bei Häusern, die keine Zäune haben, werden zur Abschreckung alternativ menschengroße Puppen an Straßenlaternen aufgehangen mit einem Schild um den Hals (frei übersetzt: „Einbrecher werden gelyncht“). Es gibt in Cochabamba zudem den größten Markt in Südamerika. Wir sind am ersten Tag dort drüber gelaufen und es war nicht enden wollend. Der Markt bestand aus unendlich vielen Ständen und erstreckte sich über ein gesamtes Stadtviertel. Auffällig war, dass ein Großteil der angebotenen Kleidung Second-Hand-Ware war.

    Als wir nach unserem Spaziergang unser eigentliches Ziel, den örtlichen See, erreichten, waberte uns ein unangenehmer Geruch entgegen, der immer stärker wurde, je näher wir an das Gewässer kamen. Es bestätigte sich auf Neue die belegte Tatsache, dass die Bolivianer große Probleme mit ausgetrockneten Gewässern haben. Dieser Teich ist mittlerweile nur noch ein übelriechender Tümpel. Auch die Lagunen auf unserer Wüstentour sowie andere Binnengewässer und Flüsse führten vor einigen Jahren noch viel mehr Wasser. Dies ist auf die nicht mehr so stark stattfindende Regenzeit sowie Wasserentnahmen durch den Menschen für Minen und z.T. Landwirtschaft zurückzuführen.

    Wie zuvor in Sucre bereits festgestellt, bilden die Bolivianer gerne fachspezifische geographische Cluster. Es gibt eigentlich in jeder Stadt z.B. eine Friseur-Straße, eine Klamotten-Straße, eine Werkstatt-Straße usw. In Cochabamba haben wir eine ganz neue Straße entdeckt: Eine Druck-Straße! Hier gab es 738 Geschäfte in denen man alles bedrucken lasse konnte, was man sich vorstellen kann (der feuchte Traum eines jeden R1b-Fanatikers).

    Zum Abschluss noch eine nette Anekdote: An Tag 2 in Cochabamba wollten Anna und Dirk zu Jesus finden. Das ist dort nicht so schwer, da Jesus in Cochabamba 33,44 m groß ist. Damit ist er dort 44 cm größer als in Rio de Janeiro (man kennt ihn: steht oben auf dem Berg und guckt auf die Stadt. So sieht das in CBB auch aus, nur ohne die Copacabana). Wir sind für unsere Verhältnisse früh losgefahren, da Dirk um 11 Uhr das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft sehen wollte. Die hatten um die Zeit ein Spiel gegen Costa Rica bei einem Turnier in einer Wüste auf einem anderen Kontinent, bei dem 32 Mannschaften aus der ganzen Welt mitspielen durften. Warum die dort für eine Heidenkohle Stadien mit Rasen gebaut und nicht einfach Beachfußball gespielt haben, ist nicht überliefert. Ist aber auch egal, denn unser Plan stand fest: Erst 1.300 Stufen hoch auf den Berg zu Jesus, dann 1.300 Stufen wieder runter, dann zum Country-Club Cochabamba, die Lage checken, damit Anna golfen und Dirk dann Fußball gucken kann. Jesus hoch und runter hat super geklappt. Da die Zeit bis 11 Uhr eng wurde, haben wir uns ein Taxi geschnappt, um schneller anzukommen. Im Taxi wollten wir dann gucken wie es steht und bemerkten, dass Deutschland gar nicht um 11, sondern erst um 15 Uhr spielt. Mist! Egal! Dann golfen wir bis dahin, essen schön was und gucken dann Fußball. Am Country-Club Cochabamba – Jorge Wilstermann – angekommen, guckte der Pförtner etwas ungläubig, als er unser Klapperkistentaxi mit 23 Beulen und schrotter Frontscheibe sah. Mit zwei Insassen, die zu Jesus gefunden hatten und essen und golfen wollten. Im Club von Jorge Wilstermann, als Nichtmitglied, gekleidet, wie wir gekleidet waren. Mit einem süffisanten Lächeln, das eigentlich keiner Übersetzung bedurfte: „Nur für Mitglieder“! Wir brausten mit unserem Taxi wieder ab, ließen uns an der nächsten Kreuzung rausschmeißen, latschten 3 km nach Hause und schauten anschließend in einem Steakhaus das Fußballspiel (btw: Gar nicht so einfach, ein Lokal zu finden wo man Deutschland gucken kann, wenn man sich in einer ehemaligen spanischen Kolonie befindet und im Parallelspiel Spanien spielt).
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