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  • Day 17

    Coroico

    December 7, 2022 in Bolivia ⋅ 🌩️ 21 °C

    Wo sind wir gerade: Coroico, ACOGEDOR Departamento (bzw. jetzt im Minivan zurück nach La Paz)

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Für das tolle Wetter gestern und für das entspannte Schreiben im Auto.

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Die letzten Tage waren wieder überragend. In Cochabamba haben wir morgens um 4 ausgecheckt und sind mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Vor uns lag „der schönste Inlandsflug in Bolivien“ von Cochabamba nach La Paz – wenn man rechts im Flieger sitzt. Wir saßen links 😊

    Beim Umstieg vom Flughafen in ein Gefährt nach Coroico konnten wir dann schonmal etwas La-Paz-Luft schnuppern. Es ging per Trufi (Bulli/Kleinbus, meistens japanischer Herkunft, mit Platz für 7-18 Personen) nach La Paz City. Mitten an der Hauptstraße schmiss uns der Fahrer quasi raus und zeigte hektisch auf ein anderes Trufi, das zu unserer Umstiegshaltestelle nach Coroico fuhr. Das verpassten wir, bekamen aber das nächste. Irgendwie total chaotisch, aber es funktioniert! Wir fuhren also zu der Station, von wo es in die Yungas geht. Dort herrschte ein buntes Treiben. Die Tickerverkäufer brachten die Tickets unter die Leute und sobald wieder ein 7-13-Sitzer voll war, brauste dieser los. Wir zahlten pro Nase umgerechnet ca. 5 € für die gut 2 Stunden nach Coroico in den Yungas. Um dorthin zu gelangen, fährt man zunächst über einen ca. 4.600 m hohen Buckel westlich von La Paz. Von dort aus geht es innerhalb von ca. 2 Stunden bis zu 3.500 Höhenmeter weiter runter auf ca. 1.100 m und dann wieder hoch auf 1.700 m nach Coroico in den Yungas. Die Yungas liegen in einem Tal westlich des Altiplanos und bestechen durch ihr fast tropisches Klima. Die Gegend ist längst nicht so dicht besiedelt, ist aber die offiziell erste Touristikregion Boliviens.

    Unser Hotel lag oberhalb des zentralen Plaza in Coroico an einem Kopfsteinpflasterweg. Wir dachten anfangs ehrlicherweise, dass uns die Gastgeberin verschaukeln wollte. Das hatten wir doch nicht gebucht!!!! Durch eine unscheinbare Blechtür gelangten wir in das Treppenhaus, das sich im Rohbau befand (keine Geländer, keine Fliesen. Nur Betonstufen und 2 Bewegungsmelder, die erst angingen, wenn man den ersten Treppenabsatz im Dunkeln überwunden hatte. Im 3. OG gingen wir dann durch eine Tür und sahen tatsächlich das, was wir gebucht hatten! Das Apartment erstreckte sich über 50 m² und war wirklich super – inkl. Blick auf die Berge.

    In den nächsten Tagen erlebten wir tolle Sachen:

    Tag 1: Ankommen, Schlaumachen und Daniel kennenlernen (einer von 2 Guides, die es in der Stadt gibt). Am Abend erlebten wir eins der absoluten Highlight auf unserer bisherigen Reise: Unser Hostel die Kopfsteinpflasterstraße vor unserem Apartment war sehr steil und bei Regen auch überdurchschnittlich rutschig. Ein Glücksritter versuchte, mit seinem Pritschenwagen und Frau, Kleinkind und Baby auf der Ladefläche mehrfach mit Anlauf den Berg hochzufahren und immer wieder an der gleichen Stelle zu scheitern. Er fuhr dann immer eine kleine Runde um den Block, um wieder einen neuen Anlauf zu nehmen. Leider gab es kein Popcorn. Das hatte ein bisschen was von Werner Beinhart, als Meister Röhrich mit der Toilette auf dem Kopf immer wieder die Treppen hochrennt und aus dem Fenster fliegt. Köstlich!

    Tag 2: Zipline: Die haben in den Yungas ernsthaft 3 Stahlseile auf einer Gesamtlänge von 1.500 m über die Schlucht gespannt, damit sich irgendwelche Idioten da dranhängen und mit 85 kmh runterstürzen. Haben wir gemacht – war ultrageil! Danach sind wir zu Senda Verde gelaufen. Das ist eine Tierauffangstation. In die Not geratene Tiere werden dort aufgenommen und aufgepäppelt. Hier leben Affen, heimische exotische Vögel, Pumas, Leoparden usw. Wir haben eine 2-stündige, beeindruckende Führung erhalten und erfahren, wie eng die Bindung zwischen den Pflegerinnen und den Tieren ist. Bei den Affen gibt es junge Frauen, die in den Gehegen den ganzen Tag verbringen und als Mutterersatz für die Jungtiere dienen. Die Vorgehensweise bei Schwarzhändlern ist oft die gleiche: Man tötet das Alpha- oder Muttertier, isoliert somit die Jungtiere und verkauft diese auf dem Schwarzmarkt. Da hört man wirklich verstörende Geschichten!

    Tag 3: Wir haben mit Daniel eine 14-km-Wanderung durch den Urwald gemacht. 1.000 m runter, 500 m hoch. Es war wirklich super, wir konnten alles mögliche an Obst (rote Bananen, Mangos etc.) von den Bäumen pflücken und viel über Land, Leute, Pflanzen und Tiere erfahren. Z.B. gibt es dort eine Afro-bolivianische Gemeinde. Dies sind Nachkommen von afrikanischen Sklaven, die durch das spanische Königreich zur Kolonialzeit nach Bolivien verschleppt wurden. Angeblich spielen zwei von den Jungs in der bolivianischen Nationalmannschaft. Dirk wird dies nochmal verifizieren. Darüber hinaus haben sich nach dem 2. Weltkrieg einige Nazis in die Yungas abgesetzt. Die wurden in den 70ern „von Franzosen“ erkannt und anschließend festgenommen und verknackt. Es gibt dort auch Klapperschlangen. Die hauen aber immer ab, wenn da Menschen rumlaufen.

    Tag 4: Nach den Anstrengungen von den Tagen 2 und 3 wollten wir zum 7 km entfernten Naturpool laufen. Nach 4 km fing es an zu regnen. Wir haben uns dann 20 Minuten untergestellt und nach dem schlechten Wetterbericht sind wir umgekehrt. Es war Dauerregen angesagt. Auf dem Rückweg hörte es kurz vor Coroico wieder auf zu regnen. Für den ganzen Tag … Was solls 😊 Wir beschlossen, abends unsere Küche zu nutzen und ein paar Sachen zum Kochen einzukaufen. Die Suche nach Käse gestaltete sich hierbei am Schwierigsten. Nach dem fünften Laden wurden ein netter Herr auf uns aufmerksam, da wir umherirrten wie ein paar Idioten nach einem Stück Käse. Er lieft mit uns 700 Meter durch die engen Gassen Coroicos und zeigte uns einen gut sortierten Einkaufsladen mit Kühlschrank und Käse. Muchas Gracias, sehr nett und hilfsbereit!

    Am nächsten Tag haben wir unsere 7 Sachen gepackt und sind per Trufi zurück nach La Paz geheizt. Die Yungas waren eine tolle Station und sind absolut zu empfehlen!!!
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