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  • Day 25

    La Paz

    December 15, 2022 in Bolivia ⋅ ☁️ 16 °C

    Wo sind wir gerade: In der Luft über Südamerika – beim Kumpel von Julio Iglesias – Reihe 35, Plätze A & C

    Wofür sind wir heute dankbar:
    Bis jetzt – pünktliche Flugzeuge

    Tolle Dinge, die wir erlebt haben:
    Zack – das wars schon mit Bolivien! Kinder, wie die Zeit verfliegt! Seit dem letzten Eintrag haben wir einen Ort besucht, den man eigentlich nur aus Büchern und Geschichten kennt: Den Titicacasee. Namentlich kann der Titicacasee sicherlich mit dem Mississippi mithalten. Wäre doch lustig, wenn der Mississippi in den Titicacasee fließen würde. Doch das wäre ungefähr so, als würde die Themse in den Bodensee münden. Legenden zufolge soll allerdings die Themse an einigen Orten in Osteuropa auch schon gesichtet worden sein -> Nothing is impossible! Anderen Legenden zufolge sind der schöne und der hässliche Teil des Lago de Titicaca geografisch aufgeteilt. 44 % des Sees gehören nämlich zu Bolivien, 56 % des Sees zu Peru. Die Bolivianer erzählen gerne, dass der schöne Teil den Namen Titi trägt und zu Bolivien gehört. Wie der andere Teil heißt und zu welchem Land der gehört, kann man sich denken 😊 Wahrscheinlich erzählen die die Geschichte in Peru andersherum – das können wir aber leider nicht mehr glaubhaft verifizieren.

    Was wir glaubhaft versichern können ist aber, dass die bolivianische Ecke, in der wir waren, sehr schöne Seiten hat und atemberaubende Aussichten auf den See und in die Ferne bietet. Der Ort, an dem wir für drei Tage unsere Unterkunft hatten, hieß Copacabana. Nein, wir waren nicht in Brasilien. Nein, keine Jesus-Statue, die 44 cm kleiner ist als die in Cochabamba. Nein, kein Traumstrand. Ja, es gibt einen Strand. Der ist auch 2-3 km lang, besteht allerdings aus Steinen und direkt vor Downtown Copacabana in erster Linie aus behelfsmäßig zusammengezimmerten Bootsstegen (vielen Bootsstegen).

    Sonst gab und gibt es in Copacabana einiges zu sehen und zu erleben. An Tag 1 sind wir auf einen Hügel gelaufen, der sehr felsig und steil war. Da der See auf ca. 3.800 hm liegt (höchstgelegener für die Schifffahrt befahrbarer See der Welt) bleibt einem dort schnell wieder die Pferdelunge weg, wenn man da mal noch 150 m den Hügel hochspaziert. Der Weg nach oben soll anscheinend den Weg von Jesus Christus nachempfinden, wie er sein Kreuz getragen hat. Oben standen dann auch ein paar Kreuze aus Stein sowie Verkaufsstände und eine Plastikflaschenrecyclingstation, in die man seine leeren Plastikflaschen reinwerfen kann. Gute Sache! Leider fehlte unten das Gitter, sodass die Flaschen trotzdem offen rumlagen. Der Blick von dort oben auf den See war richtig geil! Sowas erlebt man bei einem Sonnenuntergang wirklich nicht sehr oft und war sicherlich eines der Highlights unserer bisherigen Reise.

    An Tag 2 machten wir uns bei miesestem Wetter auf den Weg zur Isla de Luna. Der Weg dauerte mit dem Boot ca. 2 Stunden, die wir frierend im überdachten kleinen Passagierbereich verbrachten. Bei strömendem Regen besichtigten wir auf der „Insel des Mondes“ einen noch relativ ordentlich erhaltenen Tempel der Inkas. Unsere rudimentären Spanischkenntnisse finden 2 Wörter des Guides einer anderen Gruppe auf:

    1. Macchu Picchu (das ist der berühmte, große Inka-Tempel in Peru. Fairerweise muss man sagen, dass wir das Wort wohl auch ohne 6 Doppelstunden VHS-Spanischkurs verstanden hätten).
    2. Quince (Fünfzehn): Es gab in dem Isla-de-Luna-Tempel 15 Nischen in der Mauer, in denen sich noch kleinere Nischen befanden. Dort sah es so aus, als würden Opfergaben bereitgestellt werden.

    Das Wetter blieb scheiße und wir waren durchaus froh, uns Regen-Capes zum Inselpreis angedreht haben zu lassen. Wir fuhren zur nächsten Insel – der Isla del Sol. Die „Insel der Sonne“ machte dann wirklich ihrem Namen alle Ehre. Der Regen hörte auf, es wurde wärmer und es kam sogar etwas die Sonne raus. Wir verbrachten auf der Insel mit 2 Stopps ca. 1,5 Stunden. Auch dort gibt es mehrere Tempelanlagen und heilige Stätten der Inkas. Allerdings sind sich die Einwohner der Insel zur Zeit nicht ganz grün. Es gibt 3 Dörfer: Yumani, Challa und Challapampa. Yumani ist die Schweiz. Challa und Challapampa haben hingegen einen wirklich handfesten Konflikt. Die Bewohner des einen Ortes bauten aus touristischen Gründen Immobilien in die Nähe bzw. Sichtweite von heiligen Inka-Stätten, die dem anderen Ort zugehörig sind. Die fanden das nicht gut und zerstörten eines Nachts die halb fertiggestellten Häuser. Das fand dann Dorf A natürlich wiederum scheiße und griff aus Rache Dorf B mit Dynamit und Flaschen an. Es folgten weitere Scharmützel zu Land und zu Wasser. Daher wird davor gewarnt, die Insel von Nord nach Süd zu erwandern – man solle sich vorher in Yumani (Schweiz) erkundigen, ob es zur Zeit sicher ist. Alles kein Scherz und irgendwie verrückt und traurig zugleich.

    Nachdem die Sonne sich zeigte, fuhren wir – nun auf dem Dach des Bootes – Richtung Islas Flotas. Das sind schwimmende Stege am Ufer des Sees, die Stellen in Peru nachempfunden sind, wo „Indigenas“ darauf arbeiten und wohnen. Die Islas Flotas im Titi-Bereich des Titicacasees dienen unserer Ansicht nach dem Zweck, Touristen mit frischem Fisch zu verköstigen. Wohnimmobilien waren Fehlanzeige. Danach fing es wieder an zu regnen und wir kamen am frühen Abend wieder in Copacabana an.

    An Tag 3 wollten wir eigentlich die Umgebung erwandern und einige Erhöhungen erklimmen. Leider hatten wir gesundheitlich etwas zu kämpfen und brauchten einen Tag Pause. Dirk besuchte morgens trotzdem noch die zwei kleinen Fußballstadien, die er an Tag 1 (Überblick vom 150-m-Hügel) erspäht hatte. Leider war dort wieder kein Spiel bzw. sind generell auch keine Spiele. Das große Stadion wird nach Aussage eines Nachbarn nur für Kulturveranstaltungen genutzt (schade eigentlich -> geile Tribüne!) Das kleine Stadion wahrscheinlich auch nicht, da der Kunstrasen völlig im Eimer ist, dort Ziegelsteine im Strafraum herumliegen und innerhalb des abgezäunten Bereiches mindestens drei Hunde wohnen. Abends haben wir uns dann nochmal rausgewagt und sind den Strandabschnitt in Copacabana etwas weitergelaufen. Ganz schön eigentlich, wenn die Bootsstege und 8.000 Tretboot-Schwäne weniger werden und nicht so viel Plastikmüll angeschwemmt werden würde. Noch eine interessante Randnotiz zu Copacabana: Da gibt es einen christlichen Tempel, zu dem die Bolivianer aus vielen Ecken des Landes anreisen, wenn sie sich ein neues Auto gekauft haben. Zu festen Zeiten werden die Autos dort geschmückt und auf der Straße vor dem Tempelanlage durch einen Priester geweiht. Das hilft dabei, sicher durch den Verkehr zu kommen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum man sich in Bolivien nicht anschnallen kann und muss: Auto getauft -> passiert nix! Wir hatten tolle Tage in Copacabana und entschieden uns, für letzte Besorgungen und für die innere Sortierung die letzten zwei Tage unseres Bolivien-Trips in ALaPaLaPaLaPaLaPaaaaz zu verbringen.

    Wir waren zwar vorher auch nur 2-3 Tage dort, aber es war irgendwie schon wie „Heimkommen“. Man findet sich in der Stadt einigermaßen zurecht, weiß ungefähr wo man hinwill und wie man sich fortbewegen kann. Wir tigerten also nochmal 1,5 Tage durch LP-City und sahen wieder allerhand Sachen. Wir waren auf der Stoff-(Textilien)Straße und kauften Stoff (Textilien). Wir waren nochmal in der Trikotstraße, in der Lichterstraße und in der Kleiderstraße. Anna hatte eins an, das für ca. 40 € zu haben gewesen wäre. Die machen die in ihren Läden anscheinend selber, sodass dort viele Unikate zu haben sein dürften und peinliche Abiball-wir-haben-das-gleiche-H&M-Kleid-Momente in La Paz eher die Ausnahme darstellen sollten.

    Zum Schluss noch eine kleine Anekdote vom letzten Abend: Um die letzten Bargeld-Bolivianos zu verbraten, kauften wir uns noch ein paar kulinarische Highlights für den Flieger: gelbe Bananen, da wir rote Bananen schon hatten. Dann wollten wir noch welche von diesen geilen Schokobällchen, die mit einer kleinen, crossen Keks-Schicht (ähnlich wie bei Rocher oder Raffaello) sowie einer Milchcremefüllung gefüllt sind. Da wir die nicht auf Anhieb gefunden hatten, fragten wir nochmal bei der netten Damen vom kleinen Laden gegenüber des Hotels nach, wo wir immer unser Wasser gekauft hatten.

    Wortlaut:
    „Ääääh, buscandamos los pequena chocolatos, ääääh, marille!“

    „No tengo“

    „Äääääh, chocolate, äääääh, pequena bolas?“

    Daraufhin brach in dem Laden Gelächter aus. Die Dame vom Stoffladen nebenan rannte lachend wieder zu ihren Textilien, aber die Verkäuferin blieb standhaft. Offentlichtlich hatte Dirk frei übersetzt folgendes gesagt: „Ääääh, wir suchen diese kleinen, gelben Schoko-Hoden!“ Ende vom Lied: Die Schokohoden gabs dort zu kaufen. Für 1 Boliviano. Am Flughafen kosteten die 5!!! Egal, in Vietnam gibts für 10 Bolivianos wahrscheinlich noch nichtmal ne Schüssel Reis!

    Bolivien – was für eine Reise!
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