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  • Am Tiefpunkt angekommen.

    September 1, 2018 in New Zealand ⋅ 🌙 6 °C

    Gestern Abend war ich so kaputt, dass ich einfach nichts mehr geschafft hab. Ich hab mich einfach nur ins Bett gelegt und es war schon eine Qual aufzustehen, um mir etwas zu Essen zu machen! :D
    Also kommt heute ein nachträglicher Bericht über meinen gestrigen Tag.

    Um 6 Uhr klingelte mein Wecker und ich taumelte in die Dusche, packte meine Sachen, frühstückte schnell und checkte aus. Um 8 Uhr saß ich im Auto und startete den für den Tag geplanten Roadtrip. Mein Ziel war Te Anau, an der Westküste der Südinsel. Eigentlich nur 300km, eine 3,5 stündige Fahrt, wenn man den geraden Weg nimmt. Ich wollte aber gerne die „Southern Scenic Route“ abfahren, die an der Küste entlang führte und den südlichsten Punkt der Südinsel mit einschloss. Ich rechnete vorher alles durch und kam mit meinen eingeplanten Stopps auf 17 Uhr am Zielpunkt zu sein.

    Ich düste los zum ersten Ziel: Porpoise Bay und Curio Bay, zwei schöne Buchten, die nebeneinander liegen. Die Fahrt war wirklich schön! Erst fuhr ich durch verschiedene kleine Orte, dann an weiten grüne Wiesen vorbei, auf denen kleine Lämmer und Kälber herumhüpften. Dann wurde es hügeliger und ich fuhr zwischen und über große grüne Hügel, überquerte Flüsse auf „one lane bridges“. Das ist hier echt nicht selten, dass Brücken nur einspurig sind und eine Seite warten muss! Als ich das erst mal an so eine Brücke kam, musste ich eine halbe Vollbremsung machen, weil ich es so spät realisierte. Nach ca. 3 Stunden kam ich bei den Buchten an. Der Strand war ziemlich verlassen und sah richtig schön aus. Nur ein paar Surfer paddelten in den Wellen herum. Von einem kleinen Aussichtspunkt aus beobachtete ich, wie die Wellen gegen die Felsen klatschten. Auf einer Bank wollte ich meine geschmierten Brote futtern. Nach ca zwei Minuten setzte ich mich doch lieber ins Auto und aß sie dort, weil ein paar riesige Möwen immer kleinere Kreise um mich und meine Brotdose flogen :D

    Ich fuhr weiter zu meinem nächsten Ziel: Slope Point. Die südlichste Spitze der Südinsel.
    Bis dorthin war es nur ein kurzer schöner Weg, der aber lustig unterbrochen wurde: Ein Auto kam mir entgegen, aus der eine Frau winkte und mir Zeichen gab, dass ich langsamer fahren soll. Ich überlegte, ob hinter der nächsten Kurve vielleicht ein Blitzer sei. Ich fuhr langsam um die Kurve und hielt an, weil mir eine Herde Schafe entgegen getrottet kam :D Dahinter kam der Hirte mit seinen vier Hunden angefahren. Alle vier saßen auf einem Quad und hatten ein Auge auf die Herde.
    Am Slope Point wars richtig schön. Voll ruhig! Die Sonne schien und ich musste über eine große grüne Weide zur Küste laufen. Am südlichsten Punkt stand ein gelber Wegweiser. Das war irgendwie ein richtig cooles Gefühl! Ich hatte es nach ganz unten, zum Tiefpunkt geschafft! Das musste ich kurz mit einer kleinen Tanzeinlage feiern :D

    Danach ging es weiter nach Invercargill. Bis jetzt war ja mal alles harmlos am Tag. Doch dann sagte mir mein Navi ich solle auf eine Schotterstraße abbiegen. Ich war ein bisschen verwundert, aber auch das Scienic Route-Schild wies diesen Weg an. Also fuhr ich in die Schotterstraße. In den Kurven rutsche man ein bisschen auf dem Schotter rum und mir wurde schon ein bisschen mulmig. Plötzlich änderten sich Straßenbelag und Umgebung und ich fuhr auf einer Straße, die wie Lehm aussah und in Schlangenlinien bergauf ging in ein Urwaldgebiet hinein. Zwischenzeitlich kroch ich da mit 30 km/h um die Kurven und ich dachte vor jeder Kurve ‚gleich ist bestimmt die Straße zu Ende und ich muss umdrehen.‘ Irgendwann endete der Urwald und ich kam in einen Ort. Ich war so froh!!! Die Straße war auch wieder normal.
    Ab hier lief wieder alles normal. Ich fuhr durch Wetland, ich weiß nicht wie man diese Landschaft in Deutschland nennt, Google-Übersetzer sagt Feuchtgebiete :D. Auf jeden Fall gab es dort viele Flüsse und Wassergräser und feuchte Wiesen. Sah schön aus!
    Um 14.30 Uhr kam ich endlich in Invercargill an, einer unspektakulären Stadt. Vielleicht ist sie spektakulär, wenn man länger dort bleibt. Ich setzte mich in einen Park auf eine Bank und lauschte der Musik eines Mannes mit Karomütze. Er spielte auf Gitarre und Mundharmonika „You raise me up“. Ich war schon da völlig fertig von der Fahrt und merkte, dass ich Hunger hatte und Power brauchte. Also kaufe ich mir einen großen Kaffee und ein dickes Stück Schokoladenkuchen. Als ich merkte, dass immernoch mindesten zwei Stunden Fahrt vor mir lagen, cancelte ich meinen letzten Halt der Fahrt und machte mich auf den direkten Weg nach Te Anau.

    Das letzte Stück war echt nochmal sehr schön! Je weiter ich an die Westküste kam, desto mehr waren wieder schneebedeckte Berggipfel in der Ferne zu sehen. :) Zum Glück gab es viel zu sehen, denn ich wurde immer müder und hatte keine Lust mehr auf die Fahrerei!
    Um 18 Uhr kam ich dann endlich an. Ich hatte das Gefühl, an allen Orten nur vorbeigehetzt zu sein. Nach 10 Stunden auf der Straße mit kurzen Stopps war ich einfach nur kaputt, wollte mit niemandem mehr reden und einfach nur ins Bett!

    Heute habe ich mir mal einen Tag Pause gegönnt. Ich hab den Tag im Aufenthaltsraum des Hostels verbracht und gegessen, gelesen, geschrieben, gemalt und den See auf der anderen Straßenseite beobachtet. Es stürmt und regnet den ganzen Tag. Also der perfekte Tag, um nicht das Haus zu verlassen. Das tat richtig gut heute mal nichts zu tun!
    Aber ich freue mich schon auf morgen: ich habe eine Tagestour zum Milford Sound mit Bus- und Bootstour gebucht! :))
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