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  • Aenno 2.0: Schaf-/Kuh-Mum & Nurse

    October 5, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 20 °C

    Was für ein Vormittag! Wieder hab ich völlig neue und aufregende Dinge erlebt. Das hab ich nun wirklich nicht erwartet...
    Um 7:45 Uhr fuhren Craig, Emma, Boss und ich zur Kuhweide und dem Stall. Emma, Boss und ich standen hinten auf der Ladefläche! Voll cooli. Wir schauten alle drei (der Hund auch) über das Fahrerhaus nach vorne. Ich und meine Gang :D

    Im Stall angekommen drückte Emma mir eine Flasche in die Hand und Poppy und Winter warteten schon aufgeregt auf ihre Flasche. Ich fütterte Winter.
    Danach war es meine Aufgabe, die Milch für die Babykälber anzurühren. Ich fühlte mich wie eine Kuh- und Schafmami. Also fütterte ich die Kälbchen mit der Cafeteria. So nennt sich der Tank mit den ganzen Nuckeln dran, aus dem die Kälbchen ihre Milch trinken. Es gibt verschiedene Kälbchen: die ganz Jungen bekommen Milch von Nursey-Cows, das sind nicht die Mütter der Kälbchen, sondern Kühe, die immer Milch produzieren und alle Kälber füttern. Die nächst älteren bekommen zweimal am Tag Milch, sie stehen auf der Weide direkt neben dem Stall. Wieder ältere bekommen nur noch einmal am Tag Milch und Trockenfutter. Dann nur noch Trockenfutter und Heu und dann Gras. Das sie da nicht den Überblick verlieren. Ich musste immer warmes Wasser mit drei Schaufeln Milchpuder in einem Eimer mischen und umrühren. Ich verlor schon den Überblick, wenn ich Eimer zählen sollte. 5 für die, sechs für die.. und so weiter.
    Craig kam immer zwischendurch die Eimer abholen und sagte: „Hey Mate, you doin good Mate!“ Er hat einen richtigen neuseeländischen Akzent.

    Irgendwann meinte er, dass er eine Kuh von der Weide holen müsste, weil sie ein Baby erwartete und schon über die Zeit sei und deshalb seine Hilfe brauche. Also sollte ich heute auch noch eine Geburt sehen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Craig wühlte in der Kuh rum und knotete Stricke an die Vorderbeine des Kälbchens. Die Kuh war unerwartet ruhig dabei! Er zog an den Seilen, aber schaffte es nicht alleine, also holte er seinen Vater dazu und sie zogen mit Hilfe eines Flaschenzugs das Kalb aus der Kuh. Irgendwann flatschte es einfach auf den Boden. Das arme Ding war ganz erschöpft und Craig merkte, dass etwas nicht mit ihm stimmte: Magen und Darm hingen mit der Nabelschnur aus dem Bauch heraus! Er sprach dem Baby gut zu, deckte es mit Handtüchern zu und rief den Tierarzt an. Ich fragte ihn, ob das hart für ihn sei, wenn so etwas passiert oder ob man sich daran gewöhnt. Er sagte, dass es jeden Mal hart ist und er sich Sorgen mache. Auch sei es jedes Mal hart, wenn seine Kühe zum Schlachter gefahren werden. Er versuche die Kühe bis zu diesem einen schlimmen Tag so gut zu versorgen, wie er kann. So eine Antwort habe ich irgendwie nicht erwartet. Die Familie scheint wirklich lieb mit den Tieren umzugehen. Auch der Opa redete der Mamakuh gut zu und lobte sie, wie tapfer sie war.

    Der Tierarzt traf ein und legte mit einer Assistentin los. Das Kälbchen bekam eine Spritze, damit es einschlief. Ich holte warmes Wasser und goss es über die Innereien, damit der Arzt sie säubern konnte. Danach half ich das Kälbchen festzuhalten, damit es auf dem Rücken lag und der Arzt Magen und Darm wieder in den Bauch stopfen konnte. Ich beobachtete alles ganz genau und hätte nicht gedacht, dass ich so eine OP so gut sehen kann. Der Bauch musste etwas mehr aufgeschnitten werden und dann wurde am Ende alles wieder zu genäht, ein Loch in die Haut geschnitten, damit aus einem Schlauch die Wundflüssigkeit ablaufen kann, und das Ganze gesäubert und desinfiziert. Ich hielt die ganze Zeit die Vorderbeine, streichelte dem Armen manchmal über den Kopf, sprach ihm gut zu und prüfte, ob er noch atmete. Kurz bevor alles fertig war fing ich kurz fast an zu heulen, weil das doch irgendwie ganz schön aufregend für mich war.

    Das Kälbchen wurde auf Heu zur Mutter gelegt. Ich taufte es Ennomän und es wachte wieder auf. Die Mutter kam zum Baby und leckte es sauber und lutschte die Ohren ab. Das Baby hob den Kopf und sah ganz gut aus. Der 84jährige Opa hatte die ganze Zeit mit seinem Fischerhut daneben gesessen und war zwischenzeitlich eingeknickt. Er brachte mich zurück zum Haus. :)

    Dort wusch ich erstmal 5 mal meine Hände, weil ich den ganzen Kuh-Gebärmutterschleim an meinen Händen hatte...
    Jetzt sitze ich auf der Terrasse in der Sonne. Der Garten und die Aussicht hier sind wirklich schön! Im Garten kann man sich Zitronen, Orangen und Avocados pflücken.
    Ich bin echt froh, dass ich noch einmal Woofen in meinen Reiseplan eingeschoben habe!

    Um 16 Uhr startete meine zweite Schicht. Ich hätte nicht mit gemusst, aber ich wollte nochmal nach Ennomän schauen und hatte Emma gesagt, dass ich mich um ihre Lämmchen kümmere wenn sie am Wochenende bei ihrer Tante ist. Also rührte ich wieder 7 Eimer Milch an, scheuchte mit Craig und Boss eine Herde Kälber auf die richtige Weide, rannte hinter Winter und Poppy her, um sie einzufangen und in das Nachtgehege zu bringen, was garnicht so einfach war und fütterte Ennomän mit der Flasche. Der Arme lag immernoch auf dem Heuhaufen und atmete schwer. Hoffentlich schafft er es bis morgen...
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