Madeira

July 2023
A 12-day adventure by Olga Read more
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  • Day 1

    Madeira-Reise Tag 1 - Anreise

    July 20, 2023 in Portugal ⋅ ☀️ 22 °C

    Das schönste und spannendste am Aufenthalt im Flughafen sind, wie ich schon so oft und auch dieses Mal festgestellt habe, die vielen verschiedenen Menschen. Da sind die „Jungs-“ und auch „Mädelsgruppen“ die gemeinsam zum ersten Mal ohne Eltern in den Urlaub in die Sonne fliegen, um es richtig krachen zu lassen; die Familie mit dem schreiend und stampfend protestierenden Kind, das sein kleines Mini-Köfferchen auch so gern wie die großen Koffer am Schalter aufgeben möchte; der engagierte Mitarbeiter, der eine gewisse Autorität ausstrahlend die in der Schlange anstehenden Leute am Schalter wiederholt darauf hinweist, dass elektronische Geräte, wie z.B. Powerbanks ins Handgepäck gehören und dabei mit seitlich ausgebreiteten Armen richtungsweisend verwirrte Persönchen von A nach B geleitet. So ein faszinierendes Schauspiel! Ich fühle mich bestens unterhalten beim Warten.
    Erstaunlicherweise ist alles deutlich entspannter als ich nach nur 4 Stunden Schlaf und wirklich auf den allerletzten Drücker gepackten Koffer angenommen hätte. Da ist das Glück mir heute doch hold, ich freue mich, kann mir sogar doch noch einen Reiseführer im kleinen Buchladen kaufen und warte nun auf das Bording in 20 Minuten.
    Ich frage mich, ob und wer der mitfliegenden Gäste mir evtl auf Madeira über den Weg laufen wird.
    Zwischendurch vergewissere ich mich gedanklich zum wiederholten Mal, dass ich wirklich meine Unterwäsche (nicht wie auf der unvergesslichen Reise nach Irland) und meine Reisetabletten (nicht wie auf der Reise nach Mailand) eingepackt habe. Diese beiden Dinge werde ich bestimmt nicht nochmal vergessen….ich hoffe, ich habe sonst auch wirklich alles Wichtige dabei (oder kann im Notfall Haarspray vor Ort nachkaufen).
    Der Wartebereich füllt sich und in drei Minuten ist Bording Time. Ich freue mich schon jetzt, dass ich einen Platz mit extra Beinfreiheit (für 30€!) gebucht habe. Dieses Mal sitze ich scheinbar sogar direkt am Notausgang und weiß noch nicht, ob das gut oder schlecht ist. Am Notausgang darf nur jemand sitzen, der Englisch spricht und versteht sowie im Notfall scheinbar auch helfen kann, den Ausgang zu öffnen und körperlich nicht beeinträchtigt sein darf, wie mich eine Flugbegleiterin hinwies. Ich vertraue auch weiterhin auf mein Glück und einen möglichst komplikationsfreien Flug. Ich kann ja sowieso nichts tun, wenn ich einmal im Flugzeug sitze und es abhebt. Also, schön entspannt bleiben. Und nun wird es Zeit für die Einnahme meiner Reisetablette.
    Der Flug vergeht recht schnell, der zusätzlich müde machenden Reisetablette sei Dank.
    Bald geht es bereits in den Landeanflug auf die schöne, bergige Insel mit recht kurzer Landebahn. Dadurch und offenbar wegen recht starken Winds ist die Landung recht holprig, aber Ende gut, alles gut rollt die Maschine schließlich über den Platz und die Passagiere dürfen aussteigen. Aufregung pur! Schon jetzt hat der Ausblick einiges zu bieten.
    Weiterhin läuft alles glatt, mein Koffer lässt an der Gepäckausgabe nicht lange auf sich warten und es geht nahtlos weiter zum Transfer ins Hotel. Die Fahrt dauert nur 20 Minuten und zeigt auf der einen Seite einen wunderschönen Blick auf's Meer und auf der anderen auf die bergige und bereits hier blumige Landschaft Madeiras. Es ist wunderschön.
    Das Hotel ist nicht minder entzückend. Auch von meinem kleinen Balkon habe ich einen wunderbaren Blick auf’s Meer, es ist sauber, gemütlich und das Badezimmer hat sogar ein Bidet! Ich bin hingerissen und warte nun im Restaurant auf die erste kulinarische Spezialität Madeiras: den schwarzen Degenfisch. Es riecht schon jetzt himmlisch und ich erstelle mir mental eine Liste der zahlreichen Grillgerichte, die draußen auf der Terrasse gegrillt werden und die ich die nächsten Tage unbedingt probieren möchte. Vor allem den Fleischspieß, den ich am Tisch schräg gegenüber heimlich anschmachte. Alle Tische haben extra dafür eine stangenartige Vorrichtung in der Mitte, an die ein solcher gegrillter Fleischspieß gehängt wird und dann das Fleisch dann so davon runtergeschnitten wird. Nachtrag: Vor lauter Vorfreude auf die nächsten Mahlzeiten habe ich doch glatt fast vergessen zu schreiben, wie denn der Degenfisch mit Kartoffeln geschmeckt hat. Es war ein Gedicht! Ich habe nie besseren, köstlicher zubereiteten Fisch gegessen.
    Bevor ich duschen und sauber und zufrieden ins Bett hüpfe, gehe ich noch ein wenig spazieren und decke mich für die nächsten zwei Tage mit Wasser und Hafermilch für meinen Kaffee ein. Ein Mandeleis zum Nachtisch rundet diesen schönen ersten Tag perfekt ab. Gute Nacht, ich freue mich schon sehr auf morgen.
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  • Day 2

    2. Tag Madeira

    July 21, 2023 in Portugal ⋅ 🌙 22 °C

    2. Tag auf Madeira
    Einen wunderschönen guten Morgen aus Madeira. Die Nacht war ganz ok…bin einige Male aufgewacht, insgesamt habe ich aber genug geschlafen.
    Der vom Hotel ausgeliehene Föhn war so unnormal laut, dass ich sicher jedes Wesen im Umkreis von 1km geweckt habe. Ich frage nachher mal nach, ob es noch einen anderen gäbe, denn ich hatte schon auch Bedenken darüber, ob der eindeutig nicht mehr ganz gut erhaltene Föhn mir nicht bald am Kopf explodieren könnte.
    Das Frühstücksbuffet war klein aber fein und hatte (bis auf Hafermilch) alles, was ich brauchte. Gleich gehe ich auf ein Infotreffen des Reiseveranstalters und schaue, welche Aktivitäten bzw Wanderungen ich buchen werde.
    Das Treffen war sehr informativ und ich machte Nägel mit Köpfen und buchte zwei große Ausflüge und eine geführte Wanderung in den „Feenwald“ (war doch klar, oder?).
    Der Tag läuft nicht ganz so gut. Meine Knie zittern immernoch und ich könnte weinen. Erster Schock: Sichtung einer Kakerlake im Zimmer. Irgendwie schaffte ich es jedoch sie zur Tür hinaus zu scheuchen. Dies ist ein klares Zeichen für mich nachts die Balkontür geschlossen zu halten.
    Mein Plan war ins Zentrum von Canico hoch zu spazieren und mich dort umzuschauen evtl etwas einzukaufen. Und mit Google Maps sollte das doch kein Problem sein oder? Haha! Für mich war es ein großes Problem. Trotz Google Maps fand ich mich mehrere Male vor einer Mauer stehend wieder und musste umdrehen. Das wäre höchstens frustrierend, aber auch nicht so schlimm. Für mich nachhaltig schrecklich im wahrsten Sinne des Wortes waren die Hunde, die durch Geräusche aufmerksam auf mich wurden und wie aus dem Nichts an die Tore und Gitter sprangen und sich die Lunge aus dem Hals bellten. Glücklicherweise waren sie, wie gesagt hinter Mauern bzw Toren, denn sonst wäre ich wahrscheinlich wirklich vor Angst oder Zerfleischung gestorben. Bei einem ganz besonders großen Exemplar, dessen Oberkörper ich an der Mauer sah, erwartete ich bereits dass dieser die Mauer mit seinen Sprüngen überwinden können wird. Und in Sekundenbruchteilen schaute ich mich um und überlegte, auf welches der parkenden Autos ich wohl in meinem Kleid klettern könnte, um mich irgendwie zu retten. Rennen wäre eh ausgeschlossen. Und so, mit Hand auf meiner Brust, unter der mein Herz komplett ausrastete, trat ich langsam und zitternden Schrittes den Rückzug an. Dies passierte an drei unterschiedlichen Stellen.
    Schließlich gab ich es auf, lief ehrlich verzweifelt und innerlich immernoch zittrig zum Hotel zurück und bat die Rezeptionistin mir ein Taxi zu rufen, das mich hoch ins Zentrum brachte. Nach einem Spaziergang im dortigen Einkaufszentrum wollte ich wieder zurück und dachte, ich könne den Weg, den das Taxi gefahren war, auch wieder zurück laufen. Das tat ich, an der Straße entlang, teils mit steilem Abhang an den Seiten der Straße. Normalerweise habe ich nicht wirklich Höhenangst, aber an einigen Stellen dort, wurde mir wirklich etwas mulmig. Der Schreck mit den Hunden saß mir immernoch in den Knochen, sodass ich hinter jeder Mauer, an der ich vorbei lief, weiteres Gebell erwartete. Aber da der Rückweg über die Straße scheinbar an weniger Residenzen vorbeiführte, blieb es dieses Mal aus.
    Dafür holte ich mir auf dem 1,5 stündigen Marsch (sollte eigentlich deutlich schneller gehen, aber ich lief an einigen Stellen verwirrt und unsicher wegen des Weges hin und her) einen saftigen Sonnenbrand trotz morgens aufgetragener Sonnencreme.
    Danach brauchte ich erstmal eine Pause von diesem Stress und war irgendwie sauer auf mich selbst, dass ich mir diese Strapazen zugemutet hatte. Da half nur eine Runde entspannen und drei der alten Folgen „Sex and the City“ zum Trost.
    Zur Abendessenzeit ist mir etwas schwummerig (wahrscheinlich von der Sonne, denn auch meine vorhin nur leicht gerötete Haut ist hinten und vorne im Bereich des V-Ausschnitts tomatenrot) und ich bestelle nur gegrilltes Gemüse, um meinen geschundenen Organismus nicht auch noch mit anstrengender Verdauung zu belasten. Ganz ehrlich, heute war einfach nicht mein Tag.
    Morgen findet die gebuchte „Westtour“ statt. Es kann nur besser werden.
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  • Day 4

    3. und 4. Tag auf Madeira

    July 23, 2023 in Portugal ⋅ ⛅ 23 °C

    Bevor es besser wird, ist es möglich, dass es manchmal auch erstmal schlimmer wird.
    Ich hatte für meinen dritten Tag auf Madeira die Westtour gebucht. Also bin ich morgens früh ohne Frühstück (weil zu früh) los und kaufte mir als erstes einen großen Sonnenhut. Ich hatte echt ein schlechtes Gewissen mir selbst gegenüber, dass ich es gestern so übertrieben hatte mit der Sonne. Die Dame an der Rezeption sagte auch, dass es „insane“ (verrückt) war, dass ich (und das ohne Hut) an so einem warmen Tag draußen in der Sonne rumgelaufen bin. Von daher…heute mit Hut.
    Ich stieg mit den anderen Teilnehmern in den Bus, der uns zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten auf dem Westteil der Insel fuhr. Es gab so viel Schönes zu sehen!
    Wasserfälle, zahlreiche Wahsinnsaussichten und unendlich viele mögliche Fotomotive. Für mich war es die pure Qual. Mir war so furchtbar schlecht und das trotz eingenommener Reisetablette. Da ich mich leider schon innerhalb der ersten Stunde der Fahrt, die ja den ganzen Tag bis abends dauern sollte, im Bus übergeben musste (glücklicherweise hatte der Busfahrer noch Tüten übrig), nahm ich sogar noch eine zweite Reisetablette ein, weil ich annahm, dass ich die erste Tablette möglicherweise auch ausgebrochen hätte. Aber auch das hat nichts gebracht. Einerseits spürte ich die Wirkung (beider) Tabletten, weil ich mich so richtig benebelt und müde gefühlt habe, wie noch nie zuvor, aber die Übelkeit ging einfach nicht weg. Sogar wenn wir zwischendurch anhielten und einen Aufenthalt draußen hatten, wurde und wurde es nicht besser. Da stimmte etwas nicht…denn das war nicht die normale Reiseübelkeit, die mich schon mein ganzes Leben begleitet. Ich konnte nicht umhin zu vermuten, dass der zu lange, ungeschützte Aufenthalt in der Sonne am vorherigen Tag zu einem sogenannten Sonnenstich bei mir geführt hat. Scheinbar können die dazugehörigen Symptome, zu denen auch Übelkeit und Erbrechen zählt, auch erst Stunden bzw. einen Tag später auftreten (hab ich gegoogelt). Nun hieß es durchhalten. Einige Momente war ich kurz davor um einen Arzt zu bitten, weil ich mich so unvorstellbar elend gefühlt habe, dass ich schon wieder dachte, ich sterbe gleich (aber natürlich gab es den vernünftigen Teil meines Gehirns, der wusste, dass es nicht so sein wird). Ich übergab mich ein weiteres Mal im Bus und dann ging es wieder einigermaßen.
    Ich hatte jedoch Glück im Unglück, da ich mich bei den Erkundungen einer sehr netten kleinen Gruppe von drei liebenswerten Menschen anschließen durfte. Ich wollte in meiner Verfassung nicht alleine rumlaufen und war sehr froh darüber, dass ich das nicht musste. Das gab mir viel Halt und ich hatte wirklich angenehme Gesellschaft.
    Beim Mittagessen aß ich zumindest etwas Gemüsesuppe mit Brot, da ich bisher ja noch gar nichts gegessen hatte und nicht wusste, ob ich sollte oder nicht. Aber es war gut und zum Glück aller musste ich nicht nochmal brechen. (Meine armen Mitreisenden.)
    Abends kam ich völlig erschöpft, schwummerig und noch immer mit etwas Übelkeit wieder im Hotel an und legte mich nach einer Dusche sofort mit nassem Tuch auf dem Kopf ins Bett. Dort bin ich am heutigen 4. Tag auch hauptsächlich geblieben, um mich gründlich zu erholen. Heute ging es mir auch schon deutlich besser. Ich habe gefrühstückt und es mir mit einem ausgeliehenen Buch und diversen Filmen gemütlich gemacht. Jetzt am Abend fühle ich mich wieder gut und habe großen Appetit. Aus diesem Grund gönne ich mir einen Fleischspieß und Ananas zum Nachtisch und weiß, ich habe es überstanden. Deswegen schließe ich diese zwei Tage mit einem lächelnden Kopfschütteln ab und freue mich auf morgen.
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  • Day 6

    5. Tag auf Madeira

    July 25, 2023 in Portugal ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach dem gründlichen Ausruhen vom Sonnenstich wieder gänzlich genesen, trat ich am Dienstag die Osttour an. Einige, aus der vorherigen Tour bekannte Gesichter saßen bereits im Bus. Eins davon zeigte vom Bus aus mit dem Finger auf mich und ich bin sicher ein "He guck mal, das ist die, die gekotzt hat!" von den Lippen ablesen zu können. Wäre das ein Kind gewesen, hätte ich diesem gern erklärt, so wie ich es stets meinen Schülerinnen und Schülern predige, dass es sich nicht gehört auf so eine Art und Weise mit dem Finger auf andere Menschen zu zeigen. Aber da es eine erwachsene Frau war, ist hier wohl eh Hopfen und Malz verloren.

    Der Ausflug zur Ostseite der Insel war ein voller Erfolg. Keine Übelkeit und ich konnte sogar die Busfahrt genießen. Hier auf Madeira habe ich das Gefühl, alle zwei Minuten ein Foto machen zu wollen, um die schönen Ausblicke festzuhalten. Wir besuchten wieder einige besonders beeindruckende Aussichtspunkte, u.a. den dritthöchsten Berg Madeiras „Pico do Arieiro“. Dort kaufte ich mir eine Jacke aus echter Schafswolle, weil es doch frischer war, als gedacht. Ich hatte auch auf dieser Tour die angenehme Gesellschaft der drei lieben Leute, die auch auf der Westtour dabei waren: die „Hasis“ (das Paar, das sich gegenseitig immer liebevoll „Hasi“ nennt) und deren Freundin Marion. Dank dieser Begleitung, kann ich nun die Pflanze Oleander erkennen und weiß, dass diese besonders lecker nach Honig duftet. Dieser gemischt mit dem einzigartig blumigen Duft von Frangipani machen für mich das signifikante Madeira-Aroma aus.

    In Santana sahen wir uns die traditionellen Häuschen an und hatten ein typisch madeirensisches Mittagessen: Degenfisch mit Banane. Da ich paniertem oder mehliertem Fisch noch nie viel abgewinnen konnte, war ich nicht so begeistert wie manch anderer. Eine Kostbrobe war es wert, jedoch schmeckte mir der Degenfisch gegrillt, ohne Teigmantel tausendmal besser.
    In Machico, der ältesten Stadt Madeiras, ist unser letzter Halt, bevor es zurück geht. Dort sehen wir uns die kleine alte Kirche an.

    Abends beim Abendessen im Restaurant bestellte ich eine kleine Hühnersuppe, einen Salat und dazu das typische Knoblauchbrot. Der nette ältere Kellner wollte mich stattdessen von Melone mit Schinken begeistern, was ich jedoch ablehnte, weil ich kein Schinkenfan bin. Am Ende bekam ich die Melone mit Schinken trotzdem anstatt des eigentlich bestellten Salats. Und weil der Kellner so nett und ich so müde war, habe ich es dabei belassen und Melone mit Schinken gegessen. War in Ordnung. Und der Kellner zwinkerte mir zu und sagte: "Ich weiß, was meine Gäste mögen." (;
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  • Day 8

    6. und 7. Tag auf Madeira

    July 27, 2023 in Portugal ⋅ 🌙 21 °C

    Gestern bin ich gemütlich zur Statue Christo Rei in Canico spaziert.
    In meinem langsamen Tempo brauchte ich etwa 45 Minuten. Ich hatte zugegebenermaßen ein bisschen Angst, aber ich hatte keine unangenehmen Begegnungen und der zum ersten Mal beschrittene, noch unbekannte Weg war bergig und bot traumhafte Aussichten. Obwohl der Weg oder besser gesagt „Trampelpfad“ zwischendurch in Felder und Gebüsche führte, arbeitete ich mich in der Hitze voran, bestens präpariert mit Sonnencreme, Insektenschutz und Hut.
    Irgendwann kam mir eine Frau entgegen, die mich als wegsuchende Touristin direkt richtig einschätzte und mir lächelnd zunickte und sagte, „you're on the right way. Just turn to the left there.“ („Du bist auf dem richtigen Weg. Bieg dort einfach links ab“ und sie zeigte zur Straße vor mir). Vermutlich hatte sie auf ihrem Weg zur Statue auch ihre leichten Zweifel als sie über Stock und Stein hüpfend gefühlt querfeldein ging.
    Die riesige Jesus – Statue ist schon sehr imposant, wie sie auf’s Meer hinaus gerichtet an der Klippe steht. Der Wind sauste mir um die Ohren, die Sicht war wieder atemberaubend schön und ich hatte den richtigen Weg gefunden. Der Schweiß lief mir den Rücken hinab, aber es hat sich sehr gelohnt und ich konnte den Moment in vollen Zügen genießen. Nachdem ich an der Klippe hinauf und hinab spaziert bin und alles bestaunt habe, was ich sehen wollte, begab ich mich ins kleine Lokal nebenan und gönnte mir eine gekühlte Dose Mango-Ananas-Eistee. Ich weiß nicht, was mir zuletzt so gut geschmeckt hat wie dieser köstliche Eistee. Da ich ja machen konnte, was ich wollte, beschloss ich, es mir dort an der Wahnsinnsaussicht unter einem Sonnenschirm mit Getränkeversorgung gemütlich zu machen und ein wenig in meinem ausgeliehenen Buch zu lesen. („Die Ärztin“ von Sabine Fisch). Das ist das zweite Buch, das ich mir vom Hotel ausgeliehen habe. Während meiner 2 Genesungsstage habe ich den Roman „Für immer und ewig“ von Doris Dörrie gelesen und war ziemlich ernüchtert. Der Titel war nämlich nicht das von mir erhoffte Programm, aber dennoch interessant.
    Nach einiger Zeit (ich weiß nicht mal wie viel, denn wen interessiert im Urlaub schon die Uhrzeit?) machte ich mich auf den Rückweg mit dem Ziel in im Reiseführer erwähnten Klenk’s Café meine Hauptmahlzeit einzunehmen. Das Café war fast leer, weil es am Nachmittag gegen 16 Uhr vermutlich auch nicht die typische Essenszeit ist, aber das war mir nur recht. So hatte ich die Terasse draußen quasi komplett für mich und fand es richtig schön. Da auf Madeira die Aussicht in fast jede Richtung spektakulär ist, konnte ich auch dort meinen Blick in die Weite auf’s Meer schweifen lassen. Während ich auf mein Spargel-Risotto mit gegrilltem Lachs wartete, sah ich einem Vogel zu, wie er sich vom Wind tragen ließ. Für mich sah es nach Spaß aus. Scheinbar hatte der Vogel gar kein Ziel, sondern ließ sich einfach, weil er es konnte und wollte, von einer Windböe auf die nächste fallen. Das war unglaublich mitanzusehen und weil ich „Madame Sentimental“ bin, fühlte ich mich aus irgendwelchen Gründen mit diesem Vogel verbunden und alles war für mich am richtigen Ort zur richtigen Zeit.
    Das Essen schmeckte vorzüglich. Bei einem Espresso las ich nochmal weiter in meinem Buch bis mir der Wind doch zu frisch wurde und es Zeit war ins Hotel zu gehen.
    Am nächsten Tag war eine geführte zweistündige Wanderung an einer der Levadas geplant.
    Eine Levada ist eine Art Wasserkanal, der vor vielen 100 Jahren in lebensgefährlicher Arbeit von Hand in den Fels geschlagen wurde, um die trockeneren Gegenden der Insel mit Wasser aus den wasserreichen Gegenden zu versorgen. Die Levadas überziehen Madeira quasi wie ein Netz aus Adern, die das lebensspendende Nass überall dort hinführen, wo es benötigt wird. An diesen entlangzuwandern ist herrlich und gehört zu einem Urlaub auf Madeira unbedingt dazu.
    Ich wurde nach dem Frühstück abgeholt und dann ging die Fahrt zum Startpunkt los. Ich war Teil einer Gruppe von etwa 12 Leuten, darunter auch einem 10-jährigen Kind, denn die Schwierigkeitsstufe dieser kurzen Wanderung war die niedrigste. Dennoch war sie nicht weniger herrlich. Wir liefen durch das Grün und den Pflanzenreichtum Madeiras und sammelten weitere unvergessliche Eindrücke. Unser ortskundiger Wanderführer versüßte uns den Weg zusätzlich noch mit vielen Informationen über die Geschichte der Levadas, über verschiedene Pflanzen und Früchte, an denen wir vorbeikamen und passte sehr gut auf uns auf. Wir hatten alle den Eindruck, dass dieser Mann seinen Beruf herzlich gerne ausübt.
    Diese kurze Wanderung verflog wie im Flug und ich machte mir keine Sorgen darüber, dass die für den nächsten Tag geplante 4-stündige Wanderung zu viel für mich werden könnte.
    Ein Espresso und ein Stück leckerer Bananenkuchen zum Schluss rundeten die gelungene Wanderung ab.
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  • Day 9

    8. Tag auf Madeira

    July 28, 2023 in Portugal ⋅ ☀️ 21 °C

    8. Tag auf Madeira
    Bevor ich mich nach dem Frühstück zum Treffpunkt für die 4-stündige Wanderung heute begab, unterhielt ich mich noch mit der freundlichen Rezeptionistin. Diese fragt mich nämlich täglich, was ich mache und wohin ich gehe. Es macht mir nichts aus, ihr von meinen Plänen zu erzählen. Hinter den Fragen steckt nämlich keine unangemessene Neugier, sondern Fürsorge. Sie erklärte, dass am vergangenen Abend ein Tourist, der auf eigene Faust auf Madeira wandern war, gestorben sei. Scheinbar ist er irgendwie irgendwo gestürzt, hat sich verletzt und ist seinen Verletzungen erlegen. Diese Nachricht schockierte mich sehr, höre ich jedoch nicht zum ersten Mal. Grad die bergige Landschaft, die freie Natur auf Madeira ist trügerisch und teilweise gefährlicher als sie scheint. Ein anderes Paar ist in Not geraten, als sie den Weg verließen und die Orientierung verloren. Glücklicherweise konnte die Frau mit ihrem Mobiltelefon Hilfe holen und die beiden wurden mit Hilfe eines Helikopters gesucht und rechtzeitig gefunden.
    Gestern hörten und sahen wir den Helikopter während unserer Wanderung. Der Wanderführer sagte auch, dass der Helikopter nur aus zwei Gründen im Einsatz ist: Entweder er fungiert als Löschwerkzeug bei einem Brand oder er ist auf der Suche nach verlorenen und/oder verletzten Touristen. Dieses Wissen hinterlässt zurecht ein mulmiges Gefühl.
    Die Wanderung heute ging nach Fanal, zum sogenannten „Feenwald“. Wir waren ein angenehm gemischtes Trüppchen aus zwei polnischen Ehepaaren und drei alleinreisenden Frauen. Zwei Paare, die eigentlich auch teilnehmen wollten, entschieden sich im letzten Moment dagegen. Dem Mann des einen Paares war bereits nach der Busfahrt furchtbar schlecht und es besserte sich leider während des Stopps nicht. Wie sehr er mir leid tat! Konnte ich doch aus jüngster Erfahrung nachfühlen, wie elend einem dann zumute sein kann. Immerhin hatte er seine Begleiterin und war nicht allein. Die beiden traten mit einem Taxi die Rückkehr zum Hotel an. Ein anderes Paar wurde leider vergrault. Unser Wanderguide war ein Raubein und riet den beiden, die er aus einer vorherigen Wanderung kannte, von der Teilnahme ab, weil er die Wanderung für zu schwierig für die beiden hielt. Ich überlegte auch, ob es auch für mich zu schwierig werden könnte. Schließlich bin ich auch keine routinierte und trainierte Wanderin. Aber ich wollte es wagen, denn die Wanderung war auf der Stufe „moderat“ kategorisiert und das sollte für mich wirklich machbar sein, vor allem nachdem die „leichte“ Wanderung am Vortag mich kaum gefordert hatte. Das Ehepaar entschied sich, mit dem Bus zum Feenwald zu fahren und dort spazieren zu gehen und wir machten uns auf den Weg.
    Es war die schönste Wanderung, die ich bisher unternommen hatte! Es ging bergauf und wieder bergab, über Stock und Stein und es war herrlich. Auch war es nicht unanstrengend, aber definitiv nicht zu schwierig.
    Begleitet wurden wir phasenweise mit musikalischer Untermalung seitens unseres gewitzten Wanderführers. Anfangs begann es mit gepfiffenen Melodien von „Spiel mir das Lied vom Tod“ und der Titelmelodie von „Indiana Jones“ im Anschluss. Ich war freudig aufgeregt und fühlte mich sowieso sehr abenteuerlich, von daher passte das ganz gut. Irgendwann ging er dazu über, Musik von seinem Handy abzuspielen. Wir liefen also zu Bryan Adams, Aha, Kiss, Abba und last but not least sogar Modern Talking durch die wunderschöne Natur. Das war lustig.
    Nicht immer lustig fand ich den Humor des Wanderguides, obwohl ich es echt versucht habe, wie alle anderen auch. Schließlich waren wir froh gestimmte, motivierte Touristen im Urlaub, die eine schöne Zeit haben wollten. Aber nach der 10. scherzhaften Nachfrage, ob das denn Wodka sei, wenn jemand aus seiner Wasserflasche trank, gab ich es auf und nahm es nachsichtig lächelnd hin (wie die anderen auch). Auch seine unermüdlichen und jedoch immer wieder ins Leere laufenden Versuche uns mit einem plötzlichen „Buuuh!“ zu erschrecken, konnten uns nicht die Laune verderben. Wie nett und freundlich wir waren und blieben, finde ich im Nachhinein schon bemerkenswert. Eine Situation finde ich nun im Rückblick jedoch definitiv unangebracht und überhaupt nicht lustig. Da alles an Versuchen, uns aus der Fassung zu bringen nichts half, schubste er mich! Ist das zu fassen?! Da erschrak ich mich natürlich sehr und er hatte sein Ziel erreicht. Er hielt mich zeitgleich auch am Arm fest, sodass ich nicht fiel, und ich stand auch nicht am Abgrund, aber dennoch. Das finde in diesem Moment rückblickend absolut daneben und selten bescheuert. In dem Moment selbst war ich auch empört, aber nicht genug bzw. überfordert, weil der Schreck zu groß war und vielleicht auch, weil unser Leben teilweise von diesem Typen abhängig war auf der Wanderung. Ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Was tut man in so einer Situation? Rein vom Impuls hätte ich ihn am liebsten geschlagen oder getreten. Nachher hätte ich ihn aber so auch versehentlich den Abhang runterschubsen können, das wäre auch nicht gut gewesen. Aber ich bin sicher, dass der irgendwann schon seine Lektion erhalten wird, wenn auch nicht durch mich. Denn ich erziehe Kinder…nicht Erwachsene.
    Abgesehen davon hat mir die Wanderung wirklich sehr gut gefallen, ganz besonders durch die ungemein angenehme Bekanntschaft mit und Gesellschaft von Bigi aus Berlin, die auch ihre Me-Time auf Madeira zelebrierte. Liebe Grüße schicke ich an dieser Stelle an dich, Bigi, und kann immer noch nicht fassen, dass du mir einfach diesen wunderschönen Beutel überlassen hast. Ich erfreue mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe und nutze. Den halte ich in Ehren. 🙏
    Der Feenwald, unser Ziel, trägt seinen Namen zurecht. Die Bäume sahen wirklich zauberhaft und magisch aus und wenn man sich diese Kulisse noch mit Nebel vorstellt, den es an diesem Tag jedoch nicht gab, dann wäre dies sicherlich der Ort, an dem sich Feen und Kobolde gute Nacht sagen würden.
    Die Wanderung war geschafft und ich kam auch durchaus geschafft, hungrig und sehr dreckig wieder im Hotel an. Nach einer ausgiebigen Dusche traf ich mich noch zum gemeinsamen Abendessen mit Bigi in einem Restaurant am Meer. Bei einem Sangria, Lachs und Fischsuppe in toller Atmosphäre verabschiedete sich der ereignisreiche Tag in einen schönen und ruhigen Abend.
    Im Vorbeigehen auf dem Weg zurück in die Hotels sahen wir noch zwei Menschen auf einer Bank am Meer sitzen. Waren sie ein Paar? Waren sie Familie? Vielleicht Freunde? Oder nur Bekannte. Glücklich oder unglücklich?Ich weiß es nicht, aber das Motiv fand ich soooo romantisch und schön, so wie es war, dass ich es festhalten wollte.
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