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  • Day 258

    Parrtjima

    April 13, 2022 in Australia ⋅ ☀️ 33 °C

    🇩🇪
    Oh Mann, da haben wir wieder mal so ein Glück. Auf dem Weg nach Alice Springs haben wir schon von Bartek erfahren und im Internet gelesen, dass genau am Tag unserer Ankunft ein Licht-Festival startet: Parrtjima! Witziger Weise wohnt unser Gastgeber, Cameron , auch noch fußläufig davon entfernt. Also sind wir auch direkt am Eröffnungsabend, nach unserer 21h Busfahrt, mit unseren neuen Mitbewohnern, dort hingestiefelt. Parrtjima ist das einzige authentische Lichterfest der Aborigines seiner Art und zeigt die älteste kontinuierliche Kultur der Erde durch die neueste Technologie – und das alles auf der 300 Millionen Jahre alten natürlichen Leinwand der MacDonnell Berge in Alice Springs. Jedes Jahr feiert diese kostenlose Veranstaltung die Art und Weise, wie sich Künstler entwickeln und mit verschiedenen Stilen und Materialien experimentieren, während sie dem Land und der Kultur treu bleiben. Es ist total spannend zu sehen, wie die Wüste mit neuen Kunstwerken, Lichtshows und einem Programm aus Performances, interaktiven Workshops, Musik, Filmen und Gesprächen zum Leben erwacht und das alles mit der uralten traditionellen Kunst der Aborigines. Das ist sehr faszinierend. Vor allem ist es ein Ort und die Möglichkeit, wo Weiße und Ureinwohner Hand in Hand zusammenarbeiten und einen weiteren Schritt in Richtung „Gemeinsame Zukunft“ leisten. Super Sache.

    ACHTUNG GESCHICHTE, NUR FÜR INTERESSIERTE:
    Zu den Aborigines: „Aborigines“ ist eine verbreitete Sammelbezeichnung für die indigenen Völker Australiens. Ihre Vorfahren besiedelten vor etwa 50.000 Jahren den Kontinent. Sie sind kein einheitliches Volk, sondern bestehen aus vielen Völkern, Stämmen oder Clans mit oft höchst unterschiedlichen Gebräuchen und Sprachen. Vor der Ankunft der Briten gab es mehrere hundert verschiedene Stämme der Aborigines, die vorwiegend als Jäger und Sammler lebten. Mit der Ankunft der Europäer ab 1788 sank ihre Zahl der Ureinwohnern innerhalb von ca. 130 Jahren um ein vielfaches von geschätzten mehreren hundert tausend Einwohnern auf ca. 60.000. Hauptsächlich wegen eingeschleppter Krankheiten, aber auch durch gewaltsame Konflikte mit den Siedlern um Landrechte. Sehr grausam. Etwa drei Viertel der heute rund 464.000 Aborigines leben in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise (mehr oder weniger) angepasst, da die Behörden in Australien jahrzehntelang eine, oft gewaltsame, Assimilationspolitik betrieben. Am ehesten sind die Traditionen der Aborigines im Northern Territory erhalten geblieben, wie in Alice Springs oder Darwin, wo die Europäer erst spät siedelten. In den 70-ger Jahren wurde zum Beispiel gewaltsam eine ganze Generation Kinder den Aborigines weggenommen um sie zwangs umzuerziehen und ihre Gene mit den weißen so zu durchmischen, damit von ihnen möglichst nichts mehr übrig bleibt. Das ist äußerst dramatisch und überaus grausam. Diese Generation kämpft immer noch mit den Folgen. Dieser Krieg zwischen den Ureinwohnern und den Einsiedlern war lang, blutig und endete vor gar nicht all zu langer Zeit. Es ist jedoch schwer diese Narben von jetzt auf gleich zu heilen. Die Wunden sind tief und doch gibt man sich heutzutage viel Mühe Wiedergutmachung zu leisten. Leider aus unserer Sicht in solch einem überkompensierendem Maße, dass es fast übers Ziel hinausschießt. Viele Aborigines bekommen Geld vom Staat, einfach so, weil es ihr Land ist, sowas wie bedingungsloses Einkommen, was wirklich schön ist, wenn man was draus macht. Leider haben wir auch viele Aborigines erlebt, die etwas verloren scheinen zwischen der modernen Welt, den alten Wunden und dem Leben, von denen die Alten erzählen. Sie leben auf der Straße, saufen, pöbeln, klauen und bedrohen und wissen nichts mit sich anzufangen. Wir fanden das ehrlich gesagt sehr unangenehm. Es ist natürlich sehr schade und traurig, dass die gebotenen Möglichkeiten wie Schule und Bildung nicht wahrgenommen werden, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Es ist ein kompliziertes und schwieriges Thema, wie wir finden, wenn man zwischen zwei Welten lebt und sich nicht entscheiden kann, in welcher man leben möchte, bei all den Dingen, die die moderne Welt bietet. Und so hat jedes Land sein eigenes Problem, seinen eigenen Krieg, der erst noch überwunden werden muss. Dennoch hat uns das „Nord Territorium“ sehr fasziniert und bleibt in unseren Herzen, mit magischen Erlebnissen.
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