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  • Dag 100–104

    Hanoi

    31. oktober 2023, Vietnam ⋅ ☀️ 30 °C

    Zu Halloween gab es auch bei uns einen Szenenwechsel. Von Südkorea haben wir uns am Morgen früh nach ca. 4 Stunden Schlaf um 6 Uhr 20 verabschiedet. Unsere nächste Destination erlaubt uns trotz der Jahreszeit wieder mit Badehosen, Unterhemd und FlipFlops durch die Strassen zu schlendern und in diesem Outfit waren wir auch 4 Tage auf Erkundungstour in Hanoi. Mit dem veränderten Outfit und den wärmeren Temperaturen scheinen sich einige weitere Aspekte zu verändern, als wären diese unabdingbar miteinander gekoppelt. So stellten wir fest, dass sich der Lärmpegel in den Strassen gefühlt verzehnfache und jedes Fahrzeug die mangelnde Bremsbereitschaft mit mehr Dezibel bei den Hupen zu kompensieren versuchte. Ebenfalls schienen die Verkehrsregeln, wobei wir nicht sicher waren ob diese wirklich existierten, eher als Empfehlung zu gelten anstelle von Geboten und Verboten. So war es beispielsweise üblich dass sich ab und zu ein Geisterfahrer im Kollisionskurs durch die Fahrzeuge schlängelte und sich beharrlich gegen den Strom stellt wie ein Lachs der zum Laichen und Sterben gegen den Fluss ankämpft. Ja die Fahrtrichtung scheint auch in Vietnam eher eine Glaubensfrage als eine Frage von Recht und Ordnung zu sein. Neben Geisterfahrern gibt es auch unangekündigte Baustellen mitten in der Strasse, Motorräder die sich dicht an dicht zwischen Lastwagenkarawanen durchquetschen, halsbrecherische Überholmanöver auf Passstrassen sowie Speditionsunternehmen die vom Schreibtisch übers Bett bis hin zum Gartenhäuschen alles auf Zweirädern transportieren. Statistisch belegt werden diese Beobachtungen leider auch von der WHO, wobei durchschnittlich 24.5 Personen auf 100'000 Einwohner pro Jahr im Verkehr ums Leben kommen. Bei einer angenommenen Lebensdauer von 80 Jahren, besteht also im Durchschnitt eine Wahrscheinlichkeit von fast 2%, vorzeitig an einem Verkehrsunfall zu sterben. Somit ist Vietnam das zweitgefährlichste Land für Verkehrsteilnehmer in Südostasien (am gefährlichsten scheint es in Thailand zu sein, wobei dies unsere nächste und letzte Destination sein würde).

    Natürlich gibt es auch erfreulichere Aspekte die mit der Wärme gekoppelt zu sein scheinen. So ist das Angebot an Banana Milkshakes und Früchte Smoothies exponentiell gestiegen im Vergleich zu Südkorea, während die Preise für dieselben sowie Nahrungsmittel generell sich fast halbierten. Ebenfalls hatten wir das Gefühl, dass die Leute wieder etwas mehr lächelten. Sie waren nicht unbedingt freundlicher als in Südkorea, aber man erntete doch öfter ein Lächeln an der Ladenkasse. Vielleicht amüsierten sich die Kassierer auch einfach ab unseren zeitraubenden Versuchen mit der Vietnamesischen Währung (Vietnamesischer Dong) zurechtzukommen. Zu unserer Verteidigung möchte ich anmerken, dass bereits beim Gegenwert von einem Franken mehr Nullen auf den vietnamesischen Banknoten zu finden sind, als Vorkomastellen auf der monatlichen Lohnabrechnung eines durchschnittlichen Arbeitnehmers in der Schweiz.

    Die ersten Tage in Vietnam verbrachten wir in Hanoi, wobei sich unser Homestay im 3. Stock von einem Sandwichladen versteckte. Wir benötigten also bereits eine halbe Stunde um unser Zimmer zu finden und so erging es uns oft auch mit den Restaurants die wir besuchen wollten. Die Stadt ist jedoch enorm charmant und hat uns überaus gut gefallen. Mit vielen kleinen Lampions verzierte Strassen, schöne alte Gebäude mit kleinen Erkern und Balkonen, Bistros und Strassenkaffees (der Kaffee war meist ausgezeichnet) und enorm vielen Grünflächen mag Hanoi zu überzeugen. Wir bewegten uns meist zu Fuss durch die Stadt was nicht immer einfach war bei dem Verkehr, vor allem weil der Gehsteig meist als Parkplatz oder als Gartenterrasse für die anliegenden Restaurants missbraucht wurde. Besonders empfehlen können wir das Dream Beans Café, den Hoan Kiem Lake, den Literaturtempel oder Gässchen der Altstadt sowie in der Umgebung des Chua Tran Quoc. Ein Besuch im Militärmuseeum würde ich persönlich nicht weiterempfehlen, wenn man eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg erwartet und sich die Begeisterung für Kommunismus und Parteihelden in Grenzen hält. Ebenfalls ist der Ho Tay (West Lake) nur ein Besuch wert wenn man Fische beim Rückenschwimmen beobachten möchte.
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