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  • Day 91

    Das Siebengebirge

    July 14, 2022 in Germany ⋅ ⛅ 19 °C

    Der erste Weg des Tages führte mich vom Potsdamer Platz zurück zur Sombornquelle um nochmal meine Wasservorräte aufzufüllen, ehe ich mich in Richtung Rhein Weser Turm aufmachte. Auf dem Weg dorthin hielt plötzlich ein Radfahrer neben mir, der sich mit mir unterhalten wollte. Der gute Mann war mit dem E-Bike unterwegs und fuhr ein Stück des Rotharsteigs auf seiner Heimatrunde. Ich erzählte vom NST, er erzählte von Bergtouren in den Alpen. Heute ginge es aber nur noch mit dem Fahrrad, sagte er, Arthrose im großen Zeh. Aber alle zwei Tage müsse er los; Wer rastet der rostet, verabschiedete er sich. Ach ja, der Mann war 82. Da kann ich nur hoffen, dass ich in dem Alter auch noch so fit bin!

    Am Rhein Weser Turm gönnte ich mir dann einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Und den Rhabarberkuchen kann ich wirklich nur wärmstens empfehlen (@ Hungry Bear!). Auch stieg ich auf den Turm selbst. Der Ausblick ist an sich auch nicht schlecht, aber dass der Turm oben nicht offen ist, dass ich ich quasi in einem Zimmer stand, dass nimmt dem Moment schon irgendwas weg. Der Turm markiert übrigens die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Im Grunde bedeutet das, dass das Wasser was die nördliche Seite des Berges runterfließt im Einzugsgebiet der Weser liegt und irgendwann in der Weser landet und das Wasser der südlichen Bergflanke eben irgendwann in Rhein landet.

    Dann kam ein Abschnitt des Rotharsteigs, der wohl nicht längerfristig in meiner Erinnerung bleiben wird. Viele Schotterwege, mal gesunder mal nicht gesunder Nadelwald und ganz viel abgeholzte Fläche.

    Umso mehr in Erinnerung wird aber der Gillerbergturm bleiben. Bei perfektem Wetter erblickte ich mein Zuhause. Das Siebengebirge. Ein unbeschreibliches Gefühl. Nun bin ich fast vom nördlichsten Punkt Deutschlands bis zu mir nach Hause nach Bonn gelaufen. Seitdem habe ich übrigens einen totalen Ohrwurm von Tommi von AnnenMayKantereit. Und ich finde, dieses Lied beschreibt meine Sehnsucht nach Zuhause, nach dem Rhein wirklich sehr gut.

    Dann ging es immer entlang der Eder, wo es plötzlich ein geologisches Highlight gab. Eine aufgeschlossene (also zugängliche) Faltenumbiegung, präsentierte einen Einblick ins Innere des Rheinischen Schiefergebirges. Das Rheinische Schiefergebirge ist quasi der übrig gebliebene Gebirgsrumpf des Variszischen Gebirges, eines Gebirges, das vor vielen Jahrmillionen entstand und höher war als das heutige Himalaya. Ein solches Gebirge entsteht durch Kollision zweier Kontinentalplatten. Und dabei werden die Gesteinspackete gefaltet. Fast wie ein Blatt Papier, das zusammengeschoben wird und sich in der Mitte aufwölbt.

    An der Ederquelle vorbei eilte ich in Richtung Siegquelle. Dabei ging es wieder durch gerodete Flächen. Ein wirklich schlimmer Anblick. An der Siegquelle angekommen konnte ich nochmal meine Wasservorräte auffüllen und einen kurzen Moment in mich gehen. Es ist nämlich so, dass wir an heißen Tagen im Bonn stets in die Siegauen, nahe der Mündung fahren um uns abzukühlen und zu entspannen. Und jetzt stand ich am anderen Ende dieses Flusses. Ich bin wahrlich weit gekommen, würde ich sagen. Kurz hinter der Siegquelle befindet sich eine Hütte, die ich zu meinem Nachtlager erkor. Und jetzt um 9:00 liege ich immer noch in der Hütte in meinem Quilt, weil es nicht aufhören will zu regnen! Die App verspricht allerdings, dass es um 10:00 soweit seien soll. Mal gucken...
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